Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
das einstige Markenzeichen "Made in Germany“ für Qualitätsprodukte hat offenbar endgültig ausgedient. Mit billig und nochmals billig reagieren erfolgsverwöhnte Touristikunternehmen auf die von Terror, Krieg und Wirtschaftsflaute verunsicherten Touristen. In einem noch nicht da gewesenen Preiskrieg übertreffen sich die Anbieter gegenseitig. "Geiz ist geil!“ ist dabei, sich als neues Marketingkonzept auch im Tourismus durchzusetzen. Die Vorstellung, kostenlos zu reisen und zusätzlich noch Geld geschenkt zu bekommen, war bisher unvorstellbar. Wenn - wie zur Zeit im Internet - Gratisflüge verramscht und dazu noch jeweils Reisegutscheine über 25 Euro verschenkt werden, bleibt jede Wertschätzung des Reisens endgültig auf der Strecke. Was denn billiger als ein Flugticket sei, wird in Insiderkreisen gefragt. "Eine ganze Fluggesellschaft“ lautet die Antwort in Anspielung auf die im Preiskampf gescheiterte und für einen Euro verkaufte Deutsche Britisch Airways.
Vor diesem Hintergrund haben sich zwei internationale Tourismuskonferenzen in Thailand und Brasilien mit Perspektiven für eine sozialverantwortliche Tourismusentwicklung auseinander-gesetzt. Zur Konsultation "Tourism, Traditions and Terrorism" hatte die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT), Hongkong, zusammen mit der Christian Conference of Asia nach Bangkok eingeladen. Das erste "International Seminar on Sustainable Tourism" in Brasilien fand auf Initiative des brasilianischen TO DO! -Preisträgers aus dem Jahr 1999 aus Prainha do Canto Verde in Fortaleza statt. Die eindrucksvollen und weitreichenden Erklärungen beider Konferenzen dokumentieren wir im Anhang.
Für ein differenzierendes Weltverständnis wirbt Klaus Betz, wenn er mit dem Studienkreis für Tourismus und Entwicklung über "Reisen in schwierigen Zeiten" reflektiert. Dabei deutet er einen notwendigen Blickwechsel an, in dem "Qualität" und "Sicherheit" im Tourismus nicht einseitig in Bezug auf die Reisenden gesehen, sondern gleichermaßen die gesellschaftliche Situation und Lebensbedingungen der Menschen in den Zielgebieten eingeschlossen werden.
Erfreulich an dieser Stelle, dass sich die im "Forum anders Reisen" zusammengeschlossenen kleinen und mittleren Reiseveranstalter in einem längeren Prozess auf eine Ausweitung und Differenzierung ihrer Qualitätskriterien, insbesondere hinsichtlich der sozialen Dimension nachhaltiger Tourismusentwicklung, verständigt haben. Darauf werden wir dann in einer unserer nächsten Ausgaben näher eingehen.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz Fuchs Ludmilla Tüting