Literatur
Zwischen Markterfolg und Postkolonialismus: Produktbeschreibungen im Voluntourismus
Louisa Wewetzer (2024) | In den letzten zwei Jahrzehnten ist der Voluntourismus in unserer Gesellschaft zu einem besonders populären Phänomen geworden. Immer mehr junge Leute reisen in Länder desmehr
Louisa Wewetzer (2024) | In den letzten zwei Jahrzehnten ist der Voluntourismus in unserer Gesellschaft zu einem besonders populären Phänomen geworden. Immer mehr junge Leute reisen in Länder des Globalen Südens und kombinieren ihren Urlaub mit Freiwilligenarbeit vor Ort. Gleichzeitig ist auch die Anzahl von Reiseveranstalter*innen und Anbieter*innen, die diese Form des Tourismus anbieten, zunehmend gestiegen. Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die Produktbeschreibungen im Voluntourismus und untersucht diese sowohl aus einer touristischen als auch aus einer postkolonialen Perspektive. Hierzu wurde mithilfe der computergestützten Datenauswertungssoftware MAXQDA eine qualitative Inhaltsanalyse der Produktdarstellungen von 20 verschiedenen Anbieter*innen durchgeführt. In der Gegenüberstellung und Verknüpfung der beiden Perspektiven konnten folgende Erkenntnisse geliefert werden: Die Anbieter*innen nutzen die Produktbeschreibungen strategisch, um mithilfe eines konsequenten Zielgruppenmarketings ihren Markterfolg zu steigern. Dabei reproduzieren die Produktbeschreibungen postkoloniale Stereotypen sowie eurozentrische Denkweisen und verfolgen zudem den White-Savior-Ansatz. Die Arbeit zeigt somit, dass Diskurse aus der Kolonialzeit auch heutzutage noch darüber bestimmen, wie Destinationen und Menschen im Globalen Süden vermarktet werden und bildet eine Grundlage für die Debatte, inwiefern Tourismusmarketing verantwortungsbewusst handeln kann, ohne koloniale Klischees zu reproduzieren.
Kinderschutzrisiken im Voluntourismus minimieren
Das Policypaper (März 2024) beschreibt den deutschen Voluntousrismus-Markt und gibt Empfehlungen fr mehr Kinderschutzmaßnahmen aufseiten der Politik.
Mit ein paar Klicks in den Urlaub
Wie Online-Buchungsplattformen und Bewertungsportale touristische Kleinunternehmen im Globalen Süden unter Druck setzen
Brot für die Welt | Berlin, 2020
Digitale Buchungsplattformen verändern diemehr
Wie Online-Buchungsplattformen und Bewertungsportale touristische Kleinunternehmen im Globalen Süden unter Druck setzen
Brot für die Welt | Berlin, 2020
Digitale Buchungsplattformen verändern die Tourismuswirtschaft und die Art des Reisens rasant ‒ mit gravierenden Auswirkungen gerade für Klein- und Kleinstanbieter im Globalen Süden. Die deutschsprachige Kurzfassung unserer englischen Studie zum digitalen Buchungsmarkt in Indien fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, formuliert Anforderungen an digitale Buchungsplattformen und gibt Empfehlungen an Regierungenn und Reisende.
Techno-disruptions and travel
Examining the impact of platformisation in the Indian tourism sector
Herausgeber: Brot für die Welt, Tourism Watch und IT for Change | Berlin | 2020
Digitale Reise- und Buchungsplattformen verändernmehr
Examining the impact of platformisation in the Indian tourism sector
Herausgeber: Brot für die Welt, Tourism Watch und IT for Change | Berlin | 2020
Digitale Reise- und Buchungsplattformen verändern die Tourismuswirtschaft und die Art des Reisens rasant ‒ mit gravierenden Auswirkungen. Die digitale Transformation schreitet im Tourismus schneller und tiefgreifender voran als in vielen anderen Wirtschaftsbereichen. Besonders sichtbar wird das in Indien, einem der am stärksten digitalisierten Reisemärkte der Welt. Um Hotels, Zug- oder Flugtickets und Ausflüge zu buchen, nutzen mehr als 70 Prozent der Inder*innen digitale Plattformen. Auch in Deutschland werden Reiseangebote zunehmend mit einem Klick online gekauft. Buchten 2010 nur ein Viertel der Deutschen online, sind es mittlerweile über 40 Prozent ‒ Tendenz steigend.
Im Auftrag von Tourism Watch hat IT for Change untersucht, wie Online-Plattformen den indischen Reisemarkt durchdringen. Die englischsprachige Studie nimmt vor allem die Folgen digitaler Geschäftsmodelle auf Kleinst- und Kleinunternehmen sowie mittelständische Betriebe (KKMU) im formellen und informellen Bereich in den Blick. Die Ergebnisse zeigen leider, dass Buchungsplattformen nicht für mehr Chancengleichheit sorgen, sondern für das Gegenteil. Die Portale bestimmen die Zugangsregeln zum Markt. Sie können mit undurchsichtigen Algorithmen Preismodelle und Rabattsysteme durchsetzen, bei denen kleine, oft familiengeführte Unternehmen nicht mithalten können.
Bildungsmaterial für Nachhaltigkeit im Tourismus
Verantwortungsvoll Reisen: Tourismus zukunftsfähig gestalten
Brot für die Welt - Tourism Watch | Berlin | 2020
Drei Viertel aller Deutschen fahren regelmäßig in den Urlaub. 3,5 Millionen Reisendemehr
Verantwortungsvoll Reisen: Tourismus zukunftsfähig gestalten
Brot für die Welt - Tourism Watch | Berlin | 2020
Drei Viertel aller Deutschen fahren regelmäßig in den Urlaub. 3,5 Millionen Reisende besuchen ‒ mit steigender Tendenz ‒ weiter entfernte Entwicklungs- und Schwellenländer in Asien, Lateinamerika und Afrika. Reisen gehört heute für Jung und Alt zum Lifestyle. Doch immer mehr Menschen interessieren sich auch für die ökologischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Folgen ihres Unterwegsseins und fragen sich, was sie selbst tun können, damit ihre Reise für sie und für ihre Gastgeber zu einem positiven Erlebnis wird.
Mit diesem Bildungsmaterial wollen wir Lehrer*innen sowie Trainer*innen, Multiplikator*innen und Referent*innen des Globalen Lernens und der entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit inhaltliche Anregungen geben, sich in ihren Kursen und Angeboten kritisch mit den Folgen des Reisens auseinanderzusetzen. Die Materialien enthalten Hintergrundinformationen, Texte sowie Links und geben Ideen zur didaktischen Gestaltung von schulischen und außerschulischen Gruppenangeboten.
Zielgruppen des Bildungsmaterials
Das Material ist geeignet für Bildungsangebote mit unterschiedlichen Zielgruppen, dazu gehören z.B.:
- Jugendliche und junge Erwachsene ab etwa 14 Jahren, zum Beispiel Konfirmand*innen, Pfadfinder*innen, Naturfreunde, junge Gemeindegruppen und junge Erwachsene, die sich auf einen (internationalen) Freiwilligendienst oder einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereiten.
- Schüler*innen unterschiedlicher Fächergruppen der Sekundarstufe 2. Das Material ist auch für Projektwochen oder die Vorbereitung von Klassenfahrten und Austauschprogrammen nutzbar.
- Erwachsene, die an Bildungsangeboten von Eine-Welt-Initiativen oder Volkshochschulen teilnehmen.
- Kleingruppen, die sich selbst auf eine gemeinsame Reise vorbereiten, beispielsweise im Rahmen von Gemeindefahrten oder Bildungsurlauben.
- Erwachsene über 60 Jahre, die sich außerhalb der eng getakteten Urlaube im Erwerbsleben auf neue Erfahrungen einlassen wollen.
Inhalte des Bildungsmaterials
Das Material ist modular in fünf themenfokussierte Einheiten von je 90 Minuten Länge aufgebaut. Modul 1 und Modul 5 bilden den Einstieg und Abschluss. Die Module 2 bis 4 können wahlweise und in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden. Sie beschäftigen sich anhand der Länderbeispiele Spanien, Thailand und Südafrika mit den ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Wirkungen des Tourismus. Die Module bauen nicht aufeinander auf. Es ist bei wenig Zeit auch möglich, einzelne Module durchzufuhren. Wir empfehlen das Modul 1 in Kombination mit mindestens zwei Ländermodulen anzubieten.
Modul 1 | Überblick: Nachhaltigkeit im Tourismus Die Teilnehmer*innen erkennen die globale, entwicklungspolitische Relevanz des Tourismus und setzen sich mit ihren eigenen (Traum-)Vorstellungen vom Reisen auseinander. Sie erhalten einen Eindruck; wie Menschen, die in den Urlaubsregionen leben oder in der Reisebranche arbeiten, den Tourismus wahrnehmen. Die Teilnehmer*innen entwickeln erste Leitsatze für ihr eigenes verantwortungsvolles Reisen.
Modul 2 | Umwelt: Der ökologische Fußabdruck ‒ Spanien Am Beispiel des Urlaubslandes Spanien setzen sich die Teilnehmer*innen mit dem ökologischen Fußabdruck des Reisens auseinander und verstehen globale und lokale Umwelt- und Klimaauswirkungen. Mit praktischen Tipps und Alternativen lernen sie, wie sie im Urlaub die Natur schonen und zum Umweltschutz beitragen können.
Modul 3 | Wirtschaft: Wunsch und Wirklichkeit – Thailand Inwieweit der Tourismus aus ökonomischer Sicht Fluch oder Segen für ein Land ist, diskutieren die Teilnehmer*innen am Beispiel Thailands. Sie erkennen, dass die Tourismusbranche zwar vielen Menschen einen Arbeitsplatz bietet, aber die breite Bevölkerung oft zu wenig vom Gewinn profitiert. Die Teilnehmer*innen lernen, wie sie beim Reisen durch bewusste (Kauf-) Entscheidungen die Menschen vor Ort direkt unterstützen und damit nachhaltiges Wirtschaften fordern können.
Modul 4 | Gesellschaft: Zwischen Kultur und Klischees – Südafrika In diesem Modul erkennen die Teilnehmer*innen, dass Urlauber*innen oft mit einem bereits vorhandenen Bild von Land und Leuten und mit einer entsprechenden Erwartungshaltung reisen. Sie reflektieren, wie sich diese Klischees in Reiseberichten und -fotos verfestigen und über die sozialen Medien schnell verbreiten. Mit den Anregungen dieses Moduls wird es möglich, während der Reise offene, vorurteilsarme Begegnungen zu erleben.
Modul 5 | Abschluss: Tourismus zukunftsfähig gestalten Ein Rollenspiel vermittelt den Teilnehmer*innen, wie unbekannte Verhaltensweisen und kulturelle Kommunikationsunterschiede das Reisen beeinflussen und wie sie praktisch damit umgehen können. Die Teilnehmer*innen entwickeln Visionen eines zukunftsfähigen Tourismus und festigen zuvor kennengelernte Handlungsmöglichkeiten für nachhaltiges Reisen.
pdf | Vollständiges Bildungsmaterial | 6 MB
pdf | Modul 1: Überblick | 2 MB
pdf | Modul 3: Wirtschaft | 2 MB
pdf | Modul 4: Soziales und Kultur | 2 MB
pdf | Modul 5: Abschluss | 856 KB
ppt | M2 Präsentation Facts and Figures | 5 MB
pdf | M3 Gallery Walk Facts and Figures | 1 MB
ppt | M4 Reise Quiz Facts and Figures | 691 KB
pdf | M6 Fragen - Wie reisen Sie? | 45 KB
ppt | M7 Der ökologische Fußabdruck | 3 MB
pdf | M8 Fotos Urlaub am Mittelmeer | 2 MB
pdf | M 9 Hintergrundwissen Umwelt | 149 KB
pdf | M 10 Erfahrungsberichte | 2 MB
pdf | M 11 Übersetzung Danger of a Single Story | 47 KB
pdf | M 12 Erfahrungen der San | 60 KB
pdf | M 13 We are not Wildlife | 2 MB
Vertreibung aus dem Paradies
Landraub und Verdrängung durch Tourismus
Vertreibung aus dem Paradies: Landraub und Verdrängung durch Tourismus
Brot für die Welt
Berlin | 2019
Immer wieder wird der Tourismus als Motor fürmehr
Landraub und Verdrängung durch Tourismus
Vertreibung aus dem Paradies: Landraub und Verdrängung durch Tourismus
Brot für die Welt
Berlin | 2019
Immer wieder wird der Tourismus als Motor für nachhaltige Entwicklung und wirksames Mittel zur Armutsbekämpfung gepriesen. Sein enormer Land- und Ressourcenverbrauch wird jedoch viel zu selten berücksichtigt. Dabei bedroht er die Rechte der lokalen Bevölkerung auf ihr Land und ihren Zugang zu überlebenswichtigen Ressourcen wie Wasser, Forst- oder Weideland. Die Publikation gibt einen Überblick über beteiligte Akteure, Triebkräfte und Auswirkungen von Landraub und Verdrängung durch Tourismus.
Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus
Herausforderungen für die verantwortungsvolle Gestaltung eines wachsenden Reisetrends
Brot für die Welt - Tourism Watch, arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte) und ECPAT Deutschland
Berlin | 2018
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Herausforderungen für die verantwortungsvolle Gestaltung eines wachsenden Reisetrends
Brot für die Welt - Tourism Watch, arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte) und ECPAT Deutschland
Berlin | 2018
Eine Zeit im Ausland zu verbringen und dabei den Alltag der Menschen in einem anderen Land mitzuerleben, ist eine eindrückliche und sehr bereichernde Erfahrung. Reisen bildet schließlich – und wie viel mehr bildet dann erst eine Reise, die den Blick hinter die touristischen Kulissen frei gibt und authentische Erlebnisse möglich macht! Zunehmend entdecken auch kommerzielle Veranstalter das mittlerweile lukrative Geschäftsfeld Reisen und „Helfen“. Entwicklungspolitisches Lernen durch intensive Vor- und Nachbereitung, effektiver Kindesschutz und Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den lokalen Organisationen sind wichtige Kriterien für wirksame und verantwortungsvolle Freiwilligenarbeit. Doch diese sind noch lange kein Standard in der Branche.
The Decolonial Power of Community Tourism
Lukas Finkeldei (2018) | Challenging Colonial Paradigms in Ecuador´s Tourism Industry
This study focusses on the pedagogical effect of Community Tourism in the Ecuadorian context. Within themehr
Lukas Finkeldei (2018) | Challenging Colonial Paradigms in Ecuador´s Tourism Industry
This study focusses on the pedagogical effect of Community Tourism in the Ecuadorian context. Within the encounter between Western tourists and local rural communities, it analyses the potential reflection on structures of Coloniality that these projects can generate.
The research draws upon a combination of participant observations and in-depth interviews with both groups, while using Autoethnography as a method to integrate a critical personal reflection of the researcher. The study has shown the potential that direct contact between these two groups, and a self-determined and clear concept from the community have for decolonizing the tourism industry. The findings may be useful for communities offering touristic products to further strengthen their positions of auto-management and self-determination.
Reproduktion globaler Ungleichheit durch Voluntourismus – eine postkoloniale Analyse von Otheringmechanismen in Werbekatalogen am Beispiel Tansania
Henriette Seydel (2016) | Voluntourismus als relativ neue Erscheinung im Tourismusbereich verbindet Ideen von Entwicklungszusammenarbeit mit Erlebnisurlaub und bietet Reisefreudigen die Möglichkeit,mehr
Henriette Seydel (2016) | Voluntourismus als relativ neue Erscheinung im Tourismusbereich verbindet Ideen von Entwicklungszusammenarbeit mit Erlebnisurlaub und bietet Reisefreudigen die Möglichkeit, für mehr oder weniger lange Zeit in ein sogenanntes Entwicklungsland zu fahren, um dort vor Ort in einem sozialen oder Naturschutzprojekt mitzuarbeiten und gleichzeitig ein neues Land kennenzulernen. Diese Angebote werden umrahmt von Elementen des Abenteuerurlaubs. Problematisch ist hierbei – wie die Analyse der Werbung zum Beispielland Tansania zeigt –, welcher Sprache und Bilder sich die Werbung der Voluntourismusanbieter*innen bedient. Hier werden rassistische, neo_kolonialistische, eurozentrische, sprich: verandernde Bilder über Tansania als armes, unterentwickeltes, aber auch begehrenswertes, exotisches Land re_produziert. Die Otheringmechanismen Inferiorisierung, Infantilisierung, Exotisierung und Passivierung sowie die durch Sozialisation und Medien tradierten Stereotype über Afrika zeugen von der reziproken Erkenntnis, dass Reisen und vor allem Voluntourismus bestehende, rassistische Annahmen und damit globale Ungleichheit vertieft und bestätigt, statt diese kritisch zu reflektieren.
Volunteer Tourismus – Eine kritische Bestandsaufnahme des derzeitigen Angebotes in Österreich
Eva Karner | Problemstellung: Der Volunteer Tourismus zählt derzeit zu den am schnellsten wachsenden Nischentourismus-Markt weltweit. Signifikante Erhöhungen, vor allem in der Anzahl der kommerziellenmehr
Eva Karner | Problemstellung: Der Volunteer Tourismus zählt derzeit zu den am schnellsten wachsenden Nischentourismus-Markt weltweit. Signifikante Erhöhungen, vor allem in der Anzahl der kommerziellen Betreiber, haben das Gesicht der Branche verändert. Touristen kombinieren gerne eine Reise mit einer guten Tat und folgendem Grundgedanken dahinter: Tu etwas Gutes und habe Spaß dabei. Gleichzeitig reagieren jüngste Studien sehr vorsichtig auf diese Entwicklung, da sich die Industrie des Freiwilligentourismus zu einem milliardenschweren Geschäft entwickelt hat. Die Mehrheit der Projekte sieht eine Zusammenarbeit mit Kindern vor, nur gibt es kaum Maßnahmen zum Kindesschutz. In Anbetracht dieser Sachverhalte, stellt sich die Frage ob sich hier ein Markt mit Grauzonen entwickelt.
Fragestellung: Welche Anbieter und Angebote von Volunteer-Tourismusprogrammen gibt es derzeit in Österreich?
Methode: Literatur mit dem Fokus Volunteer Tourismus, Kinderschutz, Gesetzliche Grundlagen, Freiwilligenarbeit wurde aus Büchern, Journals, und Dokumenten aus dem Internet verwendet. Der empirische Teil der Forschungsarbeit setzt sich aus einer Bestandserhebung des Volunteer Tourismus Marktes in Österreich mit Mystery Checks, Interviews von Anbieter und Volunteers zusammen. Darüber hinaus wurden Experteninterviews zum Thema Kinderschutz und der Gesetzeslage in Österreich durchgeführt.
Ergebnisse: Bei der Marktanalyse wurde ein großer Unterschied zwischen kommerziellen Anbieter und NGOs verzeichnet. Es hat sich herausgestellt, dass es sich vor allem bei kommerziellen Anbietern um einen unregulierten Markt handelt. Die nachfolgenden fünf zentralen Problemfelder inklusive Lösungsansatz wurden vom Autor definiert.
1.Bewerbungsprozess+ Kenntnisse: Es gibt keine etablierten Standards zur Bewerberauswahl wie z.B. Motivationsschreiben, Lebenslauf, Strafsregisterauszug, persönliches Gespräch. Es werden zwar Sprachkenntnisse verlangt, über diese müssen jedoch keine Nachweise gebracht werden. Lösungsansatz: Der Anbieter verspricht keine Einsatzgarantie und durch die Einforderung bestimmter Nachweise wie z.B. Motivationsschreiben, Lebenslauf, Sprachnachweis, Strafsregisterauszug, Mindestalter, Mindesteinsatzdauer und je nach Projekt Nachweis von fachlichen Kompetenzen, stellt er die Auswahl von qualitativen Teilnehmern sicher.
2. Vorbereitung der Freiwilligen. Gute inhaltliche Vorbereitung der Freiwilligen ist in den meisten Fällen nicht gegeben. Wenn Vorbereitungskurse vorhanden sind, sind
diese nicht verpflichtend. Es erfolgt auch keine Erfassung der Erwartungshaltung von Freiwilligen. Lösungsansatz: Hier benötigt es Standards wie ein verpflichtendes persönliches Vorbereitungsgespräch via Skype/Telefon, die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Vorbereitungsseminar, Austausch mit ehemaligen Teilnehmern oder öffentliche Infoveranstaltungen. Eine Erfassung der Erwartungshaltungen wäre wichtig um etwaige Missverständnisse und falsche Erwartungen von einem Freiwilligeneinsatz aus dem Weg zu räumen.
3. Mindestaufenthaltsdauer im Projekt: Bei der Kommerzialisierung der Freiwilligenarbeit hat vor allem die Mindestaufenthaltsdauer, die derzeit in den meisten Fällen bei zwei Wochen liegt, sehr stark abgenommen. Vor allem für Kinder stellt der ständige Wechsel von Bezugspersonen einen enormen Stress dar. Lösungsansatz: Die Mindestaufenthaltsdauer bei der Arbeit mit Kindern gehört auf ein halbes Jahr angehoben. Bei Volunteeringeinsätze im Umweltbereich, wo es z.B. um das Zählen von Populationen oder das Aufsammeln von Müll geht, ist es überhaupt kein Problem, dass Volunteers kürzer arbeiten. Voraussetzung sollte sein, dass es trotz kurzer Einsatzzeit eine gute inhaltlich Vorbereitung gibt.
4. Kindesschutz: Der Kindesschutz wird im Voluntourismus inadäquat durchgeführt, bzw. findet in den meisten Fällen gar nicht statt. Lösungsansatz: Es gehören bei allen Anbietern Kindesschutzrichtlinien eingeführt. Teilnehmende sollen nachweislich über notwendige Fakten informiert und in die Thematik des Kindesschutzes eingeführt werden. Des Weiteren soll die Überlegung angestellt werden, als kommerzieller Anbieter, auf das Angebot von Freiwilligenarbeit in Waisenhäuser und Kinderheimen zu verzichten.
5. Gesetzliche Regelung: Es fehlen gesetzliche Grundlagen in Österreich. Trotz des Bestehens eines Freiwilligengesetzes (FreiwG) ist nicht klar, wo das Themenfeld Volunteer-Tourismus gesetzlich einzugliedern ist. Lösungsansatz: Den Volunteer Tourismus gesetzlich in Österreich einordnen und auch auf Europaebene eine Lösung finden, da die meisten Anbieter die in Österreich anbieten ihren Unternehmenssitz in Deutschland haben. Denn eine einheitliche gesetzliche Regelung stellt das Fundament für eine regulierte Vermittlung von Freiwilligenarbeit im Ausland dar.
Land Grabbing in Tourism An Analysis of Drivers, Impacts and Shaping Factors of Tourism-Induced Adverse Land Deals
Diana Ojo | Across the developing world, land grabbing is an emerging process of deep importance as it causes radical changes in the use and ownership of land. It involves either the extensivemehr
Diana Ojo | Across the developing world, land grabbing is an emerging process of deep importance as it causes radical changes in the use and ownership of land. It involves either the extensive alienation of land and water resources, or the restructuring of rules and authority in the access, use and management of resources that may as well have alienating effects. The production and export of farmland crops for food and energy security in the developed and emerging world are frequently highlighted as the main drivers for the foreignization of space. However, there are several other equally important industries involved, whether historically established as mining or recently emerging green grabs for climate and biodiversity protection. Much less attention has been paid to the role of tourism as a means of resource allocation and dispossession. This study examines how tourism as a form of land use and frequently promoted tool for sustainable development struggles with neoliberal policies, land rights, and the commoditization of natural resources. Questions have been raised about the effectiveness of participatory tourism approaches, and particularly ecotourism has been criticized for largely failing to materialize its objectives related to the wellbeing of local and indigenous communities. Two processes of tourism-induced displacements have been identified in this study. Both are related to the “empty land” philosophy, where the tourism setup allegedly depends on largely excluding human activities, such as areas designated to wildlife or biodiversity conservation or the creation of tourist enclaves. The result is either the physical dispossession of local communities from landscapes used by the tourism industry or the restricted access to reduce pressure due to competing land uses in high-value areas. These developments pose a number of questions on the land governance in these countries and many cases reveal a confusing picture regarding local tenure situation, national land rights constitutions and enforcement, and the territory claims of tourism business. This study aims at developing an overview of the main features of tourism-induced displacements. It uses an extensive case-study design to outline the drivers and motives of the involved stakeholders, to examine the impacts on local level, and to point out the stakeholders deficits at constitutional and implementation level. Finally, the thesis offers a definition for land grabbing in tourism that largely overlaps with common characteristics in the current general debate on land grabbing. In this way, the study argues that land grabbing for tourism purposes does not differ significantly from other driving forces of land grabbing. Its character might be non-extractive, but it is still a land-intensive export of intangible assets for mostly foreign consumers.
Suffizienz im und durch Tourismus - Gestaltungsmöglichkeiten einer Tourismustransformation durch Produzenten und Konsumenten touristischer Leistungen
Daniela Schrader | Die Arbeit knüpft an aktuelle Entwicklungen der Nachhaltigkeitsdebatte im Tourismus an, in deren Mittelpunkt die Forderung nach einer Transformation des Tourismus steht. Siemehr
Daniela Schrader | Die Arbeit knüpft an aktuelle Entwicklungen der Nachhaltigkeitsdebatte im Tourismus an, in deren Mittelpunkt die Forderung nach einer Transformation des Tourismus steht. Sie erkennt, dass Suffizienz und Entschleunigung statt Wachstum und Konsum zwar gefordert werden, konkrete Strategien und Handlungsempfehlungen jedoch bisher kaum Einzug in die touristische Praxis erhaltenhaben. Ziel ist es, einen Orientierungsrahmen sowohl für Produzenten von Urlaubsangeboten als auch deren Konsumenten zu entwickeln, welche die geforderte Tourismuswende mitgestalten möchten. Im Fokus steht die Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz mit den Grundsätzen „Entschleunigung“, „Entrümpelung“, „Entflechtung“ und „Entkommerzialisierung“ nach W. Sachs. Diese werden mit den touristisch relevanten Handlungsbereichen Unterkunft, Verpflegung, Mobilität, Aktivitäten und Konsum verknüpft. Funktionierende Praxisbeispiele wurden in den Einsatzwochen des Vereins Bergwaldprojekt e.V. identifiziert und durch Literaturrecherche und eigene Ideen der Autorin ergänzt. Außerdem wird angeregt, das transformative Potenzial von Urlaubsangeboten besser zu nutzen und zu erforschen, um einen suffizienten Lebensstil nicht nur im, sondern auch durch Tourismus zu fördern.
Tourismus als Entwicklungsmotor für besonders arme Länder?
Wie kann technische Entwicklungszusammenarbeit den Beitrag des Tourismus zu einer nachhaltigen Entwicklung in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs) steigern? Dieser Frage geht einemehr
Wie kann technische Entwicklungszusammenarbeit den Beitrag des Tourismus zu einer nachhaltigen Entwicklung in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs) steigern? Dieser Frage geht eine Studie der Welttourismusorganisation (UNWTO), des Enhanced Integrated Frameworks (ETF) und des International Trade Centres (ITC) nach. Ausgewertet wurden 45 von 48 sogenannte Diagnostic Trade Integration Studies – Erhebungen verschiedener wirtschaftlich relevanter Daten als Voraussetzung für technische Zusammenarbeit.
Ihre Analyse hat ergeben, dass die meisten LDCs Tourismus als einen wichtigen Baustein für Entwicklung sehen. Dabei stehen vor allem die wirtschaftliche Potenz der Branche und mögliche Investitionen im Vordergrund. Dennoch gehe kaum technische Unterstützung der Geberländer in diesen Bereich. Grund dafür sei, dass Tourismus und Handel in den am Prozess beteiligten Staaten häufig in unterschiedliche politische Ressorts fallen. Die Studie stellt auch einen Mangel an Bewusstsein für soziale und ökologische Auswirkungen des Tourismus fest. Auch hier fehle eine Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren in den Bereichen Ökologie, Armutsbekämpfung, Tourismus und Handel.
UNWTO/ITC/EIF: Tourism for Sustainable Development in Least Developed Countries. Madrid/Genf, 2017. 40 Seiten. ISBN 978-92-844-1883-1
-udi-
(September 2017, TW 88)
“Marvellous Mangroves: Myths and Legends”
Mit einer Sammlung von zehn Fabeln, Geschichten und Legenden aus Mangroven-Gebieten in verschiedenen Teilen der Welt, z.B. aus Parà und Bahia im Norden Brasiliens, aus den Sundarbans in Bangladeschmehr
Mit einer Sammlung von zehn Fabeln, Geschichten und Legenden aus Mangroven-Gebieten in verschiedenen Teilen der Welt, z.B. aus Parà und Bahia im Norden Brasiliens, aus den Sundarbans in Bangladesch und Indien, aus Ghana, der Karibik, China und Vietnam sensibilisiert Martin Keeley vom Mangrove Action Project (MAP) für Mangroven-Ökosysteme.
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(September 2017, TW 88)
"Meeresatlas 2017" - Das Meer als Kulisse
Viele Küsten der Welt haben ihre Kapazitätsgrenzen für den Massentourismus längst erreicht. Hinzu kommt der zunehmende Kreuzfahrttourismus, der neben der Überfischung, dem Artenverlust und dermehr
Viele Küsten der Welt haben ihre Kapazitätsgrenzen für den Massentourismus längst erreicht. Hinzu kommt der zunehmende Kreuzfahrttourismus, der neben der Überfischung, dem Artenverlust und der immensen Verschmutzung die Ozeane weiteren Belastungen aussetzt. Im „Meeresatlas 2017“ ist dem Tourismus ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Publikation der Heinrich-Böll-Stiftung liefert in über 40 Infografiken, z.B. zur zunehmenden Anzahl der Schiffsreisenden, sowie Texten eine Vielzahl an Daten, Fakten und Zusammenhängen über den Zustand der Weltmeere und die Notwendigkeit für mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Meer.
Meeresatlas. Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean 2017. Hg. Heinrich-Böll-Stiftung. Berlin, Mai 2017, 50 Seiten.
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(September 2017, TW 88)
Weltsichten-Dossier: Reisende Täter, gefährdete Kinder
Ausgabe 11-2016
Brot für die Welt - Tourism Watch, ECPAT Deutschland e. V. und welt-sichten
Frankfurt/Main | 2016
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Kontext von Reisen und im Tourismus nimmtmehr
Ausgabe 11-2016
Brot für die Welt - Tourism Watch, ECPAT Deutschland e. V. und welt-sichten
Frankfurt/Main | 2016
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Kontext von Reisen und im Tourismus nimmt weltweit zu, wie die Global Study von ECPAT International zeigt. Für Kinder sind neue Risiken entstanden, sei es durch veränderte Tourismustrends, die Globalisierung von Wirtschaftsbeziehungen oder moderne Kommunikationstechnologien. Im welt-sichten Dossier „Reisende Täter, gefährdete Kinder“ ordnen ECPAT Deutschland und Tourism Watch die zentrale Ergebnisse der Studie ein.
pdf | Weltsichten-Dossier: Reisende Täter, gefährdete Kinder | 2 MB
Nachhaltigkeit im Tourismus
Wegweiser durch den Labeldschungel (Neuauflage 2016)
Brot für die Welt -Tourism Watch, Naturfreunde Internationale, arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte) und ECOTRANS e. V.
Berlin | 2016
Dermehr
Wegweiser durch den Labeldschungel (Neuauflage 2016)
Brot für die Welt -Tourism Watch, Naturfreunde Internationale, arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte) und ECOTRANS e. V.
Berlin | 2016
Der Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung (akte), Ecotrans e.V., die Naturfreunde Internationale und Tourism Watch vergleichen im beliebten „Wegweiser durch den Labeldschungel“ bereits zum dritten Mal die Standards der 20 wichtigsten von aktuell mehr als 150 touristischen Nachhaltigkeitslabels. Er bietet Reisenden eine Orientierungshilfe bei der Auswahl nachhaltiger Reiseangebote.
Unter der Oberfläche
Tourism Concern-Dossier „Cruise tourism – what’s below the surface?”
In einem „Cruise tourism“-Dossier hat die britische Organisation Tourism Concern Studienergebnisse über die wirtschaftlichen undmehr
Tourism Concern-Dossier „Cruise tourism – what’s below the surface?”
In einem „Cruise tourism“-Dossier hat die britische Organisation Tourism Concern Studienergebnisse über die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus und die schwierigen Arbeitsbedingungen auf den Schiffen zusammengetragen. Darin wird gezeigt, dass es den Einheimischen oft wenig bringt, wenn bei ihnen Tausende von Kreuzfahrtpassagieren an Land gehen. Die Zeit, die diese Touristen auf festem Boden verbringen, ist meist sehr knapp bemessen. Mehr als 50 Prozent der touristischen Aktivitäten an Land werden an Bord von den Kreuzfahrtgesellschaften direkt verkauft, heißt es in dem Dossier. Auch Souvenirs können die Kreuzfahrer an Bord erstehen. Die Kreuzfahrtgesellschaften können beim Einkauf ihre Marktmacht ausnutzen und die Preise drücken.
Viele Schiffe fahren unter „Billigflaggen“ von Ländern wie Liberia. Sie umgehen damit nicht nur erhebliche Steuerzahlungen, sondern orientieren sich auch an den niedrigen Arbeits- und Sicherheitsstandards dieser Länder. Gleichzeitig verursachen sie durch die Verschmutzung von Luft und Wasser erhebliche Umweltschäden.
Ein großer Teil dieser negativen Auswirkungen ließe sich vermeiden. Zum Beispiel gebe es entsprechende Technologien zum Umweltschutz, doch Selbstregulierung werde die Branche nicht dazu bringen, diese auch einzusetzen. Tourism Concern spricht sich daher für mehr Transparenz und mehr Druck von Seiten der Verbraucher aus sowie für strengere Regulierung, international vor allem im Rahmen internationaler Übereinkommen.
Cruise tourism – what’s below the surface? Research briefing von Helen Jennings & Kai Ulrik. Hg. Tourism Concern. London, 2016. 6 Seiten.
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(1.900 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Gutes tun und darüber reden
Dossier „Kommunikation von CSR im Tourismus“
Wie Tourismusunternehmen – vom Beherbergungsbetrieb bis zum Reiseveranstalter –Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit ehrlich und erfolgreichmehr
Dossier „Kommunikation von CSR im Tourismus“
Wie Tourismusunternehmen – vom Beherbergungsbetrieb bis zum Reiseveranstalter –Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit ehrlich und erfolgreich kommunizieren können, vermittelt das Dossier „Kommunikation von CSR im Tourismus“, herausgegeben von der Naturfreunde Internationale – respect in Kooperation mit TourCert. Anhand von Beispielen aus der Praxis wird gezeigt, wie sich zum Beispiel sperrige Begriffe wie „Corporate Social Responsibility“ oder „Nachhaltigkeit“ auf einfach verständliche Informationen herunter brechen und mit Leben füllen lassen.
Kommunikation von CSR im Tourismus. Tue Gutes und rede darüber – aber wie? Von Naturfreunde Internationale – respect (Hg) in Kooperation TourCert, Wien, März 2016. 6 Seiten.
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(929 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Transparenz und Kinderschutz
ECPAT-Dossier „Voluntourismus“
Voluntourismus – die Verbindung von Reisen mit freiwilligem Engagement – ist ein neuer Trend in der Reisebranche. Ein Problem dabei ist, dass solche Einsätze oft denmehr
ECPAT-Dossier „Voluntourismus“
Voluntourismus – die Verbindung von Reisen mit freiwilligem Engagement – ist ein neuer Trend in der Reisebranche. Ein Problem dabei ist, dass solche Einsätze oft den Umgang mit Kindern beinhalten, es jedoch keine Vorkehrungen zum Schutz der Kinder gibt und die Freiwilligen nicht immer ausreichend auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Die Kinderschutzorganisation ECPAT setzt sich für einen verantwortungsvollen Voluntourismus ein, der nur durch Transparenz und effektive Kinderschutzmaßnahmen erreicht werden könne. Ein seriöser Anbieter von Voluntourismus müsse sowohl über das touristische Handwerkszeug als auch über Know-How zur Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Umweltprojekten verfügen.
Voluntourismus. Dossier von ECPAT Deutschland e.V. (Hg.), Freiburg 2016, 8 Seiten.
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(923 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Ein Land im Aufbruch
„Gebrauchsanweisung für Peru“
Als faszinierendes Land mit einem „großen Hunger auf Moderne“ beschreibt Ulrike Fokken den Andenstaat Peru. In ihrer „Gebrauchsanweisung für Peru“ geht sie kenntnisreichmehr
„Gebrauchsanweisung für Peru“
Als faszinierendes Land mit einem „großen Hunger auf Moderne“ beschreibt Ulrike Fokken den Andenstaat Peru. In ihrer „Gebrauchsanweisung für Peru“ geht sie kenntnisreich auf vielfältige Facetten des Lebens und Reisens im Land ein, zum Beispiel auf das zwiespältige Verhältnis der Peruaner zu ihrem kulturellen Erbe. Die Mehrheit der Bevölkerung hat indigene Wurzeln, 74 Prozent der Peruaner bezeichnen sich jedoch lieber als Mestizen. Während Machu Picchu und die 4.000 Kilometer langen Inka-Straßen von Qhapaq Ñan zum Weltkulturerbe gehören, scheinen die Lebensweise, Traditionen und Sprache der Indígena in Peru wenig zu gelten.
Die „Gebrauchsanweisung für Peru“ bietet spannende Hintergrundinformationen. Streckenweise wirken diese allerdings eher wie „Hinweise zum Nicht-Gebrauch“. Denn einige Teile des riesigen Landes sind alles andere als ideale Reiseziele. Die Autorin beschreibt Gräueltaten der Terrororganisation „Leuchtender Pfad“, Drogenanbau und illegalen Goldabbau – in Gegenden, aus denen man sich als Tourist besser fernhält. Auch die angestammten Gebiete so genannter „unkontaktierter“ indigener Bevölkerungsgruppen gehören dazu. Diese sollten zu deren Schutz nicht besucht werden, denn die Indigéna, die im Regenwald praktisch ohne Kontakt zur Außenwelt leben, sind sehr anfällig für eingeschleppte Krankheiten.
„Go“ oder „no-go“ ist aber auch auf Touristenrouten ein Thema. So zum Beispiel entlang einer beliebten Busroute, wo Wegelagerer sich darauf spezialisiert haben, Reisende auszurauben, oder in der Hauptstadt Lima, deren Altstadt aufgrund hoher Kriminalität als gefährlich gilt und die man nach 16 Uhr besser meiden sollte.
So regt das Buch nicht nur zum Kennenlernen der Schönheit und Vielfalt Perus an, sondern sensibilisiert auch für die Probleme, mit denen der Andenstaat zu kämpfen hat, und mit denen auch seine Besucherinnen und Besucher sich auseinandersetzen sollten.
Gebrauchsanweisung für Peru. Von Ulrike Fokken. Piper Verlag, München/Berlin, 2. Auflage 2015. 224 Seiten, ISBN-13: 978-3492276580.
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(2.081 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Neue Gringostorys
„Leben in der Dominikanischen Republik – Gringostorys aus der Karibik II“
Anknüpfend an seinen ersten Erzählband „Gringolyrik aus der Karibik I“ (s. TW 63, Juni 2011) nimmt Christian Hugo seinemehr
„Leben in der Dominikanischen Republik – Gringostorys aus der Karibik II“
Anknüpfend an seinen ersten Erzählband „Gringolyrik aus der Karibik I“ (s. TW 63, Juni 2011) nimmt Christian Hugo seine Leserinnen und Leser erneut mit in die beliebte Wahlheimat glücksuchender Aussteiger aus aller Welt. In sechs neuen „Gringostorys“ setzt er sich mit den Umständen des dominikanischen Lebens oder des Lebens von Neubürgern auseinander. Die Perspektiven der Geschichten wechseln, mal werden sie aus der Sicht von Zugereisten, mal aus der Sicht von Dominikanern erzählt. Doch Gringos sind immer dabei. So dringen die Geschichten tief in die gesellschaftspolitische Landschaft ein.
Ironisch, locker und klar schildert Hugo alltägliche Geschichten, in denen die Grenzen zwischen Wahrheit und literarischen Gedanken fließend sind. Vieles hat sich wie beschrieben zugetragen oder hätte sich so zugetragen haben können. Das Buch bietet somit einen Blick hinter die Kulissen und bringt durch genaue Beobachtung eine scheinbar fremde Welt näher. Zugereiste oder solche, die bereits Zeit auf der Karibikinsel Hispaniola verbracht haben, erkennen sich vielleicht mit einem Schmunzeln, vielleicht mit Besorgnis in den Geschichten wieder.
Trotz viel Ironie und Witz gelingt es Hugo, auch auf die problematischen Verhältnisse der Mischgesellschaft aufmerksam zu machen. Ob in einer Erzählung über den beliebtesten Staatspräsidenten seit Jahrzehnten, in der Geschichte einer emanzipierten TV-Moderatorin oder in Erzählungen von älteren Gringos auf der Suche nach jungen Dominikanerinnen sowie jungen Dominikanern auf der Suche nach älteren Gringas: Armut, Korruption und Bildungschancen sind Themen, die in verschiedenen Facetten behandelt werden. Thematisiert wird zudem immer wieder das Gefälle zwischen Einheimischen und Zugereisten, welches von Ersteren auch gerne mal auf unterschiedliche Weise im eigenen Interesse ausgenutzt wird.
Leben in der Dominikanischen Republik. Gringostorys aus der Karibik II. Von Christian Hugo. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2015, 186 Seiten, ISBN 9783738618860
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(2.104 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Mit touristischem Handabdruck
„Gute Reise: Indien entdecken – fair und umweltfreundlich“
„Gut ist manchmal sehr relativ“ – ganz besonders in Indien. Diese zentrale Erkenntnis hat „Gute-Reise-Pilgerin“ Dorit Behrens jedoch nichtmehr
„Gute Reise: Indien entdecken – fair und umweltfreundlich“
„Gut ist manchmal sehr relativ“ – ganz besonders in Indien. Diese zentrale Erkenntnis hat „Gute-Reise-Pilgerin“ Dorit Behrens jedoch nicht aus dem Konzept gebracht. Vom Süden bis in den Himalaya hat sie sich auf touristische Pfade begeben und genau hingeschaut, was man als Gast in Indien gut und vielleicht noch besser machen kann. 100 Tage ist sie durch das Land voller Widersprüche gereist, war bei Einheimischen zu Gast und hat auch die negativen Folgen des Tourismus zu spüren bekommen. Entstanden ist daraus ein Buch, das auf sympathische und persönliche Weise Anregungen gibt, verantwortungsvoll zu reisen. „Gute Reise“ ist eine gelungene Kombination aus amüsant beschriebenen und liebevoll illustrierten Reiseerfahrungen, Landeskunde, konkreten Tipps und hilfreichen Adressen. Es regt an, sich mit den vielfältigen Herausforderungen des Landes auseinanderzusetzen und mit dem eigenen Verhalten nicht nur einen möglichst kleinen touristischen Fußabdruck zu hinterlassen, sondern auch einen positiven „Handabdruck“.
Gute Reise: Indien entdecken – fair und umweltfreundlich. Von Dorit Behrens. Jaja Verlag, 2016, 280 Seiten. ISBN-13: 978-3943417869
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(1239 Zeichen, Juni 2016, TW 83)
Tourismuswende
Brot für die Welt - Tourism Watch, arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte) und TourCert gGmbH
Berlin | 2016
In der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bekennt sich die internationalemehr
Brot für die Welt - Tourism Watch, arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte) und TourCert gGmbH
Berlin | 2016
In der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bekennt sich die internationale Staatengemeinschaft zu dem Ziel, in den nächsten 15 Jahren eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu verwirklichen. Ein tiefgreifender Systemwandel hin zu einer zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsweise muss alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereiche betreffen – auch den Tourismus. Dieser hat die aktuellen globalen Herausforderungen in Teilen mitverschuldet, birgt gleichzeitig aber auch das Potenzial, einen wesentlichen Beitrag zu deren Lösungen zu leisten.
pdf | Profil 20 - Tourismuswende | 426 KB
Fair Reisen mit Herz und Verstand
Tipps für verantwortungsvolles Reisen (Neuauflage 2016)
Brot für die Welt - Tourism Watch, Berlin | 2016
Das Büchlein im praktischen Taschenformat regt zu einer Auseinandersetzung mit denmehr
Tipps für verantwortungsvolles Reisen (Neuauflage 2016)
Brot für die Welt - Tourism Watch, Berlin | 2016
Das Büchlein im praktischen Taschenformat regt zu einer Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Tourismus an und gibt praktische Tipps zum fairen und sozialverantwortlichen Reisen, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger.
pdf | Fair Reisen mit Herz und Verstand | 2 MB
Die Seele von Sua Bali
Nina Sahdeva | "Tempeltänzerin und Senatorin – Ein Leben für Bali"
Ida Ayu Agung Mas ist hierzulande keine Unbekannte. Ihr Projekt Sua Bali wurde 1995 mit dem ersten TO DO!-Preis fürmehr
Nina Sahdeva | "Tempeltänzerin und Senatorin – Ein Leben für Bali"
Ida Ayu Agung Mas ist hierzulande keine Unbekannte. Ihr Projekt Sua Bali wurde 1995 mit dem ersten TO DO!-Preis für sozialverantwortlichen Tourismus des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung e.V. ausgezeichnet. Die Gäste des Ferienorts lernen dort das authentische Leben, den Alltag der Balinesen kennen. Die außergewöhnliche Frau, die hinter dem Projekt steht, hat ihr Leben in verschiedenen Episoden ihrer Freundin Monika Endres-Stamm erzählt. „Unvergesslich die Szenen, in denen sie in Mimik und Stimme die Tempeltänzerin, die Frauenrechtlerin oder die Senatorin vor meinen Augen lebendig werden ließ“, schreibt Endres im Nachwort.
Mit einer Sprache, die alle Sinne anspricht, lässt Endres den Weg von Ida Ayu Agung Mas ebenso wie den der Insel Bali lebendig werden. Es ist ein Weg voller Abzweigungen. Die Lektüre lässt viele starke Bilder zurück und regt zum Nachdenken über die Balance zwischen Anpassung und Widerstand, Hingabe und Selbstbehauptung sowie über die Hintergründe der im Allgemeinen wenig nachhaltigen Tourismusentwicklung in Bali an. Sie bietet ein schönes Lese-Reiseerlebnis nach Bali, unter der Reiseleitung der starken, authentischen Persönlichkeit Ida Ayu Agung Mas.
Tempeltänzerin und Senatorin. Ein Leben für Bali. Von Monika Endres-Stamm und Ida Ayu Agung Mas. Elisabeth Sandmann Verlag, München, 2015. 256 Seiten. ISBN-13: 978-3945543061.
(1.286 Zeichen, Dezember 2015, TW 81)
Migration und Tourismus im Mobilitätskontinuum
„Mobilitäten in Europa“
Alban kam einst zu Fuß über die Berge aus Albanien nach Griechenland und hat sich auf Kreta zum Kellner hochgearbeitet. Lilly aus China reiste mit einem Studentenvisum nachmehr
„Mobilitäten in Europa“
Alban kam einst zu Fuß über die Berge aus Albanien nach Griechenland und hat sich auf Kreta zum Kellner hochgearbeitet. Lilly aus China reiste mit einem Studentenvisum nach Zypern, das inzwischen abgelaufen ist. Um ihre Schulden abzubezahlen, arbeitet sie illegal bei Thea, einer Deutschen, die einst als Touristin kam, einen Zyprioten heiratete und ein Café betreibt.
Im europäischen Mittelmeerraum treffen Reisende und Dienstleister – Einheimische wie Migranten – in verschiedenen und wechselnden Rollen aufeinander. Touristische und migrantische Praktiken überkreuzen und vermischen sich. In ihrem Buch „Mobilitäten in Europa“ erzählt Ramona Lenz Geschichten zwischen Frustration und Hoffnung, Erwartungen und Vorurteilen. Sie tut dies zum Zweck der Analyse verschiedener Formen von Mobilität, will damit aber nicht Polarisierungen folgen, sondern vielfältige Verschränkungen, Bedingtheiten und Überschneidungen aufzeigen.
Anhand von Beispielen aus Kreta und Zypern, zwei Regionen, die sie sowohl als Teil der europäischen „Vergnügungsperipherie“ als auch als „Hotspots des Migrationsgeschehens“ beschreibt, untersucht sie im Rahmen ihrer ethnografischen Dissertation Migration und Tourismus anhand eines Mobilitätskontinuums. Dabei wird auch der Umgang mit „erwünschter“ und „unerwünschter“ Mobilität im Rahmen des europäischen Grenzregimes analysiert. Das Konzept der „Gastfreundschaft“, das von sesshaften Gastgebenden und mobilen Gästen ausgeht, wird hinterfragt, ebenso wie das der „Authentizität“, die oft (nur) dem Schein nach gewahrt wird – wenn sich zum Beispiel Albaner in Griechenland als Griechen ausgeben.
Mobilitäten in Europa: Migration und Tourismus auf Kreta und Zypern im Kontext des europäischen Grenzregimes. Von Ramona Lenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2010. ISBN-13: 978-3531169675
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(1.688 Zeichen, Dezember 2015, TW 80)
Ohne zu fliegen um die Welt
"Only Planet"
Mit der transsibirischen Eisenbahn, auf dem Rücken von Kamelen, mit Handelsschiffen oder per Anhalter – innerhalb eines Jahres bereiste Ed Gillespie 31 Länder, ohne dabei je in einmehr
"Only Planet"
Mit der transsibirischen Eisenbahn, auf dem Rücken von Kamelen, mit Handelsschiffen oder per Anhalter – innerhalb eines Jahres bereiste Ed Gillespie 31 Länder, ohne dabei je in ein Flugzeug zu steigen. „Only Planet“ heißt das Buch, das daraus entstanden ist. Es ist ein erlebtes Plädoyer für langsames Reisen, das, so der Autor, die Welt wieder auf das richtige Maß bringt – ein Maß, das der Realität entspricht, nicht der menschlichen Vorstellung. Dabei geht es um die Wiederentdeckung des Gefühls für Entfernungen, um graduelle Veränderungen auf dem Weg (der das Ziel ist) und um die Herausforderungen des Reisens.
„Only Planet“ ist eine inspirierende Erzählung, in der der Autor seine Erfahrungen beim emissionsarmen Reisen mit Reflektionen über kritische Themen wie den Klimawandel verknüpft. Dabei stößt er auf so manche paradoxe Entwicklung. So zwingen jahrelange Dürren australische Farmer aufzugeben und sich schließlich Arbeit in den Kohlezechen zu suchen – einem Bereich, der wie kaum ein anderer den Klimawandel vorantreibt, der ihnen in der Landwirtschaft das Genick gebrochen hat.
Der Autor ist Mitbegründer des auf Nachhaltigkeitsstrategien spezialisierten Unternehmens Futerra in London, das „nachhaltige Entwicklung so attraktiv machen will, dass sie zur Normalität wird“. In kleinen, persönlichen Momenten der Begegnung in der Fremde sucht und macht er Hoffnung – für die Menschheit und unsere Erde.
Only Planet. A flight-free adventure around the world. Von Ed Gillespie. Wild Things Publishing, Bath, 2014. 320 Seiten. ISBN-13: 978-0957157385
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(1.454 Zeichen, Dezember 2015, TW 81)
Arbeit und menschliche Entwicklung
Christina Kamp | „Human Development Report (HDR) 2015“
Menschenwürdige Arbeit steht als achtes Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) mit ganz oben auf der Prioritätenliste für die neue globalemehr
Christina Kamp | „Human Development Report (HDR) 2015“
Menschenwürdige Arbeit steht als achtes Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) mit ganz oben auf der Prioritätenliste für die neue globale Entwicklungsagenda ab 2015 – und das aus gutem Grund. Der „Bericht über die menschliche Entwicklung 2015“ des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) beschreibt die positiven Entwicklungswirkungen von Arbeit. Er zeigt aber auch, dass diese voraussetzungsreich sind – auch im Tourismus.
Arbeit unter dem Blickwinkel menschlicher Entwicklung ist wesentlich umfassender als der Fokus auf reine Beschäftigungsverhältnisse. Sie generiert Einkommen, sichert Lebensunterhalt und mindert die Armut. Sie erweitert die Wahlmöglichkeiten der Menschen und ermöglicht gesellschaftliche Beteiligung, stiftet Sinn und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der HDR 2015 mit dem Titel „Arbeit und menschliche Entwicklung“ macht aber auch deutlich, dass diese positiven Wirkungen keineswegs automatisch zustande kommen. Einige Formen von Arbeit, wie z.B. Kinder- oder Zwangsarbeit, richten großen Schaden an, weil sie die Menschenrechte und die Menschenwürde verletzen, Freiheit und Selbstbestimmung einschränken und Gesundheitsschäden verursachen.
Von Gleichberechtigung noch weit entfernt
Ebenfalls kontraproduktiv ist die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt. Das gilt sowohl im Erwerbsleben als auch für die vielen unbezahlten Tätigkeiten, die überproportional von Frauen verrichtet werden. Frauen leisten den größten Teil der Hausarbeit, betreuen und pflegen Angehörige oder arbeiten unbezahlt in Familienbetrieben mit. Oft haben sie keine andere Wahl. „Es muss schnell gehandelt werden, um gegen die tief verwurzelten geschlechtsspezifischen Ungleichheiten anzugehen“, heißt es in dem Bericht.
Als eines der Arbeitsfelder, die Frauen neue Chancen eröffnen können, wird Ökotourismus genannt. Doch dazu bräuchte es die entsprechende Infrastruktur und es müssten traditionelle Hindernisse beseitigt werden, wie zum Beispiel beim Zugang zu finanziellen Mitteln.
Neue Zielvorgaben für menschenwürdige Arbeit
Im September 2015 haben die Vereinten Nationen die neuen „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ („Sustainable Development Goals“) sowie konkrete Zielvorgaben verabschiedet, die bis 2030 die internationalen Entwicklungsprioritäten definieren und für alle Länder maßgeblich sind. Laut SDG-Zielvorgabe 8.8 gilt es, Arbeitnehmerrechte zu schützen und sichere Arbeitsumgebungen für alle Arbeitnehmer zu fördern – einschließlich Arbeitsmigranten und insbesondere -migrantinnen und Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
„In der Hotelbranche sind viele Beschäftigte nicht unmittelbar bei der jeweiligen Hotelkette angestellt, sondern als Zeitarbeitnehmer anderer Unternehmen, die Tätigkeiten in den Bereichen Wäscherei, Küche, Reinigung oder Pflege der Außenanlagen anbieten“, stellt der HDR fest. Arbeitskräfte in ausgelagerten Betriebsbereichen sind besonders gefährdet, ausgebeutet zu werden (vgl. Interview mit Neill Wilkens).
SDG-Zielvorgabe 8.9 („Bis 2030 Politiken zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus erarbeiten und umsetzen, der Arbeitsplatze schafft und die lokale Kultur und lokale Produkte fördert“) nennt explizit den Nachhaltigkeitsbedarf im Tourismussektor. Weitere für die Arbeit im Tourismus relevante Zielvorgaben richten sich gegen Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Menschenhandel sowie gegen sexuelle Ausbeutung.
Politische Handlungskonzepte
Wesentliche notwendige Veränderungen in der Arbeitswelt beinhalten laut dem Bericht einen besseren Sozialschutz, existenzsichernde Einkommen, die Stärkung der Gewerkschaften, wirksame Gesetze und Vorschriften, Mindestlöhne und den Schutz von Arbeitnehmerrechten. Als sinnvolle Strategien zur Unterstützung von Arbeitsmigranten nennt der Bericht die Ausweitung von Programmen für Saisonarbeiter in Sektoren wie der Landwirtschaft und dem Tourismus, die ihnen zu mehr Sicherheit, Schutz und Rechten verhelfen.
Arbeit kann zur menschlichen Entwicklung beitragen, wenn sie Sicherheit bietet, wenn sie erfüllt und befriedigt, beruflichen Aufstieg, Partizipation und Interaktion ermöglicht und Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Chancengleichheit für Frauen und Männer gewährleistet.
Der Bericht skizziert zudem das Konzept „nachhaltiger Arbeit“, die auch die ökologische Nachhaltigkeit stärkt – und damit die menschliche Entwicklung heutiger und künftiger Generationen. Dafür müssen Arbeitsfelder stillgelegt werden, wenn sie nicht zukunftsfähig sind (wie z.B. der Kohleabbau). Andere Bereiche (zum Beispiel das Verkehrswesen) müssen deutlich umweltfreundlicher werden. Wieder andere Arbeitsfelder, wie zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien, müssen neu geschaffen und gestaltet werden.
Menschliche Entwicklung als Orientierungsrahmen
Auch der diesjährige HDR enthält wieder ein Länderranking nach dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) sowie weitere umfangreiche Statistik-Tabellen. Das Konzept der menschlichen Entwicklung – die Erweiterung der Wahlmöglichkeiten, die Betonung eines langen, gesunden und kreativen Lebens sowie der Notwendigkeit, Verwirklichungschancen auszuweiten und neue Handlungsoptionen zu schaffen – bietet einen Rahmen, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Damit setzt der HDR Standards für das gesamte UN-System.
Zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus hätte damit auch die Welttourismusorganisation (UNWTO) eine wertvolle Orientierung, um statt wenig aussagefähiger Wachstumszahlen zu internationalen Touristenankünften die Vor- und Nachteile des Tourismus unter Entwicklungsaspekten in den Blick zu nehmen.
Arbeit und menschliche Entwicklung. Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Hg. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). Deutsche Ausgabe: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). New York/Berlin 2015. 312 Seiten. ISBN 978-3-830536-18-5
(5.686 Zeichen, Dezember 2015, TW 81)
Gefährliche Ermüdung
"Endspiel" - Der neue Bericht an den Club of Rome
Die Regenwälder dieser Welt sind so bedroht wie nie, doch erhalten sie kaum mehr die Aufmerksamkeit, die den dadurch entstehenden Gefahren undmehr
"Endspiel" - Der neue Bericht an den Club of Rome
Die Regenwälder dieser Welt sind so bedroht wie nie, doch erhalten sie kaum mehr die Aufmerksamkeit, die den dadurch entstehenden Gefahren und Herausforderungen angemessen wäre. Im neuen Bericht an den Club of Rome zeigt der langjährige Generaldirektor des WWF International, Claude Martin, welch vielfältigem und starkem Druck diese für das Leben auf diesem Planeten so wichtigen Ökosysteme ausgesetzt sind. Zwar sei es schwierig, Waldverluste genau zu erfassen. Doch Fernerkundungsdaten zeigten die massive Umwandlung von Wäldern in Sojaplantagen und Rinderweiden. Ganze Waldgebiete fallen Ölpalmenmonokulturen zum Opfer. Hinzu kommen Holzeinschlag und Brandrodung. Zumeist seien Armut und wirtschaftliche Interessen die treibenden Kräfte hinter den Waldverlusten.
Der Klimawandel verstärke die Bedrohungen, denn fragmentierte Wälder sind besonders anfällig gegenüber längeren und häufigeren Dürren, durch die die Waldbrandgefahr steigt. Nachdem die Regenwälder heute noch als Kohlenstoffsenken gelten, könnten großflächige klimainduzierte Veränderungen in den Tropenwaldökosystemen diese noch innerhalb dieses Jahrhunderts in signifikante Quellen für atmosphärisches CO2verwandeln und die globale Erwärmung weiter beschleunigen.
Die Gefahr ist enorm. Doch die Staaten stünden dem Problem nicht machtlos gegenüber. Eine langfristige globale Wiederbewaldung sei nicht ausgeschlossen, auch wenn die aktuellen Entwaldungsdynamiken noch eine andere Sprache sprechen, meint der Autor. In Brasilien sei die Entwaldungsrate zurückgegangen als die Waldumwandlung für kommerzielle Zwecke zurückging. Politische Strategien und Anreizstrukturen spielen eine bedeutende Rolle. Konkret empfiehlt der Autor zum Beispiel der Europäischen Union und Nordamerika, Rechtsvorschriften zu erlassen, um die Biotreibstoffeinfuhr aus Regenwaldgebieten zu verbieten.
Regierungshandeln allein und multilaterale Vereinbarungen wie etwa die Biodiversitätskonvention reichten nicht aus, so ein Fazit des Berichts. Nur im Verbund mit geeigneten ökonomischen, sozialen und politischen Strukturen hätten die tropischen Regenwälder eine Überlebenschance.
Endspiel. Wie wir das Schicksal der tropischen Regenwälder noch wenden können. Von Claude Martin, Oekom Verlag, München. 352 Seiten, ISBN 978-3-86581-708-2.
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(2.123 Zeichen, Juni 2015, TW 79)
In der Krise der Wachstumsgesellschaft
"Tourismus und mobile Freizeit"
Entstanden aus Beiträgen auf dem 12. Salzburger Tourismusforum legt der voluminöse Sammelband "Tourismus und mobile Freizeit" einen deutlichen Schwerpunkt aufmehr
"Tourismus und mobile Freizeit"
Entstanden aus Beiträgen auf dem 12. Salzburger Tourismusforum legt der voluminöse Sammelband "Tourismus und mobile Freizeit" einen deutlichen Schwerpunkt auf Entwicklungen im Alpenraum. Er beleuchtet aktuelle Trends der "Hochgeschwindigkeitsgesellschaft", aber auch zukünftige Herausforderungen wie den Klimawandel und soziale Veränderungen. "Peak oil" – eine absehbare und weithin spürbare Verknappung des Angebots an billigem Erdöl – wird, wie am Beispiel des energieintensiven Standorts Dubai gezeigt wird, weitreichende Konsequenzen für die gesamte Tourismusbranche haben. Denn massiv steigende Treibstoffpreise könnten die globale Nachfrage erheblich reduzieren. "Reisen ist nötig geworden, weil es möglich geworden ist", schreibt Dieter Kramer. Sollte es angesichts deutlich niedrigerer Reisebudgets wieder zum Luxus werden, könnte nach dem Motto "Global denken, lokal reisen" ein langsamer Tourismus ('slow tourism') in der postfossilen Gesellschaft zu einer nachhaltigeren Alternative werden.
Tourismus und mobile Freizeit: Lebensformen, Trends, Herausforderungen. Von Roman Egger und Kurt Luger. Books on Demand, Hamburg, 2014. 496 Seiten. ISBN-13: 978-3738605075
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(1.001 Zeichen, Juni 2015, TW 79)
Voluntourismus
Tipps für Freiwillige und Interessierte
Brot für die Welt - Tourism Watch, ECPAT Deutschland e. V. und arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte)
Berlin | 2015
Vor allem junge Erwachsene, abermehr
Tipps für Freiwillige und Interessierte
Brot für die Welt - Tourism Watch, ECPAT Deutschland e. V. und arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte)
Berlin | 2015
Vor allem junge Erwachsene, aber auch ArbeitnehmerInnen in einer Auszeit oder Rentner interessieren sich für Freiwilligeneinsätze in Entwicklungsländern. Ob Ihr Freiwilligeneinsatz verantwortungsvoll ist, haben Sie selbst in der Hand!
pdf | Voluntourismus. Tipps für Freiwillige und Interessierte | 1 MB
Sympathie statt Vorurteile
Sympathiemagazin "Islam verstehen"
Viele islamisch geprägte Länder sind auch beliebte Urlaubsländer. Gleichzeitig leben allein in Deutschland, Österreich und in der Schweiz knapp fünf Millionenmehr
Sympathiemagazin "Islam verstehen"
Viele islamisch geprägte Länder sind auch beliebte Urlaubsländer. Gleichzeitig leben allein in Deutschland, Österreich und in der Schweiz knapp fünf Millionen Muslime. Mit der komplett überarbeiteten Neuausgabe des Sympathiemagazins "Islam verstehen" eröffnet der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung Einblicke in die Vielfalt islamischer Lebenswelten. Drei Themen ziehen sich wie rote Fäden durch das neue Heft: Vorurteile gegenüber Muslimen, die Wahrung der Menschenrechte und die Rolle der Frau. Dabei wird deutlich: Diskriminierung entspringt nicht dem Koran, sondern unterschiedlichen Rechtstraditionen. Vieles, was mit dem Islam in Verbindung gebracht wird, findet sich im Koran nicht wieder.
Redakteurin Hamida Behr hat Islamwissenschaften studiert und spart auch drängende Debatten um Freiheit und Rechtsstaatlichkeit im Islam nicht aus. Verschiedene Autorinnen und Autoren erklären, dass Islam nicht gleich Islamismus ist, was man unter "halal" versteht und wie christlich-islamischer Dialog gepflegt werden kann. "Dialog ist erfolgreich, wenn man offen ist für unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Wahrheit", schreibt die bekannte Imamin Halima Krausen. Und: "Persönliche Begegnungen sind eine Chance, Vorurteile zu überdenken und Andersartigkeit schätzen zu lernen."
Weitere Informationen und Bezug: www.sympathiemagazin.de
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(1.288 Zeichen, Dezember 2014, TW 77)
Die Wiederverzauberung Singapurs
"Religion und Tourismus"
Chinesische Tempel, Moscheen und verschleierte Menschen, hinduistische Feste als "Entertainment": In Reiseführern tauchen religiöse Bezüge immer wieder in verschiedener Weisemehr
"Religion und Tourismus"
Chinesische Tempel, Moscheen und verschleierte Menschen, hinduistische Feste als "Entertainment": In Reiseführern tauchen religiöse Bezüge immer wieder in verschiedener Weise auf. Am Beispiel des "Lonely Planet Singapore" hat Religionswissenschaftlerin Regina Tödter untersucht, wie die verschiedenen Religionen des kleinen Landes für Touristen dargestellt werden. Singapur wurde als Beispiel für "suggerierte perfekte Multikulturalität, Harmonie und Moderne" gewählt. Die Autorin stellt fest, dass chinesische Religionen, Islam und Hinduismus wiederholt exotisierend und orientalisierend beschrieben werden, und das nicht zufällig. Über einen Zeitraum von 20 Jahren, für den sie den Lonely Planet Singapore untersucht hat, seien derartige Beschreibungsmuster wiederholt und bewusst verwendet, ausgebaut und präzisiert worden. Die Beschreibungen seien vereinfachend und teils irreführend, pauschalisierend und zeitlos. Religion werde zur "Ressource", zur touristischen Komponente.
Es wird deutlich, dass der Reiseführer eine gewisse "Macht" hat: "Bilder und Vorstellungen über die Religionen Singapurs werden aufgegriffen, konzipiert, bestätigt, aber auch entkräftet. Verhaltensstrukturen werden entworfen, Tourismusströme gesteuert und Blicke gelenkt, indem besonders Sehenswertes ausgewählt wird." Die Religionen Singapurs (oder die religiösen Versatzstücke) würden als "kulturelle Besonderheit" für kommerzielle Zwecke instrumentalisiert.
Religion und Tourismus. Darstellungen von Religionen im Lonely Planet Singapore. Von Regina Tödter, ibidem-Verlag, Stuttgart, 2014. 120 Seiten, ISBN 978-3-8382-0571-7
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(1.441 Zeichen, Dezember 2014, TW 77)
Erholung mit geistigem Mehrwert
"Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus"
Sinnorientierung durch Reisen und auf Reisen war schon immer und ist heute wieder ein starkes Reisemotiv. Gegenüber "religiösem Reisen" trägt dermehr
"Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus"
Sinnorientierung durch Reisen und auf Reisen war schon immer und ist heute wieder ein starkes Reisemotiv. Gegenüber "religiösem Reisen" trägt der Containerbegriff "spiritueller Tourismus" dem aktuellen Trend zur Sinnsuche stärker Rechnung. Er steht für verschiedene Tendenzen zwischen alter Tradition und moderner Esoterik und ist das Thema eines Sammelbandes der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT), "Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus". Darin beleuchten verschiedene Autorinnen und Autoren vorwiegend aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive unterschiedliche Facetten religiös oder spirituell motivierter Reisen.
Für Christen zählen dazu zum Beispiel Wallfahrten, der Klosterurlaub oder Kirchenbesuche. In Indien spielen die Pilgerreisen verschiedener Religionsgruppen und die Reisen zu religiösen Festen eine herausragende Rolle im inländischen Tourismus. Der Hadsch – die obligatorische Pilgerreise der Muslime ins saudi-arabische Mekka – ist eine enorme logistische Herausforderung und erfordert eine umfangreiche touristische Infrastruktur. 2,5 Millionen Menschen zieht es gleichzeitig an fünf bestimmten Tagen im Jahr dorthin und weitaus mehr würden kommen, wenn die Pilgerzahlen durch behördliche Reisegenehmigungen nicht streng kontrolliert würden.
Wo auch immer religiös oder spirituelle motivierte Reisen stattfinden, hinkt die Tourismuswirtschaft im Allgemeinen hinterher, entsprechende Angebote zu gestalten. Der Sammelband schließt einige der Lücken in der Erforschung des als zukunftsträchtig wahrgenommenen Reisemarktes und zeigt andere auf. Die ökonomischen Aspekte des Themas werden in einem extra Sammelband "Wirtschaftsfaktor Spiritualität und Tourismus" ausführlicher behandelt.
Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus: Sinnorientierung als Strategie für Destinationen. Herausgegeben von Hans Hopfinger et al., Erich Schmidt Verlag, Berlin, 2012. 252 Seiten. ISBN-13: 978-3503141166
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(1.362 Zeichen, Dezember 2014, TW 77)
Entwicklungstrends und Herausforderungen
"Bericht über die menschliche Entwicklung 2014" und "Worldwatch Report 2014"
Tourismus in Entwicklungsländern findet unter Rahmenbedingungen statt, die entscheidend mit beeinflussen, ob die Branchemehr
"Bericht über die menschliche Entwicklung 2014" und "Worldwatch Report 2014"
Tourismus in Entwicklungsländern findet unter Rahmenbedingungen statt, die entscheidend mit beeinflussen, ob die Branche zur Entwicklung beiträgt. Zwei neue Publikationen liefern umfassende Informationen zu großen aktuellen Entwicklungsherausforderungen, die auch für den Tourismus von Bedeutung sind.
Der "Bericht über die menschliche Entwicklung 2014" mit dem Titel "Den menschlichen Fortschritt dauerhaft sichern: Anfälligkeit verringern, Widerstandskraft stärken" lotet verschiedenen Arten von Vulnerabilität aus dem Blickwinkel der menschlichen Entwicklung neu aus. Er zeigt, dass die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften gegenüber Umweltkatastrophen und Wirtschaftskrisen deutlich gestärkt werden muss. Dabei spielt die soziale Grundversorgung eine zentrale Rolle, ebenso wie wirksamere Konzepte für soziale Sicherung, durch die Entwicklungsfortschritte beschleunigt und abgesichert werden können. Ein entscheidender Ansatzpunkt sind menschenwürdige Arbeitsbedingungen, die die Widerstandsfähigkeit einzelner Menschen stärken und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen.
Der "State of the World 2014"-Bericht des Worldwatch Institutes mit dem Titel "Governing for Sustainability" untersucht das breite Konzept der Governance für Nachhaltigkeit – darunter die nationale Staats- und Regierungsführung, internationale Organisationen sowie die wichtige Rolle lokaler Gemeinschaften. Ob zum Klimawandel, zum Schutz der Artenvielfalt oder im Kampf gegen Ungleichheit – der Bericht zeigt, dass wichtige Handlungsimpulse oft von der Basis ausgehen. Oft sei nicht mangelnde Umweltbildung das Problem, sondern Verhaltensdefizite. Es brauche ein Gefühl von Dringlichkeit und persönlicher Kontrolle über mögliche Ergebnisse, damit Menschen handeln oder sich neue, nachhaltige Verhaltensweisen angewöhnen, heißt es in dem Bericht.
Bericht über die menschliche Entwicklung 2014. Den menschlichen Fortschritt dauerhaft sichern: Anfälligkeit verringern, Widerstandskraft stärken. Hg. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), Deutsche Ausgabe: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), UNO-Verlag, Bonn, 2014. 264 Seiten. ISBN: 978-3923904747
State of the World 2014: Governing for Sustainability. Hg. The Worldwatch Institute, Island Press, Washington, 2014, 320 Seiten. ISBN: 978-1610915410
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(1.831 Zeichen, September 2014, TW 76)
Für eine neue Mobilitätskultur
"Postfossile Mobilität: Zukunftstauglich und vernetzt unterwegs"
Auf das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel, das Flugzeug mit 231 Gramm CO2-Ausstoß pro Personenkilometer, folgt der PKW mitmehr
"Postfossile Mobilität: Zukunftstauglich und vernetzt unterwegs"
Auf das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel, das Flugzeug mit 231 Gramm CO2-Ausstoß pro Personenkilometer, folgt der PKW mit 142 g/Pkm. Bahn und Bus verursachen jeweils nur 78 bzw. 75 g/Pkm CO2. Dennoch sind die heutigen Verkehrssysteme stark auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet. Das Auto hat sich zu einem Synonym für Freiheit und Wohlstand entwickelt.
Veränderungen hin zu einer umwelt- und klimafreundlichen Mobilität würden zunächst eine wesentliche Erweiterung der "geistigen Mobilität" erfordern. Doch die ist nach den Autorinnen und Autoren des Sammelbandes der Zeitschrift Politische Ökologie "Postfossile Mobilität – Zukunftstauglich und vernetzt unterwegs" noch nicht in Sicht.
Zwar zeigen sie durchaus Veränderungen und gute Modelle für eine neue Beweglichkeit im Kleinen: beim ÖPNV, beim Radverkehr, beim Fußverkehr und in Hinblick auf neue Technologien. Doch neben mehr Effizienz, erneuerbaren Antriebsenergien und kreislaufwirtschaftlicher Produktion bei den verschiedenen Verkehrsmitteln erfordere eine neue Mobilitätskultur einen gesellschaftlichen Wertewandel, der beim individuellen Verhalten anfängt, sowie politischen Willen, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn, so einer der Autoren: "Freiwilligkeit allein wird den Karren wahrscheinlich nicht aus dem Dreck ziehen".
"Postfossile Mobilität: Zukunftstauglich und vernetzt unterwegs". Hg. Verein für ökologische Kommunikation Oekom e.V., Oekom Verlag, München, 2014. 144 Seiten. ISBN-13: 978-3865814869
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(1.335 Zeichen, September 2014, TW 76)
Gegen Zwangsarbeit vorgehen
"Zwölf Jahre, Sklave. Kinder in Zwangsarbeit"
Die Risiken für Kinder, Opfer sexueller Ausbeutung zu werden, haben in den vergangenen Jahren eher zu- als abgenommen. Dies stellte Ende 2013 diemehr
"Zwölf Jahre, Sklave. Kinder in Zwangsarbeit"
Die Risiken für Kinder, Opfer sexueller Ausbeutung zu werden, haben in den vergangenen Jahren eher zu- als abgenommen. Dies stellte Ende 2013 die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen zum Thema Prostitution von Kindern fest. Neben Sklaverei ist Kinderprostitution eine der offensichtlich illegalen Formen von Zwangsarbeit, um die es in der Studie von Autorinnen und Autoren des Südwind-Instituts geht, die von Terre des hommes herausgegeben wurde.
Als Gründe für die Zunahme werden unter anderem die Wirtschaftskrise genannt, aber auch die Schwächung der Funktion von Familien als Schutzmantel für Kinder, Migration und die zunehmende Lukrativität des Geschäftes mit Kindern auf globalisierten, über das Internet verbundenen Märkten. Jedoch sei die Datenlage weiterhin schlecht. Ausgerechnet über die Art des Missbrauchs von Kindern, die vermutlich die schlimmsten psychischen und physischen Auswirkungen habe, gebe es so gut wie gar keine Zahlen, so die Autoren. Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass zwei Drittel der Gewinne aus Zwangsarbeit allein aus dem Bereich der Zwangsprostitution kommen.
In der Studie mit dem Titel "Zwölf Jahre, Sklave. Kinder in Zwangsarbeit" werden politische Maßnahmen skizziert, um Zwangsarbeit wirksamer zu bekämpfen. In Bezug auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern stehen an erster Stelle nationale Gesetze, deren Durchsetzung vorangetrieben werden muss, um die Straflosigkeit der Täter zu beenden. Dabei müsse das Recht der Kinder im Vordergrund stehen, vor Missbrauch geschützt zu werden bzw. bei bereits erfolgten Verbrechen wirkungsvolle Hilfe zu erhalten. Darüber hinaus sollten die Maßnahmen international koordiniert werden. Dringend notwendig sei auch die Erhebung von Daten und Informationen, um gezielter gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern vorgehen zu können.
Zwölf Jahre, Sklave. Kinder in Zwangsarbeit. Von Ricarda Stienhaus, Ann-Kathrin Voge und Friedel Hutz-Adams, Hg. Terre des hommes, Osnabrück, Juni 2014.
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(1.842 Zeichen, September 2014, TW 76)
Das Goldene Land verändert sich
Andrea Pfeiffer | "Handbuch Myanmar"
Die Anzahl der Literatur und Veranstaltungen zu Myanmar, der Organisationen, die sich in diesem Land engagieren und nicht zuletzt die Zahl der Touristen, diemehr
Andrea Pfeiffer | "Handbuch Myanmar"
Die Anzahl der Literatur und Veranstaltungen zu Myanmar, der Organisationen, die sich in diesem Land engagieren und nicht zuletzt die Zahl der Touristen, die Myanmar erleben wollen, ist sprunghaft gestiegen. Grund ist die so genannte "Öffnung" Myanmars, die spätestens mit der Einsetzung einer quasi-zivilen Regierung in 2011 vorsichtige Hoffnungen nährt, dass das Land, welches seit 1962 von den Militärs beherrscht wurde, auf dem Weg ist, Armut und Unterdrückung abzubauen. Im Handbuch Myanmar beleuchten 52 Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft, Medien und Zivilgesellschaft aus je eigener Perspektive den vielschichtigen und spannungsgeladenen gesellschaftlichen Wandel in Myanmar.
In sechs Abschnitten zum Land und seinen Menschen, zu Kultur, Geschichte, Staat und Politik, Wirtschaft, sozialen Brennpunkten und Entwicklung werden sowohl dem Landesneuling als auch der Expertin fundierte Hintergrundinformationen und Blickwinkel für die eigene Meinungsbildung bereitgestellt. Es geht um Musik und Landraub, Armutsbekämpfung und Kolonialgeschichte, zahnlose Elefanten und Geister, Aung San Suu Kyi und Ressourcenreichtum, Buddhismus und Migration. Die vielen Facetten geben ein differenziertes Bild von Myanmar wieder. Den Herausgebern ist es gelungen, ein aktuelles und zugleich wertbeständiges Buch vorzulegen, dem noch viele weitere Auflagen zu wünschen sind.
Handbuch Myanmar. Gesellschaft∙Politik∙Wirtschaft∙Kultur∙Entwicklung. Von Ute Köster/ Phuong Le Trong/Christina Grein (Hg.). Horlemann Verlag, Berlin, 2014. 495 Seiten. ISBN 978-3-89502-361-3
(1.367 Zeichen, September 2014, TW 76)
Kreuzfahrttourismus als "Vorreiter"?
"Urlaub und Meer: Die Kreuzfahrt im Spannungsfeld von Trendreisen und nachhaltigem Tourismus"
Transportmittel, Hotelbetrieb und Freizeitanlage in einem – das sind Kreuzfahrtschiffe heute. In einermehr
"Urlaub und Meer: Die Kreuzfahrt im Spannungsfeld von Trendreisen und nachhaltigem Tourismus"
Transportmittel, Hotelbetrieb und Freizeitanlage in einem – das sind Kreuzfahrtschiffe heute. In einer betriebswirtschaftlichen Studie zur Kreuzfahrtbranche untersucht Katrin Pumpa, wie sich die schwimmenden Riesen und ihre Betreiber in Hinblick auf ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Nachhaltigkeit verhalten. Dabei werden einige der Probleme deutlich: die Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus auf das Klima, der oft nur geringe Nutzen für die Einheimischen in den Zielgebieten – verschärft durch den Trend zur Verlagerung der Landgänge von anderen karibischen Inseln auf Privatinseln der Reedereien sowie die Billigflaggenpolitik, mit der Gesetze zum Schutz von Arbeiterrechten umgangen werden.
Dank öffentlichem Druck gebe es im Umweltbereich einige Verbesserungen durch geeignete technische Lösungen, weniger jedoch in den anderen Nachhaltigkeitsbereichen, stellt die Autorin fest. 70 Prozent der Kunden legten auf Nachhaltigkeit kaum Wert. Deshalb empfiehlt die Autorin eine "emotional untersetzte Unternehmenskommunikation", um zumindest einen Teil der Kunden zu überzeugen, für mehr Nachhaltigkeit auch mehr Geld auszugeben. Ob damit bei allem Optimismus der Autorin der "Kreuzfahrttourismus als verantwortungsbewusste Tourismusform in Sachen Nachhaltigkeit" eine "Vorreiterrolle" übernehmen könnte, ist allerdings mehr als fraglich. Bislang bleibt die Branche in zu vielen Bereichen hinter Nachhaltigkeitsansprüchen zurück.
Urlaub und Meer: Die Kreuzfahrt im Spannungsfeld von Trendreisen und nachhaltigem Tourismus: Eine betriebswirtschaftliche Studie. Von Katrin Pumpa. Diplomica Verlag, Hamburg, 2012. 112 Seiten. ISBN-13: 978-3842871670
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(1.442 Zeichen, September 2014, TW 76)
Brasilien in der Gemeindearbeit
"Fair Play for Fair Life"
Mit dem Heft "Fair Play for Fair Life" bieten Brot für die Welt und die Evangelische Kirche in Deutschland zum Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilienmehr
"Fair Play for Fair Life"
Mit dem Heft "Fair Play for Fair Life" bieten Brot für die Welt und die Evangelische Kirche in Deutschland zum Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien Kirchengemeinden zahlreiche Bausteine für die Gemeindearbeit. Das Heft bietet Anregungen, sich mit Fußball und Entwicklungszusammenarbeit und mit dem Land Brasilien zu beschäftigen, zum Beispiel in einem Gottesdienst zur Fußball-WM oder in der Mitmachaktion "32 + x" für Gemeinden, Kinder- und Jugendgruppen.
WM 2014. Bausteine für die Gemeindearbeit. Von Brot für die Welt/Evangelische Kirche in Deutschland (Hg.). Berlin, März 2014. 28 Seiten.
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(475 Zeichen, Juni 2014)
Kulturkompass Brasilien
"Brasilien fürs Handgepäck"
Zwischen der kleinen Negrinha, die wie eine Sklavin leben musste, und der brasilianischen Luft- und Raumfahrtforschung liegen Welten. Es sind Welten in einem Land, dessenmehr
"Brasilien fürs Handgepäck"
Zwischen der kleinen Negrinha, die wie eine Sklavin leben musste, und der brasilianischen Luft- und Raumfahrtforschung liegen Welten. Es sind Welten in einem Land, dessen unterschiedlichste Facetten die Anthologie "Brasilien fürs Handgepäck" in Beiträgen namhafter Autoren und Landeskenner zu erfassen sucht. Handgepäck mag nach leichter Kost klingen, ist es jedoch nicht.
Das Zusammen- und Aufeinandertreffen von Arm und Reich in diesem Land und in diesem Buch kann nachdenklich stimmen. Was Eva Karnofsky an Geschichten und Berichten zusammengestellt hat, gibt Einblicke in die Verfasstheit des bunten Volkes mit seinen vielfältigen Wurzeln. Es erzählt von der Bedeutung des Karnevals, den Köstlichkeiten der brasilianischen Küche und Goldgräbern am Amazonas. Schließlich gilt auch in diesem Buch: Brasilien ohne Fußball gibt es nicht.
Brasilien fürs Handgepäck: Geschichten und Berichte – Ein Kulturkompass. Von Eva Karnofsky, Unionsverlag, Zürich, 2013. 191 Seiten. ISBN: 978-3293206168
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(837 Zeichen, Juni 2014)
Zwischen Copacabana und Amazonas
"Gebrauchsanweisung für Brasilien"
Peter Burghardt war Sportredakteur – und damit ist er prädestiniert dafür, eine "Gebrauchsanweisung für Brasilien" zu verfassen. Denn um "Futebol" kommt man inmehr
"Gebrauchsanweisung für Brasilien"
Peter Burghardt war Sportredakteur – und damit ist er prädestiniert dafür, eine "Gebrauchsanweisung für Brasilien" zu verfassen. Denn um "Futebol" kommt man in Brasilien nicht herum, schon gar nicht in der Zeit der Fußball-WM. Deshalb kommt den Highlights, Dramen und Helden der brasilianischen Fußballgeschichte in dem Buch eine große Rolle zu. Doch getreu dem Konzept der "Gebrauchsanweisungen" des Piper-Verlags führt der Autor seine Leserinnen und Leser auch in gewohnt unterhaltsamer Manier quer durch das faszinierende Land – vom Strand von Copacabana bis in den Amazonas.
Dabei spart er auch kritische Themen nicht aus: den Raubbau am Regenwald, den Agro-Sprit aus Zuckerrohr und die Ausbeutung der Tagelöhner auf den Plantagen. Er zeigt brasilianische Lösungsansätze auf, darunter durchaus fragwürdige, wie die Hubschrauberflotte von Sao Paulo, mit der "Überflieger" wie Millionäre und Manager den endlosen Staus im Stadtverkehr entkommen, oder das aus dem Dornröschenschlaf erweckte Atomkraftwerk Angra 3. Aber es gibt auch hoffnungsvollere, wie das Kreditkartensystem der "Bolsa Floresta", mit dem Regenwaldbewohner für die sorgsamen Umgang mit dem wertvollen Ökosystem entlohnt werden, damit "Bäume eher stehen bleiben als fallen".
Gebrauchsanweisung für Brasilien. Von Peter Burghardt. Piper Verlag, München, 2013. 240 Seiten. ISBN-13: 978-3492276351.
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(1.242 Zeichen, Juni 2014)
Die Welt nachhaltig selbst verändern
Melissa Bayer | "Einfach. Jetzt. Machen."
Klimawandel, Wirtschaftskrise, Energieknappheit, Arbeitslosigkeit – das sind nur einige der aktuellen, globalen Herausforderungen. Doch es hilft nicht,mehr
Melissa Bayer | "Einfach. Jetzt. Machen."
Klimawandel, Wirtschaftskrise, Energieknappheit, Arbeitslosigkeit – das sind nur einige der aktuellen, globalen Herausforderungen. Doch es hilft nicht, darauf zu warten, dass "die da oben" sich schon etwas ausdenken werden, um alles wieder ins Lot zu bringen. Stattdessen ist es an der Zeit, selbst etwas zu tun. Wie das aussehen kann, zeigt Rob Hopkins in seinem Buch "Einfach. Jetzt. Machen."
Der britische Umweltaktivist und Begründer der Transition-Bewegung führt den Leser in die Vision eines globalen Wandels hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaftssystem ein. Er zeigt, welche Potenziale die Herausforderungen unserer Zeit bergen und wie wir sie nutzen können. Zentral ist dabei, sich vom Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, zu verabschieden. Doch das muss nichts Schlechtes sein, wenn wir das Streben nach Wachstum durch Ziele wie Wohlbefinden, Glück, Gemeinschaft und Verbundenheit ersetzen und so auf eine lokale und robuste Wirtschaft sowie eine starke Gesellschaft hinarbeiten: Eine Wirtschaft, in der die Gewinne nicht mehr an unbekannte externe Investoren abfließen, sondern Gemeinden wieder in sich selbst investieren. Eine Gesellschaft, die weniger konsumorientiert ist, doch gleichzeitig eine höhere Lebensqualität aufweist. Die Transition-Initiative trägt inzwischen seit sieben Jahren auf "Graswurzelebene" dazu bei, eine solche Postwachstumsökonomie zu realisieren.
Die verschiedenen Initiativen verdeutlichen, dass der Wandel bereits im Gange ist und wie vielfältig die Formen seiner Verwirklichung sein können: Die Bristol Pounds sind eine Komplementär-Währung für Bristol und Umgebung, die dadurch realisierten kürzeren Lieferketten ermöglichen eine Bindung der Bevölkerung an die lokale Wirtschaft und verhindern, dass Profite aus der Region abfließen. In einer Genossenschaft aus lokalen Lebensmittelproduzenten in Derbyshire kann das angebotene Gemüse selbst aus dem kleinsten Garten stammen. Die Transition-Initiative "wandelBar" in Eberswalde hat ein Lastenfahrrad gebaut, das sich Interessierte gegen eine Spende ausleihen können. Ein gemeinschaftliches Weizenprojekt in der argentinischen Stadt El Bolsón ermöglicht es den Anwohnern, ihr eigenes Mehl zu mahlen. In Brasilien konzentriert sich die Bewegung verstärkt auf soziale Aspekte wie Ernährungssicherung, Verringerung der Gewalt, Gesundheit oder Bildung. Mittlerweile gibt es Projekte an Tausenden von Orten in über 40 Ländern.
Die Vision von Rob Hopkins ist inspirierend und durch sein Buch stattet er seine Leserinnen und Leser mit Werkzeugen, Anleitungen und vor allem Ideen aus, damit sie eigene Initiativen bei sich vor der Haustür gründen und so ihre Zukunft selbst mit gestalten können.
Einfach. Jetzt. Machen. Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Von Rob Hopkins. Oekom Verlag, München, 2014. 189 Seiten. ISBN 978-3-86581-458-6.
(2.682 Zeichen, Juni 2014)
All-inclusive: Weniger Trinkgeld, mehr Stress
"The impacts of all-inclusive hotels on working conditions and labour rights in Barbados, Kenya & Tenerife"
In der Tourismusbranche sind niedrige Löhne, prekäre Arbeitsbedingungen, langemehr
"The impacts of all-inclusive hotels on working conditions and labour rights in Barbados, Kenya & Tenerife"
In der Tourismusbranche sind niedrige Löhne, prekäre Arbeitsbedingungen, lange Arbeitszeiten und Chancenungleichheit an der Tagesordnung. Wie die britische Organisation Tourism Concern in neuen Untersuchungen in Teneriffa, Kenia und Barbados festgestellt hat, sind die Arbeitsbedingungen in All-inclusive-Hotels in einigen Bereichen noch problematischer.
Lange Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, Schichtarbeit mit zu kurzen Pausen und eine Verkürzung der Arbeitszeiten bei geringer Auslastung in der Hotellerie sind gang und gäbe. Die Entlohnung der Angestellten setzt sich aus Gehältern, Bedienungsgeld und Trinkgeldern zusammen. Zwar sind in allen Arten von Hotels die Löhne nach wie vor niedrig. Doch immerhin konnte Tourism Concern im Vergleich zu einer älteren Studie aus dem Jahr 2004 Verbesserungen gegenüber anderen Branchen feststellen.
Einige Nachteile stechen nach den Erkenntnissen von Tourism Concern in All-inclusive-Hotels besonders heraus. So bekommen die Mitarbeiter dort deutlich weniger Trinkgelder. Außerdem sind sie besonderem Stress ausgesetzt, denn in All-inclusive-Hotels verbringen die Gäste mehr Zeit auf dem Hotelgelände, so dass Gäste und Mitarbeiter häufiger miteinander zu tun haben. Dies erfordert von den Angestellten mehr so genannte "emotionale Arbeit".
Vor allem weibliche Angestellte sind unter Umständen sexueller Belästigung ausgesetzt – von Kollegen, Managern oder Gästen. Das Risiko erhöht sich dadurch, dass sie spät abends noch arbeiten müssen und dass in den Hotels viel Alkohol ausgeschenkt wird. Hinzu kommen Faktoren wie die Kleiderordnung, Rassismus, negative Einstellungen gegenüber Dienstpersonal und der manchmal sexualisierte Charakter des Tourismus.
In Barbados wurde festgestellt, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter oft vom einzelnen Unternehmen abhängt, egal, ob es sich um ein All-inclusive-Hotel handelt oder nicht. Allerdings hatten in Barbados in All-inclusive-Hotels 27 Prozent der Befragten Kurzzeitverträge – gegenüber nur neun Prozent in anderen Hotels. Das bedeutet mehr Arbeitsplatzunsicherheit und weniger Ausbildungsmöglichkeiten.
Allerdings beobachtet Tourism Concern trotz allem auch Fortschritte. Die Sozialpartnerschaft zwischen Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern hat in Barbados zur Unterzeichnung einer Reihe von Protokollen zur Lösung sozialer und wirtschaftlicher Probleme und zu einer gesetzlichen Festlegung der Rechte der Arbeiternehmer beigetragen. Vor diesem Hintergrund habe die Barbados Workers Union, die die Hotelangestellten vertritt, durch Tarifverhandlungen für die Hotelmitarbeiter viel erreicht.
The impacts of all-inclusive hotels on working conditions and labour rights in Barbados, Kenya & Tenerife. Von Tourism Concern, in Kooperation mit der International Union of Food, Agricultural, Hotel, Restaurant, Catering, Tobacco and Allied Workers’ Associations (Hg.), London, 2014. 24 Seiten.
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(2.596 Zeichen, Juni 2014)
Fußball-WM Südafrika: Mehr als ein Spiel
"South Africa's World Cup. A Legacy for Whom?"
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist "mehr als nur ein Spiel" – sie ist auch ein globalisiertes kommerzielles Unterfangen. Mit Beiträgen verschiedenermehr
"South Africa's World Cup. A Legacy for Whom?"
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist "mehr als nur ein Spiel" – sie ist auch ein globalisiertes kommerzielles Unterfangen. Mit Beiträgen verschiedener Autorinnen und Autoren hat Eddie Cottle unter dem Titel "South Africa's World Cup. A Legacy for Whom?" eine kritische Analyse der Auswirkungen der WM 2010 in Südafrika zusammengestellt. Das Buch ist 2011 erschienen und bietet wertvolle Lernerfahrungen auch für andere aktuelle und zukünftige große Sportereignisse. Mit "Unterschätzte Kosten, überschätzter Nutzen" lässt sich der Tenor der meisten Bewertungen zusammenfassen.
Die WM 2010 war die klimaschädlichste aller bisherigen Fußball-Weltmeisterschaften, schreibt Tristen Taylor in einem Kapitel über den ökologischen Fußabdruck der als so umweltfreundlich vermarkteten WM. Die Kohlendioxidemissionen seien achtmal höher gewesen als bei der WM in Deutschland 2006. Rund 67 Prozent der insgesamt 2,7 Megatonnen CO2-Äquivalente wurden dabei dem internationalen Flugverkehr zugeschrieben, weitere 19 Prozent dem Verkehr innerhalb Südafrikas, 12,6 Prozent dem Energieverbrauch der Unterkünfte sowie knapp über ein Prozent dem Bau und der Nutzung der Stadien. Wären mehr WM-Tickets an Besucher aus anderen afrikanischen Ländern statt an Touristen aus Übersee verkauft worden, hätten sich die Umweltauswirkungen deutlich niedriger halten lassen – doch kommerzielle Interessen hätten ganz gezielt genau das Gegenteil bewirkt. Das einzige, was an der WM "grün" war, waren die US-Dollar-Scheine, so Taylors Fazit.
Ein zentraler Ausgangspunkt für das Buch war die Situation der Bauarbeiter im Vorfeld der WM. Darum geht es in mehreren Beiträgen. Das Großereignis habe eine Intensivierung der Ausbeutung von Arbeitskräften ohne entsprechende Verbesserungen bei den Löhnen und Arbeitsbedingungen bewirkt. Südafrika habe mit der WM 2010 zwar bewiesen, dass es "entwickelt" genug sei, um die stringenten Kriterien des Weltfußballverbandes FIFA zu erfüllen – jedoch zu hohen Kosten und zu Lasten dringenderer Investitionen, die dem Land mehr gesellschaftlichen Nutzen hätten bringen können. Nicht nur Südafrika, quasi der gesamte afrikanische Kontinent sollte für ausländische Direktinvestitionen und als Reiseziel salonfähig gemacht werden. Von den Interessen der Arbeiterschicht habe sich der weltweit beliebteste Sport so weit entfernt, dass Cottle für eine Rückbesinnung auf den "menschlichen und öffentlichen Charakter des Sports" plädiert.
South Africa's World Cup. A Legacy for Whom? Von Eddie Cottle (Hg.) University of KwaZulu-Natal Press. Scottsville, 2011. 349 Seiten. ISBN: 978-1869142162
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(2.431 Zeichen, Juni 2014)
Sympathie-Magazin "Palästina verstehen"
Als Ursprungsland zweier Weltreligionen und Kreuzungspunkt bedeutender Hochkulturen ist Palästina eines der wichtigen Reiseziele von Pilgern und Bildungsreisenden. Im neuen Sympathiemagazinsmehr
Als Ursprungsland zweier Weltreligionen und Kreuzungspunkt bedeutender Hochkulturen ist Palästina eines der wichtigen Reiseziele von Pilgern und Bildungsreisenden. Im neuen Sympathiemagazins "Palästina verstehen" berichten palästinensische, jüdische und deutsche Autoren einfühlsam und mit Sachverstand über Ursachen und Hintergründe des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und Palästina.
Sie ermöglichen Einblicke in die Lebensbedingungen und den Alltag der palästinensischen Bevölkerung. Kritische Aspekte, wie der fortgesetzte Bau jüdischer Siedlungen im Westjordanland, werden nicht ausgespart. Das Heft zeigt auch, dass es trotz aller Probleme in der Region einen aufstrebenden palästinensischen Ökotourismus gibt. Redakteurin des Heftes ist Martina Sabra. Als gute Ergänzungen zu "Palästina verstehen" gibt es auch "Israel verstehen" sowie Sympathiemagazine über Christentum, Judentum und Islam.
Weitere Informationen: www.sympathiemagazin.de
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(903 Zeichen, März 2014)
Nachhaltigkeit? Fehlanzeige!
"Die Ferien-Macher: Eine Branche macht Urlaub"
Otto Schneider und Werner Sülberg sind Branchenkenner. In ihrem Buch "Die Ferien-Macher" charakterisieren sie den Tourismussektor: die großenmehr
"Die Ferien-Macher: Eine Branche macht Urlaub"
Otto Schneider und Werner Sülberg sind Branchenkenner. In ihrem Buch "Die Ferien-Macher" charakterisieren sie den Tourismussektor: die großen Veranstalter und ihre Geschichte, die Zielgruppen- und Themenspezialisten. Keine Rolle spielen darin Unternehmen oder Initiativen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen.
Nur im Einzelfall wird mal ein kritisches Thema aufgegriffen, zum Beispiel die Gefährdung des Datenschutzes durch die Erfassung von Passagierdaten und Übermittlung an die USA. Im Ausblick werden dem "Schutz der Umwelt auch beim Reisen" gerade einmal vier Zeilen gewidmet. Menschenrechtsfragen im Tourismus werden zwar als Thema im Deutschen Bundestag kurz erwähnt, ansonsten aber ausgeklammert, so dass der im Vorwort angekündigte "Blick hinter die Kulissen" äußert lückenhaft bleibt. Auch der Klimawandel spielt in der Darstellung der "größeren Zusammenhänge der Tourismusbranche" keine Rolle.
Die Ferien-Macher: Eine Branche macht Urlaub. Von Otto Schneider und Werner Sülberg. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt/Main, 2013, 200 Seiten, ISBN: 978-3956010309
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(911 Zeichen, März 2014)
Palmöl und Landraub in Westafrika
"Analyse 39: Large-Scale Land Acquisitions in Liberia"
Immer mehr afrikanische Regierungen vergeben zunehmend und auf intransparente Weise öffentlichen Grund und Boden an internationale Investoren.mehr
"Analyse 39: Large-Scale Land Acquisitions in Liberia"
Immer mehr afrikanische Regierungen vergeben zunehmend und auf intransparente Weise öffentlichen Grund und Boden an internationale Investoren. Sie ziehen Vorteile aus der unklaren Rechtslage, unter der die Bevölkerung öffentliches Land für die Subsistenzwirtschaft nutzt. Dies geschieht insbesondere in Ländern mit schwachen Institutionen und einer dubiosen Staats- und Regierungsführung.
In der Fallstudie "Large-Scale Land Acquisitions in Liberia", veröffentlicht von Brot für die Welt, beschreiben Rudolf Buntzel und Wollor E. Topor das Problem des Landraubs im Zusammenhang mit dem Palmölsektor, in dem Agrotreibstoffe eine zunehmende Rolle spielen. Die Autoren gehen davon aus, dass Landkonflikte um die neuen Konzessionen mit großer Wahrscheinlichkeit den fragilen inneren Frieden gefährden werden. Sie empfehlen, dass bei unsicherer Rechtslage die Gewohnheitsrechte der einheimischen Bevölkerung an der Landnutzung Vorrang haben müssen.
Large-Scale Land Acquisitions in Liberia. Case studies and some legal aspects on the palm oil sector. Analyse 39. By Rudolf Buntzel und Wollor E. Topor, herausgegeben von Brot für die Welt, Berlin, Juni 2013.
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(943 Zeichen, März 2014)
Klimaschutz und die ökonomischen Auswirkungen globaler Steuerungsinstrumente
"Tourism’s climate mitigation dilemma: Flying between rich and poor countries"
Die steigende Nachfrage nach Mittel- und Langstreckenflügen führt zu einer weiteren Zunahme der Treibhausgasemissionen.mehr
"Tourism’s climate mitigation dilemma: Flying between rich and poor countries"
Die steigende Nachfrage nach Mittel- und Langstreckenflügen führt zu einer weiteren Zunahme der Treibhausgasemissionen. Weder Effizienzverbesserungen noch die Nutzung von Biotreibstoffen werden mit dem vorausgesagten Wachstum des Flugverkehrs Schritt halten können. Deshalb zählt eine Dämpfung der wachsenden Nachfrage nach Flügen zu den zentralen Vorschlägen für einen nachhaltigeren Tourismus. Allerdings gibt es dagegen Widerstände in Politik und Wirtschaft. Es wird argumentiert, Beschränkungen des Flugverkehrs könnten die Entwicklung armer Länder beeinträchtigen.
Wie sich Beschränkungen des Flugverkehrs tatsächlich auswirken könnten, haben Paul Peeters und Eke Eijgelaar für die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) ebenso wie für Nicht-LDCs untersucht. Sie haben sowohl den internationalen als auch den inländischen Tourismus berücksichtigt. Ihre zentrale Erkenntnis ist, dass die Auswirkungen auf die LDCs im Durchschnitt ‘neutral’ sind, denn was die Touristenankünfte angeht, würde es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben. Das Ausmaß der Verluste bei den Verlierern ist nach ihrer Einschätzung jedoch wirtschaftlich durchaus kompensierbar.
Tourism’s climate mitigation dilemma: Flying between rich and poor countries. Von Paul M. Peeters und Eke Eijgelaar. In: Tourism Management 40 (2014), www.cstt.nl/publications/Tourism%27s-climate-mitigation-dilemma:-flying-...
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(1.156 Zeichen, März 2014)
Dossier "Klimagerecht in ein neues Abkommen"
Bis zum Klimagipfel Ende 2015 in Paris wird die internationale Staatengemeinschaft zum zweiten Mal ein weltweites Klimaabkommen verhandeln, welches 2020 in Kraft treten soll. Ein ambitioniertesmehr
Bis zum Klimagipfel Ende 2015 in Paris wird die internationale Staatengemeinschaft zum zweiten Mal ein weltweites Klimaabkommen verhandeln, welches 2020 in Kraft treten soll. Ein ambitioniertes Abkommen wäre eine entscheidende Weichenstellung für die internationale Klimapolitik der nächsten Jahrzehnte und eine Zukunftsperspektive für die Hauptleidtragenden des Klimawandels in den ärmsten Ländern dieser Welt – so der Tenor des neuen "welt-sichten"-Dossiers "Klimagerecht in ein neues Abkommen" vom Februar 2014. In dem von Brot für die Welt herausgegebenen Heft wird der Stand der aktuellen internationalen Klimadebatte diskutiert. Außerdem werden Folgen des Klimawandels auf die ärmsten Länder sowie Anpassungsstrategien der Betroffenen im globalen Süden dargestellt. Die Zunahme extremer Wetterereignisse zeigt, dass ambitionierte Ziele und Vorreiter notwendig sind.
Download: http://bfdw.de/klimagerecht
Kostenlose Bestellung: Onlineshop von Brot für die Welt https://www.brot-fuer-die-welt.de/shop/ (Themen & Aktionen – Klimawandel) oder unter vertrieb@brot-fuer-die-welt.de, Artikelnr.: 129 5 0163 0)
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(871 Zeichen, März 2014)
"Grüner Fliegen"
Potenziale, Risiken und Perspektiven für Agrotreibstoffe im Flugsektor
Brot für die Welt - Tourism Watch
Berlin | 2014
Das Ziel der Internationalen Klimapolitik ist es, die globale Erderwärmung bismehr
Potenziale, Risiken und Perspektiven für Agrotreibstoffe im Flugsektor
Brot für die Welt - Tourism Watch
Berlin | 2014
Das Ziel der Internationalen Klimapolitik ist es, die globale Erderwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts gegenüber der vorindustriellen Zeit auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Um dies erreichen zu können, müssen zeitnah wirksame Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Daher muss sich auch der Flugverkehr verstärkt mit den Herausforderungen des Klimawandels, aber auch knapper werdenden Erdölreserven auseinandersetzten. Dies gilt insbesondere wegen seines starken quantitativen Wachstums.
Von Gleichberechtigung weit entfernt
"Sun, Sand and Ceilings: Women in the Boardroom in the Tourism Industry"
Obwohl im Tourismus deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten, sind sie in den Führungsebenen der Tourismuswirtschaft dermehr
"Sun, Sand and Ceilings: Women in the Boardroom in the Tourism Industry"
Obwohl im Tourismus deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten, sind sie in den Führungsebenen der Tourismuswirtschaft der meisten Länder noch immer deutlich unterrepräsentiert. Mit ihrem Bericht "Sun, Sand and Ceilings: Women in the Boardroom in the Tourism Industry" stellt die neue britische Nichtregierungsorganisation "Equality in Tourism" das häufig vernachlässigte Thema Gleichberechtigung in den Vordergrund. Noch immer sei es schwierig für Frauen, Managementpositionen und Familie unter einen Hut zu bringen. Die Organisationskultur in der Branche sei weiterhin von Männern dominiert, es bestünden Vorurteile, Frauen seien von informellen Kommunikationsnetzwerken oft ausgeschlossen und es fehlten weibliche Vorbilder in Führungspositionen – so die Kritik.
Die Folge sei, dass die Branche wertvolle Chancen verschenke. Denn – so meinen die Autorinnen des Berichts – es gäbe gute wirtschaftliche Gründe, mehr Frauen in leitenden Positionen zu haben: eine bessere Unternehmensperformance, die Nutzung des größtmöglichen Pools an Talenten, bessere Reaktionen auf die Nachfrage (die oft wesentlich von Frauen bestimmt wird) und eine bessere Unternehmensführung. Zwar sei klar, dass mehr Frauen in den Aufsichtsräten von Tourismusunternehmen noch nicht automatisch mehr Gleichberichtigung in der Branche bedeuten, so die Autorinnen, doch es sei "ein hervorragender Ausgangspunkt".
Sun, Sand and Ceilings: Women in the Boardroom in the Tourism Industry. Von Tricia Barnett und Lucy Ferguson. Hg. Equality in Tourism, London, 2013. 12 Seiten.
Download: http://equalityintourism.org/wp-content/uploads/2013/07/Sun_Sand_Ceiling...
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(1.381 Zeichen, Dezember 2013)
Burma-Tourismus im Zwiespalt
Christine Plüss | "Myanmar – Lass uns die Reise beginnen"
Seit dem politischen "Tauwetter" in Burma, das nach 50 Jahren blutigster Militärdiktatur Hoffnung erweckt auf einen Übergang zur Demokratie,mehr
Christine Plüss | "Myanmar – Lass uns die Reise beginnen"
Seit dem politischen "Tauwetter" in Burma, das nach 50 Jahren blutigster Militärdiktatur Hoffnung erweckt auf einen Übergang zur Demokratie, ist der touristische "Rush" so richtig ausgebrochen. Die Hotelzimmer sind ausgebucht, die Preise für Touristen steigen rasant, kaufkräftige Investoren treiben die Spekulation um neue Tourismusresorts an, während Einheimische dem neuen boomenden Wirtschaftszweig nach wie vor oft ohne angemessene Entschädigung Platz machen müssen und im besten Fall noch Brosamen des neuen "Tourismusmanna" erhalten. Noch herrscht in Burma längst keine Demokratie, wo Anwohner von neuen Tourismusresorts und Angestellte in den neuen Tourismusbetrieben zu ihren Rechten kommen.
Umso wichtiger ist es, dass jetzt Reisende für ihre Vorbereitung fundierte, praktische Tipps an die Hand bekommen. Die neue Broschüre "Myanmar – Lass uns die Reise beginnen" bringt Empfehlungen für Reisende mit vielen griffigen Tipps auf den Punkt. Ansprechend ist besonders der Einstieg mit verschiedenen Porträts von Menschen in Burma, von denen wir erfahren, was sie jetzt vom Tourismus erwarten, wie sie mit dem aufkommenden Wirtschaftszweig Pläne für sich entwickeln, aber auch wovor sie sich fürchten.
Der kleine Reiseführer der Naturfreunde Internationale bietet – ganz im Einklang mit dem neuen Slogan der Regierung Myanmars – einen einfachen, aber wichtigen Einstieg. Eine wichtige Ergänzung dazu wäre ein Buch, das Aufschluss über die Geschichte des heutigen Vielvölkerstaates Burma gibt. Denn es verwundert, dass ein Reiseführer die Geschichte von "Burma" erst im 20. Jahrhundert, bei der Unabhängigkeit aus dem britischen Protektorat nach dem Zweiten Weltkrieg, ansetzt – mit Ausführungen über die fehlgeschlagenen Vereinbarungen unter den 135 verschiedenen Volksgruppen des neuen Staates "Burma", die sich in der Folge mit jahrzehntelangem militärischem Kampf gegen eine Zentralregierung auflehnten. Das gibt genau die Sprache der Generäle wieder, die u.a. diesen Kampf gegen die "Aufständischen" über 50 Jahre hinweg zum Vorwand für ihre Legitimierung der Diktatur genommen haben. Da wäre von den Autoren mehr Weitsicht zu wünschen: Die Spannungen im Vielvölkerstaat sind auch ein Erbe der Kolonialzeit, Volksgruppen dürfen in einem heutigen Reiseführer nicht einfach als rebellische Aufständische erscheinen. Vielmehr muss klar werden, dass die Volksgruppen im Hinblick auf eine tragfähige Demokratie in Burma vollumfängliche Anerkennung ihrer Rechte und Mitsprache über die Entwicklung des Landes erhalten müssen.
Dass auch unter der Militärjunta der Tourismus "wesentlich zur Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen beigetragen" hat, wie der Generalsekretär der Naturfreunde Internationale, Christian Baumgartner, einleitend ausführt, ist nicht belegt. Vielmehr wird in der Broschüre selbst aufgezeigt, dass bislang vor allem militärnahe Geschäftsleute mit ihren Investitionen in Hotels und Airlines das große Geschäft im Tourismus machten. Die Burmesinnen und Burmesen leben in ihrer großen Mehrheit auf dem Land, kommen bei all den noch immer von Behörden und Militär geforderten "Gemeinschaftsleistungen" kaum auf einen Ertrag, können die Kinder vor diesem Hintergrund nicht in die Schule schicken und sind weit entfernt von jeglicher Beteiligung am Tourismus. Im schlimmsten Fall müssen sie ihr Land hergeben, weil da neue Tourismusresorts oder Industriestandorte und Freihandelszonen erbaut werden sollen. Bisher haben sie kaum Möglichkeiten, beim Regime ihre Rechte wirksam einzufordern, wie es jetzt im Übergang zur Demokratie so wichtig wäre. Entscheidend ist deshalb, dass Reisende sich schon beim Buchen erkundigen, wie ihre Herberge entstanden ist, wem sie gehört und ob die Beschäftigten unter fairen Bedingungen arbeiten.
Myanmar – Lass uns die Reise beginnen. Von Nicole Häusler und Martin H. Petrich. Hg. Naturfreunde Internationale, Wien, 2013. 24 Seiten. Download: www.nf-int.org/myanmar. Bestellung gegen Versandgebühr: office@nf-int.org
Diese Rezension ist eine gekürzte Fassung des ausführlicheren Beitrags von Christine Plüss unter www.fairunterwegs.org/de/aktuell/news/article/nicole-haeusler-martin-h-p.... Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.
(3.758 Zeichen, Dezember 2013)
Tourismus auf Kosten der Kultur?
Melissa Bayer | "Kultur all inclusive"
Von Museumshops bis zum Indianertourismus, von Papua-Neuguinea bis Namibia, vom UNESCO-Weltkulturerbe bis zum touristischen Kleinunternehmer beschäftigt sichmehr
Melissa Bayer | "Kultur all inclusive"
Von Museumshops bis zum Indianertourismus, von Papua-Neuguinea bis Namibia, vom UNESCO-Weltkulturerbe bis zum touristischen Kleinunternehmer beschäftigt sich der Sammelband "Kultur all inclusive" mit dem Einfluss von (Massen-)tourismus auf Kultur im weitesten Sinne. Er umfasst zwölf Aufsätze, vor allem von Kultur- und Sozialanthropologen. Sie betrachten unterschiedliche Thematiken, ohne dabei den Blick für das große Ganze zu verlieren.
Bereits im Vorwort ist der Anspruch formuliert, dass es hier nicht nur um trockene Theorie, sondern um gelebte Praxis geht. Dazu wird zum einen tief in die Kiste der Grundlagenliteratur gegriffen, zum anderen finden Feldforschungen und relativ neue Ansätze, wie beispielsweise die bislang nur wenig durchgeführte Übertragung der Akteur-Netzwerk-Theorie auf Tourismus-Studien, ihre Anwendung. So liefert das Buch in der Diskussion, ob (Massen-)tourismus für die Kultur nun Authentizitätsverlust oder Wiederbelebung bedeutet, ein umfassendes Bild verschiedener Positionen: Die Kalam in Papua-Neuguinea haben beispielsweise einen Weg gefunden, den Rahmen ihrer Beteiligung am Tourismus eigenständig festzulegen und schaffen es so, kulturelle Transformation selbst zu gestalten. Das Beispiel des Indianertourismus in Nordamerika zeigt allerdings, dass diese Selbstbestimmung nicht mehr greift, sobald Verhaltensregeln zwar negative Einflüsse des Tourismus minimieren, diese Regeln aber gleichzeitig kreative und wirtschaftliche Entwicklungen einer Kultur hemmen und so zu einem Erstarren der Kultur führen. Die Betrachtung der touristischen Kleinunternehmer im Senegal verdeutlicht darüber hinaus, inwieweit eine Anpassung an touristische Nachfragemuster nötig ist, um in diesem Geschäft ein Einkommen erzielen zu können.
Das Buch schafft eine Abkehr von unreflektierten Äußerungen wie "Der Tourismus macht die Kultur kaputt". Sowohl die Wirtschafts- als auch die Kulturwissenschaften werden zu einer offeneren Herangehensweise an das Forschungsfeld Tourismus aufgefordert. Die Autoren beantworten in dem Sammelband nicht leicht und verständlich die Frage, ob Tourismus eine Kultur nun positiv oder negativ beeinflusst –doch genau darin liegt seine Stärke. Es räumt vor allem mit alten Vorurteilen auf und bietet Anregungen zur weiteren gedanklichen Auseinandersetzung.
Kultur all inclusive. Identität, Tradition und Kulturerbe im Zeitalter des Massentourismus. Von Burkhard Schnepel, Felix Girke, Eva-Maria Knoll (Hg.). Transcript Verlag, Bielefeld, 2013. 346 Seiten. ISBN 978-3-8376-2089-4
(2.304 Zeichen, Dezember 2013)
All inclusive – und nachhaltig
Anja Ruf | "Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer"
Eine Urlaubslektüre ist dieser Band nicht: Die mit Tabellen und Grafiken reichlich versehene Studie ist gedacht für die Fachöffentlichkeit,mehr
Anja Ruf | "Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer"
Eine Urlaubslektüre ist dieser Band nicht: Die mit Tabellen und Grafiken reichlich versehene Studie ist gedacht für die Fachöffentlichkeit, die Tourismuswirtschaft, Medien, die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit, Hochschulen oder auch die Tourismuspolitik. Von den rund 300 Seiten entfallen 172 auf die Darstellung der Ergebnisse einer Marktforschung im deutschen Urlaubsreisemarkt, die von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R.) betreut worden ist. 8.000 Urlauber wurden interviewt und 52 Reiseveranstalter befragt.
Untersucht hat F.U.R. die Meinungen und Einstellungen der Deutschen, beispielsweise zu All-Inclusive-Reisen. Sie konnten Aussagen zustimmen oder nicht zustimmen wie: "In einer All-Inclusive-Anlage kann man sich besonders sicher fühlen", "Man muss sich um nichts mehr kümmern". Oder auch: "Geschäfte außerhalb verdienen nichts", "Man befindet sich in einem Ghetto und hat zur Außenwelt keinen Kontakt". Diese Art der Befragung erbrachte das Ergebnis, dass 84 Prozent der All-Inclusive-Urlauber solche Reisen buchen, weil sie billig sind. Zugleich möchte knapp die Hälfte dies jedoch am liebsten bei einem Reiseunternehmen tun, das vor Ort Einfluss nimmt auf die Gewährung von fairen Arbeitsbedingungen und Einkommen für die im Tourismus Beschäftigten.
All-Inclusive-Reisen sind nur einer von vielen untersuchten Aspekten, jedoch ein besonders interessanter. Denn diese Reisen sind beim Badetourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern zur dominierenden Angebotsform geworden – und werden dies laut der Studie voraussichtlich auch in den kommenden Jahren bleiben. "Daher scheint es wichtig, diese Angebotsform nach Kriterien der Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung zu optimieren", so Dietlind von Laßberg, stellvertretende Vorsitzende des Studienkreises, in einer Presseinformation zu der Studie. Das ist in der Diskussion um nachhaltigen Tourismus ein neuer Gedanke. In den Ansätzen für mehr Nachhaltigkeit im Entwicklungsländer-Tourismus, die die letzten 90 Seiten der Publikation ausmachen, wird er noch nicht aufgegriffen.
(2.092 Zeichen, Dezember 2013)
Von Göttern und Gurus
Sympathiemagazin "Hinduismus verstehen"
Kühe sind heilig? Hindus sind Vegetarier? "Im Hinduismus findet sich für nahezu alles auch sein Gegenteil", schreibt Redakteur Rainer Hörig im neuenmehr
Sympathiemagazin "Hinduismus verstehen"
Kühe sind heilig? Hindus sind Vegetarier? "Im Hinduismus findet sich für nahezu alles auch sein Gegenteil", schreibt Redakteur Rainer Hörig im neuen Sympathiemagazin "Hinduismus verstehen". Die Autoren und Autorinnen nehmen ihre Leser mit auf eine horizonterweiternde Reise, zum Beispiel zur Kumbh Mela, dem riesigen Pilgerfest in Allahabad, oder in die heilige Stadt Varanasi. Sie greifen Klischees und Widersprüche auf und eröffnen spannende Einblicke in die hinduistische Glaubenspraxis zwischen Tradition und Moderne. Dabei wird die Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit einer der größten Weltreligionen deutlich, und die Offenheit, mit der auch fremde Glaubensinhalte leicht in das weite, eigene Gedankengebäude integriert werden.
Der Hinduismus ist insbesondere in Indien beheimatet und durchdringt große Teile des Alltagslebens. Doch auch in Nepal und auf der indonesischen Insel Bali ist er verwurzelt. Viele Hindus leben zudem in der Diaspora und haben z.B. in London und im nordrhein-westfälischen Hamm beeindruckende Tempel errichtet. Das neue Heft will Sympathie wecken, spart jedoch auch problematische Aspekte wie Hindunationalismus, Mitgiftmorde und Kastensysteme nicht aus.
Weitere Informationen: www.sympathiemagazin.de
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(1.186 Zeichen, 15 Zeilen, September 2013)
Eine Liebeserklärung süß-sauer
"Darum nerven Chinesen"
Chinesen "ticken anders", meint Heike Barai. In ihrem Buch "Darum nerven Chinesen" erzählt sie von vielem, was Deutschen einen Aufenthalt in China und den Umgang mit Chinesenmehr
"Darum nerven Chinesen"
Chinesen "ticken anders", meint Heike Barai. In ihrem Buch "Darum nerven Chinesen" erzählt sie von vielem, was Deutschen einen Aufenthalt in China und den Umgang mit Chinesen erschwert. Manchmal lustig, manchmal bissig bietet das Buch reichlich Hintergrund, aber auch praktische Tipps, wie zum Beispiel eine Gebrauchsanweisung für die Benutzung chinesischer Toiletten oder eine Auflistung bewährter deutscher Methoden, sein Gesicht zu verlieren. So erlebt man in China sein "kulinarisches blaues Wunder" oder die Folgen einer "sanitären Totalamnäsie" und hat mit "dümmlichen Übersetzungen" oder "Karaoke-Elend" fertig zu werden. Man kann China aber auch anders erleben, räumt die Autorin schon im Vorwort ein. Hat man ein anderes China-Buch gelesen, fährt man vielleicht gerade deswegen nach China. Hat man dieses gelesen, wagt man sich als "dummer Barbare" vielleicht eher trotz allem auf eine Reise ins Reich der Mitte.
Darum nerven Chinesen. Der ungeschminkte Wahnsinn des chinesischen Alltags. Von Heike Barai, Piper Verlag, München, 2013. 192 Seiten, ISBN 978-3492300698.
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(921 Zeichen, 12 Zeilen, September 2013)
Konkurrenzdruck am Berg
Thomas Döhne | "Machtkampf am Everest – Sherpas, Bergsteiger und die blutige Eskalation eines Konflikts"
"Machtkampf am Everest" ist eine spannende Aufsatz- und Interviewsammlung, in der versuchtmehr
Thomas Döhne | "Machtkampf am Everest – Sherpas, Bergsteiger und die blutige Eskalation eines Konflikts"
"Machtkampf am Everest" ist eine spannende Aufsatz- und Interviewsammlung, in der versucht wird, die Hintergründe einer dramatischen Konfrontation zwischen drei europäischen Profi-Bergsteigern in Nepal und einer Gruppe Sherpas zu erhellen. Trotz zahlreicher Überlappungen der 25 Einzelbeiträge ist es eine kenntnis- und facettenreiche Publikation, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Expeditions- und Tourismusindustrie im Everestgebiet befasst.
Der blutige Streit im Camp 2 am Aufstieg zum Gipfel des Mount Everest (nep. Sagarmatha) ereignete sich Ende April 2013, ausgerechnet im Umfeld des 60. Jahrestags der Everestbesteigung. Er hatte ein großes Echo in nepalischen und internationalen Medien ausgelöst und das Klischee vom friedfertigen, kulturübergreifenden Miteinander im Angesicht der majestätischen Himalaya-Bergriesen auf verstörende Weise angekratzt. Die Geschehnisse in 7.000 m Höhe und die Konflikteskalation aus Perspektive einiger direkt Beteiligter sowie namhafter Autoren und Interviewpartner bilden den Kern des Buches.
Sehr eindrücklich werden die Bedrohlichkeit des Angriffs, sowie die Traumatisierung und Todesangst des Schweizer Extremkletterers Ueli Steck und seiner beiden Kollegen Simone Moro und Jon Griffith angesichts der massiven Gewaltbereitschaft ihrer Angreifer geschildert. Auslöser der Eskalation war, dass ein Team einheimischer Sherpas an der Lhotse-Wand Fixseile befestigte, als die drei Profibergsteiger zu Camp 3 aufsteigen wollten und dort queren mussten. Von den Sherpas zur Umkehr aufgefordert, setzten sie ihren Aufstieg abseits der Normalroute fort, ohne ein Seil zu benutzen oder die Arbeiten der Sherpas zu behindern. Dennoch kam es zu einem Wortgefecht und einer kleinen Rangelei, die Sherpas brachen ihre Arbeit ab. Auch die drei Bergsteiger entschlossen sich zur Rückkehr ins Camp. Dort wurden sie wenig später von einer aufgebrachten Menge von ca. 100 Sherpas mit Steinen angegriffen. Der Zivilcourage einiger Unbeteiligter ist zu verdanken, dass die Gewalt schließlich abebbte und es nicht zu Schlimmerem kam. Doch der Schock sitzt tief, die vertrauensvolle Zusammenarbeit am Berg hat einen Knacks erlitten.
Kommerzialisierung des Expeditionstourismus
Die Autoren des Buches geben unterschiedliche Antworten auf die Frage, wie es zu einer solchen Eskalation hatte kommen können. Fest steht, dass die in den letzten Jahren entstandene Expeditionsindustrie am Everest nicht mehr viel mit der "Bergromantik" aus Hillarys Zeiten zu tun hat. Es ist ein hartes Geschäft geworden, bei dem es um die finanziellen Interessen internationaler und einheimischer Expeditions- und Tourismusanbieter und die Konkurrenz zwischen einheimischem Logistikpersonal und ausländischen Bergsteigern sowie zwischen den Profibergsteigern und den kommerziellen Anbietern geht.
Am Mount Everest, so beschreibt es etwa Nick Paumann in "Der manische Berg", sei ein soziales Gefüge entstanden, das nur während der Klettersaison existiere und von den Interessen der kommerziellen Expeditionsanbieter dominiert werde. Diese Unternehmen sind meist in ausländischer Hand. Kunden würden bis zu 110.000 Dollar pro Person zahlen, um sich auf den Everest führen zu lassen. Die Anbieter wiederum schlössen Verträge mit den Sherpas ab, die für sie als Träger, Köche oder Bergführer arbeiten. Kommerzielle Expeditionsleiter würden es heute selbst Berg-Laien ermöglichen, für 65.000 Dollar aufs Dach der Welt zu steigen.
Bummeltempo als Risikofaktor
Auch Martin Becker bezieht sich in seinem Beitrag "Die Sherpas sind die wahren Helden", der auf einem Interview mit Profibergsteiger Ralf Dujmovits beruht, auf den wachsenden Konkurrenzdruck am Berg. In den Basislagern würden sich heute Gipfel-Aspiranten aus aller Welt tummeln und am Gipfel könne es schon mal eng werden. Im Rekordjahr 2007 hätten 604 Bergsteiger den höchsten Punkt der Erde erreicht, 2012 habe es zwei Spitzentage gegeben: am 19. Mai mit 334 Gipfelbesteigungen und am 27. Mai mit 140. Die Gipfelaspiranten brächten immer weniger Qualifikation, untaugliche Ausrüstung und keine ausreichende Ausdauer mit. Am Hillary Step, einer zwölf Meter hohen Felsstufe in 8.760 Metern Höhe, kämen viele über die Engstellen nicht in akzeptabler Zeit hinweg, müssten Wartezeiten in Kauf nehmen, der Flaschensauerstoff gehe ihnen aus und plötzlich säßen sie in der Todesfalle.
Hajo Netzer zieht in "Tatort Everest: Streit am höchsten Berg – Kommerz, Neid oder Eitelkeit?" ein ernüchterndes Fazit: "Die Grundproblematik, dass sich die Einheimischen als Dienstleister in Lebensgefahr begeben – oft für überehrgeizige, den Herausforderungen nicht gewachsenen Touristen – wird bestehen bleiben. Ebenso wenig werden die (Bergsteiger-) Stars auf "ihren" Everest verzichten."
Machtkampf am Everest – Sherpas, Bergsteiger und die blutige Eskalation eines Konflikts. Piper Verlag GmbH, München 2013, 176 Seiten, ISBN 9783890294438.
(4.740 Zeichen, 62 Zeilen, September 2013)
Reisen im Müßig-Gang
"Slow Travel – Die Kunst des Reisens"
"Slow Travel" ist mal ein ganz anderes Stück Reiseliteratur. Im Mittelpunkt stehen zwar auch reale Reiseerfahrungen, doch zeichnen sich diese weniger durchmehr
"Slow Travel – Die Kunst des Reisens"
"Slow Travel" ist mal ein ganz anderes Stück Reiseliteratur. Im Mittelpunkt stehen zwar auch reale Reiseerfahrungen, doch zeichnen sich diese weniger durch detailverliebte Beschreibungen der Natur und Kultur aus, als durch ein hohes Maß an philosophischer Reflexion, neurowissenschaftlicher Erkenntnis und literarischer Expertise. Während sich der Autor Dan Kieran mit oder auch ganz ohne die Hilfe kurioser Fortbewegungsmittel auf Reisen macht, begegnet er unbekannten Fremden, aber auch alten Bekannten aus Literatur, Wissenschaft und Politik – von Albert Einstein über Stefan Zweig bis hin zu Vaclav Havel. "Slow Travel" ist zwar auch ein Stück Gesellschaftskritik, kommt aber vollständig ohne erhobenen Zeigefinger aus.
Der Autor Dan Kieran, den seine Flugangst nicht ganz freiwillig zu einem langsam Reisenden gemacht hat, zeigt weniger auf, auf was wir im Urlaub verzichten müssten, als vielmehr was wir gewinnen würden, würden wir uns wieder auf das wahre, langsame, nahgelegene Reisen einlassen. "Slow Travel" ist ein Plädoyer, sich selbst und den Menschen, denen man begegnet, zu vertrauen und nicht immer den kürzesten, einfachsten Weg zu nehmen. Auch wenn "Slow Travel" nicht sagt, welches die Top 10-Sehenwürdigkeiten am Urlaubsort sind, kann es dazu beitragen, Reiseerlebnisse zu intensivieren und zu verbessern.
Slow Travel – Die Kunst des Reisens. Von Dan Kieran, Berlin 2013. 223 Seiten, ISBN 978-3-95403-010-1 -am-
Palästina aus palästinensischer Sicht
Von Matthias Hui | "Palästina Reisehandbuch"
Wenn über ein Land zum allerersten Mal ein Reiseführer erscheint, der von lokalen Sachverständigen selber und nicht von fremden Reisenden verfasst wordenmehr
Von Matthias Hui | "Palästina Reisehandbuch"
Wenn über ein Land zum allerersten Mal ein Reiseführer erscheint, der von lokalen Sachverständigen selber und nicht von fremden Reisenden verfasst worden ist, ist dies für den Tourismus und für die gesellschaftliche Entwicklung ein historischer Moment. Nun liegt das erste in Palästina erarbeitete Reisehandbuch über Palästina auch in deutscher Sprache vor.
Auf über 600 reich illustrierten Seiten erhalten Reisende, aber auch weitere am Nahen Osten Interessierte, vielfältige Zugänge zum Westjordanland, zu Jerusalem und Gaza wie auch zu den palästinensischen Lebenswelten innerhalb Israels. In Israel/Palästina haben alles Leben und Reisen, jede Begegnung und jede Route immer auch unmittelbar politische Bedeutungen. Deshalb verknüpft das Handbuch die sorgfältig und einladend verfassten kulturhistorischen und touristischen Inhalte stets mit Schlaglichtern auf die Gegenwart, die durch die Vertreibung von 1948, die Besatzung und das Ringen um Eigenständigkeit und Würde geprägt ist. Die aus explizit palästinensischer Sicht verfasste Darstellung des Landes hält einer kritischen Betrachtung aus der Sicht neuer historischer, archäologischer oder theologischer Forschung durchaus Stand.
Palästina ist definitiv eine Reise wert. Und in diesem Land gibt es auch für Kenner noch tausend Schönheiten, historische oder politische Zusammenhänge und mögliche Orte für spannende Begegnungen mit einheimischen Menschen zu entdecken. Dies zeigt das gewichtige Reisehandbuch auf, welches von der palästinensischen Nichtregierungsorganisation Alternative Tourism Group (ATG) entwickelt worden ist. Dass die englische Originalausgabe bereits 2005 erschienen ist und die deutsche Fassung auf sich warten ließ, lässt sich bei genauerer Betrachtung nicht leugnen: Trotz mancher Aktualisierungen konnten nicht alle Detailangaben, Fotos und Karten auf den neusten Stand gebracht werden; Darstellungen gewisser neuerer Entwicklungen oder Porträts junger Institutionen und Personen vermisst man. Dafür bieten das Literaturverzeichnis und der Webguide aktuelle Anknüpfungspunkte für eigene Recherchen.
Das Buch lässt sich mit anderen Reiseführern ideal ergänzen, etwa dem handlichen Band "Palästina – Reise zu den Menschen" aus der Reihe "Reise Know-How" mit vielen nützlichen Tipps. Für Reisen in das ganze Land sind außerdem unzählige Publikationen über Israel verfügbar, die allerdings die palästinensische Seite der Geschichte, des Tourismus oder der Geografie oft ausblenden oder als orientalistisches Anhängsel präsentieren.
So oder so lässt sich dieses Land nicht umfassend zwischen zwei Buchdeckel bringen. Denn seine Geschichte ist zerrissen, die Narrativen seiner Bewohnerinnen und Bewohner sind gegensätzlich, ihre Alltagswelten getrennt. Die Strukturen der dominierenden israelischen Tourismusindustrie sind wenig kompatibel mit der geschwächten, aber überraschend innovativen palästinensischen Seite, die bei den Gästen eine politisch verantwortungsvolle Haltung einfordert – etwa mit dem im Buch abgedruckten "Verhaltenskodex für Touristen im Heiligen Land".
So bleiben mit der Lektüre Fragen offen: Wie beschreibt und bereist man ein Land, das eigentlich aus zwei Ländern besteht? "Welches Jerusalem?", fragt eine Kapitelüberschrift des Reisehandbuchs. Wo – in der Geschichte, in unseren Köpfen, an den Grenzübergängen und Checkpoints – beginnt eigentlich Palästina? Und: Wo werden Reisen mit diesem Buch hinführen, das als Fundgrube und Inspiration in die Hand aller gehört, die Palästina erkunden, ins Heilige Land pilgern und über Israel hinaus blicken möchten?
Palästina Reisehandbuch: Geschichte – Politik – Kultur – Menschen – Städte – Landschaften. Von Alternative Tourism Group (Hg.). Aus dem Englischen und Französischen von Ellen Hexges und Valeria Buß. Palmyra Verlag, Heidelberg, 2013, 664 Seiten, ISBN 978-3-930378-80-7.
Quelle: www.fairunterwegs.org/aktuell/news/article/neuerscheinung-palaestina-rei.... Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.
(3.558 Zeichen, 48 Zeilen, September 2013)
Sehen, Hinschauen, Staunen
Sympathiemagazin "Umwelt verstehen"
Ob im westafrikanischen Gambia oder im Nordosten Brasiliens, in Osnabrück oder Andernach – in den verschiedensten Teilen der Welt setzen sich Menschen für umwelt-mehr
Sympathiemagazin "Umwelt verstehen"
Ob im westafrikanischen Gambia oder im Nordosten Brasiliens, in Osnabrück oder Andernach – in den verschiedensten Teilen der Welt setzen sich Menschen für umwelt- und sozialverantwortliche Lebensverhältnisse ein. Redakteur Klaus Betz lädt mit dem neuen Sympathiemagazin "Umwelt verstehen" dazu ein, sich mit den Werten der natürlichen Umwelt zu beschäftigen, aber auch mit ihrer Zerstörung. Als Themenheft fügt sich "Umwelt verstehen" in die bekannte Magazinreihe des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung ein und nimmt gerade auch den Tourismus besonders unter die Lupe. "Fliegen oder nicht" ist eine der zentralen Fragen, zu denen das Heft Denkanstöße gibt. Es zeigt die unübersehbaren Folgen des globalen Reisens auf, aber auch die Faszination von "Traumreisen" in atemberaubend schöne natürliche oder vom Menschen gestaltete Landschaften. Die Autorinnen und Autoren schreiben über Artenvielfalt und fairen Handel, aber auch über kontroverse Themen wie Klimawandel, Energiewende, Weltmeere, Landraub und den Umgang mit Rohstoffen. Ein Zitat von Mahatma Gandhi fordert dazu auf, Mitverantwortung für die Umwelt zu übernehmen: "Sei die Veränderung, die Du bewirken willst!"
Weitere Informationen: www.sympathiemagazine.de -ck-
Bitte umsteigen!
Carolina Klein | "VCD Bahntest 2012/2013 – Bahn-Flug-Kostencheck"
Auf anschauliche Art und Weise hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in seinem aktuellen VCD Bahntest 2012/2013 einenmehr
Carolina Klein | "VCD Bahntest 2012/2013 – Bahn-Flug-Kostencheck"
Auf anschauliche Art und Weise hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in seinem aktuellen VCD Bahntest 2012/2013 einen Bahn-Flug-Kostencheck vorgenommen. Seit 2000 analysiert der VCD Bahntest unterschiedliche Schwerpunktthemen, um herauszufinden, was zu tun ist, damit Menschen langfristig von Reisen mit dem Auto oder Flugzeug auf die umweltfreundlichere Bahn umsteigen.
Im Rahmen des Bahn-Flug-Preisvergleichs wurden die zehn am stärksten frequentierten deutschen Flugverbindungen ausgewählt und in einem viermonatigen Untersuchungszeitraum beobachtet. Neben unterschiedlichen Vorlaufzeiten bei der Preisabfrage wurden auch unterschiedliche Reisearten definiert. Die Auswertung ergab: Von den 270 untersuchten Inlandsverbindungen ist die Bahnreise nur in 23 Fällen teurer als der Flug. Die Verbindung München – Frankfurt bietet dem Bahnreisenden mit 135,41 Euro die höchste durchschnittliche Ersparnis. Die Ergebnisse bei kurzfristig gebuchten Geschäftsreisen unterscheiden sich deutlich von langfristig geplanten Urlaubsreisen. Die Studie schließt mit "Fakten und Forderungen", angeführt von einer Auflistung der Vorzüge des Bahnfahrens gegenüber dem Fliegen. So zeigt der VCD Bahntest, dass die Fahrt mit der Bahn nicht nur weniger umweltschädlich, sondern auch preisgünstiger und bequemer ist. Die Forderungen und Maßnahmen, wie zum Beispiel die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Verkehrsträger, richten sich in erster Linie an Gesetzgeber und Unternehmen.
VCD Bahntest 2012/2013 – Bahn-Flug-Kostencheck. Herausgegeben vom Verkehrsclub Deutschland e.V., Berlin, 11/2012.
Download: www.vcd.org/fileadmin/user_upload/redakteure_2010/projekte/vcdbahntest/V...
Vorsichtig zuversichtlich
Christina Kamp | "Bericht aus der Zukunft. Wie der grüne Wandel funktioniert"
Notwendige Veränderungen, die gestern noch als unmöglich galten, sind heute zukunftsweisend und werden morgen unserenmehr
Christina Kamp | "Bericht aus der Zukunft. Wie der grüne Wandel funktioniert"
Notwendige Veränderungen, die gestern noch als unmöglich galten, sind heute zukunftsweisend und werden morgen unseren Alltag bestimmen, postuliert Autor Marcus Franken in seinem von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen Buch "Bericht aus der Zukunft. Wie der grüne Wandel funktioniert".
Er zeigt Beispiele für einen grünen Wandel, wie er heute schon im Gange ist – allerdings nur in den Bereichen, wo es tatsächlich zunehmend erfolgreiche Lösungsansätze gibt: erneuerbare Energien, innovative Mobilitätskonzepte wie Carsharing-Modelle, neue Technologien wie Benzin-Elektro-Hybridfahrzeuge, Energieeffizienz in den Städten und Nachhaltigkeitsinitiativen der Wirtschaft. Andere Bereiche, wie die globale Tourismuswirtschaft und insbesondere den wachsenden Flugverkehr, klammert er aus. Doch was auf der Straße funktioniert, funktioniert in der Luft noch lange nicht.
Oft sind es nicht die Technologien, die fehlen. "Aus pflanzlich hergestellten Kohlenstoffverbindungen lässt sich jeder Treibstoff bis hin zum Flugkerosin synthetisieren", schreibt Daniela Thrän in einem Gastbeitrag. "Aber die Mengen an Brennstoffen, die mit den weltweit täglich geförderten 80 Millionen Tonnen Öl auf den Markt kommen, können sie bei Weitem nicht ersetzen." Biomasse sollte in Bereichen angewendet werden, "in denen bisher keine Antriebsalternativen absehbar sind, wie etwa im Flugverkehr". Biokerosin lasse sich aus ölhaltigen oder holzartigen Biomassen herstellen und könne als Beimischung oder Reinkraftstoff eingesetzt werden. "Beides ist technisch erprobt", so Thrän. Ein Beispiel, das Marcus Franken anführt, zeigt jedoch, wie groß das Missverhältnis zwischen dem Möglichen und dem Nötigen ist: "Algen könnten die Abwässer Neuseelands in Kerosin umwandeln und damit 10 Prozent des Bedarfs des inländischen Flugverkehrs abdecken". Zehn Prozent sind noch nicht viel. Da gibt es wohl wenig Anlass zur Zuversicht.
Trotzdem meint der Autor, mit dem Ansatz, dass die Welt eine bescheidenere werden und der Mensch sich ändern müsse, könne man gerade beim Klimaschutz oder dem ökologischen Wandel unserer Produktions- und Konsummuster nur verlieren. "Die Welt muss davon überzeugt sein, dass es keine großen Wohlstandsverluste gibt, wenn man auf die Ausbeutung billiger fossiler Rohstoffe verzichtet und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe etabliert", so Franken. Doch die Frage, wie es in Bereichen aussieht, wo die Industrie vom Verzicht auf fossile Rohstoffe noch so extrem weit entfernt ist wie in der Luftfahrt, bleibt unbeantwortet.
Der "Bericht aus der Zukunft" soll "ein Buch der Zuversicht in schwierigen Zeiten" sein. In der Tat kann es hoffnungsfroh stimmen, dass eine "neue industrielle Revolution" vielerorts schon begonnen hat. Doch der Autor betont auch, dass das Tempo deutlich erhöht werden müsse, um den Wettlauf mit der ökologischen und sozialen Krise zu gewinnen. Und es stellt sich die Frage, ob der "grüne Wandel" wirklich funktionieren kann, wenn man so wichtige Wirtschaftsbereiche wie den Tourismus ausklammert. Am Ende bleibt die Hoffnung auf die beeindruckende Innovationskraft der Menschen überall auf der Welt.
Bericht aus der Zukunft. Wie der grüne Wandel funktioniert. Von Marcus Franken, Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.), oekom verlag, München 2013, ca. 304 Seiten, ISBN978-3-86581-416-6
Zwischen Wandel und Kontinuität
Sympathiemagazin „China verstehen"
„In den vergangenen 20 Jahren hat China eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung und Steigerung der Lebensstandards vieler Millionen Menschen geschafft. Wiemehr
Sympathiemagazin „China verstehen"
„In den vergangenen 20 Jahren hat China eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung und Steigerung der Lebensstandards vieler Millionen Menschen geschafft. Wie das gelungen ist und was es aber auch für Folgen hat, zeigen die chinesischen und deutschen Autorinnen und Autoren des neuen Sympathiemagazins „China verstehen". Engagiert und regionskundig berichten sie von einem Land voller Hoffnungen und Widersprüche mit seiner ganz eigenen Mischung aus Kommunismus und Kapitalismus.
Der chinesische Wirtschaftsboom ist nicht zuletzt auch den Wanderarbeitern an der Ostküste zu verdanken. Doch die neue Mobilität in China – ob überlebensnotwendig oder als Freizeitvergnügen – bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Davon erzählt das China-Heft: von der Infrastruktur für die riesige Bevölkerung, die ständig weiter ausgebaut werden muss, und von den Schwierigkeiten, die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln und sozialen Dienstleitungen sicherzustellen. Redaktionell betreut wurde das Sympathiemagazin „China verstehen" von Petra Kiel und Maja Linnemann.
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(1.082 Zeichen, März 2013)
Was wir nicht sehen
The Ultimate Challenge
"Die größte Herausforderung im Leben besteht in den Dingen, die wir nicht sehen, und in dem Wissen, das wir nicht haben", schreibt Ron O'Grady in seinen Memoiren, die 2012mehr
The Ultimate Challenge
"Die größte Herausforderung im Leben besteht in den Dingen, die wir nicht sehen, und in dem Wissen, das wir nicht haben", schreibt Ron O'Grady in seinen Memoiren, die 2012 unter dem Titel "The Ultimate Challenge" erschienen sind. Als Gründer der ECPAT-Kampagne (damals "End Child Prostitution in Asian Tourism") hat O'Grady wesentlich dazu beigetragen, eines der schlimmsten Verbrechen auf dieser Welt aus dem Dunkel des Nicht-Wissens ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken: den kommerziellen sexuellen Missbrauch von Kindern.
In seinen Memoiren erzählt O'Grady von seinen frühen Jahren als Gemeindepfarrer in Neuseeland, von seiner Arbeit für verschiedene Kirchenorganisationen, unter anderem in Flüchtlingscamps in verschiedenen Teilen der Welt, und von eindrucksvollen Begegnungen mit Martin Luther King, Mutter Theresa und Papst Johannes Paul II. Vor allem aber erzählt er auch die Geschichte, die er wesentlich mit geprägt hat: die frühe Phase der Tourismuskritik in Asien. Bereits 1975 erschien sein Buch „Tourism – The Asian Dilemma" mit Untersuchungsergebnissen zu Auswirkungen des Tourismus in Bali, Penang und Hongkong. Der Verhaltenskodex für Touristen, den O'Grady damals mit entwarf, ist heute, nach 38 Jahren, immer noch im Umlauf. In Folge einer Konferenz der Asiatischen Kirchenkonferenz (CCA) 1980 in Manila, die O'Grady mit organisierte, wurde die Ecumencial Coalition on Third World Tourism gegründet, die dann schließlich die ECPAT-Kampagne auf den Weg brachte. Ron O'Grady wurde ihr erster Direktor und ist seitdem ihr unermüdlicher Unterstützer. Auch aus dem Verkauf dieses Buches wird ECPAT unterstützt.
The Ultimate Challenge. Von Ron O'Grady, Auckland, 2012. ISBN 978-0-473-19920-3. Bezug: ECPAT Neuseeland, www.ecpat.org.nz/Support-Us/Shop.aspx
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(1.626 Zeichen, März 2013)
Reisen in eine unbekannte Zukunft
Ko Ko Thett
Das Buch "2050 – Tomorrow's Tourism" von Ian Yeoman strotzt vor Enthusiasmus, Optimismus und gewagten Prophezeiungen, denn seine Vorhersagen gehen vom heutigen Wohlstand, heutigenmehr
Ko Ko Thett
Das Buch "2050 – Tomorrow's Tourism" von Ian Yeoman strotzt vor Enthusiasmus, Optimismus und gewagten Prophezeiungen, denn seine Vorhersagen gehen vom heutigen Wohlstand, heutigen Technologien und gegenwärtigen Ressourcen aus. Den Konsequenzen globaler Technologien und Einkommensdisparitäten, die mit Sicherheit über 2050 hinaus weiterbestehen werden, wird wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn, wie Yeoman vorhersagt, im Jahr 2050 zum Beispiel erlebnishungrige asiatische Kunden in Amsterdam in Bordelle gehen, in denen künstliche "Sexarbeiterinnen" dienen, werden wahrscheinlich die mehr Authentizität suchenden Sextouristen die boomende Sexindustrie in Ländern wie Myanmar ausnutzen.
Wie lange kann eine Welt aufrechterhalten werden, in der die Hälfte der Bevölkerung (4,7 Milliarden) auf der Suche nach Spaß und Abenteuer zum einen oder anderen Zeitpunkt kontinuierlich unterwegs ist? Die sich entwickelnde Welt wird auch im Jahr 2050 wahrscheinlich noch immer eine sich entwickelnde Welt sein und die Tourismuswirtschaft wird weiterhin durch die unausgewogenen Machtverhältnisse charakterisiert sein, die der Wirtschaft auch heute Schaden zufügen.
Insgesamt ist "Tomorrow’s Tourism" eine amüsante und faszinierende Lektüre. Hoffentlich wird man 2050 die Möglichkeit haben, so ein Buch überhaupt nicht mehr lesen zu müssen, sondern kann sich dann die Ideen aus diesem Buch im Schlaf wie einen süßen Traum per Internet direkt ins Gehirn eintrichtern lassen.
"2050 – Tomorrow’s Tourism". Von Ian Yeoman u.a., Channel View Publications, Bristol, 2012. 258 Seiten, ISBN-13: 978-1845413026.
Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp
(1.458 Zeichen, März 2013)
Ferntourismus im Jahr 2050
2050 Scenarios for Long-Haul Tourism in the Evolving Global Climate Change Regime
Eine uneingeschränkte Zunahme der Flugverkehrsemissionen ist mit den Klimastabilisierungszielen nicht vereinbar. Wiemehr
2050 Scenarios for Long-Haul Tourism in the Evolving Global Climate Change Regime
Eine uneingeschränkte Zunahme der Flugverkehrsemissionen ist mit den Klimastabilisierungszielen nicht vereinbar. Wie die Zukunft des Ferntourismus im Jahr 2050 je nach heutigen politischen Weichenstellungen aussehen könnte, beschreiben Shaun Vorster, Marius Ungerer und Jako Volschenk anschaulich in vier verschiedenen Szenarien. Diese Szenarien können helfen, den Status quo besser zu verstehen und die Risiken eines „Weiter wie bisher"-Ansatzes besser abzuschätzen.
Die Entwicklung des Ferntourismus in den kommenden vier Jahrzehnten hängt wesentlich von der zukünftigen Klimapolitik und vom Umgang mit dem Flugverkehr im neuen globalen Klimaabkommen ab. Emissionsbezogene Beschränkungen (Emissionsobergrenzen und/oder kostenpflichtige Emissionsrechte) werden Auswirkungen auf den Ferntourismus haben. Doch ohne derartige Beschränkungen steht die langfristige Nachhaltigkeit – nicht nur im Tourismus – auf dem Spiel.
Noch ist unsicher, was für ein neues globales Regelwerk bei den UN-Klimaverhandlungen herauskommen wird. Auch ist offen, ob der politische Wille für ein globales Sektorabkommen zur Kontrolle der internationalen Flugverkehrsemissionen unter der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) vorhanden ist. Je nach dem skizzieren die Autoren vier Szenarien, von denen einzig das „Green Lantern"-Szenario wünschenswert ist. In diesem Szenario gelingt es, das Wachstum des Flugverkehrs von dem der Emissionen abzukoppeln. Damit dieses Szenario Wirklichkeit wird und die gefährliche Erderwärmung zwei Grad Celsius nicht überschreitet, müssen in allen Ländern und allen Wirtschaftssektoren große, gemeinsame und proaktive Anstrengungen unternommen werden.
Was ein verlorenes Jahrzehnt ausmachen könnte, zeigt das Szenario vom „gefallenen Engel", das durch Marktversagen und politisches Versagen charakterisiert ist. Die Tourismuswirtschaft nimmt darin eine reaktive Rolle ein, die Luftfahrtindustrie eine abwartende. In diesem ebenso wie im „Sensenmann"-Szenario wird die Erderwärmung in diesem Jahrhundert mehr als 3,5 °C betragen. Der Klimawandel führt damit zur Überschreitung ökologischer Kipppunkte, mit verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auch in vielen touristischen Zielgebieten. Das Versagen der internationalen Politik wird nicht ohne einen gewissen Sarkasmus beschrieben: „Die ICAO war mit sehr viel wichtigeren Herausforderungen beschäftigt, darunter dem Sicherheitsmanagement (z.B. Cyber-Terrorismus) und Navigationsaspekten im Zusammenhang mit der raschen Zunahme des Flugverkehrs."
Wenig plausibel ist das vierte, das „Florence Nightingale"-Szenario, in dem es zwar zu einem Umsteuern im Tourismus (und dort mehr als in anderen Sektoren) kommt, aber nicht dank erfolgreicher internationaler Politik, sondern unter dem Druck hoher Ölpreise.
Damit das wünschenswerte „Green Lantern”-Szenario Wirklichkeit werden kann, braucht es, so die Autoren, Führungsstärke in der Politik und Wirtschaft sowie Verhaltensänderungen auf Seiten der Touristen. Zugleich müssen die Zielgebiete Warnsignale erkennen und effektive Vorkehrungen treffen.
2050 Scenarios for Long-Haul Tourism in the Evolving Global Climate Change Regime. Von Shaun Vorster, Marius Ungerer und Jako Volschenk, University of Stellenbosch Business School/Südafrika, 2012, In: Sustainability 2013, 5, 1-51. ISSN 2071-1050. Download: www.mdpi.com/2071-1050/5/1/1
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(3.079 Zeichen, März 2013)
Corporate Social Responsibility in der Deutschen Hotellerie - Die aktuelle Relevanz in der Unternehmenskommunikation und Perspektiven
Franziska Böhm (Dezember 2012)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Relevanz von gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung der Deutschen Hotellerie und dem kommunikativen Umgang mit demmehr
Franziska Böhm (Dezember 2012)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Relevanz von gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung der Deutschen Hotellerie und dem kommunikativen Umgang mit dem Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR), heute und in Zukunft.
Zu der Thematik CSR bezüglich der Hotelindustrie existiert schon eine Fülle von Publikationen. Oft wird aber der Fokus auf Hotels in Entwicklungsländern gelegt. Diese Arbeit soll demgegenüber die Umsetzung und deren Kommunikation in und von Deutschen Hotels betrachten, denn auch in Deutschland werden ein ökologisch nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und ein sozialverantwortliches unternehmerisches Handeln immer wichtiger und verstärkt gefordert.
Dabei bestehen Unterschiede bezüglich der Betriebstyp und -größe. Das Bewusstsein des Kunden für Aspekte wie regionale Verankerung, soziales Engagement vor Ort und nachhaltiges Wirtschaften durch erneuerbare Energien nimmt zu und wird daher in Zukunft verstärkt die Reiseentscheidung beeinflussen. Beherbergungsbetriebe, die sich nicht in diese Richtung engagieren, entgehen einem langfristigen Wettbewerbsvorteil und stellen zukünftig eher die Minderheit der Branche dar.
Nepal – Land der Gegensätze
Sympathiemagazin "Nepal verstehen"
Nepal befindet sich politisch immer noch im Umbruch. Der Übergang von einer feudalen Kastengesellschaft zu einer modernen, demokratischen Gemeinschaft braucht seinemehr
Sympathiemagazin "Nepal verstehen"
Nepal befindet sich politisch immer noch im Umbruch. Der Übergang von einer feudalen Kastengesellschaft zu einer modernen, demokratischen Gemeinschaft braucht seine Zeit. Mit viel Zuneigung und Sachverstand berichten nepalesische und deutsche Autorinnen und Autoren des neuen Sympathiemagazins "Nepal verstehen" vom Wandel in dem kleinen Himalaya-Staat. Sie erzählen von seinen Menschen und ihrem Reichtum an Religion, Kultur und Tradition. Nirgendwo sonst in Asien vermischen sich Hinduismus und Buddhismus so stark wie in Nepal. Viele bunte Feste werden in der Regel von Hinduisten und Buddhisten gemeinsam gefeiert. Auch die Politik kommt in dem Heft nicht zu kurz. Es zeigt, dass vielerorts ethnische Minderheiten, niedere Kasten und ehemalige Unberührbare ihr Recht auf Mitbestimmung und Beteiligung am politischen Geschehen einfordern. Die Redaktion des neuen Nepal-Magazins lag in den Händen von Rainer Hörig.
Weitere Informationen und Bestellung: www.sympathiemagazin.de
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(916 Zeichen, 12 Zeilen, Dezember 2012)
Vom neuen Selbstbewusstsein im Südwesten Afrikas
Sympathiemagazin "Namibia verstehen"
"Welche Geschichten soll man erzählen? Jede Geschichte, die ich erzähle, produziert ein Stück Wahrheit, jede Geschichte, die ich verschweige oder herunterspiele,mehr
Sympathiemagazin "Namibia verstehen"
"Welche Geschichten soll man erzählen? Jede Geschichte, die ich erzähle, produziert ein Stück Wahrheit, jede Geschichte, die ich verschweige oder herunterspiele, lässt auch ein Stück Realität weniger wahr werden", schreibt Erika von Wietersheim im neu aufgelegten Sympathiemagazin "Namibia verstehen".
Die Geschichten in dem neuen Heft hat Redakteur Hein Möllers sorgfältig ausgewählt. Namibische und deutsche Autorinnen und Autoren erzählen von einem Land, in dem sich verschiedene Völker und Kulturen endlich frei austauschen und entwickeln können. Seit der Unabhängigkeit 1990 hat sich Namibia zu einem politisch und wirtschaftlich stabilen Staat entwickelt. Seine Verfassung gilt weltweit als besonders frei und liberal. Doch Namibias Vergangenheit ist noch lange nicht bewältigt. Das Sympathiemagazin zeigt, dass die deutsche Kolonialzeit und das Apartheidsystem der südafrikanischen Besatzer deutliche Spuren hinterlassen haben.
Die Situation der schwarzen Bevölkerung ändert sich nur langsam, die Landreform kommt nur schleppend voran. Der Kampf gegen Aids verändert die Gesellschaft. Andererseits zeigt das Heft aber auch, dass die Stimmung in Namibia von Elan, Aufbruch und einem neuen Selbstbewusstsein geprägt ist, insbesondere bei den Frauen und in der schwarzen Bevölkerung.
Weitere Informationen und Bestellung: www.sympathiemagazin.de
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(1.288 Zeichen, 16 Zeilen, Dezember 2012)
Ein Kaleidoskop akademischer Tourismuskritik
Ko Ko Thett | "Critical Debates in Tourism"
"Critical Debates in Tourism", herausgegeben von Tej Vir Singh, ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten neuen Werke der multidisziplinärenmehr
Ko Ko Thett | "Critical Debates in Tourism"
"Critical Debates in Tourism", herausgegeben von Tej Vir Singh, ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten neuen Werke der multidisziplinären Tourismusdebatte. 35 führende Tourismusexperten bringen leidenschaftlich ihre Meinungen zu einer Vielfalt an Themen vor, angefangen von der Nachhaltigkeit des Massentourismus bis hin zum relativ neuen Konzept des "slow tourism".
Jedes der 14 Kapitel des Sammelbandes, abgesehen von der Einführung und dem Fazit, beginnt mit einer von einem führenden Experten geschriebenen Forschungsaufgabe oder Annahme, die von den Disktutanten gestützt oder entkräftet wird. An einem Ende des Spektrums macht Brian Wheeller deutlich, dass er nicht an den Einfluss der Wissenschaft auf die Tourismuswirtschaft und -politik glaubt. Im Kapitel zu Massentourismus und Nachhaltigkeit plädiert er dafür, "öko/ego/nachhaltigen Tourismus in der Realität zu kontextualisieren" und "die Fantasiewelt (des nachhaltigen Tourismus) zu verlassen".
Am anderen Ende des Spektrums fragt Dorothea Meyer in einem Kapitel zu Tourismus und Armutsbekämpfung: "Tourismusunternehmen sind keine entwicklungspolitischen Organisationen – warum sollten sie es auch sein?" Aufbau und Stil des Buches mögen ungewöhnlich sein, doch dass es so gut lesbar ist, sollte nicht nur wie beabsichtigt Wissenschaftlern und der Touristikern zugute kommen, sondern allen, die auf der Suche nach Erklärungen oder sogar Hinweisen auf Lösungen für die "großen Fragen" sind, die der moderne Massentourismus aufwirft.
Critical Debates in Tourism. Von Tej Vir Singh (Hg). 376 Seiten, Channel View Publications, Bristol, 2012, ISBN-13: 978-1845413415.
Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp
(1.498 Zeichen, 19 Zeilen, Dezember 2012)
Internationale Freiwilligendienste in Länder des Globalen Südens
Während meines achtmonatigen Aufenthalts in Mexiko im Rahmen eines Internationalen Freiwilligendienstes (IFD) begann ich ein Tagebuch zu führen. Einerseits um meine Erlebnisse nicht zu vergessen, abermehr
Während meines achtmonatigen Aufenthalts in Mexiko im Rahmen eines Internationalen Freiwilligendienstes (IFD) begann ich ein Tagebuch zu führen. Einerseits um meine Erlebnisse nicht zu vergessen, aber auch um meine Erfahrungen in Worte zu fassen und mir bewusst zu machen. Während meines Aufenthaltes habe ich mich oft unwohl gefühlt; habe ein Unbehagen gespürt. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht „stimmte“, nicht „richtig“ war.
Die letzten Jahre habe ich mich sehr viel mit meiner Erfahrung auseinandergesetzt; sehr viel darüber gesprochen, sehr viel darüber nachgedacht. Dennoch konnte ich nicht so recht ausdrücken, was die Ursache meines Unbehagens war. Ein Seminar über dekoloniale Konzepte und Theorien half mir dieses Unbehagen zu artikulieren und war letztlich der Auslöser für diese Arbeit.
Fair Trade im Tourismus - Eine systematische Darstellung des Fairen Handels im Tourismus
Janine Bäker (August 2012)
Seit einiger Zeit besteht das Bestreben, Fair Trade auf den Reisemarkt anzuwenden und schließlich dem Konsumenten einen fair gehandelten Urlaub zu versichern. Diese Arbeitmehr
Janine Bäker (August 2012)
Seit einiger Zeit besteht das Bestreben, Fair Trade auf den Reisemarkt anzuwenden und schließlich dem Konsumenten einen fair gehandelten Urlaub zu versichern. Diese Arbeit setzt sich das Ziel, das Konzept des Fair Trade im Tourismus vorzustellen, dessen Inhalte, Ziele und bisherige Erfolge sowie den heutigen Stand dieser Bewegung aufzuzeigen.
Mithilfe der Literaturrecherche und Experteninterviews soll eine systematische Gesamtdarstellung des Fair Trade im Tourismus entstehen, um abschließend die Chancen dieser Reiseform herauszustellen und eine Zukunftsprognose auszusprechen. Das Pilotprojekt gilt bereits durch die Erstellung von Fair-trade-Reiseangeboten seitens einiger Reiseveranstalter als abgeschlossen und der Fokus wird derzeitig auf die geografische Ausweitung des Fairtrade-Labels für den Tourismus gelegt. Die Organisation Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) sowie die Südafrikanische Regierung haben dabei eine sehr erfolgreiche Arbeit geleistet und zeigen eine zukunftsweisende Entwicklung im Bereich des Nachhaltigen Tourismus auf.
Die touristische Aufrüstung der Alpen
"Wie der Zirkus in die Berge kam. Die Alpen zwischen Idylle und Rummelplatz"
Bereits in den 1970er Jahren waren die Schäden durch den Massentourismus in den Alpen deutlich sichtbar. Doch diemehr
"Wie der Zirkus in die Berge kam. Die Alpen zwischen Idylle und Rummelplatz"
Bereits in den 1970er Jahren waren die Schäden durch den Massentourismus in den Alpen deutlich sichtbar. Doch die touristische "Aufrüstung" ging weiter. Unter dem Titel "Wie der Zirkus in die Berge kam" präsentiert der Alpenkenner Karl Stankiewitz auf rund 300 Seiten eine ausführliche Geschichte der Erschließung der Alpen – angefangen beim Ausbau des transalpinen Verkehrsnetzes über die Ausbreitung des Wintersports bis hin zur künstlichen Beschneiung, die den Skitourismus auch in Zeiten des Klimawandels sichern soll. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Temperaturen in den Alpen mit 1,6 Grad doppelt so stark gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Die Folgen zeigen sich in schmelzenden Gletschern und beginnendem Artensterben. Durch Kunstschnee soll dem Schneemangel entgegengewirkt werden, mit dem infolge der Erderwärmung in Zukunft vermehrt gerechnet werden muss. Doch zugleich trägt diese Technologie mit ihrem enormen Energieverbrauch zum Klimawandel bei. Etwa 3.100 Schneekanonen (Stand 2007) verbrauchen pro Jahr und Hektar etwa 260.000 Megawattstunden Strom und eine Million Liter sauberes Wasser.
Der Autor beschreibt die Folgen des Massentourismus für die empfindlichen Ökosysteme der Region und zeigt auch, wie Wege gesucht werden, um die Natur des Alpenraums zu schützen. Die Alpen, merkt Stankiewitz an, seien nur ein Beispiel für die komplexen Probleme vieler Bergwelten. Die Globalisierung ziehe viele Gebirge der Welt in ähnliche Entwicklungen hinein.
Wie der Zirkus in die Berge kam. Die Alpen zwischen Idylle und Rummelplatz. Von Karl Stankiewitz. Oekom Verlag, München, 2012. 302 Seiten. ISBN 9783865813107
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(1.595 Zeichen, 21 Zeilen, September 2012)
Im Laufrad auf dem Tanker
"Ende einer Illusion. Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann"
Nachhaltiger Konsum könnte die Welt nur retten, wenn er eine globale Massenbewegung würde. Dass das abermehr
"Ende einer Illusion. Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann"
Nachhaltiger Konsum könnte die Welt nur retten, wenn er eine globale Massenbewegung würde. Dass das aber unwahrscheinlich ist, zeigt Armin Grunwald in seinem Büchlein "Ende einer Illusion". Selbst wenn viele Menschen sich wie Hamster im Laufrad bemühten, ihren Lebensstil nachhaltig zu gestalten, nütze dies wenig, wenn die Laufräder auf einem riesigen Tanker stünden, der in die falsche Richtung steuere. Nicht der individuelle Konsum – wenngleich dieser durchaus so nachhaltig wie möglich sein sollte – sondern das politische und gesellschaftliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger spielt laut Grunwald eine Schlüsselrolle. Hilfreicher als zum Beispiel die Kompensation der Emissionen von Flugreisen zur Beruhigung des eigenen Gewissens sei das Eintreten für nachhaltigere politische Rahmenbedingungen, wie die Besteuerung von Kerosin. Statt durch den "moralischen Zeigefinger" müssten Verhaltensänderungen dann im Rahmen der Konsumentensouveränität unter neuen Rahmenbedingungen erfolgen. Der Autor plädiert für eine "politische Globalisierung" als Gegenstück zur ökonomischen Globalisierung und für eine kritische Weltöffentlichkeit, wie sie sich in Ansätzen schon zeige. Auf die "Macht" der Verbraucher zu setzen, sei dagegen "Selbstberuhigung" angesichts zunehmend dramatischer Szenarien – und letztlich "kollektiver Selbstbetrug".
Ende einer Illusion. Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann. Von Armin Grunwald. Oekom Verlag, München, 2012. ISBN 9783865813091
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(1.453 Zeichen, 20 Zeilen, September 2012)
Andenländer auf dem Weg zum "guten Leben"
Sympathiemagazin "Bolivien – Ecuador – Peru verstehen"
Politische Emanzipation, wachsende Selbstbestimmung sowie Proteste gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze sorgen in Bolivien,mehr
Sympathiemagazin "Bolivien – Ecuador – Peru verstehen"
Politische Emanzipation, wachsende Selbstbestimmung sowie Proteste gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze sorgen in Bolivien, Ecuador und Peru für Bewegung. In den drei Andenstaaten beginnt ein neues indigenes Selbstbewusstsein den Alltag der Menschen zunehmend zu beeinflussen. Der Gedanke vom "guten Leben" hat Eingang in die neuen Verfassungen Boliviens und Ecuadors gefunden. Das neue Sympathiemagazin "Bolivien - Ecuador - Peru verstehen" trägt diesen neuen Stimmungen und Entwicklungen Rechnung. Einheimische und deutsche Autorinnen und Autoren erzählen vom Leben auf dem Altiplano, in den quirligen Großstädten und am Amazonas. Sie lassen Menschen zu Wort kommen, die ihr Leben tatkräftig selbst in die Hand nehmen. Die Redaktion des sympathischen Heftes lag in den Händen von Sandra Weiss und Susanne Asal.
Weitere Informationen und Bestellung: www.sympathiemagazin.de
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(923 Zeichen, 13 Zeilen, September 2012)
Mehr Friedensengagement ist möglich
"Reisen für den Frieden? Engagement von Unternehmen der Tourismusbranche in Israel und den Palästinensischen Gebieten"
Ausgehend von der Erkenntnis, dass Tourismusunternehmen ein Interesse anmehr
"Reisen für den Frieden? Engagement von Unternehmen der Tourismusbranche in Israel und den Palästinensischen Gebieten"
Ausgehend von der Erkenntnis, dass Tourismusunternehmen ein Interesse an intakten, d.h. auch konfliktfreien Destinationen haben und ihre Kunden sensibel auf Unsicherheitssituationen reagieren, prüft Susanne Fischer in ihrer Dissertation die Annahme, dass sich Tourismusunternehmen in Israel/Palästina für Frieden engagieren. Sie untersuchte jeweils drei international bzw. transnational agierende deutsche und drei lokale Unternehmen. Der Trend, den sie nachweisen kann, zeigt allerdings, dass die Unternehmen in der Mehrheit keine dezidierten Maßnahmen ergreifen, um den Frieden in der Destination zu fördern. Nur zwei der untersuchten Unternehmen zeigen ein Engagement, das über die reine Geschäftstätigkeit oder allgemeine Firmenleitbilder hinausgeht: Studiosus aus München und die Alternative Tourism Group aus Beit Sahour.
Das geringe Engagement der Branche ist vor allem darauf zurück zu führen, dass es nur in geringem Maße staatliche Regulierungen gibt, die friedensförderndes Handeln einfordern. Auch steht der Tourismus nicht im Fokus großer kritischer Kampagnen der Zivilgesellschaft. Bei den untersuchten transnationalen Unternehmen spielt es zudem eine große Rolle, dass sie selbst in der Region keine Investitionen getätigt haben und nicht auf die Destination Israel/Palästina spezialisiert sind, sondern sich flexibel aus der Region zurückziehen können. Neben diesen strukturellen Faktoren, die das Engagement eher hemmen, gibt es andere, die in den Unternehmen selbst liegen und zu höherem Engagement führen. Dazu gehören zum Beispiel die Verankerung des Engagements in der Unternehmenspolitik, das Reisekonzept und die Unternehmensstruktur. Für die beiden engagierten Unternehmen ist das "moralische Argument" gleichzeitig ein geschäftliches: Ihre touristischen Angebote und auch die Erwartungen der Kunden erfordern ein besonderes Engagement.
Die Dissertation von Susanne Fischer ist als Band 12 der Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung veröffentlicht worden.
Reisen für den Frieden? Engagement von Unternehmen der Tourismusbranche in Israel und den Palästinensischen Gebieten. Von Susanne Fischer, Baden-Baden, 2012. 212 Seiten. ISBN 978-3-8329-6788-8
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(2.013 Zeichen, 27 Zeilen, September 2012)
Amüsant ins Bild gesetzt
"Packende Bilder. Cartoons im Urlaub und auf Reisen"
Mangelnde Vorbereitung, Schwierigkeiten bei der interkulturellen Kommunikation oder fehlende Sprachkenntnisse: In über 200 Bildern nehmen 53 dermehr
"Packende Bilder. Cartoons im Urlaub und auf Reisen"
Mangelnde Vorbereitung, Schwierigkeiten bei der interkulturellen Kommunikation oder fehlende Sprachkenntnisse: In über 200 Bildern nehmen 53 der besten deutschen Cartoonistinnen und Cartoonisten die kleinen Macken der Urlauber auf's Korn. Im Katalog zur Karikaturenausstellung "Cartoonair am Meer", die in den Sommermonaten im Ostseebad Perow gezeigt wurde, wird der Kampf um die besten Plätze am Pool ins Bild gesetzt – oder auch die Suche nach Abenteuer. Besonders beliebt sind bei den Karikaturisten reale oder potenzielle Pannen bei der Bahn, im Flugzeug oder auf der Autobahn. Sie regen zum Schmunzeln an, manchmal zum Lachen, und zuweilen auch zum Nachdenken, zum Beispiel über die durchaus wichtige Frage "Sollen wir wirklich überall hinfliegen, nur weil es billig ist?"
Packende Bilder. Cartoons im Urlaub und auf Reisen. Hg. Von Wolfgang Kleinert und Dieter Schwalm. Lappan Verlag, Oldenburg, 2012. 168 Seiten. ISBN 978-3-8303-3304-3
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(853 Zeichen, 12 Zeilen, September 2012)
Herausforderungen für die Tourismuswirtschaft
"Trends and Issues in Global Tourism 2012"
Der ITB Kongress ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. In dem Sammelband "Trends and Issues inmehr
"Trends and Issues in Global Tourism 2012"
Der ITB Kongress ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. In dem Sammelband "Trends and Issues in Global Tourism 2012" sind einige der im vergangenen Jahr dort diskutierten Themen festgehalten. Das Buch gibt einen guten Überblick darüber, vor welchen Herausforderungen sich die Branche derzeit sieht. Zum Einstieg werden Veränderungsprozesse vorgestellt, auf die sich auch die Tourismuswirtschaft einstellen muss, z.B. die wachsende Mittelschicht in Indien und China, die Alterung der deutschen Bevölkerung oder steigende Nahrungsmittelpreise.
Neben Marketing-Herausforderungen und Technologie-Trends wie den sozialen Medien geht es in einem eigenen Schwerpunkt auch um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) und ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung, zum Beispiel im Rahmen der Zertifizierungsinitiative "Tourcert". Das letzte Kapitel steht unter dem Stichwort der Öko-Mobilität. Die Vor- und Nachteile von Elektrofahrzeugen werden beleuchtet und es wird deutlich, dass sie nur so umwelt- und klimaverträglich sein können wie die Energiequellen, aus denen der Strom produziert wird, mit dem sie gespeist werden.
Trends and Issues in Global Tourism 2012. Hg. Von Roland Conrady und Martin Buck. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg, 2012, 276 Seiten, ISBN-13: 978-3642274039
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(1.299 Zeichen, 18 Zeilen, September 2012)
Glücksbringer All-inclusive-Tourismus?
Adina Pannicke
Basierend auf der All-inclusive-Studie von Schyst Resande, einem schwedischen Partner von Tourism Watch (TW), hat die Kulturwirtin Adina Pannicke im Autrag von TW den deutschenmehr
Adina Pannicke
Basierend auf der All-inclusive-Studie von Schyst Resande, einem schwedischen Partner von Tourism Watch (TW), hat die Kulturwirtin Adina Pannicke im Autrag von TW den deutschen Reisemarkt zum Thema "Glücksbringer All-inclusive-Tourismus? Angebot und Nachfrage auf dem deutschen Quellmarkt und ökonomische Wirkungen in den Zielregionen" untersucht.
No Problem – Relax!
"Fettnäpfchenführer Indien"
"Indien ist für unseren westlichen Verstand eine Zumutung", meint Karin Kaiser – und schickt ihre Protagonistin Alma auf die Reise. Dabei mutet die Autorin der forschenmehr
"Fettnäpfchenführer Indien"
"Indien ist für unseren westlichen Verstand eine Zumutung", meint Karin Kaiser – und schickt ihre Protagonistin Alma auf die Reise. Dabei mutet die Autorin der forschen Berlinerin in der Tat allerhand zu: Alma tappt auf ihrer Tour durch Indien von einem Fettnäpfchen ins andere und manchmal auch im Dunkeln – zum Beispiel bei Stromausfall, der in Indien "sozusagen der Normalfall" ist.
Da hätte eine Taschenlampe geholfen – wäre Alma denn besser vorbereitet gewesen. Doch so einfach ist es nicht immer. Oft hilft in Indien der gesunde westliche Menschenverstand, manchmal aber auch nicht. Der "Fettnäpfchenführer Indien" gibt Hinweise, in welchen Fällen "No problem!" eben doch ein Problem sein kann, trotz einer "gewissen Narrenfreiheit", die Ausländern in Indien zuweilen zugestanden wird, nicht zuletzt, weil sie vor Ort durchaus einen hohen Unterhaltungswert hat.
So lernt Alma, wie wichtig es ist, einfache, typisch indische Gesten zu beherrschen – oder zumindest zu kennen und ggf. zu vermeiden, um nicht ungewollt Fehlinterpretationen Vorschub zu leisten. Alma lässt sich auf Begegnungen mit dem Land und seinen Menschen ein. Sie begegnet auch dem berühmten indischen Papiertiger, einer Giftschlange und anderem Getier mit "Ekelfaktor", das wie so vieles in Indien äußerst gewöhnungsbedürftig erscheint. Sie erlebt, wie die unzureichende Wasser- und Sanitärinfrastruktur auch Touristen betrifft.
Alma bewegt sich nicht in einer touristischen Parallelwelt, sondern so nah an der Realität der Menschen wie durchschnittliche Reisende, die sich offen und neugierig auf Indien einlassen. In lockerem, amüsantem Stil spricht der Fettnäpfchenführer vor allem junge Individualreisende an. Er hilft bei der praktischen Reisevorsorge, zeigt Wege durch das indische Verkehrschaos (Relax!) und wie man Indien "in vollen Zügen" genießen kann. Er führt in die Spielregeln des Feilschens ein und gibt hilfreiche Tipps, zum Beispiel für angemessene Bekleidung.
Was das Büchlein an Hintergrundinformationen bietet, kommt durch Almas Erlebnisse nicht nur abstrakt daher, sondern findet Ergänzung in ihren ganz konkreten Erfahrungen: mit Armut, Kinderarbeit, dem Kastensystem und anderen heiklen Themen, die sich in Indien nicht so leicht ansprechen lassen, weil "no problem" in diesen Fällen eben nicht funktioniert. Da ist Sensibilität gefragt und genaues Hinschauen. Denn, so die Autorin: "Hier geht es tatsächlich nicht ums Richtig- oder Bessermachen, sondern ums Bewusstmachen."
Fettnäpfchenführer Indien: Be happy oder das no problem-Problem. Von Karin Kaiser. Conbook Medien, Kaarst, 2012, 288 Seiten. ISBN-13: 978-3934918856
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(2.469 Zeichen, 32 Zeilen, Juni 2012)
Zwischen Spaß und Spannungen
Sympathiemagazin "Thailand verstehen"
"Sanuk", Spaß, ist als Leitbild tief in der thailändischen Kultur verankert. Karaoke, eine große Familie und reichlich zu Essen gehören dazu. Man schließtmehr
Sympathiemagazin "Thailand verstehen"
"Sanuk", Spaß, ist als Leitbild tief in der thailändischen Kultur verankert. Karaoke, eine große Familie und reichlich zu Essen gehören dazu. Man schließt schnell Kontakte, lacht viel und lebt ganz in der Gegenwart. In diese Gegenwart mit all ihren Wider-sprüchlichkeiten, aber auch in die Geschichte des südostasiatischen Landes (ent-)führt das neue Sympathiemagazin "Thailand verstehen" seine Leserinnen und Leser.
Redakteur Rainer Hörig lässt Menschen berichten, wie sie das Land heute erleben – zwischen nationaler Identität und modernem Weltverständnis, zwischen den Glitzerfassenden von Bangkok und der ländlichen "Idylle" im armen Nordosten des Landes. Fernab von Klischees erlaubt das Sympathiemagazin Blicke hinter die touristischen Kulissen. Es blendet auch die Schattenseiten im sonnigen Land des Lächelns nicht aus: die ambivalente Flüchtlingspolitik, Menschenrechtsverletzungen, erbitterte Machtkämpfe der alten und neuen Eliten, Spannungen im muslimisch geprägten Süden und den schwierigen Weg zur Demokratie.
Weitere Informationen und neuer Webshop:www.sympathiemagazine.de
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(1.023 Zeichen, 13 Zeilen, Juni 2012)
Über Rio+20 hinaus
"Beyond Greening: Reflections on Tourism in the Rio Process"
Um den Tourismus auf Nachhaltigkeitskurs zu bringen, muss seinen komplexen Auswirkungen Rechnung getragen werden. Darauf weisen Autorinnenmehr
"Beyond Greening: Reflections on Tourism in the Rio Process"
Um den Tourismus auf Nachhaltigkeitskurs zu bringen, muss seinen komplexen Auswirkungen Rechnung getragen werden. Darauf weisen Autorinnen und Autoren aus Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Indien, Spanien und Südafrika hin, die in einem Reader "Beyond Greening: Reflections on Tourism in the Rio-Process" Facetten des Tourismus reflektieren.
Unter anderem geht es um die neu zu definierende Rolle von Tourismusministerien, den Beitrag des Tourismus zum Klimawandel, Konflikte um natürliche Ressourcen sowie Fragen der politischen Teilhabe.
pdf | Studie (englisch) | 3 MB
pdf | Kurzfassung der Studie (deutsch) | 194 KB
Ayubowan! Vanakkam! Willkommen!
Sympathiemagazin "Sri Lanka verstehen"
Lange glich der Flughafen von Colombo einer Hochsicherheitszone. Heute, drei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, kommt man in Sri Lanka entspannter an. "Das Landmehr
Sympathiemagazin "Sri Lanka verstehen"
Lange glich der Flughafen von Colombo einer Hochsicherheitszone. Heute, drei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, kommt man in Sri Lanka entspannter an. "Das Land ist neu aufgestellt, als hätte ihm jemand neues Leben eingehaucht", schreibt Redakteur Walter Keller im neuen Sympathiemagazin "Sri Lanka verstehen".
Zusammen mit deutschen und einheimischen Autoren gibt er Einblicke in die faszinierenden Realitäten des kleinen Inselstaates mit all seinen Widersprüchen. Dem rasanten Wirtschaftswachstum steht die hohe Ungleichheit zwischen der Westprovinz mit Colombo und dem Rest des Landes gegenüber. Frauen kämpfen um ihre Rechte, die Jugend engagiert sich für den Küstenschutz, in Austauschprogrammen lernen Tamilen und Singhalesen einander besser kennen. Und auch Touristen können Land und Leute besser verstehen lernen – mit guter Vorbereitung, offenen Augen, Sensibilität und Sympathie.
Weitere Informationen und neuer Webshop:www.sympathiemagazine.de
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(889 Zeichen, 12 Zeilen, Juni 2012)
Dominikanische Innenansichten
Patrick Schellong | "Gringostorys aus der Karibik I"
In zehn Geschichten entführt Christian Hugo den Leser in die Alltagswelt der Dominikanischen Republik. Seine "Gringostorys aus der Karibik"mehr
Patrick Schellong | "Gringostorys aus der Karibik I"
In zehn Geschichten entführt Christian Hugo den Leser in die Alltagswelt der Dominikanischen Republik. Seine "Gringostorys aus der Karibik" handeln von Aus-steigern aus aller Welt, die ihr altes Leben hinter sich gelassen haben und nun ihr zweites Lebensglück unter der karibischen Sonne suchen.
Er wendet sich mit dem Buch an jene bereits heimisch gewordenen, die sich hier und da vielleicht selbst wiedererkennen, und an Interessierte, die die "wahre" Dominikanische Republik kennen lernen wollen. Mit viel Witz und in lockerem Stil schildert Hugo alltägliche Geschichten, wie sie sich im Grunde überall zutragen könnten, verortet jede einzelne jedoch charmant auf der Karibikinsel Hispaniola. Dies gelingt ihm als “altem Gringo” durch eine sehr vertraut wirkende Innenperspektive, aus der er den Leser persönlich anspricht.
Die Geschichten lassen die Grenzen zwischen wahren Begebenheiten und literarischen Erzählungen zum Teil verschwimmen und die Liebe in all ihren Formen ist stets ein großes Thema. Allerdings vergisst Hugo dabei nicht, auch auf die mitunter problematischen Verhältnisse in der Dominikanischen Republik hinzuweisen. Er berichtet von miserablen Bildungschancen und grassierender Armut, die es den Menschen um ein Vielfaches schwerer machen, ihr Leben zu meistern. So lässt er auch immer wieder das bestehende Gefälle zwischen Einheimischen und Zugereisten erkennen, was Erstere sich gelegentlich zu Nutze machen, z.B. als "Schleusen-wärterin" bei Behördengängen oder als Konkubine. Alles in allem gewinnt man durch die persönlichen Portraits der Gringos sowie einiger Dominikaner einen vielseitigen Einblick in das Leben und die Verhältnisse vor Ort.
Gringostorys aus der Karibik I. Leben in der Dominikanischen Republik. Von Christian Hugo. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2011, 104 Seiten, ISBN 9783842375727
(1.755 Zeichen, 25 Zeilen, März 2012)
Nicht "von Kriegen zerrissen"
"Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha"
Es ist eine schlechte Angewohnheit des Westens, Vietnam, Laos und Kambodscha trotz aller offensichtlichen Unterschiede gerne zusammenzufassen.mehr
"Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha"
Es ist eine schlechte Angewohnheit des Westens, Vietnam, Laos und Kambodscha trotz aller offensichtlichen Unterschiede gerne zusammenzufassen. Was zu Zeiten der französischen Kolonialherrschaft so praktisch als "Indochina" durchging, ist lange nicht mehr das, was es einmal war. Aber das war es eigentlich nie, meint Benjamin Prüfer. In seiner "Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha" beleuchtet er unterschiedliche Facetten dieser faszinierenden Region, in der sich der Tourismus zu einem der dynamischsten Wirtschaftszweige entwickelt.
Eine "Gebrauchsanweisung" im engeren Sinn ist das Buch nicht. Im Gegenteil: es relativiert den einen oder anderen praktischen Tipp aus Reiseführern, wie zum Beispiel die immer wiederkehrende Warnung vor "Gesichtsverlust", sollte man sich über irgendetwas aufregen: "Meine asiatischen Mitmenschen sehe ich in schöner Regelmäßigkeit herumbrüllen, und sie scheinen sich dabei keinerlei Gedanken um ihre Gesichter zu machen", stellt Prüfer fest. Dass der Autor mit seiner Familie in Phnom Penh lebt, erlaubt ihm tiefere Einblicke in die kambodschanische Kultur, die er in äußerst vergnüglichen Anekdoten zum Besten gibt. Dabei gelingt es ihm zuweilen, die Kluft der Verständigung zu überbrücken, zuweilen aber auch nur, die Grenzen des Verstehens aufzuzeigen. Wenn es zum Beispiel um die kambodschanische Geisterwelt geht, mag der eine oder andere Leser damit Hui Buh, das Schlossgespenst assoziieren. Doch, so lernt man hier, ist in Kambodscha alles ganz anders: Hier ähnele ein Gespenst eher einer asiatischen Schönheitskönigin als einem heulenden Bettlaken.
In Prüfers Buch steht, was in anderen nicht steht. Kambodscha ist in dieser "Gebrauchsanweisung" nicht das "von Kriegen zerrissene Land" und Laos nicht das "Land der Millionen Elefanten" – eher das Land der Millionen Buspannen. Vietnam ist nicht gleich Vietnam, denn der kommunistische Norden ist so ganz anders als der Süden mit seinem eigenen Stolz. Und die "Wiedervereinigung" Vietnams – eine "Vereinigung unter Waffen" – hat mit der deutschen kaum etwas gemein.
Benjamin Prüfer: Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha. Piper Verlag, München, 2011, 237 Seiten, ISBN 978-3-492-27602-3
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(2.155 Zeichen, 28 Zeilen, März 2012)
Auf unausgetretenen Pfaden
Sympathiemagazin "Vietnam-Kambodscha-Laos verstehen"
Wer Vietnam, Laos oder Kambodscha bereist, hat die Chance, sich vielerorts auf noch unausgetretenen touristischen Pfaden zu bewegen. Diemehr
Sympathiemagazin "Vietnam-Kambodscha-Laos verstehen"
Wer Vietnam, Laos oder Kambodscha bereist, hat die Chance, sich vielerorts auf noch unausgetretenen touristischen Pfaden zu bewegen. Die Tempelanlagen von Angkor Wat und Luang Prabang sind zwar bekannte touristische Sehenswürdigkeiten, über die Lebenssituation der Menschen in diesen drei Ländern weiß man in Deutschland jedoch meist wenig. Das neue Sympathiemagazin "Vietnam-Kambodscha-Laos verstehen", herausgegeben vom Studienkreises für Tourismus und Entwicklung, portraitiert die drei südostasiatischen Staaten im gängigen "Dreierpack", obwohl sie – das wird betont – weder kulturell noch politisch eine Einheit bilden.
Sie sind Schnittstellen unter-schiedlicher großer Kulturen. Vietnam ist eher von chinesischen Traditionen geprägt, während die Lebensweisen in Kambodscha und Laos eher von Indien beeinflusst sind. In unterhaltsamen und informativen Geschichten lässt Redakteur Oskar Weggel Menschen aus den drei Ländern zu Wort kommen. Sie erzählen von ihrer teilweise schmerzhaften Vergangenheit, von findigen Geschäftsideen und den Herausforderungen der Globalisierung.
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(1.157 Zeichen, 16 Zeilen, März 2012)
Über Rio+20 hinaus (Kurzfassung)
Reflektionen zum Tourismus im Rio-Prozess
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch, Alba Sus, Kabani und Terramar
Bonn | 2012
Auf dem Erdgipfel in Rio 1992 hat die internationalemehr
Reflektionen zum Tourismus im Rio-Prozess
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch, Alba Sus, Kabani und Terramar
Bonn | 2012
Auf dem Erdgipfel in Rio 1992 hat die internationale Gemeinschaft wichtige Resolutionen darüber verabschiedet, wie die wertvollen Ressourcen unseres Planeten gerecht verteilt und für heutige und zukünftige Generationen geschützt werden sollen. Obwohl im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte viel Positives erreicht wurde, sind wir von einem wirklichen nachhaltigen Weg weit entfernt. Es sind dringend neue Impulse nötig, um das Handeln der internationalen Akteure wieder an den Versprechen von Rio auszurichten.
Vor und hinter dem Tafelberg
"Reisegast in Südafrika"
"Unvorbereitet sollte man Südafrika nicht begegnen", meint Studienreiseleiter Guido Pinkau und bietet mit seinem Reisebüchlein "Reisegast in Südafrika" einen kompaktenmehr
"Reisegast in Südafrika"
"Unvorbereitet sollte man Südafrika nicht begegnen", meint Studienreiseleiter Guido Pinkau und bietet mit seinem Reisebüchlein "Reisegast in Südafrika" einen kompakten Überblick über Geschichte, Politik und Gesellschaft. Er beschreibt Traumstädte und Schattenseiten und skizziert das Spannungsfeld zwischen zu langsamen Fortschritten und neuen Ungerechtigkeiten, mit dem das neue Südafrika in seinem dritten Jahrzehnt umzugehen haben wird.
Alles in Südafrika habe aber auch seine Kehrseite, so wie hinter dem Tafelberg die Townships von Kapstadt liegen. Im Rahmen des "Black Economic Empowerment" werden Stellen in Südafrika heute bevorzugt mit Schwarzen besetzt. Doch Korruption bei der Jobvergabe ist weit verbreitet und viele weiße Fachkräfte wandern ins Ausland ab. Chinesische Geschäftemacher verfolgen aggressive Strategien im Land und die Hemmschwelle für Gewalt und Kriminalität liegt niedrig. Neben fundiertem Hintergrundwissen vermittelt das Büchlein "Dos and Don'ts" für den täglichen Umgang mit Südafrikanern und gibt konkrete Verhaltenstipps.
Reisegast in Südafrika. Von Guido Pinkau. Buch & Welt, München; Iwanowski's Reisebuchverlag, Dormagen, 2010, 224 Seiten. ISBN 978-3933041883
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(1.107 Anschläge, 15 Zeilen, Dezember 2011)
Kulturkollisionen mit großem Spaß und blutigem Ernst
"Gebrauchsanweisung für Südafrika"
"Afrika ist voller Klischees, und man muss ihnen ständig ausweichen. Vor allem in Südafrika…" schreiben Elke Naters und Sven Lager in ihrer anschaulichenmehr
"Gebrauchsanweisung für Südafrika"
"Afrika ist voller Klischees, und man muss ihnen ständig ausweichen. Vor allem in Südafrika…" schreiben Elke Naters und Sven Lager in ihrer anschaulichen "Gebrauchsanweisung für Südafrika". Die Autoren stellen fest, dass fast alle Vorurteile auf einem "tiefen Nichtverstehen" beruhen. Mit ihrem Buch wirken sie dem entgegen und verhelfen zu einem besseren Verständnis der vielfältigen Realitäten Südafrikas, mehr noch als dass sie konkrete und praktische Tipps geben.
Schließlich verlange Südafrika weder Reisenden noch Einwanderern zu viel Anpassung ab. Nur beim obligatorischen "Braai" heißt es offensichtlich aufzupassen und nicht etwa dem Grill-meister ins Handwerk zu pfuschen. Die Liebe zum Grillen ist fast allen südafrikanischen Bevölkerungsgruppen gemein. Ansonsten ist es eher das Nebeneinander, das Südafrika kennzeichnet. Zusammenhalt bietet vor allem die Familie (oft im weitesten Sinne), und Rugby, Kricket und Fußball vereinen ihre jeweiligen Fan-Gemeinschaften. Für Touristen gilt: "Hier findet jeder etwas, in das er sich verliebt."
Gebrauchsanweisung für Südafrika. Von Elke Naters und Sven Lager. Piper Verlag, München, 2. Aufl., 2010, 224 Seiten, ISBN 978-3492275804
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(1.135 Anschläge, 15 Zeilen, Dezember 2011)
Trends in der internationalen Freiwilligenarbeit
UNV "2011 State of the World’s Volunteerism Report"
Ehrenamtliches Engagement leistet einen wertvollen Beitrag zur Erreichung von Entwicklungszielen. Dies macht der erste "Bericht über die Lage dermehr
UNV "2011 State of the World’s Volunteerism Report"
Ehrenamtliches Engagement leistet einen wertvollen Beitrag zur Erreichung von Entwicklungszielen. Dies macht der erste "Bericht über die Lage der Freiwilligenarbeit in der Welt 2011" deutlich, der vom Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen (UNV) herausgegeben wurde.
Der Bericht zeigt drei wichtige Trends auf: Migration und Reisemöglichkeiten verändern grundlegend die Art und Weise, wie Menschen als Freiwillige tätig sind, der Privatsektor ist zunehmend an der Freiwilligenarbeit beteiligt und Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnen neue Möglichkeiten, wie z.B. "Online-Volunteering". Im "Freiwilligentourismus" gehe der Trend hin zu kurz-fristigeren Einsätzen von weniger als sechs Monaten. Diese Formen von Freiwilligen-tätigkeit hätten in den letzten fünf Jahren in Westeuropa um fünf bis zehn Prozent zugenommen. Mit abnehmender Dauer des Einsatzes vor Ort wachse aber die Wahrscheinlichkeit, dass Vergnügen und Annehmlichkeiten die eigentliche Motivation des Freiwilligentouristen darstellen. In solchen Fällen könne Freiwilligentourismus eher eine Belastung für die aufnehmende Gemeinschaft bedeuten, warnt UNV.
2011 State of the World’s Volunteerism Report. Hg. United Nations Volunteers (UNV), Bonn 2011, 148 Seiten, ISBN 139789211012460.
Weitere Informationen: www.unvolunteers.org
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(1.240 Anschläge, 16 Zeilen, Dezember 2011)
Wie offen sind nun die Türen?
Kerstin Dahmen | UNWTO/UN Women "Global Report on Women in Tourism"
Spätestens seit dem Welttourismustag 2007 unter dem Motto "Tourismus öffnet Türen für Frauen" ist die Frage nach den Chancen undmehr
Kerstin Dahmen | UNWTO/UN Women "Global Report on Women in Tourism"
Spätestens seit dem Welttourismustag 2007 unter dem Motto "Tourismus öffnet Türen für Frauen" ist die Frage nach den Chancen und Risiken für Frauen im Tourismus wieder aktuell. Die Welttourismusorganisation (UNWTO) hat 2008 in Zusammenarbeit mit "UN Women" eine Arbeitsgruppe zum Thema gegründet. Ziel ist die Umsetzung eines Aktionsplans zur Stärkung von Frauen im Tourismus. Die Beteiligung und die Situation der Frauen sollen alle drei Jahre in einem Bericht dokumentiert werden.
Der erste dieser Berichte, der "Global Report on Women in Tourism 2010", wurde nun in voller Länge veröffentlicht. Der unter Leitung von Louise Twining-Ward verfasste Bericht fordert eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau im Tourismus. Getreu dem Leitsatz "bessere Informationen führen zu besserem Handeln" versucht er ein Indikatorenset zu entwickeln, anhand dessen sich die Beteiligung von Frauen in insgesamt 172 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas, der Karibik und Ozeaniens darstellen und bewerten lassen soll.
Dazu werden fünf Partizipationsbereiche analysiert: Frauen in formellen Anstellungsverhältnissen, als Unternehmerinnen, als Lehrerinnen und Absolventinnen in der touristischen Ausbildung, als Führungskräfte in Politik und Wirtschaft und als Beteiligte in gemeinschafts- und familienbasierten Tourismusunternehmen. Die Ergebnisse zeigen sowohl Erfolge als auch Defizite. So sind zum Beispiel Länder der Karibik vorbildlich in der gleichwertigen Entlohnung von Frauen und Männern. Lateinamerika hebt sich durch die Qualität der Tourismusausbildung hervor, der prozentuale Anteil von Frauen in Führungspositionen ist jedoch eher gering. In Afrika haben viele Frauen ministerielle Positionen inne, aber der Kontinent hat die schwächsten Ergebnisse im Ausbildungsbereich. Asien hingegen hat einen hohen prozentualen Anteil gut ausgebildeter Frauen, insgesamt aber die geringste weibliche Beteiligung im Hotel- und Servicesektor. Ozeanien kann besonders viele weibliche Führungskräfte in der Tourismuswirtschaft aufweisen.
Das Vorhaben der Studie ist durchaus ambitioniert. Aufgrund eines unzureichenden Datenbestands – in vielen Ländern gibt es weder sektor- noch geschlechtsspezifische Arbeitsmarktdaten – stößt sie jedoch schnell an methodische Grenzen. Doch dieser erste "Global Report on Women in Tourism" könnte einen Stein ins Rollen bringen, der endlich zu einer Schließung der Datenlücken führt. Er könnte dazu beitragen, ein ganzheitlicheres Bild der Arbeitssituation von Frauen im Tourismus zu zeichnen. Ein versprechender Anfang wurde gemacht.
Global Report on Women in Tourism 2010. Hg. UNWTO und UN Women, Madrid, 2011. 103 Seiten. ISBN 978-92-844-1373-7 (UNWTO), ISBN 978-1-936291-36-6 (UN Women)
Download: www.e-unwto.org/content/j133q0/fulltext.pdf
(2.669 Anschläge, 36 Zeilen, Dezember 2011)
Tourismus als Mittel der nachhaltigen Regionalentwicklung im ländlichen Raum von Entwicklungsländern
Sonja Biwer (August 2010) | Eine Chance für die Region Melaky/ Madagaskar?
„Une île sur une île“. Eine Insel auf einer Insel - nicht selten wird die ländliche Region Melaky im Westen Madagaskars vonmehr
Sonja Biwer (August 2010) | Eine Chance für die Region Melaky/ Madagaskar?
„Une île sur une île“. Eine Insel auf einer Insel - nicht selten wird die ländliche Region Melaky im Westen Madagaskars von ihren Bewohnern mit diesem Satz beschrieben. Tatsächlich ist ihre Lage in der verkehrsräumlichen Peripherie eines ihrer wesentlichen Kennzeichen. Zwar wurde die Anbindung zur Landeshauptstadt Antananarivo mit der Reparation der Straße (Route d’Intérêt Provincial (RIP) 107) verbessert, dennoch sind viele Ortschaften innerhalb Melakys nur schwer zu erreichen und während den regenreichen Sommermonaten vollkommen abgeschieden.
Die Isolation hat eine konservierende Wirkung auf das Leben der ländlichen Gemeinschaft: So gibt es nur wenig intra- und interregionalen Austausch, kaum Innovationen und aufgrund unzureichender staatlicher Unterstützung so gut wie keine Entwicklung. Dahingegen haben infrastrukturelle, wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme ihren festen Platz eingenommen und drohen in Verbindung mit einem zunehmenden Bevölkerungswachstum in eine Abwärtsspirale einzusetzen. Die beschriebene Problemsituation stellt jedoch keinen Einzelfall dar, sondern ist in ihrem Grundmuster typisch für den ländlichen Raum vieler Entwicklungsländer.
Tourism For Development? (Mis)Representation of Israel and the Palestinian Territories by Tour Operators and Tourism Boards
Bachelorarbeit von Esther Werling (Juli 2011)
The empirical analysis has revealed vast deficits in external representations of Israel/PT. Those deficits clearly reflect the problems and challengesmehr
Bachelorarbeit von Esther Werling (Juli 2011)
The empirical analysis has revealed vast deficits in external representations of Israel/PT. Those deficits clearly reflect the problems and challenges tourism in Israel/PT is facing. Accordingly, the empirical analysis has affirmed the interpretive constructivist approach underlying this thesis (2.4).
Social action, in the sense of tourism, is indeed capable of transforming social structures, in the sense of tour-ism's wider socio-cultural and socio-economic implications and potential developmental benefits as discussed in 4.2. The significance of external representations in this causal relationship has thus been affirmed. The external representation of Israel/PT is decisive for the economic and to some great extent al-so for the political development of the region. They bear on tourist's perception and those are in turn pivotal for tourism practice and perceived images of countries. In turn, this heavily bears on nations' enrichment through cultural exchange with other communities, and ultimately also the amount of tourist revenues generated. In other words, external representations affect cultural identity (perceived images) and in shaping tourism practice, they also heavily bear on tourism's developmental objectives of fostering social justice and enhancing economic capacities. This thesis especially highlighted tour-ism's role in peace-building and contributing to political stability. Political stability in the Israel/PT tourism context is strongly connected to the achievement of equality and the reduction of socio-economic disparities between Israelis and Palestinians. This necessitates the establishment of just and responsible tourism, from which both Israelis and Palestinians profit equally in cultural, as well as, economic terms. The achievement of such tourism is in turn highly dependent from appropriate and objective external representations, especially when it comes to aspects of political representation.
This study has revealed the following as the major deficits of external representations. Both tour operators and especially tourist boards show deficits in regards to the format of their material. Non-transparent display of cultural heritage, territorial conditions and claims, as well as, avoidance of the ‘other' side may in effect harm cultural identity, rather than affirm it. As far as the political representation in terms of security and entry advice, as well as, the information conveyed about the political situation and its backgrounds is concerned, there are also deficits both within tour operator's and tourist board's material. Entry and security advice and unbalanced political representations prove harmful to the developmental objective of social balancing. They may even sharpen economic disparities between Israel/PT and substantially limit tourism's potential to counter poverty, inequity and marginalization. In the long run this harms the developmental objectives of social justice, cultural identity and overall political stability. Yet, both tour operators and tourist boards demonstrate efforts of encouraging tourists to encounters with local people. This may in fact contribute positively to aspects of social justice and cultural identity. Yet, tourist boards need to mention the ‘other' side in the representations, too. Equal travel shares in Israel and the PT are a fundamental precondition for achieving equality and social balancing at least in tourism. Yet, the empirical analysis reveals the PT to be vastly disadvantaged with regard to the allocation of travel shares. This is highly detrimental to tourism's potential developmental benefits and is even sharpening the socio-economic disparities between Israel and the PT. Similar to the political representation, also self portrayal of tourist boards is highly biased and de-ficient in neglecting the ‘other' side. Yet, self portrayals have a fundamental significance within the causal relations described above. Both GoIsrael's and TravelPalestine's self portrayals may harm cul-tural identity and substantially limit tourism's contribution to peace and development in the region.
Recalling Noam Chomsky's statement as the underlying assumption of this thesis, this affirms that peace requires justice, and justice inherently requires truth. Truth in this context can be referred to an adequate, unbiased, objective external representation of Israel/PT which goes in line with the existing international agreements. It is the fundamental precondition for justice in a tourism context and in turn for tourism's developmental benefits to materialize. Commitment to development, advocacy for justice and sustainable peace are hence inextricably linked. They are related to a reduction of economic disparities and a fair distribution of survival chances and need to involve respect for human rights, strengthening of constitutional and democratic structures and the protection of resources which are essential for existence. Tourism with its wider socio-cultural and socio-economic implications touches many of these dimensions. It can foster poverty reducing conditions and social balancing, bring about greater economic cooperation and decrease economic disparities. It may support political stability through advocating for (economic and cultural) human rights, democracy and equality. Furthermore, it can enhance cultural identities and self esteem and strengthen a society's symbols, beliefs and meaning systems.
Yet, if tourism is to achieve these ambitions, it needs to be designed adequately and ethical principles need to be reflected in tourism practice and external representations of actors in the industry. For balanced and sustainable tourism development, which also provides for political stabilization throughout the region, it is essential to design itineraries appropriately, and to represent the socio-political conditions adequately. Owing to the results of the empirical analysis, tour operators, as well as tourism ministries are called upon contributing to just and sustainable development through applying appropriate practices. Precise requirements for the representation of Israel/PT were subsequently deduced from these findings and will be sketched in the following chapter.
Volunteer-Tourismus als Instrument einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in Entwicklungsländern
Bachelorarbeit von Marlin Hundertmark (Juni 2011)
Angesichts des sich verstärkenden Wunsches von Touristen „wirklich" etwas über die Kultur des Reiselandes und über die Einheimischen zu erfahren,mehr
Bachelorarbeit von Marlin Hundertmark (Juni 2011)
Angesichts des sich verstärkenden Wunsches von Touristen „wirklich" etwas über die Kultur des Reiselandes und über die Einheimischen zu erfahren, behandelt die vorliegende Arbeit eine alternative Tourismusform: den Volunteer-Tourismus. Er ist bestrebt, Urlaub und Ehrenamt miteinander zu verknüpfen. Das Verreisen soll demnach nicht mehr nur der Erholung dienen, sondern auch zur Schärfung des Bewusstseins des Reisenden beitragen. Zurzeit ist Volunteer-Tourismus noch ein Nischenprodukt, das vor allem von Spezialreiseveranstaltern angeboten wird.
Das Ziel der Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, ob diese Form des Reisens nachhaltig und ökonomisch profitabel von Seiten der Anbieter gestaltet wird. Zunächst werden im theoretischen Teil die wichtigsten Begriffe definiert. Danach wird auf die Besonderheiten dieser Reiseart eingegangen, um anschließend die Nachfrager und den Anbietermarkt vorzustellen. Im weiteren Verlauf beschäftigt die Arbeit sich mit den Auswirkungen dieser alternativen Reiseform. Anschließend werden in einem empirischen Vergleich mithilfe von qualitativen Interviews Kriterien für die Durchführung eines erfolgreichen, nachhaltigen Tourismus herausgearbeitet. Das Fazit beschäftigt sich dann mit den eingangs aufgestellten Thesen und versucht, Antworten auf die dort gestellten Fragen zu geben. Es werden am Schluss praktische Handlungsempfehlungen formuliert, die dem Tourismusmanagement eine sinnvolle Orientierung geben können.
Die Arbeit zeigt erstens, dass Volunteer-Tourismus umweltschonender und lehrreicher als Massentourismus ist. Hingegen lässt sich der Grad der Nachhaltigkeit nicht pauschal beziffern, da die verschiedenen Anbieter unterschiedliche Maßstäbe bei der Umsetzung anlegegen. Die innovative Idee, die den Charme des Volunteer-Tourismus ausmacht, ist gleichzeitig eines seiner größten Probleme. Um den Spagat zwischen Entwicklungszusammenarbeit und der Wirtschaft zu schlagen, sind Reiseveranstalter dazu angehalten, ihre Reisen „aufzupeppen", damit potentielle Volunteer-Touristen ihre Reise nicht in Eigeninitiative organisieren, sondern die Mehrkosten bei einem Reiseveranstalter in Kauf nehmen. Es besteht zudem noch großer Handlungsbedarf bezüglich der Auswahl und Eignung der Kandidaten für den Einsatz. Außerdem müssen den lokalen Organisationen mehr Entscheidungsbefugnisse eingeräumt werden, insbesondere bei der Auswahl der Volunteer-Touristen.
Die Ambivalenz des deutschen Kolonialerbes in Namibia aus der Sicht deutscher Reiseunternehmer
Bachelorarbeit von Lars Scheerer (März 2011)
Die Kolonialherrschaft der Deutschen über Südwestafrika war nur von kurzer Dauer. Dennoch prägte sie das Land stark und auch heute noch hat das Erbe dermehr
Bachelorarbeit von Lars Scheerer (März 2011)
Die Kolonialherrschaft der Deutschen über Südwestafrika war nur von kurzer Dauer. Dennoch prägte sie das Land stark und auch heute noch hat das Erbe der Kolonialvergangenheit großen Einfluss auf die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen Namibias. Dies wird insbesondere durch die von den Kolonialherren geschaffenen und noch heute persistenten Raumstrukturen deutlich, welche speziell für den Tourismus in Namibia ein gestaltender Faktor sind. Allerdings unterliegt das Erbe gegenwärtig noch immer einigen gesellschaftspolitischen Spannungen und scheint aus namibischer Sicht ein ambivalentes, mehrdeutiges Phänomen darzustellen. Die vorliegende Arbeit untersuchte die Ambivalenz des deutschen Kolonialerbes in Namibia aus der Sicht deutscher Reiseunternehmer, um diese - anknüpfend an RODRIAN (2009) - in die Diskussion um das deutsche Kolonialerbe in Namibia einzubringen.
Aus den Ausführungen dieser Arbeit geht deutlich hervor, dass das deutsche Kolonialerbe in Namibia ein ambivalentes, mehrdeutiges Phänomen darstellt. Zum einen stehen sich die aus der Literatur hervorgehende negativ konnotierte Kolonialvergangenheit und die trotzdem von der namibischen Tourismusbehörde verstärkte Umwerbung deutscher Touristen gegenüber. Zum anderen impliziert heritage als sozio-kulturelles Konstrukt per se eine Mehrdeutigkeit. Die Befragung von deutschen Reiseunternehmern belegte diese Mehrdeutigkeit des Kolonialerbes auf mehrere Weisen, wie in Kapitel 6 dargestellt wurde.
Das problemzentrierte Interview als Erhebungsinstrument der qualitativen Sozialforschung und das anschließende thematische Kodieren stellten sich dabei als sehr geeignet für die Erörterung der Fragestellungen dieser Arbeit heraus. Es konnten damit zielgerichtet die Wahrnehmungen der Reiseunternehmer bezüglich des Erbes erfasst und analysiert werden. Die Analyse der Interviews gibt zu erkennen, dass die Reiseunternehmer das deutsche Kolonialerbe in Namibia noch heute als sehr präsenten sowie gesellschaftlich, kulturell und ökonomisch prägenden Faktor wahrnehmen. Sie messen dem Kolonialerbe eine gegenwärtige Bedeutung bei und bewerten das Erbe aus heutiger Sicht als positiv für das Land Namibia, insbesondere für dessen Tourismusindustrie. Dies steht im Gegensatz zu den von RODRIAN (2009) befragten Touristen, die das deutsche Kolonialerbe zum Teil als sehr negativ wahrnehmen und sogar dessen Daseinsberechtigung absprechen. Diese extrem unterschiedlichen Bedeutungszumessungen des Erbes unterstreichen besonders die Ambivalenz des deutschen Kolonialerbes in Namibia. Doch trotz der sehr positiven Wahrnehmung des Kolonialerbes gehen alle befragten Reiseunternehmer offen mit dem kolonialen Erbe um und sprechen auch die negativen Elemente im Dialog mit den Touristen an. Das Kolonialerbe sehen alle Reiseunternehmer übereinstimmend nicht als touristische Haupt- sondern, wenn überhaupt, als Nebenattraktion.
Es ist anzumerken, dass diese Arbeit die Sichtweisen von nur vier Reiseunternehmern darstellt. Um eine Repräsentativität zu gewährleisten, müssten zukünftig noch deutlich mehr deutsche Reiseunternehmer zum Thema befragt werden. Des Weiteren ergeben sich aus dieser Arbeit dabei auch offene, neue Fragen, die mögliche Anhaltspunkte für weitere Untersuchungen geben. So sind aus der Sichtweise der Reiseunternehmer die gesellschaftspolitischen Spannungen nur noch auf politischer Ebene vorhanden. Eine Aussöhnung zwischen der deutschen und namibischen Bevölkerung ist aus ihrer Sicht nicht mehr nötig. Hat aber die namibische Bevölkerung die Kolonialherrschaft wirklich als Teil ihrer Geschichte akzeptiert und die damit verbundenen negativen Aspekte überwunden? Müssen deshalb keine Anstrengungen mehr zur Bewältigung der Vergangenheit unternommen werden? Um eine umfassende Diskussion über das deutsche Kolonialerbe in Namibia führen zu können, ist es folglich unabdingbar, alle Akteure - nicht nur Touristen und Reiseunternehmer - auf allen Ebenen in beiden Ländern mit einzubeziehen.
"Turismo placebo. Nueva colonización turística"
Die neue touristische Kolonialisierung
Lange galten die Balearen für verschiedene spanischsprachige Länder als Modell für eine rasche, erfolgreiche Tourismusentwicklung. Doch angesichts deutlichermehr
Die neue touristische Kolonialisierung
Lange galten die Balearen für verschiedene spanischsprachige Länder als Modell für eine rasche, erfolgreiche Tourismusentwicklung. Doch angesichts deutlicher Risiken und Nebenwirklungen ist die Euphorie mittlerweile der Ernüchterung gewichen. Auch die Investoren suchen sich neue Ziele, zum Beispiel in Mittelamerika, im südlichen Mexiko und in der Karibik. In einem kürzlich erschienenen Sammelband beleuchten Expertinnen und Experten die "neue touristische Kolonialisierung". Eine besondere Rolle spielen dabei die Auswirkungen von Zweit- und Alterswohnsitzen. Das Buch, das auf Spanisch erschienen ist, entstand aus Tagungsbeiträgen zu Veranstaltungen der katalanischen Organisation "Alba Sud - Investigation and Communication for Development" und der "Group to Research Sustainability and Territory (GIST)" an der Universität der Balearen. Die Tagungen fanden 2009 in Managua und 2010 in Santo Domingo statt. Einige der Buch-Beiträge haben wir im TourismWatch Nr. 61 (Dezember 2010) gekürzt auf Deutsch abgedruckt.
Turismo placebo. Nueva colonización turística: del Mediterráneo a Mesoamérica y El Caribe. Lógicas espaciales del capital turístico. Hg. von Ernest Cañada Mullor, Macià Blázquez. EDISA, Managua, 2011. 410 Seiten. ISBN 978-99924-60-30-6. Download: http://albasud.org/publ/docs/41.pdf
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(1.103 Anschläge, 15 Zeilen, Juni 2011)
"China, die türkise Couch und ich"
Fremder geht's kaum
Gerade über Missverständnisse, die einem das Leben und Reisen in einem fremden Land zuweilen deutlich erschweren, lässt es sich im Nachhinein besonders herzlich lachen. Aufmehr
Fremder geht's kaum
Gerade über Missverständnisse, die einem das Leben und Reisen in einem fremden Land zuweilen deutlich erschweren, lässt es sich im Nachhinein besonders herzlich lachen. Auf überaus amüsante Weise erzählt Sonja Piontek spannende und lustige Episoden aus ihrem dreijährigen Aufenthalt in China. Sie beschreibt anschaulich die unterschiedlichen Herangehensweisen an alltägliche kleine und größere Herausforderungen - und gemeinsame deutsch-chinesische Lösungen, bei denen keine(r) der Beteiligten das Gesicht verliert. Nicht selten stößt sie in ihrem Ringen ums Verstehen chinesischer Standpunkte an Grenzen - zum Beispiel, warum ein vier Monate altes Baby nicht mit in den Supermarkt darf. Sie erkennt und beschreibt, dass vieles in China einfach nur anders funktioniert, aber deshalb nicht unbedingt schlechter. Einzelne Episoden werden ergänzt um Kommentare von Chinesinnen, die helfen, so manches Erlebte unter Einbeziehung der chinesischen Sicht besser einzuordnen. Das Buch ist gespickt mit Kostproben von herrlichstem "Chinglish", wie die Werbung für Paprika-Chips: "Buy one Free one"! Schließlich stellt sich die Autorin den beiden Fragen, die jede Leserin und jeder Leser nach einer Reise angeregt ist, auch für sich selbst zu beantworten: Was werde ich an meinem Reiseland besonders vermissen und worauf freue ich mich in Deutschland?
China, die türkise Couch und ich. Kurioses aus dem Reich der Mitte. Von Sonja Piontek. Conbook Medien GmbH, Kaarst, 2009. 254 Seiten. ISBN 978-3934918412.
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(1.394 Anschläge, 19 Zeilen, Juni 2011)
"Reisegast in China"
Einblicke in chinesische Lebenswelten
Persönliche Erfahrungen der Autorin Francoise Hauser, differenzierte Darstellungen der gesellschaftlichen Gegebenheiten, die ausdrückliche Warnung vor einemmehr
Einblicke in chinesische Lebenswelten
Persönliche Erfahrungen der Autorin Francoise Hauser, differenzierte Darstellungen der gesellschaftlichen Gegebenheiten, die ausdrückliche Warnung vor einem Kulturschock sowie konkrete Ratschläge verdichten sich in "Reisegast in China" zu einem umfassenden Kompendium für einen Besuch im Reich der Mitte. Francoise Hauser hat Teile ihres Sinologie- und Geographiestudiums in China und Taiwan absolviert und drei Jahre als Marketing-Managerin in China gearbeitet. In diesem kompakten Ratgeber erläutert sie Hintergründe, Chancen und Herausforderungen der rasanten Entwicklung dieses Landes. Neben einer differenzierten Darstellung der komplexen Geschichte der Volksrepublik, ihrer Außenpolitik und ihres heutigen Staats- und Regierungssystems findet sich auch ein Abriss der religiösen und geistesgeschichtlichen Hintergründe, sowie der innenpolitischen Herausforderungen.
Besonders interessant ist der ausführliche Teil über das gesellschaftliche Miteinander vor dem Hintergrund der sozialistischen Normen und Umgangsformen, die sich in vielen Aspekten deutlich von europäischen Gepflogenheiten unterscheiden. Auch andere Facetten des chinesischen Alltagslebens, wie die Traditionelle Chinesische Medizin, Kulinarisches und Freizeitgestaltung, werden transparent. Als potenzieller Reisegast in China kann man nach der Lektüre seine Kenntnisse anhand eines Kulturspiels überprüfen, in dem man sich diversen Situationsszenarien stellt, die die interkulturelle Kompetenz herausfordern. Nicht nur für Touristen, sondern auch für Austauschstudenten und "Expats" bietet das Buch eine aufschlussreiche Lektüre.
Reisegast in China. Von Francoise Hauser. Buch & Welt GmbH, München, und Iwanowski's Reisebuchverlag, Dormagen, 2007. 204 Seiten. ISBN: 978-3-923975-71-6
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(1.660 Anschläge, 22 Zeilen, Juni 2011)
"Gringolyrik aus der Karibik"
Leben in der Dominikanischen Republik
Christian Hugo lebt an der Nordküste der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispañola. Auf 100 reich bebilderten Seiten vermittelt der Philologe undmehr
Leben in der Dominikanischen Republik
Christian Hugo lebt an der Nordküste der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispañola. Auf 100 reich bebilderten Seiten vermittelt der Philologe und pensionierte Gymnasiallehrer in diesem alternativen Reiseführer Impressionen vom Leben in der Karibik. Mit Gedichten auf Spanisch, Englisch und Deutsch beschreibt er die dominikanische Realität so, wie er sie erlebt. Hugo beschreibt die Mentalität und den Lebensalltag auf der Insel und arrangiert aus der Perspektive eines westlichen Residenten Einblicke in die tatsächlichen Lebenswelten der Dominikaner fernab touristischer Enklaven. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation entlarvt er die Marotten westlicher Touristen und Einwohner, die nicht selten unreflektiertes und unqualifiziertes Verhalten an den Tag legen. Mal mit einem Augenzwinkern, mal mit erhobenem Zeigefinger und bisweilen mit recht derbem zynischem Unterton in einer sehr deutlichen Sprache gibt Hugo lyrische Gedankenanstöße, regt den Leser zum Perspektivwechsel an und animiert zu verantwortungsvollem Handeln.
Gringolyrik aus der Karibik I. Leben in der Dominikanischen Republik. Von Christian Hugo. Books on Demand, Norderstedt, 2010. 100 Seiten. ISBN 9783842342279.
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(1.133 Anschläge, 16 Zeilen, Juni 2011)
"Hinduismus für Dummies"
Christina Kamp | Begegnungen mit Vishnu, Shiva und Ganesh
Mit mehr als nur einer Prise Humor beschreibt die Indologin Johanna Buß auf rund 350 Seiten, "was Sie schon immer über den Hinduismus wissenmehr
Christina Kamp | Begegnungen mit Vishnu, Shiva und Ganesh
Mit mehr als nur einer Prise Humor beschreibt die Indologin Johanna Buß auf rund 350 Seiten, "was Sie schon immer über den Hinduismus wissen wollten." Die Autorin knüpft am westlichen Erfahrungshintergrund an und baut Verständnisbrücken in die hinduistische Gesellschaft in Indien und Nepal. Sie gibt Einblicke in die hinduistische Götterwelt, der man in Indien quasi auf Schritt und Tritt begegnet. Sie berichtet, dass Pilgerreisen in Indien deutlich zugenommen haben - nicht zuletzt weil das Reisen wesentlich einfacher und weniger entbehrungsreich geworden ist. In einem Tempel-Knigge gibt sie für westliche Reisende Tipps für ein angemessenes Verhalten beim Besuch heiliger Stätten.
Einen deutlichen Schwerpunkt legt das Buch auf die gesellschaftliche Relevanz des Hinduismus, der das tägliche Leben der Menschen auf vielfältige Weise durchdringt. Besonders spannend sind die Wechselbeziehungen des Hinduismus mit anderen Glaubens- und Lebenswelten. Denn der Hinduismus hat auf vielfältige Weise Einfluss auf die westliche Welt. Dabei ist es selten die "reine Lehre", die übernommen wird, sondern es sind Bruch- und Versatzstücke, die sich in das westliche Weltbild und die westliche Lebensrealität sinnstiftend einfügen lassen. Im Hinduismus verwurzelte Yoga- und Meditationstechniken sind im Westen nicht Mittel oder Methode eines (Er-) Lösungswegs, sondern dienen der allgemeinen Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Doch zwischen dem in Indien auf traditionelle Weise vermittelten Ayurveda ("Wissen vom Leben") und den heute bereits auch in Deutschland verfügbaren "Wellness-Mode-Angeboten" liegen nicht nur einige tausend Kilometer. Es haben auch deutliche Sinnverschiebungen stattgefunden.
Auch der Hinduismus selbst ist ständigen Veränderungen unterworfen. In der Auseinandersetzung mit anderen Ideen kam und kommt es zu Modernisierungs- und Reformprozessen, aber auch zur Rückbesinnung auf eigene Traditionen. Beides hat tiefgreifenden Einfluss, stellt Johanna Buß fest: "Sowohl die Übernahme als auch die Ablehnung fremder Ideen setzt ihre Kenntnis voraus und wirkt dadurch auf das eigene Gedankengut."
Hinduismus für Dummies: Tausende Götter, hunderte Kasten - eine Religion. Von Johanna Buß, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, 2009. 352 Seiten. ISBN 978-3527703500.
(2.208 Anschläge, 31 Zeilen, Juni 2011)
"Masala Highway. Abenteuer Alltag in Indien"
Christina Kamp | Warum Handysocken schlecht für's Karma sind
Er will Berührungsängste abbauen - sogar mit den Ratten, denen in Indien entweder Respekt entgegengebracht wird oder die zumindest "nomehr
Christina Kamp | Warum Handysocken schlecht für's Karma sind
Er will Berührungsängste abbauen - sogar mit den Ratten, denen in Indien entweder Respekt entgegengebracht wird oder die zumindest "no problem" darstellen. In seinem Buch "Masala Highway. Abenteuer Alltag in Indien" berichtet Gabriel Neumann über den Alltag der Einheimischen. Meist zwar durch die Touristenbrille, doch hin und wieder setzt er diese auch ab. Der Autor spannt den Bogen von konkreten Begegnungssituationen des Reisenden über Politik und Religion bis hin zu Umweltproblemen in den indischen Metropolen. Er knüpft an Wissen und Klischees an - über Bollywood und heilige Kühe, Mitgiftmorde und das Kastensystem. Er fragt nach und gibt wieder, aus der Perspektive und mit dem Erfahrungshintergrund des männlichen deutschen Ich-Erzählers. Er ordnet ein, was für deutsche Reisende in Indien vielleicht erstaunlich, unverständlich oder erklärungsbedürftig ist. Auch die Probleme, die zum Beispiel der indische Bundesstaat Goa mit dem Tourismus hat, werden nicht ausgespart.
Zudem werden entwicklungspolitische Ansätze aufgezeigt, die im Rahmen deutsch-indischer Zusammenarbeit das Leben der armen indischen Landbevölkerung erleichtern sollen. Dazu stellt Neumann fest: "Nicht immer ist abzusehen, ob ein Projekt die erhoffte Wirkung erzielt. Nicht alles wird sofort und gleich fertig - allerdings auf jeden Fall schneller, wenn Frauen mit von der Partie sind." In die Erzählung eingestreut oder als Kasten hervorgehoben sind einige praktische Reisetipps, wie zu den verschiedenen Reisemöglichkeiten oder zum Vermeiden scheinbar flächendeckend aufgestellter Fettnäpfchen. Zum Beispiel erklärt Neumann, "warum Handysocken schlecht für's Karma sind" und macht daran deutlich, dass "unrein" und "schmutzig" in Indien zwei völlig unterschiedliche Konzepte sind. Mit "Abenteuer Alltag" hat der Dryas Verlag eine Reihe eingeführt, die inspirieren will, bewusst zu reisen, mit offenen Augen und Unterschiede als Bereicherung zu erfahren. Mit dem Indien-Band ist diesgelungen.
Masala Highway. Abenteuer Alltag in Indien. Von Gabriel A. Neumann. Dryas Verlag, Oldenburg, 2010. 174 Seiten. ISBN 978-3-940855-18-3.
(2.083 Anschläge, 29 Zeilen, Juni 2011)
"Unsere Kinder, die wir lieben"
Spendensammeln durch Kurzgeschichten
Die Autorin Angila Gallage lebt seit 33 Jahren in Deutschland. Der Tsunami 2004 aber hat sie direkt betroffen. Ihre Familie in Sri Lanka lebt nur 80 Meter vonmehr
Spendensammeln durch Kurzgeschichten
Die Autorin Angila Gallage lebt seit 33 Jahren in Deutschland. Der Tsunami 2004 aber hat sie direkt betroffen. Ihre Familie in Sri Lanka lebt nur 80 Meter von Indischen Ozean entfernt. Um den Menschen in Sri Lanka zu helfen, hat sie nun ein Buch geschrieben. Der Erlös des Buches kommt den Menschen vor Ort zugute. In 15 Kurzgeschichten erzählt die Autorin vor allem die Schicksale von Kindern, deren Lebenssituation sich seit dem Tsunami erheblich verschlimmert hat. Viele haben Vater und Mutter verloren. Oder sie können nicht mehr zur Schule gehen, da sie Geld verdienen müssen, um ihre überlebenden Familienmitglieder, viele von ihnen mit schwersten Verletzungen und Behinderungen, zu versorgen.
Das Buch ist zum Teil befremdlich nah dran an den menschlichen Schicksalen der Kinder; die Distanz und literarische Qualität professioneller Autoren ist nicht erkennbar. Dennoch ist die Initiative von Angila Gallage hervorzuheben. Denn sie zeigt, dass es viele kleine Initiativen und Einzelpersonen gibt, die in ihrem ganz konkreten Umfeld Menschen bewegen wollen und die dafür sorgen, dass Schicksale in anderen Teilen der Welt nicht vergessen werden.
Unsere Kinder, die wir lieben. Von Angila Gallage. Gedruckt in Sri Lanka, 2010. ISBN 978-955-52582-0-3. Buchbestellungen unter angila_gallage@web.de.
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(1.368 Anschläge, 19 Zeilen, März 2011)
"Südafrika. Ein Land im Umbruch"
Jenseits des Regenbogens
Kommen, bleiben, und auch wieder gehen - fünf Jahre hat Edith Werner in Südafrika verbracht. In ihrem Buch "Südafrika. Ein Land im Umbruch" beschreibt sie das Land mit seinenmehr
Jenseits des Regenbogens
Kommen, bleiben, und auch wieder gehen - fünf Jahre hat Edith Werner in Südafrika verbracht. In ihrem Buch "Südafrika. Ein Land im Umbruch" beschreibt sie das Land mit seinen Faszinationen, Eigenarten und Widersprüchen. Sie beschreibt die enormen Errungenschaften seit dem Ende der Apartheid. Anders als die meisten afrikanischen Staaten genießen die Südafrikanerinnen und Südafrikaner heute Bürgerrechte, die eher denen westlicher Staaten gleichkommen: Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Rechtssicherheit. Dem gegenüber stehen Herausforderungen, die Südafrika eher mit afrikanischen Staaten teilt: Armut, hohe Arbeitslosigkeit und Mängel im Gesundheits- und Bildungssystem. Hinzu kommen gravierende Probleme, die in Südafrika besonders ausgeprägt sind, wie die hohe Kriminalität und HIV/Aids. Die Gewaltausbrüche gegen Ausländer 2008 machten deutlich, dass das Land immer noch unter Spaltungen zu leiden hat und viele Regenbogenträume bislang Träume geblieben sind.
Südafrika. Ein Land im Umbruch. Von Edith Werner. Christoph Links Verlag, Berlin, 2009. 208 Seiten. ISBN 978-3-86153-548-5.
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(1.173 Anschläge, 17 Zeilen, März 2011)
"Südafrika. Katerstimmung am Kap"
Rückwärts, seitwärts oder vorwärts?
Es ist eine Bilanz, die nicht sehr positiv ausfällt. Die kritisch reflektierenden Beiträge südafrikanischer Intellektueller, die Renate Wilke-Launermehr
Rückwärts, seitwärts oder vorwärts?
Es ist eine Bilanz, die nicht sehr positiv ausfällt. Die kritisch reflektierenden Beiträge südafrikanischer Intellektueller, die Renate Wilke-Launer zusammengestellt hat, passen so gar nicht zum dem schönen, beeindruckenden Südafrika, wie viele Touristen es kennen und lieben lernen. Südafrika macht Hoffnung - und enttäuscht. Vielleicht gerade weil viele der Hoffnungen so hoch angesetzt waren und sind: Hoffnungen auf eine Überwindung der Rassenschranken, auf Freiheit, Demokratie und ein besseres Leben, an dem alle Menschen in Südafrika teilhaben. Die Autorinnen und Autoren und die Herausgeberin in eigenen Beiträgen zeigen anhand persönlicher Geschichten und Analysen die Richtungen auf, in die sich das Land derzeit bewegt und in Zukunft bewegen könnte. Sie erlauben Einblicke jenseits von Klischees und Vorurteilen. Sie berichten zum Beispiel von der Verunsicherung der indischenstämmigen Bevölkerung in Durban angesichts von "Black empowerment", von der abgeschotteten Sozialisierung afrikaanser Jugendlicher und von den Fallstricken, die den Schwarzen den Aufstieg in die Mittelschicht erschweren. Sie zeigen, dass viele Brücken erst noch gebaut werden müssen und viele bereits gebaute noch zu überschreiten sind, bevor eine neue, gemeinsame südafrikanische Identität entstehen kann.
Renate Wilke-Launer: Südafrika. Katerstimmung am Kap. Verlag Brandes & Apsel, 2010. 249 Seiten. ISBN 978-3-86099-644-7.
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(1.480 Anschläge, 20 Zeilen, März 2011)
"1000 Heilige Orte"
Heinz Fuchs | Eine Weltreise der besonderen Art
Ungezählt dürften die heiligen Orte inmitten des Profanen dieser Welt sein. Auf fast 1.000 Seiten und dennoch in handlichem Format mit schmuckem,mehr
Heinz Fuchs | Eine Weltreise der besonderen Art
Ungezählt dürften die heiligen Orte inmitten des Profanen dieser Welt sein. Auf fast 1.000 Seiten und dennoch in handlichem Format mit schmuckem, einladendem Einband hat Christoph Engels "seine" 1.000 heiligen Orte ganz subjektiv ausgewählt. Er beschreibt sie kurz und informativ, mit Neugierde und großem Respekt vor der Vielfalt gegenwärtiger und historischer Religionen und religiöser Kulturen und Traditionen. Dabei ist weder ein Reiseführer noch ein langweiliger Religionsschmöker herausgekommen. Der Untertitel "Lebensliste für eine spirituelle Weltreise" beschreibt sehr zutreffend den Charakter des Werkes als eine Weltreise der besonderen Art. Dass er aus einem europäisch-christlichen Blickwinkel schreibt, ist dem Autor dabei sehr wohl bewusst. Es ist eine faszinierende und manchmal fast erschlagende Vielfalt und Dichte - ein Buch weniger zum Durchlesen, eher zum Stöbern, Nachschlagen, Bedenken und eine Einladung zum interkulturellen Lernen und Begegnen. Die sieben Hauptkapitel führen den "Lesereisenden" an bekannte und weniger bekannte Orte in Europa, dem Nahen Osten, in Asien, Afrika, Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie in Australien und der Pazifikregion. Die heiligen Orte sind geografisch geordnet. Hilfreich ist, dass die über die Orte tangierten Religionen mit Symbolen markiert und in einem gesonderten Kapitel kurz vorgestellt werden: sachlich, schnörkellos und wertungsfrei. Das Bemühen um "political und religious politeness" ist durchgängig zu spüren. Umso mehr wünschte man sich auch etwas deutlichere "political correctness" bezüglich der heiligen Orte in Israel und Palästina. Zwar werden z.B. Bethlehem und Hebron als "Westjordanland" ausgewiesen, doch letztlich der Systematik des Buches Buchaufbaus folgend als Teil Israels präsentiert.
1000 Heilige Orte. Lebensliste für eine spirituelle Weltreise. Von Christoph Engels. Tandem Verlag, Potsdam, 2010. 960 Seiten. ISBN 978-3-8331-5479-9.
(2.000 Anschläge, 27 Zeilen, März 2011)
"Happy hour in paradise"
Christina Kamp | Alkohol und Tourismus in Thailand und Kambodscha
Piña colada in Puerto Rico, Mojito in Cuba, Singapore Sling und Jamaican Rum - Alkohol und Tourismus gehen Hand in Hand. Diemehr
Christina Kamp | Alkohol und Tourismus in Thailand und Kambodscha
Piña colada in Puerto Rico, Mojito in Cuba, Singapore Sling und Jamaican Rum - Alkohol und Tourismus gehen Hand in Hand. Die Getränkeindustrie verwendet zur Vermarktung alkoholischer Getränke exotische Urlaubsbilder, während bei vielen Reiseangeboten Alkohol nicht selten als verkaufsförderndes Argument eingesetzt wird. Der Tourismus trägt in vielen Zielgebieten zur Verbreitung neuer Trinkgewohnheiten bei. Dies stellt Sara Heine vom schwedischen Tourismus-Netzwerk "Schyst Resande" in einer Studie über Alkohol und Tourismus fest. Sie zeigt anhand von Beispielen aus Thailand, Kambodscha und anderen Ländern, dass der Tourismus eine der Ursachen für einen steigenden Alkoholkonsum in den Zielgebieten sein kann - mit schwerwiegenden Folgen.
Weltweit sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2,6 Millionen Todesfälle (insgesamt 3,8 Prozent) pro Jahr auf Alkohol zurückzuführen. Alkohol ist nicht nur ein Gesundheitsproblem sondern spielt auch in Bezug auf verschiedene Entwicklungshemmnisse eine nicht zu unterschätzende Rolle: ein wesentlicher Teil des Einkommens armer Haushalte geht dafür verloren, die häusliche Gewalt nimmt zu, es passieren mehr Verkehrsunfälle und HIV/Aids breitet sich schneller aus. Der Bericht macht deutlich, dass weltweit Männer sehr viel mehr Alkohol trinken als Frauen und sehr viel häufiger an den damit verbundenen gesundheitlichen Problemen leiden.
Durch die Globalisierung und den Tourismus sowie entsprechende Marketing-kampagnen der Getränkeindustrie entwickeln sich neue Konsummuster. Der tatsächliche Einfluss des Tourismus ist schwer zu schätzen, doch mehrere Studien haben gezeigt, dass die bessere Verfügbarkeit von Alkohol in der näheren häuslichen Umgebung bei Einheimischen zu einem höheren Konsum führt. Das Konsumverhalten der Touristen im Urlaub beeinflusst das der Einheimischen im Alltag. Die Konkurrenz unter den Händlern führt zu sinkenden Preisen, was alkoholische Getränke für Einheimische erschwinglicher macht. Besonders deutlich zeigt sich das in Gegenden, in denen vor der touristischen Erschließung nur wenig Alkohol getrunken wurde.
Die Getränkeindustrie profitiert von dieser Entwicklung, denn der Markt in Nordamerika und Europa hat nicht mehr viel Wachstumspotenzial. Im Gegensatz dazu wird beispielsweise für den indischen Markt vorausgesagt, dass der Absatz sich durch Erschließung neuer Zielgruppen noch um das 20fache steigern ließe. Touristen und die Getränkeindustrie sind in der Lage, die Politik und Gesetzgebung in Bezug auf Alkohol auf verschiedene Weise zu beeinflussen. Dies geschieht etwa durch Veränderungen der Altersbeschränkungen oder die Regulierung des Verkaufs.
Kambodscha ist eines von vielen armen Ländern, in denen es keine wirksame Alkohol-Gesetzgebung gibt. Es ist kein Mindestalter festgelegt, ab dem Alkohol gekauft werden darf. Auch die Werbung für alkoholische Getränke und das Marketing sind nicht reguliert. Ohne Zweifel schafft die Getränkeindustrie Arbeitsplätze und generiert Einkommen. Doch dem stehen hohe Kosten gegenüber: verlorene Lebensjahre, Krankheiten, Unfälle, Gewalt und geringeres Arbeitseinkommen. Die gesellschaftlichen Kosten sind deutlich höher als die wirtschaftlichen Vorteile. Das Leid, dass durch Alkohol entsteht, lässt sich nicht gegen vermeintliche positive soziale Effekte des Alkoholkonsums aufrechnen.
Happy hour in paradise. On alcohol and tourism in Thailand, Cambodia and the rest of the world. Von Sara Heine. 2010. Download: www.schystresande.se/upl/files/43498.pdf
(3.604 Anschläge, 48 Zeilen, März 2011)
"The Blue Economy"
Möhren und Windkraft statt Tourismus
Zum Tourismus gebe es keine Alternative, heißt es immer wieder, wenn es um die Zukunft kleiner, abgelegener Inseln und Inselstaaten geht. Dass es doch auch andersmehr
Möhren und Windkraft statt Tourismus
Zum Tourismus gebe es keine Alternative, heißt es immer wieder, wenn es um die Zukunft kleiner, abgelegener Inseln und Inselstaaten geht. Dass es doch auch anders geht, zeigt das Beispiel der schwedischen Insel Gotland, die auf "Möhren statt Tourismus" setzt. Die Möhren, die auf der Ostseeinsel gut wachsen, werden in verschiedenster Form verarbeitet und verkauft, zum Beispiel als Möhrenkuchen, für den Gotland inzwischen sogar eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Die Energie zur Verarbeitung der Möhren stammt aus Windkraft, was als zusätzliches Verkaufsargument genutzt wird. Auch wurden auf diese Weise neue Arbeitsplätze geschaffen.
Das Beispiel aus Gotland ist nur eine von 100 Innovationen und unternehmerischen Chancen und Ideen, die Gunter Pauli in "The Blue Economy" - einem Bericht an den Club of Rome - vorstellt. Der Autor zeigt, wie das Lernen von und Arbeiten mit der Natur und das Denken in größeren, systemischen Zusammenhängen zu neuen, kreativen Lösungen führen kann. Gerade bei steigendem Energiebedarf in Zeiten des Klimawandels werden solche Lösungen dringend gebraucht - und ebenso um die Armut zu mindern, kostengünstig Verbesserungen im Gesundheitsbereich zu erzielen und nachhaltige, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln.
The Blue Economy. 10 Years. 100 Innovations. 100 Million Jobs. Report to the Club of Rome. Von Gunter Pauli. Paradigm Publications, Taos, New Mexico. 2010. 308 Seiten. ISBN 97809121111902.
Weitere Informationen: www.blueeconomy.de/de/die-community/
-ck-
(1.560 Anschläge, 24 Zeilen, Dezember 2010)
"Demographic Change and Tourism"
Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf den Tourismus
Im Laufe der kommenden Jahrzehnte wird der demographische Wandel sich auch auf den Tourismus deutlich auswirken. Doch daraus entstehen auchmehr
Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf den Tourismus
Im Laufe der kommenden Jahrzehnte wird der demographische Wandel sich auch auf den Tourismus deutlich auswirken. Doch daraus entstehen auch wirtschaftliche Chancen, stellen die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) und die European Travel Commission (ETC) in einem Bericht zu den absehbaren Auswirkungen der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung auf den Tourismus fest.
Bis 2030 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf 8,3 Milliarden Menschen anwachsen. Dies und die steigende Lebenserwartung, fortschreitende Urbanisierung, Migration und Veränderungen der Familienstrukturen haben Einfluss auf die Entwicklung des globalen Tourismus. Es wirkt sich darauf aus, wer reisen wird, woher die Touristen kommen, wohin sie reisen, welche Art von Unterkünften sie nachfragen und welchen Freizeitbeschäftigungen sie nachgehen. In dem Bericht "Demographic Change and Tourism" wird eine zunehmende Fragmentierung der Besucherprofile vorausgesagt. Der Erfolg einzelner Zielgebiete im internationalen Wettbewerb wird davon abhängen, inwieweit sie sich auf eine alternde, multi-ethnische Bevölkerung und vielfältigere Familienkonstellationen (Singles verschiedener Altersgruppen, Mehr-generationen-Familien, etc.) einstellen können. So muss zum Beispiel auf alters-spezifische Bedürfnisse der Reisenden Rücksicht genommen werden (z.B. den Zugang zu touristischen Attraktionen und die medizinische Versorgung). Es ist mit einer steigenden Nachfrage nach Angeboten in der Nebensaison und mit weiteren Zweitwohnsitzen für Ruheständler zu rechnen. Auch werden die Touristen zunehmend reiseerfahrener. Die internationale Migration führt dazu, dass immer mehr Menschen als Touristen ihr Aufenthaltsland entdecken wollen oder in die Heimat reisen, um Familie und Freunde zu besuchen.
-ck-
(2.081 Anschläge, 29 Zeilen, Dezember 2010)
"ReiseReflexionen – SelbstBilder. Eine rassismuskritische Studie über Ethnotourismus“
Tourismuskritiker auf Reisen
Mechtild von Vacano untersucht anhand des Beerdigungstourismus nach Tana Toraja in Indonesien, wie Touristen sich selbst und andere Reisende wahrnehmen und welche Bildermehr
Tourismuskritiker auf Reisen
Mechtild von Vacano untersucht anhand des Beerdigungstourismus nach Tana Toraja in Indonesien, wie Touristen sich selbst und andere Reisende wahrnehmen und welche Bilder sie sich von ihren Gastgebern/"Tourat_innen"* machen. Beerdigungen sind in Tana Toraja große gesellschaftliche Feste. In den Schilderungen der Reisenden nehmen die Beerdingungsbesuche in Indonesien einen sehr hohen Stellenwert ein. Ihnen beizuwohnen ist der "Inbegriff des ethnotouristischen Erlebnisses". Während die Reisenden ihre eigene Teilnahme zum Teil als Tabubruch empfinden und die Anwesenheit anderer Touristen als störend wahrnehmen und deren Verhalten äußerst kritisch beobachten, sind die Touristen für die lokale Bevölkerung ein Art Statussymbol. Je mehr "Weiße" an den Beerdigungen teilnehmen, desto wichtiger muss der Verstorbene zu Lebzeiten gewesen sein.
Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, das andauernde Auffallen als "großer Mensch mit weißer Hautfarbe" und die Teilnahme an Ereignissen, die exotisch und auch befremdlich erscheinen (wie der rituellen Schlachtung von Büffeln), macht die Reisenden zu einem ethnologischen Beobachtungsobjekt, das immer wieder bewusst oder unbewusst seine eigene Kultur und die der Gastgeber in Frage stellt und bewertet. Nicht überraschend ist, dass die Reisenden vermuten, die einheimische Kultur würde nur noch so lange existieren, wie zu viel Tourismus sie nicht verdirbt. Der Tourismus wird als machtvoll, aktiv und gefährlich charakterisiert und die lokale Kultur als schwach, passiv und schutzbedürftig. Auch die Assoziation "arm, aber glücklich" findet sich immer wieder.
Das Thema Rassismus im Tourismus ist weiterhin hochaktuell, auch und vielleicht besonders bei Reisenden, die sich selbst als weltoffen und alternativ bezeichnen. Und so liefert das Buch dem Leser und der Leserin einen Anlass, das eigene (Reise-) Verhalten noch kritischer zu beobachten.
* Die Autorin nennt die Gastgeber "Tourat_innen", um ihnen, genau wie den Tourist_innen eine aktive Rolle im Tourismus zu zuweisen und sie nicht zu passiven "Bereisten" zu degradieren. Der Unterstrich soll die geschlechtliche Vielfalt jenseits der Zweigeschlechtlichkeit darstellen.
"Reise Reflexionen - Selbst Bilder. Eine rassismuskritische Studie über Ethnotourismus in Tana Toraja, Indonesien". Von Mechtild von Vacano. Regiospectra Verlag, Berlin, 2010. 132 Seiten. ISBN 978-3-940132-17-8
-am-
(2.497 Anschläge, 35 Zeilen, September 2010)
"Ghana. Praktisches Reisehandbuch für die Goldküste Westafrikas"
Akwaaba – Willkommen in Ghana
Viel hat sich verändert in Ghana, seit der Reiseführer von Jojo Cobinnah Anfang der 1990er Jahre erstmals erschienen ist. Mittlerweile in der 10. Auflage (erschienen immehr
Akwaaba – Willkommen in Ghana
Viel hat sich verändert in Ghana, seit der Reiseführer von Jojo Cobinnah Anfang der 1990er Jahre erstmals erschienen ist. Mittlerweile in der 10. Auflage (erschienen im Peter Meyer Verlag) ist er zu einem Standardwerk geworden, das seinesgleichen suchen müsste. Nicht nur, weil es noch immer relativ wenig Literatur über das kleine Land an der Westküste Afrikas gibt. Es gibt auch wenige Reiseführer, die ähnlich gekonnt und mit (typisch ghanaischem?) Humor ein sich entwickelndes Land in seiner bunten Vielfalt und mit seinen vielen sympathischen Eigenheiten vermitteln. Der ghanaische Autor lebt in Deutschland und sein Buch ist ein - gelungener! - "ehrlicher Versuch, Ghana zugleich mit Nähe und mit Distanz zu präsentieren".
"Richtig vorbereitet, ist halb gewonnen" - so sein Motto. Und Vorbereitung heißt dabei auch: Hemmschwellen abbauen. Denn wer nicht in einer Chop Bar Fufu "gechoppt" hat, Tro Tro gefahren ist, Highlife getanzt hat oder eine Beerdigungsparty mitgefeiert hat, wird Ghana nicht wirklich erlebt haben. Dabei ist mehr als nur die "Pfeffergrenze" zu überwinden. Der Autor empfiehlt, mit anderen Augen sehen zu lernen, sich ganz auf Afrika einzustellen. Wobei klar bleiben muss: Ghana liegt zwar in Afrika, doch es ist nur eines von über 50 afrikanischen Ländern, die ebenfalls anders - ganz anders! - sind.
Ghana. Praktisches Reisehandbuch für die „Goldküste" Westafrikas. Von Jojo Cobbinah. 10. Auflage, Peter Meyer Verlag, Frankfurt am Main, 2009, 512 Seiten, ISBN 9783898591539.
-ck-
(1.595 Anschläge, 21 Zeilen, März 2010)
Bildungslücke Nachhaltigkeit
Unterrichtsmaterialien für die berufliche Aus- und Weiterbildung
Im Rahmen des Projektes "Bildungslücke Nachhaltigkeit im Tourismus in der beruflichen Aus- und Weiterbildung" haben dasmehr
Unterrichtsmaterialien für die berufliche Aus- und Weiterbildung
Im Rahmen des Projektes "Bildungslücke Nachhaltigkeit im Tourismus in der beruflichen Aus- und Weiterbildung" haben das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum (EPIZ) und das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) ein Reihe von Bildungsmaterialien erstellt. Die Materialien richten sich an angehende Reiseverkehrskaufleute und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in touristischen Berufen. Das Projekt wurde von Inwent und dem Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) gefördert.
"Unterrichtsmodul Nachhaltigkeit im Tourismus"
Auf der Grundlage von Erhebungen zu Nachhaltigkeitsaspekten an einer Berufsschule im Bildungsgang Reiseverkehr in Bremen sowie bei Reisebüros und Reiseveranstaltern wurde ein Unterrichtsmodul "Nachhaltigkeit im Tourismus" entwickelt und erprobt. Es besteht aus vier Unterrichtsbausteinen (Auswirkungen des Tourismus und Nachhaltigkeit im Tourismus, touristische Erschließung von Destinationen, Nachhaltigkeitsbilanzierung und Konzeption einer (Modell)Reise sowie Gütesiegel und Akteure im Tourismus). Die CD (2007) enthält ein Handbuch für die Unterrichtsgestaltung von mindestens vier Doppelstunden. Jede Unterrichtseinheit umfasst kurze Präsentationen durch die Lehrerin oder den Lehrer und zusätzlich einen aktivierenden Teil für die Schüler, beispielsweise in Form eines Rollenspiels. Neben der Handreichung befinden sich auf der CD auch 6 kurze Powerpoint-Präsentationen, die grundlegende Informationen über das Themenfeld des nachhaltigen Tourismus vermitteln.
"G+ Berufe Global: Tourismus"
Die Tourismusbroschüre (2009) aus der Reihe Berufe Global, ist eine Erweiterung und Überarbeitung des vorgenannten Unterrichtsmoduls. Die Broschüre gibt einen umfassenden Einblick in das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Sie enthält zahlreiche Anregungen und Anleitungen für die Durchführung des Unterrichts und setzt dabei konsequent auf die interaktive und partizipative Erarbeitung der Themen durch die Schülerinnen und Schüler.
"Reiner Reisgern kann auch anders"
Die bunt illustrierte Broschüre bietet einen niederschwelligen Einstieg in das Thema nachhaltiger Tourismus. Reiner Reisgern befindet sich auf Info-Reise, um neue touristische Angebote kennen zu lernen. Zum ersten Mal besucht der junge Reiseverkehrskaufmann ein Eco-Ressort und verbringt einen nachhaltig organisierten Urlaub. Später kann er die Produkte dann besser an die Kunden im Reisebüro vermitteln. Die Broschüre (2009) enthält im Informationsteil Tipps für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tourismusunternehmen und weiterführende Links. Sie richtet sich an angehende Reiseverkehrskaufleute und bietet kurze und humorvolle Denkanstöße.
Weitere Informationen: www.epiz-berlin.de/?BeruflicheBildung/Berufe_Tourismus, www.bizme.de/Themen-Nachhaltiger-Tourismus.html
Bezug (gegen Kostenbeteiligung): Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung, Bahnhofsplatz 13, 28195 Bremen, Tel. 0421-17 19 10, Fax 0421-17 10 16, info@bizme.de, www.bizme.de
-am/ck-
(2.766 Anschläge, 39 Zeilen, September 2010)
"Populäre Irrtümer über Reisen und Tourismus"
Christian Wollnik | Leicht bekömmlich und informativ
Mit viel Humor, gleichzeitig aber einer fundierten wissenschaftlichen Arbeitsweise, hat Albrecht Steinecke sich der zahlreichen Irrtümer rund umsmehr
Christian Wollnik | Leicht bekömmlich und informativ
Mit viel Humor, gleichzeitig aber einer fundierten wissenschaftlichen Arbeitsweise, hat Albrecht Steinecke sich der zahlreichen Irrtümer rund ums Reisen und den Tourismus angenommen. So gelingt es ihm, weit verbreitete Annahmen ("Die Mehrzahl der Touristen sind Neckermänner", "Wer im Tourismus arbeitet, ist viel auf Reisen") zu widerlegen und dem reiseinteressierten Leser oftmals auf ironische Art und Weise den Spiegel vorzuhalten ("Touristen sind immer die anderen!"). Obwohl frech, leicht und bekömmlich geschrieben, mangelt es nicht an wissenschaftlicher Tiefe. Im Gegenteil: Steinecke fügt zusätzlich zu obligatorischen Literaturverweisen an vielen Stellen interessante Statistiken, Literatur- und Webtipps an. Dies macht das Werk vor allem zu einer guten, da leicht verdaulichen Einstiegslektüre für Tourismusexperten von morgen - doch auch vermeintliche Profis können einige neue Erkenntnisse gewinnen, oder sich zumindest mit einem Schmunzeln altbekannter Tatsachen erinnern. Einziger Kritikpunkt: An einigen Stellen schießt der Autor deutlich über das Ziel der unterhaltsamen Lektüre hinaus und bemüht selbst typische Vorurteile, wie beim Thema 'Vergnügungsreisende': "Das scheinen die Leute mit wenig Geld, abgebrochener Hauptschule und großem Durst zu sein, die wir aus RTL II-Sendungen über den Ballermann zu Genüge kennen."
Populäre Irrtümer über Reisen und Tourismus. Von Albrecht Steinecke. Oldenbourg Verlag, München 2010. 282 Seiten. ISBN: 978-3-486-59209-2.
(1.575 Anschläge, 22 Zeilen, September 2010)
"Tourism and Poverty Reduction – Pathways to Prosperity“
Einfache Lösungen haben ausgedient
Caroline Ashley und Jonathan Mitchell untersuchen anhand einer Vielzahl empirischer Studien, ob und wie Tourismus in Entwicklungsländern Armut reduzieren kann. Inmehr
Einfache Lösungen haben ausgedient
Caroline Ashley und Jonathan Mitchell untersuchen anhand einer Vielzahl empirischer Studien, ob und wie Tourismus in Entwicklungsländern Armut reduzieren kann. In ihrer Sekundäranalyse erfassen und kategorisieren sie viele Dutzend Studien der letzen Jahre. Das Quellenverzeichnis weist mehr als 200 Titel auf.
Die Autoren beschreiben drei verschiedene Wege wie der Tourismus zur Bekämpfung von Armut beitragen kann. Sie untersuchen die direkten Wirkungen (fiskalische und nicht-fiskalische Effekte durch den Tourismus selbst), indirekte Wirkungen (wie beispielsweise Verknüpfungen von Tourismus und Landwirtschaft) und dynamische Wirkungen. Besonders die beiden letzteren sind wissenschaftlich und methodisch schwer zu greifen, aber besonders relevant im Bereich der Armutsbekämpfung durch Tourismus. So wichtig und zielführend es ist, dass die Autoren auch nicht-fiskalische Effekte, wie Bildung und Partizipation und deren Dynamik im Sinne der Armutsreduzierung berücksichtigen, so befremdlich (aber fiskalisch natürlich richtig) erscheint es gleichzeitig, dass die Prostitution als eine wichtige Einkommensquelle für arme Bevölkerungsgruppen aufgeführt wird.
Die Erkenntnisse aus der vorliegenden Analyse sind nicht neu: rein quantitative Indikatoren, wie die Zahl der Touristenankünfte oder die durchschnittlichen Ausgaben je Tourist, geben keinen Aufschluss darüber, ob der Tourismus zur Minderung der Armut beiträgt. Die Wirkungen des Tourismus auf die Situation armer Bevölkerungsgruppen sind häufig widersprüchlich. Auch gibt es keine Reiseform, die per se das Einkommen armer Bevölkerungsteile wesentlich erhöht. Der Tourismus kann, muss aber kein Wachstumsmotor sein. Alles hängt von den jeweiligen Umständen im Zielgebiet ab. Vor allem die öffentlichen Institutionen sind gefragt, wenn es um die Gestaltung eines Tourismus geht, der den Armen zugute kommen soll. Trotzdem sind die Zusammenfassung der existierenden Studien und der kritische Umgang mit vorhandenen Ansätzen notwendig und hilfreich. Nicht zuletzt schreiben die Autoren auch den Wissenschaftlern ins Stammbuch, dass diese einer größeren Methodenvielfalt verpflichtet sind, wollen sie wirklich übertragbare, verlässliche Erkenntnisse liefern, wie der Tourismus zur Entwicklung und Armutsbekämpfung beitragen kann.
Tourism and Poverty Reduction - Pathways to Prosperity. Von Jonathan Mitchell und Caroline Ashley. Earthscan Verlag, London, 2010. 157 Seiten. ISBN 978-1-84407-889-9.
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(2.542 Anschläge, 34 Zeilen, September 2010)
Umweltzeichen im Tourismus: Analyse der Anbieter- und Nachfrageseite am Fallbeispiel „EcoLabel für Luxemburger Tourismusbetriebe“
Martina Kreucher (April 2010) | Diplomarbeit
Obwohl touristische Umweltzeichen bereits seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen Ausprägungen existieren, haben sie es nicht geschafft, sich alsmehr
Martina Kreucher (April 2010) | Diplomarbeit
Obwohl touristische Umweltzeichen bereits seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen Ausprägungen existieren, haben sie es nicht geschafft, sich als anerkannte Instrumente zur Schaffung von mehr Umweltbewusstsein auf dem Tourismusmarkt durchzusetzen. Infolge dieser Ausgangslage zielte die Verfasserin in der vorliegenden Arbeit darauf ab der Frage nachzugehen, wie touristische Umweltzeichen konkret gestaltet sein sollten, um ihre Wirkungspotenziale vollständig auszuschöpfen.
Die Beantwortung dieser Frage setzte zunächst eine ausführliche Erläuterung zu Grundlagen von Umweltkennzeichnungen im Allgemeinen voraus, bevor diese daraufhin im touristischen Kontext beleuchtet wurden. Eine Analyse aktueller Entwicklungen mitsamt Praxisbeispielen schließt die notwendige theoretische Grundlage zur Forschungsfrage ab.
Darauf aufbauend fokussierte sich die empirische Untersuchung auf das luxemburgische Umweltzeichen EcoLabel. Diese Konzentration auf ein exemplarisches Beispiel ermöglichte es erst, komplexe Wahrnehmungs- und Wirkzusammenhänge aufzudecken und zu bewerten. Hierzu integrierte die Verfasserin innovativ sowohl die Urlauber- als auch die Zeichennehmerperspektive in die Analyse. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Fallbeispiel auf Basis der qualitativen und quantitativen Erhebungsmethode schaffte die Grundlage, Einstellungen und Meinungsbilder der Befragten gegenüber dem EcoLabel ganzheitlich herauszuarbeiten.
Die Ergebnisse verdeutlichen einheitlich, dass die Entwicklung von Umweltzeichen einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterliegt. So sind es nicht nur Zeichennehmer, Gründer- und Durchführungsinstitutionen, sondern auch Gäste, Reiseveranstalter und Reisebüros sowie die Umweltpolitik eines Staates, die einen enormen Beitrag zum Erfolg von Umweltzeichen leisten müssen. Nur eine ausreichende Auseinandersetzung aller am Tourismusmarkt Beteiligten mit touristischen Umweltzeichen kann zur Etablierung der „Bio-Ecke" im „Supermarkt Tourismus" und somit letztendlich zu mehr Umweltschutz im Tourismus führen.
Die abgeleiteten Maßnahmenempfehlungen für das EcoLabel greifen die Erkenntnisse der durchgeführten empirischen Untersuchung auf und verdeutlichen Perspektiven zur Weiterentwicklung dieses Umweltzeichens. Im Zentrum stehen dabei die beteiligten Akteure des Umweltzeichens: Die Gründer- und Durchführungsinstitution sowie die Zeichennehmer. In Zukunft wird deren Aufgabe insbesondere darin bestehen, der Vermarktung sowie der Kommunikation untereinander größere Aufmerksamkeit zu schenken, um die Bekanntheit des EcoLabels einerseits zu fördern sowie andererseits Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Umweltzeichens vorzubeugen.
Zur Beantwortung der eingangs vorgestellten Forschungsfrage, konnte die Verfasserin zum Einen konkrete Vorschläge zur Effektivitätssteigerung des EcoLabels ausarbeiten, zum Anderen aktuelle Daten zur Weiter- und Neuentwicklung von touristischen Umweltzeichen im Allgemein liefern. Weiterer Forschungsbedarf besteht in folgenden Fragestellungen, denen die Verfasserin in ihrer Untersuchung nicht nachgehen konnte:
- Wie könnte ein Abstufungssystem für das EcoLabel gestaltet sein, um mehr Zeichennehmer zu gewinnen und gleichzeitig die Qualität beizubehalten?
- Inwiefern wird das neue Akkreditierungssystem des TSC zur Qualitätssicherung und Übersichtlichkeit von Umweltzeichen weltweit beitragen?
- Welche neuen Ansätze der Zertifizierungen im Tourismus (z. B. Markenansatz) sind in den letzten Jahren entstanden und wie ist deren Resonanz im Vergleich zu Umweltzeichen?
Die dynamische Entwicklung neuer Kennzeichnungen wird die allgemeine Etablierung von Umweltzeichen im Tourismus zukünftig sicherlich erschweren. Dennoch könnte das neue weltweite Akkreditierungssystem des TSC sowie die zunehmende Bevölkerungssensibili-sierung bezüglich Umweltschutz den Erfolg von Umweltzeichen durchaus positiv beeinflussen. Bei der erfolgreichen Etablierung eines Umweltzeichens ist es wichtig, die Bedeutung des langfristig und primär angestrebten Ziels - den Umweltschutz - beizubehalten.
Es bleibt letztendlich abzuwarten, wie sich das EcoLabel und die zahlreichen anderen Umweltzeichen im Tourismus in Zukunft entwickeln werden. Jedoch soll diese Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur notwendigen Belebung des Diskurses liefern und somit die Etablierung von touristischen Umweltzeichen erfolgreich unterstützen.
„O turismo que nós quer“ - Community-based Tourism im Spannungsfeld zwischen Partizipation und Machtverhältnissen
Carolin Brugger (2009) | Magisterarbeit im Fach Ethnologie
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Partizipation und Machtverhältnissen in einem brasilianischen Community-based Tourism-Projekt.mehr
Carolin Brugger (2009) | Magisterarbeit im Fach Ethnologie
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Partizipation und Machtverhältnissen in einem brasilianischen Community-based Tourism-Projekt. Diese alternative Tourismusform wird seit den 1990ern als Instrument zur Regionalentwicklung eingesetzt und soll eine direkte Teilnahme der betroffenen Bevölkerungsgruppen in den touristischen Gastländern ermöglichen. Wie die Partizipation tatsächlich vonstatten geht und welche Rolle dabei bestehende Machtverhältnisse spielen, soll am Beispiel des nordost-brasilianischen Fischerdorfs Prainha do Canto Verde gezeigt werden.
"Heiliger Berg der Massai"
Ulrich van der Heyden | Aufstieg auf den Gottesberg
Auf den Spuren der ersten europäischen Bergsteiger und Kartographen, die den "Oldonyo Lengai" und seine nähere Umgebung Ende des 19. Jahrhundertsmehr
Ulrich van der Heyden | Aufstieg auf den Gottesberg
Auf den Spuren der ersten europäischen Bergsteiger und Kartographen, die den "Oldonyo Lengai" und seine nähere Umgebung Ende des 19. Jahrhunderts vermessen und kartographiert haben, hat P. Werner Lange diesen "heiligen Berg der Massai" bereist. Mit Kenntnisreichtum und Esprit hat er dazu ein recht umfangreiches Buch geschrieben. Er beschreibt darin das Hochland im Norden Tansanias, die Heimstadt des gottähnlichen Schöpfers der Massai. In seiner lebendigen Sprache nimmt er die Leserinnen und Leser mit auf seine Reise und lässt sie an den phantastischen Eindrücken von den weinroten Salzpfannen des Natronsees hinauf zum Ngorongoro, der Arche Noah in einem Vulkankrater, teilhaben. Er besichtigt mit ihnen Adams Schädel, erzählt von den Mythen und Märchen der Massai und berichtet von deren Geschichte und gegenwärtiger Lebensweise.
Der Verfasser hat verschiedene literarische Genres gewählt, von der Reportage über die des historischen Sachbuches bis hin zur Dokumentation wörtlicher Rede. Das Buch ist mit historischen Fotografien und wunderschönen Farbbildern ausgestattet. Die Lektüre ist somit ein visuelles Erlebnis und zugleich eine intellektuelle Befriedigung. Sie liefert genaues Wissen um das Leben der Massai und eine einzigartige ostafrikanische Gebirgslandschaft.
Heiliger Berg der Massai. Oldonyo Lengai. Von P. Werner Lange. AS Verlag, Zürich, 2009, 240 Seiten, ISBN 9783909111701.
(1.477 Anschläge, 22 Zeilen, März 2010)
"Risk, Vulnerability and Tourism in Developing Countries: The Case of Nepal"
Thomas Döhne und Antje Monshausen | Tourismus mindert Risiken
Die Geografin Martina Shakya hat ein wahrhaft dickes Brett gebohrt. Sie hat die Wirkungszusammenhänge von Tourismus, Armut, Risiko undmehr
Thomas Döhne und Antje Monshausen | Tourismus mindert Risiken
Die Geografin Martina Shakya hat ein wahrhaft dickes Brett gebohrt. Sie hat die Wirkungszusammenhänge von Tourismus, Armut, Risiko und Vulnerabilität in Nepal sowohl theoretisch als auch empirisch untersucht. Ihre Dissertation ist vor kurzem als voluminöses Buch in englischer Sprache erschienen und bietet eine Fülle von akribisch zusammengetragenen Informationen zum Thema Tourismus und Vulnerabilität im Kontext des ländlichen Nepal.
Vulnerabilität wird als das Risiko ländlicher Haushalte definiert, in Armut abzurutschen, darin zu verharren oder nicht in der Lage zu sein, der Armut aus eigener Kraft zu entrinnen. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Risiken und Unsicherheit in ländlichen Gebieten Nepals selbst unter "normalen" Bedingungen stete Begleiterscheinungen im Lebensalltag der Menschen sind. Der Tourismus aber könne die Vulnerabilität mindern, indem er die Fähigkeit ländlicher Haushalte stärkt, besser auf Risiken zu reagieren.
Der Grad dieser positiven Wirkung des Tourismus hängt aber stark von den räumlichen und sozio-ökonomischen Umständen ab. Für ihre Studie vergleicht die Autorin deshalb zwei Tiefland- und zwei Hochlandgemeinschaften, von denen jeweils eine touristisch aktiv ist. Sie kommt zu dem Schluss, dass gerade in den abgelegenen Hochlandgemeinschaften mit wenig Infrastruktur, in denen Naturkatastrophen wahrscheinlich sind und deren Wirtschaftweise wenig diversifiziert ist, der Tourismus die Fähigkeit der Haushalte erhöht, mit Risiken besser umzugehen. Zurückzuführen sei dies darauf, dass tourismusaktive Haushalte ihre Einkommensbasis diversifizieren, finanzielle Rücklagen bilden und das Niveau formaler Bildung erhöhen können. Auch in den Tieflandgemeinschaften kann sich dies positiv auswirken. Allerdings kann der Tourismus dort auch dazu führen, dass die Verletzlichkeit gegenüber ökonomischen Einbrüchen im Tourismus diese positiven Wirkungen aufhebt und der Tourismus die Vulnerabilität insgesamt nicht verringert.
Risk, Vulnerability and Tourism in Developing Countries: The Case of Nepal. Martina Shakya, Logos Verlag, Berlin, 2009, ISBN 978-3-8325-2275-9. 510 Seiten.
(2.260 Anschläge, 31 Zeilen, März 2010)
Klimagerechtigkeit und Katastrophenvorsorge im Tourismus
Christina Kamp | "Disaster Prevention in Tourism – Perspectives on Climate Justice"
Fünf Jahre nach dem Tsunami sowie anlässlich des Klimagipfels 2009 in Kopenhagen hat die Ecumenical Coalition onmehr
Christina Kamp | "Disaster Prevention in Tourism – Perspectives on Climate Justice"
Fünf Jahre nach dem Tsunami sowie anlässlich des Klimagipfels 2009 in Kopenhagen hat die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) einen Sammelband herausgegeben, der den Tourismus in den Zusammenhang mit vergangenen und womöglich noch bevorstehenden Katastrophen stellt. Im Zentrum steht die Forderung nach Klimagerechtigkeit, die einen wichtigen Bezugsrahmen zur Bewertung der Rolle des Tourismus darstellt. Der Tsunami 2004 und die darauf folgenden Entwicklungen in den betroffenen Gebieten haben deutlich gemacht, dass die Zerstörung der Ökosysteme der Küsten, die Gefahr von Kindesmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen, die Aneignung von Grund und Boden und die Verdrängung von Küstenbewohnern sich in Katastrophensituationen noch verschärfen. Das gilt auch für die zunehmenden Gefährdungen durch den Klimawandel.
In 27 Beiträgen untersuchen Autorinnen und Autoren aus Nord und Süd die verschiedensten Aspekte des Tourismus vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen. Sie stellen auch erste Beispiele für Lösungsansätze dar, wie ein nachhaltigerer Tourismus im Sinne der Katastrophenvorsorge aussehen könnte. Um die vom Tourismus mit verursachte Anfälligkeit der Menschen für die Folgen des Klimawandels zu verringern, müsse die Tourismuspolitik kritisch analysiert werden, fordert S. Jahangir Hasan Masum aus Bangladesch. Denn einige tourismuspolitische Prioritäten könnten in Konflikt geraten mit den notwendigen Antworten auf den Klimawandel. Kenneth K. Odero aus Kenia verweist auf die wichtige Rolle des Tourismus bei der Förderung einer Politik, mit deren Hilfe die Bevölkerung und insbesondere arme und besonders gefährdete Gruppen dem Klimawandel und anderen Katastrophen besser widerstehen können.
Disaster Prevention in Tourism - Perspectives on Climate Justice. Von Caesar D'Mello, Jonathan McKeown und Sabine Minninger (Red.), Ecumenical Coalition On Tourism (Hg.), Chiang Mai, Thailand, 2009. ISBN 9789742356446. 317 Seiten.
(2.075 Anschläge, 31 Zeilen, März 2010)
Zauberformel CSR?
Unternehmensverantwortung zwischen Freiwilligkeit und Verpflichtung
eed Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. - Tourism Watch
Bonn | 2010
Das Thema der freiwilligen Unternehmensverantwortung (CSR)mehr
Unternehmensverantwortung zwischen Freiwilligkeit und Verpflichtung
eed Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. - Tourism Watch
Bonn | 2010
Das Thema der freiwilligen Unternehmensverantwortung (CSR) ist mittlerweile im Mainstream der Tourismuswirtschaft angekommen. So begrüßenswert diese Entwicklung ist, so notwendig ist eine Debatte über die Qualität der freiwilligen Maßnahmen. In dem Positionspapier von EED Tourism Watch werden Unternehmen aber auch die Politik aufgefordert, Standards für Transparenz und Verbindlichkeit zu schaffen. Es werden beispielhafte Aktivitäten der Reisewirtschaft sowie Handlungsfelder vorgestellt, in denen Unternehmen eine besondere Verantwortung tragen.
Weltsichten-Dossier: Tourismus - Sehnsucht trifft Wirklichkeit
Ausgabe 11-2010
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch und welt-sichten
Frankfurt | 2010
Tourism Watch hat gemeinsam mit der Redaktion Welt-Sichten ein Dossier mit Beiträgen für einemehr
Ausgabe 11-2010
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch und welt-sichten
Frankfurt | 2010
Tourism Watch hat gemeinsam mit der Redaktion Welt-Sichten ein Dossier mit Beiträgen für eine zukunftsfähige Entwicklung durch Tourismus veröffentlicht.
Aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln werfen die Autoren in diesem Heft einen Blick auf den Tourismus. Sie tun dies unter der Fragestellung, ob, wie und unter welchen Bedingungen er einen Beitrag für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung leisten kann. Das Potenzial dazu hat er. Tourismus kann Einkommensmöglichkeiten schaffen, interkulturelles Lernen fördern, weltbürgerliches Bewusstsein stärken und so zu global verantwortlichem Handeln beitragen. Er braucht jedoch Regeln, besonders um die Schwachen vor der Dominanz wirtschaftlicher Interessen zu schützen und sie an Entscheidungen und Erträgen teilhaben zu lassen.
pdf | Weltsichten-Dossier: Tourismus - Sehnsucht trifft Wirklichkeit (11/2010) | 1 MB
"Irrfahrer und Weltenbummler”
Mobilität in der Moderne
Sieglinde Geisel liefert mit ihrem Buch „Irrfahrer und Weltenbummler" eine kurzweilige, meist witzige und mitunter philosophische Auseinandersetzung rund um das Themamehr
Mobilität in der Moderne
Sieglinde Geisel liefert mit ihrem Buch „Irrfahrer und Weltenbummler" eine kurzweilige, meist witzige und mitunter philosophische Auseinandersetzung rund um das Thema Mobilität. Sie blickt dabei in die Vergangenheit, sammelt allerhand Reiseanekdoten von berühmten Persönlichkeiten und stößt dabei immer wieder auf Details, die einem in der Retrospektive fremd vorkommen (z.B. die Eisenbahnkrankheit). Sie zeigt dabei auch, wie Mobilität unser gesamtes Leben verändert und wie räumliche Bewegung unsere geistige Bewegungsfreiheit beeinflussen kann.
Irrfahrer und Weltenbummler. Von Sieglinde Geisel, Berlin, 2008. ISBN 9-783-937989-38-9. 246 Seiten.
-am-
(702 Anschläge,11 Zeilen, Dezember 2009)
Bildband und Doku-DVD “Sherpas am Everest – Die Geschichte der wahren Helden“
Unter extremen Bedingungen
Es gibt wohl Dutzende von Berichten und Dokumentationen über die Besteigung des Mount Everest, aber nur wenige, in denen die Sherpas überhaupt Erwähnung finden. Dieser Filmmehr
Unter extremen Bedingungen
Es gibt wohl Dutzende von Berichten und Dokumentationen über die Besteigung des Mount Everest, aber nur wenige, in denen die Sherpas überhaupt Erwähnung finden. Dieser Film und der darauf aufbauende Bildband wählen ganz bewusst die Perspektive dieser Männer, ohne die wohl kaum ein westlicher Bergsteiger jemals den höchsten Gipfel der Welt erklimmen könnte. Um den gemeinsam von einem nepalesischen und einem schweizerischen Team produzierten Film zu realisieren, wurden eigens einige Sherpas zu Kameramännern und Fotografen ausgebildet und führten Interviews mit ihren Kollegen. So konnte erreicht werden, dass die Sherpas offen über ihre Gefühle auch den Bergsteigern gegenüber sprechen konnten. Darüber hinaus kommen auch die Frauen und Kinder einiger Bergführer zu Wort und der religiöse und spirituelle Alltag wird dargestellt.
Der bildgewaltige und berührende Film zeigt, wie westliche Bergsteiger und Sherpas auf ihren oft zweimonatigen Expeditionen zusammen wachsen, gerade wenn dramatische Ereignisse die Gruppen treffen. Es wird gezeigt, wie gefährlich und anstrengend die Arbeit für die Träger und Bergführer ist und es wird ein Gefühl dafür vermittelt, welch ein erhabenes Ereignis es für jeden Sherpa darstellt, den Gipfel des Everest zu erreichen. Dabei wird kein Hehl daraus gemacht, dass einige zahlende Bergsteiger sich rücksichtslos und egoistisch verhalten und so das Leben ihrer Begleiter erschweren und sogar gefährden. Der Film und das Buch zeugen von dem Respekt, den die Sherpas für ihre Arbeit als Träger und Bergführer verdienen. Sie ermöglichen es, Sherpas nicht nur als Dienstleister am Berg wahrzunehmen, sondern als Menschen, für die jede einzelne Besteigung des Berges eine enorme physische und emotionale Belastung darstellt.
Sherpas am Everest - Die Geschichte der wahren Helden. Von Otto C. Honegger und Frank Senn, Zürich, 2009. ISBN 978-3-909111-62-6. 172 Seiten.
Sherpas - Die wahren Helden am Everest. DVD. CMS Constructive Media Service, 2009. ASIN: B002FP4KW2. 153 Minuten.
-am-
(2.152 Anschläge,30 Zeilen, Dezember 2009)
"The Oxford Handbook of Corporate Social Responsibility"
CSR zum Nachschlagen
Immer weniger sind Staaten in der Lage, eigenes wirtschaftliches Handeln in der globalisierten Welt zu steuern. Damit kommt den Selbstregulierungsmechanismen der Wirtschaft, dermehr
CSR zum Nachschlagen
Immer weniger sind Staaten in der Lage, eigenes wirtschaftliches Handeln in der globalisierten Welt zu steuern. Damit kommt den Selbstregulierungsmechanismen der Wirtschaft, der Macht der Verbraucher und der zivilgesellschaftlichen Kontrolle wachsende Bedeutung zu. Im Oxford-Handbuch zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility - CSR) beleuchten führende Experten den aktuellen Stand des wissenschaftlichen CSR-Diskurses. Dabei wird auch deutlich, dass für CSR in Entwicklungsländern deutlich andere Prioritäten gelten. Während in den Industrieländern Verbraucherschutz, Fairer Handel, Öko-Marketing, Klimaschutz oder sozialverantwortliches Investment im Vordergrund stehen, ist es in Entwicklungsländern eher die Minderung der Armut, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Bildung sowie der Ausbau der Infrastruktur. CSR-Konzepte, die in den einzelnen Ländern entwickelt wurden, helfen meist besser, auf die dringendsten Probleme zu reagieren, als "importierte" Konzepte. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie in der Kultur der jeweiligen Region verwurzelt sind. Denn CSR ist keineswegs nur ein „westliches" Konzept. Kulturelle Traditionen der Philanthropie, Geschäftsethik und Einbettung wirtschaftlicher Tätigkeit ins gesellschaftliche Leben finden sich auch im Hinduismus, Buddhismus und Islam. Oft wird CSR allerdings als Lückenfüller gesehen, wenn es darum geht, die Unterlassungssünden schwacher, korrupter oder finanziell schlecht ausgestatteter Regierungen auszugleichen.
The Oxford Handbook of Corporate Social Responsibility. Von Andrew Crane et al., Oxford University Press, 2009. ISBN 978-0-19-957394-3. 590 Seiten.
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(1.754 Anschläge,23 Zeilen, Dezember 2009)
"Die soziale Verantwortung der Tourismuswirtschaft"
CSR zum Schutz von Kindern vor Ausbeutung
Ethische Aspekte werden in Zukunft das ökonomische Überleben entscheidend mitbestimmen. Das gilt auch für Tourismusunternehmen, stellt Mandy Dietzschkau inmehr
CSR zum Schutz von Kindern vor Ausbeutung
Ethische Aspekte werden in Zukunft das ökonomische Überleben entscheidend mitbestimmen. Das gilt auch für Tourismusunternehmen, stellt Mandy Dietzschkau in ihrer Diplomarbeit fest, die der Vdm Verlag Dr. Müller unter dem Titel "Die soziale Verantwortung der Tourismuswirtschaft" veröffentlicht hat. Die Autorin untersucht Maßnahmen gegen Kinderarbeit und Kinderprostitution im Tourismus und deren Wirkung, die sie zum Teil in Frage stellt. Internationale Verhaltenskodizes, Sozialstandards und CSR-Leitbilder würden im betrieblichen Alltag der Tourismuswirtschaft noch kaum umgesetzt. Gegenüber dem Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung im Tourismus gebe es noch immer Bedenken in der Reisebranche. Der Kodex könne "abschreckend für den Verkauf" und "mit Verlusten verbunden" sein, so die Befürchtung in den Unternehmen. In einer nicht-repräsentativen Befragung von 15 Reiseveranstaltern in Dresden stellte die Autorin fest, dass vier DRV-Mitglieder weder den Verhaltenskodex noch die Kinderrechtsorganisation ECPAT kannten. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine Einzelunterzeichnung des Kodex mehr Sinn mache, als die Unterzeichnung durch den Verband. So würden sich die unterzeichnenden Unternehmen dann meist sofort engagierten. Da die Umsetzung des Verhaltenskodex bislang nicht hinreichend sichergestellt werden könne, empfiehlt die Autorin die Einführung eines Gütesiegels, das Reiseveranstalter, die die Kriterien zufrieden stellend umsetzen, innerhalb ihres Marketings nutzen könnten.
Die soziale Verantwortung der Tourismuswirtschaft. Gegen den Missbrauch von Kindern in Urlaubsländern. Von Mandy Dietzschkau, Vdm Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2008. ISBN 978-3836452694. 181 Seiten.
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( Anschläge, Zeilen, Dezember 2009)
Voneinander lernen in Thailand
Alfredo Quarto und Jim Enright | Tourismus und Ressourcen-Management in den Händen der Dorfbewohner
Die Tsunami-Nachricht am 26. Dezember 2004 erschütterte die Welt, durch die schiere Anzahl dermehr
Alfredo Quarto und Jim Enright | Tourismus und Ressourcen-Management in den Händen der Dorfbewohner
Die Tsunami-Nachricht am 26. Dezember 2004 erschütterte die Welt, durch die schiere Anzahl der Toten und die Schwere dieser noch nie da gewesenen Naturkatastrophe. Im Laufe der Zeit sind die Erinnerungen jedoch verblasst und so langsam vergessen wir die menschlichen Tragödien, die durch Gier und Kurzsichtigkeit überhaupt erst geschehen konnten.
Jetzt, wo weltweit viele der Volkswirtschaften wegen der globalen Rezession fast am Ende sind, steigt der Entwicklungsdruck mehr denn je. Es ist wie ein Tsunami wirtschaftlicher Verzweiflung, der die vernünftige Vorsicht überrollt und weitere, nicht nachhaltige und rücksichtslose Entscheidungen zum Ressourcenmanagement zulässt. Das wird uns in die zunehmende Realität des Klimawandels führen. Statt sicherzustellen, dass die Entwicklung von Küstenzonen klug geplant und gemanagt wird, erlauben Regierungen allzu oft eine touristische Entwicklung mit Yachthäfen, Hotels und Golfplätzen in Gebieten, die eigentlich zum Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel ausgewiesen werden müssten.
Weder Einheimische noch Touristen werden sicher sein, solange die Geschäftemacherei nicht durch eine vernünftige und wirksame Planung des Küstenmanagements in Schranken gehalten wird. Das Küstenmanagement muss sicherstellen, dass die natürlichen Grün- oder Pufferzonen gegen Wind und Wellen dadurch erhalten oder wiederhergestellt werden. Viele Experten, die den Tsunami und die Wirbelsturm-Katastrophen in Asien untersucht haben, sind der Meinung, dass die zerstörerischen Kräfte an den Stellen, wo es Mangroven, Korallenriffe, Sanddünen und andere natürliche Barrieren gab, sehr viel geringer waren. Dies hat vielen Menschen vor Ort das Leben gerettet. In anderen Gebieten, in denen es diese natürlichen Schutzbarrieren nicht mehr gab, waren die lokalen Gemeinschaften nun besonders gefährdet - hauptsächlich aufgrund unregulierter und schlecht geplanter industrieller Entwicklung entlang wichtiger Küstenzonen.
Ressourcenmanagement in den Händen von Gemeinschaften
Es wird zunehmend erkannt, dass lokale Gemeinschaften bei Entwicklungen, die ihr Leben und ihre Ressourcen betreffen, in Entscheidungen einbezogen werden müssen. Wo die einheimische Bevölkerung Verantwortung für den Schutz, die Wiederherstellung und das Management ihrer natürlichen Ressourcenbasis übernimmt, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass diese Ressourcen - seien es Mangroven oder Wasserwege, landwirtschaftlich genutzter Boden oder Wälder - für zukünftige Generationen erfolgreich erhalten werden.
Üblicherweise war in den meisten Ländern immer das staatliche Forstministerium für die Waldbewirtschaftung zuständig. Das galt auch für die Mangroven in Thailand. Inzwischen gibt es in Thailand, wie auch in vielen anderen Ländern in Südostasien und anderswo, eine starke Bürgerbewegung zur Wiedererlangung der Kontrolle über die natürlichen Ressourcen. Das gilt insbesondere für Waldgebiete in Dorfnähe, und dies obwohl es keine klaren Gesetze gibt, die ein von den Gemeinschaften selbst getragenes Management stützen würden.
Förderung einheimischer Management-Kapazitäten
Das Katastrophenvorsorge-Programm der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) gab dem Asien-Büro des Mangrove Action Projects Gelegenheit, an praktischer Trainingsarbeit zum Management natürlicher Ressourcen mitzuwirken. Das Mangrove Action Project führte Trainingsprogramme für Mitarbeiter der in Thailand ansässigen Asia Resource Foundation (ARF) und einige Führungspersonen aus den vom Tsunami betroffenen Gemeinden in den Provinzen Ranong, Phang Nga und Phuket durch. Aus diesen Trainingsprogrammen haben die Mitarbeiter von MAP die Erkenntnis mitgenommen, dass der Wissenstransfer durch Mitglieder einer im gemeindebasierten Management erfahrenen Dorfgemeinschaft an eine andere Gemeinschaft eine effektive Methode der Informationsvermittlung ist. Tourismus in den Händen von Dorfgemeinschaften kann ein wirksames Instrument sein, um den Schutz, die Wiederherstellung und die kluge Nutzung von Küstenressourcen zu fördern.
Tourismus in den Händen der Dorfgemeinschaft von Lion
Koh Phra Thong ist eine Insel in der Provinz Phang Nga, vor der andamanischen Küste. Es ist eine der am wenigsten entwickelten Inseln Thailands und war vom Tsunami 2004 schlimm betroffen. Das Dorf Lion wurde mit Unterstützung des Lion Club International für Überlebende des Tsunami gebaut. Hier sammeln sich Menschen aus verschiedenen Dörfern der Insel, darunter Moken (Seenomaden), Thailänder, Chinesen und jüngst auch Burmesen. Das Dorf Lion besteht aus 40 Haushalten und hat 126 Einwohner. Doch nicht alle Dorfbewohner leben dauerhaft im Dorf, denn es gibt zu wenige Möglichkeiten für sie, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die meisten Menschen sind von der Fischerei abhängig. Ein wenig Einkommen erzielen sie auch im Bausektor und von kleinen Cashew-Plantagen.
Das Mangrove Action Project arbeitet seit 2007 auf der Insel, um in Kooperation mit der italienischen Naturschutzorganisation Naucrates ein Umweltbildungsprogramm einzuführen. Zu dem Projekt gehört auch, Alternativen zu entwickeln, mit denen die Dorfbewohner ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Ein von der Dorfgemeinschaft selbst getragener Tourismus war für Lion kein gänzlich neues Konzept. Einige Haushalte hatten bereits zuvor - in der Brutsaison der Meeresschildkröten 2007-2008 - internationale Freiwillige von Naucrates aufgenommen. Elf Gastgeber waren daran interessiert, die Idee eines ganzjährigen Home-Stay-Projekts weiterzuverfolgen. Nach einem zweitägigen Besuch zum Kennenlernen des Dorfes Talae Nok auf dem Festland in der Provinz Ranong waren die Teilnehmer von Lion entschlossen, es trotz der vielen damit verbundenen Herausforderungen, mit "gemeindebasiertem Tourismus" zu versuchen. Die Integration von Fragen der Sicherung des Lebensunterhalts und Umweltthemen in Talae Nok, dessen Bewohner ebenfalls von der Kleinfischerei abhängig sind, diente als hervorragendes Modell.
Die Bewohner von Lion haben kürzlich ihre eigene Initiative zur Wiederaufforstung von Mangroven gestartet. Vorbild war eine weitere Dorfgemeinschaft, die sie zuvor besucht hatten, und die ebenfalls auf einen Tourismus setzt, über den sie selbst die Kontrolle hat. Das zeigt deutlich den Veränderungsprozess von unabhängigen Fischern hin zu einer dörflichen Gemeinschaft von Fischern, die aktiv werden, um die gemeinsamen Ressourcen zu schützen, von der die gesamte Fischerei abhängig ist. Es stellt eine enorme Herausforderung dar und braucht viel Zeit, das gesteckte Ziel zu erreichen. Hat dieser Wandel jedoch erst einmal stattgefunden, wird die Dorfgemeinschaft von Lion sehr viel besser in der Lage sein, nicht nur mit Naturkatastrophen umzugehen, sondern auch mit von Menschen verursachten Bedrohungen, wie dem steigenden Meeresspiegel oder der Erschließung durch die Tourismuswirtschaft.
Alfredo Quarto ist Direktor des Mangrove Action Projects (MAP), das er 1992 mitgegründet hat. Jim Enright arbeitet seit 2001 als Koordinator des Asienbüros von MAP in Trang, Südthailand.
Der Beitrag ist eine gekürzte, übersetzte Version des Beitrags "The View That Tourists Must Demand To See To Believe" aus dem neu erschienenen Buch "Disaster Prevention in Tourism - Perspectives on Climate Justice" von Ceasar D'Mello, Jonathan McKeown und Sabine Minninger (Red.), herausgegeben von der Ecumenical Coalition On Tourism, Chiang Mai, Thailand, 2009. ISBN 9789742356446. 317 Seiten.
Redaktionelle Bearbeitung und Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp
(7.538 Anschläge, 100 Zeilen, Dezember 2009)
"Abschalten – Paradiesproduktion, Massentourismus und Globalisierung"
Globalisierte Sehnsuchtsorte
Wo sind die letzten Orte, an denen man vom Alltag abschalten kann, und was heißt heute überhaupt "abschalten"? Wie entstehen Sehnsuchtsorte im Zeitalter dermehr
Globalisierte Sehnsuchtsorte
Wo sind die letzten Orte, an denen man vom Alltag abschalten kann, und was heißt heute überhaupt "abschalten"? Wie entstehen Sehnsuchtsorte im Zeitalter der Globalisierung? Krystian Woznicki sucht Antworten auf diese Fragen und findet sie, indem er die touristische Entwicklung unter dem Blickwinkel militärischer, wirtschaftspolitischer und kultureller Interessen beleuchtet. Zentral ist die Erkenntnis, dass die heutigen touristischen "Paradiese" nicht entdeckt, sondern gemacht werden - teilweise wie am Fließband produziert. Und nicht immer sind die heutigen Sehnsuchtsorte paradiesisch. Oft sind oder waren sie Schauplatz von Konflikten.
Es ist interessant und lesenswert, wie sich der Autor die Koinzidenz zwischen dem Tourismus und anderen Globalisierungsthemen erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Zusammenhänge zwischen militärischen Konflikten, Medien- und Filmwirtschaft und dem Tourismus. Man merkt dem Autor ein breites Interesse und Wissen an. Es ist heute zwar fast unstrittig, dass alles mit allem zusammenhängt; Krystian Woznicki springt jedoch in einem Tempo von Phänomen zu Phänomen, dass dem Leser gelegentlich schwindelig wird. Eine konzentriertere Betrachtung hätte mehr Differenzierung und Tiefe zugelassen. So wirken einige Zusammenhänge konstruiert.
Abschalten - Paradiesproduktion, Massentourismus und Globalisierung. Von Krystian Woznicki, Kulturverlag Kadmos, Berlin, 2008. ISBN 978-3-86599-046-4. 238 Seiten.
-am-
(1.377 Anschläge, 18 Zeilen, September 2009)
Worldwatch-Bericht "Zur Lage der Welt 2009"
Ein Planet vor der Überhitzung
Im Vorfeld des Kopenhagener Klimagipfels gibt der neue Bericht "Zur Lage der Welt 2009" des Washingtoner Worldwatch-Instituts einen Überblick über die politischenmehr
Ein Planet vor der Überhitzung
Im Vorfeld des Kopenhagener Klimagipfels gibt der neue Bericht "Zur Lage der Welt 2009" des Washingtoner Worldwatch-Instituts einen Überblick über die politischen Herausforderungen, mit dem Klimawandel umzugehen. Die Technologien und menschlichen Fähigkeiten seien vorhanden, allein es fehle der politische Wille. Der aber sei eine "erneuerbare Ressource", heißt es in dem Bericht, der unter dem Titel "Ein Planet vor der Überhitzung" in deutscher Ausgabe erschienen ist.
Ende dieses Jahrhunderts könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zu sechs Grad wärmer sein als zu Beginn der Industrialisierung, warnt der Bericht und plädiert für ein groß angelegtes "Joint Venture" für Klima- und Energiesicherheit zwischen Industrie- und Schwellenländern. Der Bericht basiert auf den Erkenntnissen des Vierten Sachstandsberichts des Weltklimarates (IPCC) und zeigt Technologien, Verhaltensweisen, Institutionen und Abkommen auf, die notwendig sind, um die von vielen Wissenschaftlern prognostizierte Klimakatastrophe abzuwenden.
Der internationale Flug- und Schiffsverkehr sollte nach 2012 nicht wie im Kyoto-Protokoll einen "klimapolitischen Freifahrtschein" erhalten, schreiben Christoph Bals und Larissa Neubauer in ihrem Einführungsbeitrag zur deutschen Ausgabe. Auch warnen sie davor, vermiedene Entwaldung in den Emissionshandel einzubeziehen und einem Emissionsreduktionsziel der Industrieländer von 30 Prozent oder weniger gegenzurechnen. Das wäre "ein Ausverkauf für das globale Klima" so die Autoren.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Anpassung an den Klimawandel und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung. Bei den Ärmsten der Armen gehe es dabei nicht darum, den Status Quo beizubehalten, sondern darum, ihren Lebensstandard nachhaltig zu verbessern. Ihre Probleme dürfen durch den Klimawandel nicht noch verschärft werden. Das Ziel sei "nicht die 'Erholung' von Schock- und Stresssituationen, sondern Fortschritt, d.h. ein Prozess, der es den Menschen ermöglicht, künftige Schock- und Stresssituationen besser zu bestehen - mit weniger Schäden für Mensch, Hab und Gut", heißt es in dem Bericht.
Zur Lage der Welt 2009. Ein Planet vor der Überhitzung. Worldwatch Institute, in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2009. 320 Seiten. ISBN 978-3-89691-765-2.
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(2.198 Anschläge, 29 Zeilen, September 2009)
"Climate Change and Aviation: Issues, Challenges and Solutions"
Flugverkehr und Klimawandel
Der Flugverkehr ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche, die die Erderwärmung vorantreiben. In einem Sammelband haben Stefan Gössling und Paul Uphammehr
Flugverkehr und Klimawandel
Der Flugverkehr ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche, die die Erderwärmung vorantreiben. In einem Sammelband haben Stefan Gössling und Paul Upham Beiträge zusammengestellt, in denen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen in der Breite, aber zugleich im Detail die Wechselwirkungen zwischen dem Flugverkehr und dem globalen Klimawandel untersuchen. Was den Flugverkehr als "Klimakiller" neben seinem Wachstum so heraushebt, ist nicht nur der geschätzte Anteil, den er heute zum Klimawandel beträgt, sondern auch die Tatsachen, dass Fliegen eine besonders klimaschädliche Aktivität ist und dass es - global gesehen - ein Privileg der Reichen ist.
Die tatsächlichen Emissionen eines Fluges sind nach wie vor schwer zu messen. Sie hängen nicht nur von der Länge der Reiseroute ab, sondern auch von der Auslastung und dem Gewicht der Fracht, den Bedingungen in der Atmosphäre, der Fluggeschwindigkeit und der Flughöhe. Was die Auswirkungen angeht, muss nicht nur das CO2 berücksichtigt werden, sondern auch weitere Treibhausgase und Effekte wie Kondensstreifen und Zirruswolken, die noch nicht ausreichend erforscht sind. In jedem Fall, so eine der Schlussfolgerungen, wird eine Verringerung des Flugverkehrs für den Klimaschutz deutlich mehr bringen als nur die dadurch verringerten CO2-Emissionen.
Climate Change and Aviation: Issues, Challenges and Solutions. Von Stefan Gössling und Paul Upham (Hg.), Earthscan, London/Sterling, 2009. 386 Seiten. ISBN 978-1-84407-620-8.
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(1.411 Anschläge, 19 Zeilen, September 2009)
"Trends and Issues in Global Tourism 2009"
ITB Kongress 2008
Der Titel "Trends and Issues in Global Tourism 2009" suggeriert ein wenig mehr Aktualität, als das Buch bieten kann. Die Themenbeiträge des Sammelbandes basieren auf Präsentationenmehr
ITB Kongress 2008
Der Titel "Trends and Issues in Global Tourism 2009" suggeriert ein wenig mehr Aktualität, als das Buch bieten kann. Die Themenbeiträge des Sammelbandes basieren auf Präsentationen und Podiumsdiskussionen auf dem ITB Kongress "Market Trends & Innovations" vom März 2008. Die den Themenblöcken vorangestellten Statistiken stammen aus dem Jahr 2007 (vor der Krise) und basieren auf dem IPK Travel Monitor.
Besonders hervorzuheben ist der Schwerpunkt zum auf noch lange Zeit aktuell bleibenden Thema Klimawandel. Darin wird zum Beispiel das Konzept des "Zero Footprint" - eines ökologischen Fußabdrucks von Null - vorgestellt, das, so heißt es, allerdings nur funktionieren könne, wenn es Kompensationsmaßnahmen beinhalte (was deutlich macht, dass es eben nicht wirklich funktioniert). Leider wird in diesem Zusammenhang auch das Pflanzen von Bäumen als gangbarer Weg dargestellt, um die Klimawirkungen von Langsteckenflügen zu verringern. Das greift jedoch zu kurz, da Bäume CO2 erst nach und nach binden, und dies auch nicht dauerhaft, denn sobald ein Baum stirbt, wird das CO2 wieder freigesetzt. Zudem gehen die Klimawirkungen des Flugverkehrs weit über das reine CO2 hinaus.
Deutlich wird in dem Buch, dass es nicht so sehr der Klimawandel sein könnte, der den Weg zu mehr Energieeffizienz und innovativen Lösungen in der Luftfahrtindustrie weisen wird, sondern eher die Auswirkungen steigender Kerosinpreise. Damit wird dann aber in Frage gestellt, was Kulturwissenschaftler und Philosoph Peter Sloterdijk in seinem Blick auf den Tourismuskonsum hervorhebt: die "Demokratisierung des Luxus" dank des massiven Einsatzes fossiler Brennstoffe. Das Reisen, das in der Vergangenheit Eliten vorbehalten war, sei dadurch massenkonsumfähig geworden. Das gilt auch international. Asfa-Wossen Asserate, Prinz von Äthiopien, Schriftsteller und Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten weist darauf hin, dass bald schon die Chinesen die Deutschen als "Reiseweltmeister" abgelöst haben könnten.
Trends and Issues in Global Tourism 2009. Von Roland Conrady und Martin Buck (Hg.). Springer Verlag, Heidelberg, 2009. 278 Seiten. ISBN 978-3-540-92198-1.
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(2.058 Anschläge, 27 Zeilen, September 2009)
Ökotourismus im Regenwald von Ecuador - dargestellt am Beispiel der Yachana Lodge
Diplomarbeit von Bettina Muhr (Mai 2009)
Die Reiseform „Ökotourismus" ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Tourismussektors geworden, da es fast schon zum guten Ton gehört, sich alsmehr
Diplomarbeit von Bettina Muhr (Mai 2009)
Die Reiseform „Ökotourismus" ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Tourismussektors geworden, da es fast schon zum guten Ton gehört, sich als umweltverträgliches Unternehmen zu präsentieren. Im Zuge des gesellschaftlichen Wertewandels und dem wachsenden Umweltbewusstsein steht die Vorsilbe „Öko" für einen verantwortungsbewussten Lebensstil.
Abgeleitet von dem Begriff „Ökologie", also der Wissenschaft von der Beziehung zwischen Organismen und ihrer Umwelt, impliziert diese Variante des Tourismus demnach eine ökologisch und sozial verträgliche Art des Reisens in die Natur. Dabei sollen die negativen Auswirkungen so gering wie möglich gehalten werden. „Ökotourismus ist dann mehr als Ziel denn als bereits existierende Wirklichkeit aufzufassen" (MÜLLER 1998, S. 15).
Oftmals verbirgt sich dahinter lediglich eine Marketingstrategie, ein Label, welches den Ökotrend aufgreift und somit versucht, altbekannte Tourismusformen werbewirksam zu verkaufen. ELLENBERG (1998, S. 26) spricht in diesem Fall sogar von „Etikettenschwindel". Die Problematik zeigt sich auch in der Fülle von Schlagwörtern, die mit dem Begriff „Ökotourismus" verbunden, wenn nicht sogar gleichgesetzt werden. „Naturtourismus", „Abenteuertourismus", „Wildlife-Tourismus" oder „Alternativer Tourismus" stellen nur wenige Beispiele dar. Diese unterschiedlichen Tourismusangebote haben laut FREI (2001, o.S.) zuweilen jedoch nur eine Gemeinsamkeit: Sie sind - zumindest für einen kurzen Zeitpunkt der Reise - mit dem Besuch eines naturnahen Gebietes verknüpft. Der Trend des Gebrauchs dieses Modeworts ist nun auch in den vermeintlichen Zielgebieten angekommen.
Das gilt insbesondere für Lateinamerika, wo die Palette der Proyectos Ecoturisticos inzwischen vom Gemeindeentwicklungsprojekt bis hin zum Jet Skiing reicht (vgl. MADER 2000, S. 3). Gerade Länder, die über eine hohe Biodiversität und Exotik verfügen, greifen immer wieder auf solche Praktiken zurück, um daraus Profit zu schlagen. Auch Ecuador besitzt optimale geographische und kulturelle Voraussetzungen für Ökotourismus. Aus diesem Grund wird Ecuador nun zum Bezugsrahmen dieser Arbeit. Die Frage ist, inwieweit dort wahrer „Ökotourismus" betrieben wird oder ob es sich vielmehr um besagten „Etikettenschwindel" handelt.
"Deutschland mit anderen Augen"
Von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
Wer als Tourist oder als Freiwilliger ins Ausland geht, wird dabei nicht nur mit anderen, fremden Kulturen konfrontiert, sondern auch mit einem - oft neuen -mehr
Von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
Wer als Tourist oder als Freiwilliger ins Ausland geht, wird dabei nicht nur mit anderen, fremden Kulturen konfrontiert, sondern auch mit einem - oft neuen - Blick auf das "Eigene". Mit dem, was als "typisch deutsch" gilt, setzen sich auch Menschen aus anderen Kulturkreisen auseinander, die in Deutschland leben. In dem Buch "Deutschland mit anderen Augen" richten Migrantinnen und Migranten aus verschiedenen Entwicklungsländern den Blick auf Deutschland und die Deutschen. Sie stellen fest: die Deutschen jammern nicht nur zuviel, sie meckern auch zuviel - aber "auf hohem Niveau". Doch mit wenig Willen zur Veränderung, meint Kismat Thapa-Magar aus Nepal. Und die Deutschen suchten immer nach den Unterschieden. "Was aber ist unsere Gemeinsamkeit?" fragt dagegen Rui Sixpence Conzane aus Mosambik.
Deutschland mit anderen Augen. Erfahrungsberichte von Menschen mit Migrationshintergrund. Von Ulrike Bartels, Claudia Heib, Daniela Ristau (Hg.). Horlemann Verlag, Bad Honnef, 2009. 176 Seiten. ISBN 978-3895022760.
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(870 Anschläge, 12 Zeilen, Juni 2009)
"Mit anderen Augen"
Susanne Blunk |1001 Nacht und Islam
Das Eingangszitat von J.J. Rousseau in "Mit anderen Augen - Fremdwahrnehmung und interkulturelles Verstehen von Reisenden im Nahen Osten" endet wie folgt:mehr
Susanne Blunk |1001 Nacht und Islam
Das Eingangszitat von J.J. Rousseau in "Mit anderen Augen - Fremdwahrnehmung und interkulturelles Verstehen von Reisenden im Nahen Osten" endet wie folgt: "Außerdem scheint es, angesichts der lächerlichen Vorurteile, welche selbst unter den Schriftstellern noch nicht ausgestorben sind, dass ein jeder unter dem prunkvollen Namen einer Studie über den Menschen nichts anderes liefert als eine Studie über die Menschen seines Landes." Genau das macht Lisbeth Hesse, Autorin von "Mit anderen Augen" - aber bewusst.
Leitfrage der Studie ist, ob Reisen das Verstehen der fremden Kultur des Orients fördert und ob es abweichende Ansichten unter den Österreichern aus dem 19. Jahrhundert und von heute gibt. Die kultur- und sozialanthropologische Studie fokussiert sich unter dem Begriff "Naher Osten" auf die Länder Libanon, Jordanien und Syrien. Die Österreicher als Reisende wurden ausgewählt, da sie in der Geschichte des Öfteren "Grenzorientalen" waren und dem Orient kritischer gegenüberstanden als das restliche Europa.
Vor zwei Jahrhunderten hatten die Europäer märchenhafte Vorstellungen vom Orient, besonders genährt von 1001 Nacht. Sie standen damals unter großem Einfluss der katholischen Kirche und ließen in ihren Reiseberichten ein Überlegenheitsgefühl gegenüber der Kultur und der Religion der Gastgeber erkennen. Die befragten Nahost-Reisenden aus der heutigen Zeit scheinen sich eher von dem von den Medien verbreiteten Negativ-Image des Islam beeinflussen zu lassen. Allerdings zeigen sie mehr Toleranz und Potenzial fürs Verstehen in dem Versuch, den Nahen Osten "mit anderen Augen" zu sehen.
Mit anderen Augen. Fremdwahrnehmung und interkulturelles Verstehen von Reisenden im Nahen Osten: Eine kultur- und sozialanthropologische Studie. Von Lisbeth Hesse. Iko-Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main, 2008. 154 Seiten. ISBN 978-3889399137.
(1.661 Anschläge, 25 Zeilen, Juni 2009)
"Expedition Welt"
Mit dem Herzen dabei
Expedition Welt. Vom Abenteuer, sich zu engagieren. Leichen aus dem Ganges fischen, Bauern in Nepal zu Barfuß-Journalisten ausbilden - vieles, was erfolgreiche Sozialunternehmermehr
Mit dem Herzen dabei
Expedition Welt. Vom Abenteuer, sich zu engagieren. Leichen aus dem Ganges fischen, Bauern in Nepal zu Barfuß-Journalisten ausbilden - vieles, was erfolgreiche Sozialunternehmer in verschiedenen Teilen der Welt tun, ist weit mehr als ein "Abenteuer, sich zu engagieren". Die drei jungen Autoren, Wirtschaftsstudenten der Universität Witten/Herdecke, haben für ihr Buch "Expedition Welt" Projekte besucht und dokumentiert. Sie sind durch Asien, Lateinamerika und Afrika gereist und haben ihre Projektbesuche realitätsnah mit touristischen Programmelementen kombiniert. Ihre persönlichen Reiseerfahrungen und Befindlichkeiten stehen im Kontrast zu - oder ergänzen - Hintergrundinfos über die Projekte und Interviews mit deren Initiatorinnen und Initiatoren, auf die sie trafen.
"Pack Deine Sachen und tu was", heißt es auf dem Titel. Doch zu kurz kommt, auf welche Weise junge Leute, an die sich das Buch richtet, in den vorgestellten Projekten tatsächlich aktiv werden können. Lediglich in kurzen Info-Boxen wird in Stichworten skizziert, welche möglichen Einsatzbereiche es gibt. Doch da heißt es zuweilen auch "Derzeit keine Bewerbungen möglich" oder "Freiwillige werden vor Ort nicht benötigt".
Expedition Welt. Vom Abenteuer, sich zu engagieren. Von Jan Holzapfel, Tim Lehmann, Matti Spiecker. Oekom Verlag, München, 2008. 302 Seiten. ISBN 978-3-86581-089-2.
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(1.183 Anschläge, 16 Zeilen, Juni 2009)
"Aufbruch nach Nicaragua. Deutsch-deutsche Solidarität im Systemwettstreit"
Antje Monshausen | Ein wichtiges Stück deutscher Zeitgeschichte
Nicaragua war in den 1980er Jahren das Land der Hoffnung für viele, die von einem Dritten Weg jenseits des real existierendenmehr
Antje Monshausen | Ein wichtiges Stück deutscher Zeitgeschichte
Nicaragua war in den 1980er Jahren das Land der Hoffnung für viele, die von einem Dritten Weg jenseits des real existierenden Sozialismus und der Marktwirtschaft träumten. Gleichzeitig war das Land politischer Spielball und Schauplatz mächtiger Systeminteressen während des "Kalten Krieges". Das Buch "Aufbruch nach Nicaragua" ist ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Mehr als nach Nicaragua wirft es einen Blick in die deutsch-deutsche Vergangenheit und schlägt dabei auch Brücken in die Gegenwart.
Das Buch ist wertvoll, weil es Menschen, die in beiden Teilen Deutschlands in der (staatlichen und vor allem nicht-staatlichen) Solidaritätsarbeit mit Nicaragua aktiv waren und es bis heute sind, breiten Raum zur persönlichen Darstellung gibt - und die Darstellungen sind sehr persönlich, dabei durchaus selbstkritisch und zu weiten Teilen bewusst im Zeitverlauf der letzten 20 Jahre reflektiert. Die Aufarbeitung historischer Zusammenhänge und offizieller Politik erfolgt dabei ebenfalls durch Zeitzeugen. Allerdings hätte mehr persönlicher Abstand der Neutralität und Wissenschaftlichkeit in diesen Kapiteln gut getan.
Dieses Buch sei all denen empfohlen, die sich für deutsch-deutsche Vergangenheit im globalen Kontext interessieren und besonders denen, die selbst als politische Aktivisten reisen. Durch die selbstkritische Aufarbeitung liefert die Aufsatzsammlung Anhaltspunkte, die eigenen Interessen und Ansätze bei (politischen) Projektreisen zu hinterfragen.
Aufbruch nach Nicaragua. Deutsch-deutsche Solidarität im Systemwettstreit. Von Erika Harzer und Willi Volks. Christoph Links Verlag, Berlin, 2008. 248 Seiten. ISBN 978-3-86153-525-6.
( 1.609 Anschläge, 22 Zeilen, Juni 2009)
Dossier: Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung
Der Dritte Weltkongress in Rio de Janeiro
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern ist eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Vor bald 20 Jahren hat deshalb die Kampagne „End Childmehr
Der Dritte Weltkongress in Rio de Janeiro
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern ist eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Vor bald 20 Jahren hat deshalb die Kampagne „End Child Prostitution in Asian Tourism“ (ECPAT) ihre Arbeit aufgenommen. ECPAT ist heute eine internationale Kinderrechtsorganisation mit Gruppen in 70 Ländern. Die Abkürzung steht für „End Child Prostitution, Child Pornographie and Trafficking of Children for Sexual Purposes“.
Ausgangspunkt damals war eine Studie der asiatischen Kirchen, die einen Zusammenhang zwischen der steigenden Zahl von Kindern in der Prostitution und dem wachsenden Tourismus nachwies. Von da aus war es ein langer Weg, bis Staaten nationale Aktionspläne entwickelten und Reiseveranstalter sowie touristische Unternehmen begannen, sich mit einem Verhaltenskodex für den Schutz von Kindern zu engagieren. Neue Anforderungen sind in den letzten Jahren durch das Internet hinzugekommen. Drei Weltkongresse zum Schutz von Kindern vor kommerzieller sexueller Ausbeutung haben das Thema auf die Tagesordnung der internationalen Politik gehoben.
Dieses Dossier vermittelt einen Eindruck vom Dritten Weltkongress in Brasilien und weist auf Aufgaben und Handlungsansätze hin, die auch Thema einer deutschen Nachfolgekonferenz sein werden. Die Beiträge sind auch ein Appell an Sie, verehrte Leserinnen und Leser: Wenn Sie in Ihrer Umgebung, in Medien, im Urlaub oder auf Reisen Anzeichen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder wahrnehmen, schauen Sie nicht weg – suchen Sie den Kontakt zu Kinderrechtsorganisationen, sprechen Sie mit Ihrem Reiseveranstalter oder informieren Sie die Polizei! Denn Kinderhandel, Kinderprostitution und Pornographie mit Kindern zu beenden, ist eine Aufgabe, die uns alle angeht.
Kontakte in der Fremde
Antje Monshausen | "Interkulturelle Begegnung im alternativen Tourismus"
Ist es Zufall, ob sich Menschen durch und im Tourismus begegnen und liegt es nur an der Persönlichkeit des Reisenden, wiemehr
Antje Monshausen | "Interkulturelle Begegnung im alternativen Tourismus"
Ist es Zufall, ob sich Menschen durch und im Tourismus begegnen und liegt es nur an der Persönlichkeit des Reisenden, wie solche Kontakte verlaufen? Gibt es Formen des Reisens, die Begegnungen begünstigen? Die vorliegende Dissertation von Marit Breede untersucht die Möglichkeiten der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen im Tourismus. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass zwar die persönliche Disposition des Reisenden und des Bereisten sehr wichtig ist, dass aber auch die Art der Reise entscheidenden Einfluss darauf hat, ob interkulturelle Begegnungen positiv verlaufen und als angenehm und bereichernd empfunden werden.
Dem Reiseveranstalter kommt deshalb eine herausragende Rolle zu. Durch die Konzeption der Reise trägt er maßgeblich zum Gelingen interkultureller Begegnung bei. Kleinere Gruppen und längere Aufenthalte verstärken die Kontaktmöglichkeiten. Touren, die keine Vollpension bieten, bei denen öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden und die Zeit zur freien Gestaltung lassen, ermöglichen Begegnungen. Wenn der Reiseveranstalter Informationsmaterialien über das Reiseziel zur Verfügung stellt, wirkt sich das ebenfalls positiv aus. Für besonders wichtig hält Breede aber die Reiseleitung. Nur gut ausgebildete Reiseleiterinnen und Reiseleiter, die sich in der Kultur des Reiselandes genauso gut auskennen wie in der Kultur des Reisenden, die nicht nur Fakten kennen, sondern auch über gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe Bescheid wissen, können ihrer Rolle als Kulturvermittler gerecht werden. Reiseleiter aus dem Urlaubs- und dem Heimatland der Gäste, die als Team zusammenarbeiten, bewähren sich besonders.
Das vorliegende Buch ist eine wissenschaftliche Studie und erschließt sich deshalb wohl nur einem kleinen Kreis Interessierter. Viele Erlebnisberichte von Reisenden und kleine Anekdoten machen es aber durchaus auch unterhaltsam. Das letzte Kapitel bietet praxisnahe Verbesserungsvorschläge und ist so kurz zusammengefasst, dass es Reiseveranstaltern, die interkulturelle Begegnungen anbieten, eine gute Stütze bei der Angebotsentwicklung sein kann.
Interkulturelle Begegnung im alternativen Tourismus. Von Marit Breede. Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2008. ISBN 9783830039549, 361 Seiten.
(2.203 Anschläge, 30 Zeilen, März 2009)
Kleine und mittelständische Betriebe stärken
Christina Kamp | "Strengthening Small and Medium Sized Enterprises in the Asia-Pacific Travel & Tourism Industry"
Gerade in Asien machen kleine und mittelständische Unternehmen den größten Teil dermehr
Christina Kamp | "Strengthening Small and Medium Sized Enterprises in the Asia-Pacific Travel & Tourism Industry"
Gerade in Asien machen kleine und mittelständische Unternehmen den größten Teil der Tourismuswirtschaft aus. Klein- und Kleinstunternehmen sind oft Familienbetriebe mit maximal 19 Mitarbeitern. Unternehmen, die zwischen 20 und 49 Mitarbeiter beschäftigen, gelten als mittelständisch. Statistisch sind sie kaum erfasst, politisch vernachlässigt.
Dabei schaffen sie einen großen Teil der Arbeitsplätze, generieren Einkommen und tragen zur Minderung der Armut bei. In Ländern wie Laos, Kambodscha und Vietnam besteht die Tourismuswirtschaft fast vollständig aus solchen Betrieben: Restaurants, Pensionen und kleine Hotels, Souvenirläden, Reiseveranstalter, etc. Viele dieser Betriebe sind in den Händen von Frauen.
In seiner Studie über Möglichkeiten zur Stärkung kleiner und mittelständischer Unternehmen in der asiatischen und pazifischen Tourismuswirtschaft bricht Imtiaz Muqbil eine Lanze für die "Kleinen". "Small" ist seiner Ansicht nach nicht nur "beautiful", sondern auch kreativ und innovativ und verdient deutlich mehr Unterstützung als es bislang in vielen Ländern der Fall ist. Im Gegensatz zu internationalen Ketten mit standardisierten Marken machen kleine Betriebe oft gerade das Regionaltypische aus und wirken der Homogenisierung von Zielgebieten entgegen. Was der Autor jedoch kaum berücksichtigt: Gerade in Kleinbetrieben werden das Personal und die mitarbeitenden Familienangehörigen häufig besonders ausgebeutet. Arbeitsrechtliche Mindeststandards sind schwer durchsetzbar, so dass die Empfehlung des Autors, die Arbeitsbedingungen in kleinen Unternehmen müssten "vorbildlich" sein, vorerst wie ein frommer Wunsch erscheint.
Strengthening Small and Medium Sized Enterprises in the Asia-Pacific Travel & Tourism Industry. Von Imtiaz Muqbil. Studie für die ITB Asia, Singapur, Oktober 2008. 60 Seiten.
(1.811 Anschläge, 25 Zeilen, März 2009)
Alles was Recht ist - Menschenrechte und Tourismus
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch und arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte)
Bonn | 2009
Anhand wichtiger Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und anderermehr
eed Evangelischer Entwicklungsdienst - Tourism Watch und arbeitskreis tourismus und entwicklung (akte)
Bonn | 2009
Anhand wichtiger Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und anderer Übereinkommen der Vereinten Nationen wird gezeigt, dass Menschenrechte im Tourismus verletzt werden: bürgerliche und politische, aber auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.
pdf | Profil 11 - Alles was Recht ist - Menschenrechte und Tourismus | 2 MB
Tourismusentwicklung im Klimawandel
Tourismusentwicklung im Klimawandel: Hintergründe und Perspektiven zur Rolle des Tourismus in der internationalen Klimapolitik
eed Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. - Tourism Watch, respect,mehr
Tourismusentwicklung im Klimawandel: Hintergründe und Perspektiven zur Rolle des Tourismus in der internationalen Klimapolitik
eed Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. - Tourism Watch, respect, Naturfreunde Internationale, Naturfreunde Österreich und klimabündnis Wien | 2009
Anlässlich der UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen hat Respect - Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung aus Wien in Zusammenarbeit mit EED-Tourism Watch und Naturfreunde Internationale die Publikation "Tourismusentwicklung im Klimawandel" herausgegeben.
Das Heft beleuchtet Hintergründe und Perspektiven zur Rolle des Tourismus in der internationalen Klimapolitik.
pdf | Tourismusentwicklung im Klimawandel (2009) | 5 MB
pdf | Tourism Development in a changing Climate (2009) | 4 MB
Zukunftsfähiges Deutschland
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), “Brot für die Welt“ und der Evangelische Entwicklungsdienst wollen Zukunft gestalten. Dazu haben sie das renommierte Wuppertal Institut fürmehr
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), “Brot für die Welt“ und der Evangelische Entwicklungsdienst wollen Zukunft gestalten. Dazu haben sie das renommierte Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie beauftragt, eine wissenschaftliche Studie “Zukunftsfähiges Deutschland“ zu erarbeiten. Sie analysiert globale Zusammenhänge und fordert zum Umsteuern auf.
Zukunftsfähig können nur solche Wirtschafts- und Lebensmodelle sein, die die ökologische Belastbarkeit der Erde berücksichtigen, die Umwelt schonen und die Entwicklungsperspektiven der Armen im Norden und im Süden nicht beeinträchtigen. Die Studie ist seit Oktober im Buchhandel erhältlich. Anfang 2009 wird eine Kurzfassung der Studie erscheinen, die kostenlos beim Evangelischen Entwicklungsdienst bezogen werden kann und zum Download zur Verfügung stehen wird. Im Frühjahr 2009 werden darüber hinaus ergänzende Werkstattmappen für die kirchliche Bildungsarbeit erscheinen, in denen unter anderem auch das Thema Tourismus behandelt wird.
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Hg. Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 2008. ISBN 978-3-596-17892-6. 656 Seiten. Weitere Informationen: www.zukunftsfaehiges-deutschland.de, www.eed.de
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(1.043 Anschläge, 15 Zeilen, Dezember 2008)
Verantwortlich reisen in Kambodscha, Laos und Vietnam
“The Guide to Responsible Tourism in Cambodia, Laos and Vietnam”
Eine pragmatische Herangehensweise, um Reisenden nach Kambodscha, Laos und Vietnam Angebote und Ansätze für einen verantwortlichenmehr
“The Guide to Responsible Tourism in Cambodia, Laos and Vietnam”
Eine pragmatische Herangehensweise, um Reisenden nach Kambodscha, Laos und Vietnam Angebote und Ansätze für einen verantwortlichen Tourismus nahe zu bringen, hat das von der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) unterstützte "Mekong Tourism Development Project" gewählt. Selbst Veranstalter, die nur einige Kriterien für verantwortliches Reisen erfüllen, wurden in den "Guide to Responsible Tourism in Cambodia, Laos and Vietnam" aufgenommen. Sie sollen, wie es im Vorwort des Redakteurs Ken Scott heißt, für ihre guten Absichten belohnt und weiter motiviert werden. So gelingt es, in das Büchlein ein breites Spektrum touristischer Angebote aufzunehmen und Touristen damit Anhaltspunkte zu geben, wo und wie sie mit ihrem Aufenthalt dazu beitragen können, dass die Bevölkerung in der Region auf vielfältige Weise profitiert. Die dargestellten Angebote, viele davon abseits üblicher Touristenpfade, sind zum Teil aus Initiativen von Nichtregierungsorganisationen hervorgegangen. Andere sind unmittelbar in der Tourismuswirtschaft angesiedelt. Sie bemühen sich zum Beispiel durch besondere Ausbildungsprogramme für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, den Menschen vor Ort zu nützen, oder sie unterstützen das einheimische Kunsthandwerk.
The Guide to Responsible Tourism in Cambodia, Laos and Vietnam. Von Guy Marris, Nick Ray, Bernie Rosenbloom. Mekong Tourism Development Project. Phnom Penh. 2008. 146 Seiten.
Bezug: www.pata.org/catalogue/product.php?productid=16365=0=1, publications@PATA.org
-ck-
(1.351 Anschläge, 17 Zeilen, Dezember 2008)
Wo bleiben die Christlichen Werte?
Julia Schönhärl | ”The Christian Travel Planner"
"The Christian Travel Planner" wird als Handbuch für die Planung christlicher Reisen angepriesen, doch kann es diesen Anspruch nicht erfüllen. Dermehr
Julia Schönhärl | ”The Christian Travel Planner"
"The Christian Travel Planner" wird als Handbuch für die Planung christlicher Reisen angepriesen, doch kann es diesen Anspruch nicht erfüllen. Der US-amerikanische Autor Kevin Wright ist selbsternannter Präsident der von ihm gegründeten World Religious Travel Association (WTDA) und hatte im Jahr 2000 eine Audienz bei Papst Johannes Paul II.
Der hatte zum Internationalen Ökotourismusjahr 2002 dazu aufgerufen, die Schöpfung nicht durch Tourismus zu gefährden und verantwortungsbewusst und verträglich zu reisen. Erstaunlich allerdings, dass im Christian Travel Planner nicht ein Wort über nachhaltigen, verantwortungsbewussten Tourismus verloren wird. Die Übersicht der christlichen Reiseangebote zu den Wirkungsstätten von Jesus und Paulus entbehrt jeglichem Hinweis, wie eine Reise ‘verantwortlich’ gestaltet und eine Bereicherung sein kann. Das Buch verpasst die Chance, die grundsätzlichen Aspekte einer Reise im christlichen Sinne aufzuzeigen. Lediglich das eigene, persönliche Erlebnis kann nicht Leitmotiv christlich motivierten Reisens sein. Dies widerspräche sogar den Aussagen des Vatikan, der eine Reise als ‘erfüllt’ versteht, wenn sie zu interkulturellem Verstehen führt und möglichst wenig ökologische Auswirkungen hat. Der im Buch gelobte Kreuzfahrttourismus trägt durch den hohen Energie- und Treibstoffverbrauch und die CO2-Emissionen zum Klimawandel bei. Immer häufigere und heftigere Fluten, Dürren und Wirbelstürme gefährden dabei die Wallfahrts-Sehenswürdigkeiten, von denen sich Kevin Wright Profit ausrechnet.
The Christian Travel Planner, Von Kevin J. Wright. Verlag Thomas Nelson, Nashville 2008. ISBN-13: 978-1401603748, 432 Seiten.
(1.620 Anschläge, 22 Zeilen, Dezember 2008)
Mondkuchen und Geburtstagsnudeln
Christina Kamp | "China’s Outbound Tourism"/"Deutschland als Reiseziel chinesischer Touristen"
Bislang kann sich nur eine Minderheit der Chinesen – weniger als zehn Prozent der Bevölkerung –mehr
Christina Kamp | "China’s Outbound Tourism"/"Deutschland als Reiseziel chinesischer Touristen"
Bislang kann sich nur eine Minderheit der Chinesen – weniger als zehn Prozent der Bevölkerung – überhaupt Auslandsreisen leisten. Doch nachdem seit Ende der 1990er immer mehr Länder "Approved Destination Status (ADS)"-Abkommen mit China geschlossen habe, ist damit zu rechnen, dass sich in Zukunft mehr und mehr Chinesinnen und Chinesen ins Ausland aufmachen werden.
Der wachsenden Bedeutung des Quellmarktes China geht Wolfgang Georg Arlt in zwei fundierten wissenschaftlichen Werken ausführlich nach.In "China’s Outbound Tourism" untersucht er die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen des Tourismus aus China sowie soziologische Besonderheiten der chinesischen Reisenden und ihre Reisemotivation.
"Chinesen sind keine Japaner" ist eine seiner zentralen – und keineswegs banalen – Botschaften. Denn von den einstigen Pionieren unter den asiatischen Touristen unterscheiden sich die Chinesen deutlich: Reisen ist für sie weitaus mehr eine Statusfrage und sie geben auf ihren Reisen viel Geld für Markenartikel aus. Der Gruppen-Kollektivismus steht im Vordergrund und die Chinesen sind anspruchsvoll: chinesisches Essen, Wasser für die Teezubereitung, Mondkuchen im August und im Bedarfsfall lange Geburtstagsnudeln für chinesische Gruppenreisende gehören zu den Anforderungen, die Touristen aus dem "Reich der Mitte" an ihre Gastgeber stellen.
Das gilt auch für Deutschland, einem häufigen Zwischenstopp auf Europareisen, wie der Autor zusammen mit Walter Freyer in dem Buch "Deutschland als Reiseziel chinesischer Touristen" zeigt. Die Herausgeber und verschiedene andere (auch chinesische) Autoren zeigen die Chancen für die deutsche Tourismuswirtschaft auf. Zwar werde China aus deutscher Sicht weiterhin ein kleines Marktsegment bleiben, so ihre Einschätzung. Die Reisen konzentrierten sich auf wenige "Hotspots", wie z.B. die deutschen Großstädte, und die Aufenthaltsdauer sei eher kurz. In qualitativer Hinsicht böte sich der Tourismuswirtschaft dadurch jedoch eine "gute Gelegenheit, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und ’neue’ Gäste zu verstehen und zufrieden zu stellen, deren Gepflogenheiten und Bedürfnisse deutlich vom eigenen Kulturkreis abweichen."
China’s Outbound Tourism. Von Wolfgang Georg Arlt. Routledge Verlag, Oxford, 2006. ISBN 978-0-415-36536-9. 300 Seiten.
Deutschland als Reiseziel chinesischer Touristen. Von Wolfgang Georg Arlt, Walter Freyer (Hrsg.), Oldenbourg Verlag, München/Wien, 2008. ISBN 978-3-486-58359-5. 212 Seiten.
(2.307 Anschläge, 31 Zeilen, Dezember 2008)
Tourismus, Klimawandel und die Wirtschaft von Entwicklungsländern
Antje Monshausen | "Plane Truths: Do the economic arguments for aviation growth really fly?”
Im Klimaschutz wird kein Weg an der Reduzierung des Flugverkehrs vorbei führen. Was aber bedeutet das fürmehr
Antje Monshausen | "Plane Truths: Do the economic arguments for aviation growth really fly?”
Im Klimaschutz wird kein Weg an der Reduzierung des Flugverkehrs vorbei führen. Was aber bedeutet das für die wirtschaftliche Entwicklung von Destinationen in Entwicklungsländern, die nennenswerte Anteile am internationalen Tourismus haben und aus den reichen Quellmärkten weitgehend nur per Flugzeug zu erreichen sind? Was passiert, wenn das erwartete Wachstum im Tourismus ausbleibt und es zu einer Stagnation auf heutigem Niveau kommt?
Die vorliegende Studie des World Development Movements und der New Economics Foundation aus London zeigt, dass ein sich eintrübendes Wachstum des Flugverkehrs der Briten nur geringe ökonomische Wirkungen auf die vier in dieser Studie untersuchten Entwicklungsländer haben würde.
Begründet wird diese schwache Wirkung mit der hohen Sickerrate des internationalen Tourismus in Entwicklungsländern. Ein großer Teil der Einnahmen aus dem Tourismus, verbleibt nicht in den Destinationen, sondern fließt in die Herkunftsländer der Touristen zurück, in denen die großen internationalen Reiseunternehmen sitzen. Sollte das Wachstum des britischen Flugverkehrs bis 2025 auf dem Niveau von 2009 stagnieren, hätte das beispielsweise für Kenia einen Verlust von jährlich 0,09 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zur Folge.
Die Autoren der Studie kommen umgekehrt auch zu dem Schluss, dass deshalb allein die quantitative Steigerung des Flugverkehrs kein Erfolg versprechendes Mittel darstellt, um den wirtschaftlichen Nutzen des Tourismus für Entwicklungsländer zu erhöhen. Wirkungsvoller wäre es, die finanziellen Abzugseffekte zu reduzieren, die Ausgaben der Touristen vor Ort zu erhöhen und die Wirtschaft zu diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Tourismus zu verringern.
Um die international vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, müssen nach Ansicht der Autoren der Studie Flugreisen deutlich verteuert werden, beispielsweise durch eine Integration des Flugverkehrs in den Emissionshandel, durch Kerosinabgaben und durch Kompensationszahlungen der Reisenden. Besonders aber müssten Kurzstreckenflüge finanziell benachteiligt werden und ökologisch sinnvollere Verkehrskonzepte politisch und wirtschaftlich gefördert werden. Die letztgenannten Maßnahmen hätten auf Entwicklungsländer gar keine negativen Effekte, für den Klimaschutz aber positive und dies käme den Destinationen im Süden ebenfalls zu Gute.
Plane Truths: Do the economic arguments for aviation growth really fly? Von Victoria Johnson, Martin Cottingham u.a., Hg. World Development Movement (WDM), London, 2008. ISBN 978-1-904-88238-1. 56 Seiten.
Download: www.wdm.org.uk/resources/reports/climate/planetruths27092008.pdf
(2.504 Anschläge, 34 Zeilen, Dezember 2008)
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Antje Monshausen und Ricarda Schmitz | "Lexikon Tourismus"
Das neue "Lexikon Tourismus" aus dem Oldenbourg Verlag hat einen hohen, offensichtlich zu hohen Anspruch. Es möchte nach Angaben dermehr
Antje Monshausen und Ricarda Schmitz | "Lexikon Tourismus"
Das neue "Lexikon Tourismus" aus dem Oldenbourg Verlag hat einen hohen, offensichtlich zu hohen Anspruch. Es möchte nach Angaben der Herausgeber umfassend alle für den Tourismus zentralen Bereiche und Begriffe berücksichtigen, auch solche wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fachbegriffe, die für den Tourismus bzw. für Organisationen mit Tourismusbezug von Bedeutung sind. Ohne Zweifel stellt Tourism Watch eine solche Organisation mit Tourismusbezug dar. Anspruch und Wirklichkeit lassen sich also am "lebenden Objekt" überprüfen.
Bei der Suche nach dem Begriff Entwicklungsländer – immerhin geht etwa jede sechste Reise der Deutschen in ein Entwicklungsland – tappen wir mit diesem Lexikon ebenso im Dunkeln, wie bei der Recherche nach dem Begriff Kultur. Für die Herausgeber gibt es Kultur im Tourismus offensichtlich nur als "Kulturschock" oder als Produkt "Kulturtourismus". Ob jemand auf die Idee kommt, die achtseitige Abhandlung zu "Sozialverträglichkeit im Tourismus" zu durchforsten, nachdem er relevante Begriffe wie Community Based Tourism in der Verschlagwortung nicht finden konnte, ist fraglich. Auch Begriffe wie Corporate Social Responsibility (CSR) oder Unternehmensverantwortung sucht man vergeblich, ebenso Beteiligung oder Partizipation der einheimischen Bevölkerung. Was spätestens dann nicht mehr verwundert, wenn man feststellen muss, dass die Menschen in den Zielgebieten offenbar nicht zu den Stakeholdern zählen – jedenfalls nicht in der im Lexikon unter "Stakeholder Management" getroffenen Auswahl.
Die Arbeit mit diesem Lexikon erfordert viel Vorwissen und oftmals eine gehörige Portion Glück, um konkrete Begriffe zu finden. In seiner undifferenzierten Breite vermag es keine Fachleserschaft zu erreichen und erst recht nicht die Allgemeinheit aller am Tourismus Interessierten.
Lexikon Tourismus. Von Wolfgang Fuchs, Jörn W. Mundt und Hans-Dieter Zollondz (Hrsg.). Oldenbourg Verlag, München, 2008. 804 Seiten. ISBN 978-3-486-25069-5.
(2.048 Anschläge, 22 Zeilen, September 2008)
Nomaden der Wüste
Claudia Wergin | "Kultur-Schock Tuareg"
Die Wüste erzählt sich nicht, sie lässt sich nur erleben – und mit ihr die Tuareg. So lässt Harald A. Friedl sein Buch "Kultur-Schock-Tuareg" beginnen. Dabeimehr
Claudia Wergin | "Kultur-Schock Tuareg"
Die Wüste erzählt sich nicht, sie lässt sich nur erleben – und mit ihr die Tuareg. So lässt Harald A. Friedl sein Buch "Kultur-Schock-Tuareg" beginnen. Dabei stellt er die in der Wüste lebenden Nomadenvölker mit spannenden Hintergrundinformationen über ihre Herkunft und Geschichte vor. Er räumt auf mit dem klischeehaften Bild von den "blauen edlen Wüstenrittern" und berichtet mit zum Teil amüsanten Geschichten von den Nomaden der Wüste, die durch die Anpassung an die extremen Lebensbedingungen der Wüste Verhaltensnormen und Wertvorstellungen entwickelt haben, welche für uns Europäer oft exotisch und befremdlich erscheinen mögen.
Auf anschauliche und unterhaltsame Weise beschreibt der Autor, basierend auf seinen Erfahrungen und Erlebnissen sowie eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen, wie sehr sich die Lebenswelt der Tuareg und die Nomadenkultur unter dem Wandel der Wirtschaft, Politik, Umwelt und Tourismus bis heute verändert, aber auch bewahrt hat.
Aufbauend auf diesen Darstellungen gibt Friedl dem Leser einfache reisetaugliche Verhaltensregeln und Tipps mit auf den Weg, die die Begegnung mit den Nomadenvölkern der Wüste zu einem Erlebnis werden lassen. Unverkennbar spricht aus diesem Buch die Faszination und die Liebe des Autors zu den Tuareg und gerade dies macht diesen Kultur-Schock-Band zu einer idealen literarischen Reiseerfahrung.
KulturSchock Tuareg. Von Harald A. Friedl. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH. Bielefeld, 2008. 360 Seiten. ISBN 978-3-8317-1608-1.
(1.555 Anschläge, 22 Zeilen, September 2008)
Klimawandel in Karten und Schaubildern II
"Atlas der Globalisierung spezial: Klima"
Der "Atlas der Globalisierung spezial" zum Schwerpunkt Klima gibt mit verständlichen Texten und über 100 Karten und Schaubildern einen guten Einblick in diemehr
"Atlas der Globalisierung spezial: Klima"
Der "Atlas der Globalisierung spezial" zum Schwerpunkt Klima gibt mit verständlichen Texten und über 100 Karten und Schaubildern einen guten Einblick in die Ursachen und Folgen des Klimawandels sowie die erforderlichen Schritte, um ihn zu begrenzen. Es geht in dem Buch unter anderem um "Unnötige Transporte auf falschen Wegen", den "Preis der Mobilität", den Einfluss des Klimawandels auf den Monsun und erneuerbare Energien in Indien.
Weltatlas des Klimawandels. Karten und Fakten zur globalen Erwärmung.
Atlas der Globalisierung. Klima spezial. Von Le Monde diplomatique, Berlin, 2008. 96 Seiten. ISBN 978-3-937683-16-4.
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Klimawandel in Karten und Schaubildern I
"Weltatlas des Klimawandels"
Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung leben nicht mehr als 100 km von der Küste entfernt und ca. 100 Millionen Menschen leben weniger als einen Meter über demmehr
"Weltatlas des Klimawandels"
Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung leben nicht mehr als 100 km von der Küste entfernt und ca. 100 Millionen Menschen leben weniger als einen Meter über dem durchschnittlichen Meeresspiegel. Damit wird ein großer Teil der Menschheit den sich abzeichnenden Anstieg des Meeresspiegels deutlich zu spüren bekommen. Diese und weitere Veränderungen des Klimas zeigt der "Weltatlas des Klimawandels" anschaulich in Karten, Bildern und Infografiken. Darin wird auch sichtbar, wo auf der Welt die meisten fossilen Brennstoffe verbrannt werden, wo besonders viel CO2, Methan und andere Klimagase ausgestoßen werden und wo und wie sich die Folgen zeigen: in gestörten Ökosystemen, Problemen bei der Ernährungssicherung und Wasserversorgung oder Gefahren für die Gesundheit. Doch auch die politischen Wege, den Klimawandel abzuwenden, und nicht zuletzt die Möglichkeiten jedes Einzelnen werden ins Bild gesetzt.
Weltatlas des Klimawandels. Karten und Fakten zur globalen Erwärmung. Von Kirstin Dow, Thomas E. Downing. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, 2007. 112 Seiten. ISBN 978-3-434-50610-2.
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Von Heizern und Verheizten
"Tatort Klimawandel"
Mit kommissarischem Spürsinn hat Autor Bernhard Pötter im globalen Klima-Drama nach verwertbaren Spuren gesucht – und sie gefunden. Die Indizien im “Tatort Klimawandel“ führtenmehr
"Tatort Klimawandel"
Mit kommissarischem Spürsinn hat Autor Bernhard Pötter im globalen Klima-Drama nach verwertbaren Spuren gesucht – und sie gefunden. Die Indizien im “Tatort Klimawandel“ führten ihn in die Ölindustrie, zu den Flugzeugbauern und auf die Skipisten Dubais, und schließlich in den brasilianischen Amazonas, wo der Raubbau am Regenwald immer stärker einem Raubmord gleicht. Selten fand er Täter und Opfer so dicht beieinander, und neben Opfern immer wieder auch Profiteure.
Denn überall auf der Welt gibt es Menschen und Unternehmen, die ordentlich an der Erderwärmung verdienen: die skandinavische Holzindustrie zum Beispiel, oder die Bauindustrie, die in den Niederlanden bereits schwimmende Häuser baut. Doch es gibt auch diejenigen, die schuld- und machtlos unter den Klimaveränderungen leiden, und das nicht nur in den Überschwemmungsgebieten von Bangladesch. Nicht zuletzt gibt es noch eine weitere Gruppe, die meint, Lösungen zur Rettung vor der Klimakatastrophe anbieten zu können, doch damit nicht selten falsche Fährten legt: die CO2-Abscheidung und Einlagerung oder der Emissionshandel, mit dem sich die reichen Länder ihre Reduktionsbemühungen schönrechnen, oder auch das Kompensations(un)wesen. Dabei kommt der Anbieter Atmosfair gar nicht einmal so schlecht weg: Trotz besseren Gewissens durch den Ablass würden Atmosfair-Kunden laut einer Befragung nicht häufiger ins Flugzeug steigen. Atmosfair schade also nicht, so Pötters Fazit.
Tatort Klimawandel. Von Bernhard Pötter. Oekom Verlag. 2008. 264 Seiten. ISBN-13: 978-3865811219.
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Buchtipps zu Burma
Markand/Petrich/Klinkmüller: "Myanmar (Birma)", Stefan Loose Travel Handbuch, Berlin November 2003, 512 S., ISBN 3-7701-6147-5
Gerade erschien dieser neue Reiseführer zu Burma, in dem auch auf Tai Panmehr
Markand/Petrich/Klinkmüller: "Myanmar (Birma)", Stefan Loose Travel Handbuch, Berlin November 2003, 512 S., ISBN 3-7701-6147-5
Gerade erschien dieser neue Reiseführer zu Burma, in dem auch auf Tai Pan und die AUA hingewiesen wird. In einem gesonderten Beitrag empfiehlt "Respect" nachdrücklich, sich vorher umfassend zu informieren und kritisch und mit offenen Augen zu reisen. Leider ist dem – empfehlenswerten – Buch nicht zu entnehmen, welche Hotels vom Militärregime betrieben werden. Vielleicht können diese Informationen für kritische Touristen in der zweiten Auflage berücksichtigt werden. -tü-
Ma Thanegi: "Pilgerreise in Mynamar", Horlemann Verlag, Bad Honnef 2002, 200 Seiten, ISBN 3-89502-146-6Kennzeichnend für die zeitgenössische Literatur, die die Zensur in Burma erlaubt, ist Ma Thanegis "Pilgerreise in Myanmar", Originaltitel "The Native Tourist". Es ist das gegenwärtig einzige in deutscher Übersetzung vorliegende Buch aus Burma und schon deshalb zu empfehlen, um überhaupt eine Ahnung zu bekommen, welche Farbtupfer der weiße Fleck zu bieten hat. Die Schriftstellerin und Malerin aus Rangoon schließt sich einer Reisegruppe von Landsleuten an und begibt sich auf Pilgerfahrt im eigenen Land. Köstlich, wie sie Menschen und Situationen beschreibt - humorvoll mit der beobachtenden Distanz einer gebildeten, modernen, städtisch orientierten Frau. Der Leser, vor allem der europäische, erfährt Erstaunliches und Erhellendes aus und über Burma. Zum Alltag, zum Umgang mit Geistern, zur Vielfalt der buddhistischen Klöster macht Ma Thanegi ihre liebevollen spöttischen Anmerkungen, die sie mit sympathischen Zeichnungen illustriert. Das liest sich flott und unterhaltsam. Nur eines fällt auf: Die Reise und die Reflektion darüber finden in einem scheinbar unpolitischen Raum statt. Rüdiger Siebert
(1.232 Anschläge, 16 Zeilen, Dezember 2003, Quelle: Aus "Die allgegenwärtige Zensur der Generäle", epd Entwicklungspolitik 18/2003)
Tourismusethik
Ludmilla Tüting | In Graz gibt es einen Publizisten, der gleichzeitig gelernter Jurist, Philosoph und ein erfahrener Reiseleiter ist. Im Moment schreibt Harald A. Friedl an seiner Doktorarbeit übermehr
Ludmilla Tüting | In Graz gibt es einen Publizisten, der gleichzeitig gelernter Jurist, Philosoph und ein erfahrener Reiseleiter ist. Im Moment schreibt Harald A. Friedl an seiner Doktorarbeit über die Auswirkungen des Tourismus bei den Tuareg. Davor veröffentlichte er aber noch zwei Bücher über Tourismusethik. Das eine ist seine Diplomarbeit, das andere ein kleiner praktischer Leitfaden zum Mitnehmen.
In seiner "Tourismusethik" untersucht er umfassend Theorie und Praxis des umwelt- und sozialverträglichen Fernreisens. Dabei hat er Probleme mit jenen Tourismuskritikern, die an "eklatanter Realitätsferne leiden" und deren Erfolg sich meistens "auf die Rolle eines einsamen Rufers in der Wüste" beschränke. Seiner Ansicht nach kann für eine "praktische Tourismusethik die Antwort auf die Frage nach dem 'richtigen' Handeln alleine nicht genügen". Mindestens so wichtig sei die Frage, "auf welche Weise sich touristische Verantwortung wirkungsvoll verkaufen lasse. Friedl: "Reisende verstoßen ja nicht aus Bosheit gegen regionale Tabus, sondern weil sie auf Grund ihres touristischen Selbstverständnisses gar nicht an die Möglichkeit eines Verstoßes denken". Tourismusethik habe deshalb sehr viel mit Sensibilisierung, Aufklärung und der Kunst der Vermittlung zu tun. Tourismusethik müsse, um angenommen und damit wirksam zu werden, allen etwas bringen. Andernfalls bleibe alles graue Theorie.
Friedls kleines Handbuch "Respektvoll reisen" sei dem interessierten Leser ebenfalls wärmstens ans Herz gelegt. Es ist eine sehr gute Orientierungshilfe bei der Vorbereitung, während der Reise und danach, denn letztlich wirke die Reiseethik nach der Heimkehr weiter, weil man durch die persönliche Reiseerfahrung auch neue Verantwortung übernommen habe. Ein paar kleine, aber wichtige Ergänzungen möchte ich dennoch vorschlagen. Wie verhält Mann/Frau sich, wenn man bei Begegnungen gleich mit der Frage konfrontiert wird, wie viel man verdient, wenn man zum hundertsten Mal die Fragen beantworten muss "What is your name?", "Where do you come from?", wenn mein Gegenüber nie "Danke schön" sagt (da vor Ort unüblich) oder wenn Männer (auch einheimischen) Frauen an die Brust fassen oder zwischen die Beine greifen.
Friedl, Harald A.: "Tourismusethik. Theorie und Praxis des umwelt- und sozialverträglichen Fernreisens", Schriftenreihe "Integrativer Tourismus & Entwiklung", respect/ITTF, Wien (Hg.), Profil Verlag, München/Wien 2002, 256 S., ISBN 3-89019-530-X (D), 3-902146-03-6 (A).
Friedl, Harald A.: "Respektvoll reisen", Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2002, 160 S., ISBN 3-8317-1039-2.
Tourismus als nachhaltige Entwicklungsstrategie
Wie der Tourismus mit seinen unterschiedlichen Dimensionen nachhaltiger gestaltet werden kann, stellt die Welttourismusorganisation (UNWTO) in „Making Tourism More Sustainable“, einem Handbuch fürmehr
Wie der Tourismus mit seinen unterschiedlichen Dimensionen nachhaltiger gestaltet werden kann, stellt die Welttourismusorganisation (UNWTO) in „Making Tourism More Sustainable“, einem Handbuch für politische Entscheidungsträger, ausführlich dar. Die Publikation soll Regierungen Ansätze zur Formulierung und Umsetzung von Handlungskonzepten für eine nachhaltigere Tourismusentwicklung bieten. Dabei werden auch die potenziellen negativen Auswirkungen des Tourismus nicht ausgeklammert. Die Hauptverantwortung der Regierungen besteht laut UNWTO darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem der Privatsektor nachhaltiger arbeitet, und ihre Koordinierungsfunktion wahrzunehmen, um die Besucherströme und das Verhalten der Touristen in verantwortlichere Bahnen zu lenken. Kleinbetriebe im Tourismus bräuchten gezielte Unterstützung, um nachhaltiger arbeiten zu können. Die UNWTO-Dokumentation „Tourism's Potential as a Sustainable Development Strategy“ gibt einen Überblick darüber, in welchem Umfang und auf welche Weise Entwicklungsbanken und Geberorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit derzeit in den Tourismus investieren. Nachdem zum Beispiel die Weltbank in den 1980er und 1990er Jahren nicht mehr auf Tourismus gesetzt hat, ist dieses Terrain nun offenbar wieder entwicklungspolitisch salonfähig geworden. Von den Weltbankgeldern für den Tourismus (2,9 Milliarden US-Dollar von 2000 bis 2004) fließen 58 Prozent in die Infrastrukturentwicklung, und nicht mehr in Resorts oder Luxushotels, wie es in den 1970er Jahren noch oft der Fall gewesen sei. Bei der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) beträgt das Jahresbudget für tourismusbezogene Aktivitäten nach dieser Dokumentation (Stand 2004) zehn Millionen Euro, die in 60 laufende tourismusbezogene Projekte fließen.
Tourism's Potential as a Sustainable Development Strategy, Hg. World Tourism Organization, Madrid 2005, 162 S., ISBN 978-92-844-0819-1.
Making Tourism More Sustainable: A Guide for Policy Makers. Hg. World Tourism Organization/ United Nations Environment Programme Division of Technology, Industry and Economics, Paris/Madrid 2005, 209 S., ISBN 978-92-844-0821-4.
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(2.198 Anschläge, 27 Zeilen, Dezember 2006)
Ferien mit Bodo Bär
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2
Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren, erwandert Bodo Bär auf ″sanfteren″ Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist nicht nurmehr
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2
Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren, erwandert Bodo Bär auf ″sanfteren″ Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist nicht nur mit Bus oder Auto, sondern auch mit der Bahn möglich. Mit viel Liebe zum Detail regt der Zeichner Hartmut Bieber in seinen Bilderbüchern Kinder dazu an, ganz genau hinzuschauen. Mit Bodo Bär in den Bergen lernen schon die Kleinsten, auch Nebenschauplätzen und ″Parallelwelten″ im Tourismusgeschehen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit werden Fähigkeiten geübt, die den verantwortungsvoll reisenden Touristinnen und Touristen von morgen zugute kommen werden – und damit auch den ″Bereisten″ wie dem dicken Piet, den Bodo Bär am Meer besucht.
Auch im neu erschienenen Band ″Spielen, lernen und entdecken mit Bodo Bär″ genießen Bodo Bär und seine Freunde das Strandleben. Doch auch für Kinder, die nicht in die Ferien fahren, gibt es – ganz im Sinne nachhaltiger Naherholung – Spannendes zu lernen und zu entdecken: zum Beispiel bei einem Ausflug in den Zoo, in den Wald oder auf eine bunte Blumenwiese. In einem Flusstal gibt es Segelboote, Fahrräder und Windräder zu zählen – und weit und breit kein einziges Auto!
Bodo Bär in den Bergen, 2003, ISBN 3-8157-2796-0.
Bodo Bär am Meer, 1999, ISBN 978-3-8157-1722-6.
Spielen, lernen und entdecken mit Bodo Bär, 2007, ISBN 978-3815768082.
Texte: Susan Niessen, Illustrationen: Hartmut Bieber, Coppenrath Verlag, Münster.
Reisemaus auf Tour
"Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei"
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über tanzende Bäuche machen die Reisemaus neugierig aufmehr
"Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei"
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über tanzende Bäuche machen die Reisemaus neugierig auf fremde Länder und sie macht sich auf den Weg: nach Griechenland und in die Türkei. Da sie vor Ort einheimische Freunde hat, gelingt es ihr, nicht nur interessante Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, sondern auch viel über das Leben der Menschen (bzw. in diesem Fall: Mäuse) in den Gastländern zu erfahren, z.B. bei einer Fahrt mit dem Bus über Land, wo es in einem türkischen Dorf frisches warmes Fladenbrot gibt.
Die Reisemaus lernt und vermittelt ihren jungen Leserinnen und Lesern auch ein paar Worte der Landessprache, denn ein typischer Reisemaus-Band enthält jeweils auch einen kurzen Sprachführer. Für die Türkei gibt es einen kleinen Knigge, welcher die Kinder darauf hinweist, dass man z.B. vor dem Betreten einer Moschee die Schuhe auszieht und Arme und Beine bedeckt. In Griechenland wird die Reisemaus in ihrem Erkundungsdrang gebremst und lernt sigá, sigá eine neue, dem heißen Klima angepasste Langsamkeit.
Die Reisemaus-Bände gibt es auch zu verschiedenen weiteren Ländern und als Hörspiel-CDs mit Musik.
Die Reisemaus in Griechenland. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-7. 24 Seiten.
Die Reisemaus in der Türkei. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-8. 24 Seiten.
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(1.478 Anschläge, 22 Zeilen, März 2008)
Kinderferienbücher
"Conni am Strand" und "Am Meer"
Wenn Kinder reisen, dann gehört – ebenso wie bei den Großen – Reiseliteratur mit ins Gepäck.
"Wenn es hier Krokodile gibt, packe ich sofort meine Sachen und fahremehr
"Conni am Strand" und "Am Meer"
Wenn Kinder reisen, dann gehört – ebenso wie bei den Großen – Reiseliteratur mit ins Gepäck.
"Wenn es hier Krokodile gibt, packe ich sofort meine Sachen und fahre nach Hause!" jammert eine Frau im Lesemaus-Buch "Conni am Strand" – und trägt damit kaum dazu bei, dass sich Conni (oder die junge Leserin), mit den Gegebenheiten ihrer Urlaubsregion auseinandersetzt und diese akzeptiert. Natürlich können sich schon die Kleinsten denken, dass es hier keine echten Krokodile gibt, denn von Anfang an dreht sich alles um das mitgebrachte Plastikkrokodil Fridolin. Was Conni am Meer findet – Federn, Treibholz und Muscheln – spielt dagegen nur eine unbedeutende Nebenrolle.
Im Emil-Mal- und Mitmachbuch "Am Meer" steht die Tierwelt der Nordseeküste im Vordergrund. Nach dem Motto "Je mehr man über das Meer weiß, desto mehr gibt es zu entdecken" sind junge "Forscher" zwischen 5 und 7 Jahren eingeladen, sich kreativ damit auseinanderzusetzen. Naturschutzgedanken werden eingeführt und es wird gezeigt, wie Kinder dazu beitragen können, die Natur im Feriengebiet zu schützen.
Conni am Strand. Ein Lesemaus-Buch. Ab 3 Jahren. Von Wolfram Hänel, neu erzählt von Anna Döring, mit Bildern von Eva Wenzel-Bürger. Carlsen Verlag, 2004. ISBN 978-3-551-08814-7.
Am Meer. Ein Mal- und Mitmachbuch für Kinder von 5 bis 7 Jahren. Von Nele Banser, illustriert von Anne Möller. Carlsen Verlag, Hamburg, 2007. ISBN 978-3-551-21506-2.
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(1654 Zeichen, 22 Zeilen, September 2007)
Corporate Social Responsibility bei Reiseveranstaltern
Diplomarbeit von Melisa Krause (Sept. 2008)
Corporate Social Responsibility bezieht sich auf das Kerngeschäft des Reiseveranstalters und fokussiert die Bedingungen, unter denen touristischemehr
Diplomarbeit von Melisa Krause (Sept. 2008)
Corporate Social Responsibility bezieht sich auf das Kerngeschäft des Reiseveranstalters und fokussiert die Bedingungen, unter denen touristische Leistungen produziert werden. Alle Bereiche des unternehmerischen Handelns sollen eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche Maxime erreichen. Dieses Verständnis von CSR hat sich in der vorliegenden Auseinandersetzung mit der Reiseveranstalter-Branche bestätigt. Es lässt sich festhalten, dass ein Großteil der befragten Unternehmen mit dem Konzept vertraut ist und teilweise danach agiert. Mit dieser Arbeit konnte erfolgreich gezeigt werden, welche Bedeutung der Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in der Tourismusindustrie zugeschrieben werden muss und welche Vorteile dies für alle Beteiligten mit sich bringt. Der erste Teil der Arbeit diente einem generellen Verständnis von dem Verhältnis zwischen Nachhaltigkeit (im Tourismus), Reiseveranstaltern und dem Konzept der CSR, welches Möglichkeiten zur Umsetzung von nachhaltigen Entscheidungen auf Unternehmensebene bietet. Eine wichtige Erkenntnis war es, die besondere Bedeutung der Leistungserbringer in der touristischen Kette zu verstehen und diese von den Reiseveranstaltern intensiver in den Prozess der nachhaltigen Produktgestaltung zu integrieren. Die Freiwilligkeit gilt in der CSR als entscheidender Faktor, gleichzeitig ist aber eine Notwendigkeit der Transparenz gegeben, um allen Stakeholdern gegenüber glaubwürdig entgegentreten zu können. Einige Veranstalter bestätigten diese Ansicht in dem empirischen Teil dieser Arbeit und machten deutlich, dass die Freiwilligkeit gewissen normativen Regeln unterstellt werden sollte.
Der zweite Teil sollte somit die theoretischen Erkenntnisse in der Praxis überprüfen, ergänzende Ansichten von Experten demonstrieren und aufzeigen, inwieweit gesellschaftliche Verantwortung bei Reiseveranstaltern praktiziert wird. Es lässt sich festhalten, dass das Engagement sehr variiert. Ein Drittel der befragten Veranstalter scheinen das CSR-Konzept tatsächlich in ihr Kerngeschäft und unternehmerisches Handeln impliziert zu haben. In vier Unternehmen wird punktuell agiert, dabei sind viele gute Ansätze zu erkennen, doch weist das System dieser Veranstalter Schwachstellen auf. Zwei der befragten Unternehmen weisen kein gesellschaftliches Engagement vor. Da die Teilnahme an dieser Studie freiwillig war, kann angenommen werden, dass der prozentuale Anteil von Veranstaltern ohne gesellschaftliches Engagement in einer repräsentativen Studie weitaus höher ausfallen würde, da davon ausgegangen wird, dass sich tendenziell Veranstalter an einer solchen Studie beteiligen, die im Grundsatz die abgefragten Kriterien erfüllen. Es kann dennoch festgehalten werden, dass CSR den Veranstaltern in unterschiedlicher Ausgestaltung durchaus vertraut ist, sie dem Konzept einen hohen Stellenwert einräumen, generell sensibel für dieses Thema sind, sie aber durchaus weitere Handlungsmöglichkeiten für die eigene Umsetzung sehen. Somit ist das Ziel dieser Arbeit, zu erforschen, ob und inwieweit Reiseveranstalter auf dem deutschen Markt nachhaltige Entscheidungen im Sinne von CSR treffen, erreicht worden. Die Annahme, CSR würde hauptsächlich für einen positiven Marketingeffekt genutzt werden, hat sich mit dieser Studie nicht bestätigt. Der Ausblick für CSR lässt trotz einer recht positiven Bilanz durch diese Studie viel Handlungspotenzial offen. Die Unternehmen sind gefordert, ihrem Engagement mehr Transparenz zu verschaffen und insbesondere in der Leistungskette auf mehr soziale und ökologische Belange zu bestehen, diese durch einen intensiven Austausch zu kommunizieren, weiter zu entwickeln und auch zu kontrollieren. Es bedarf mehr rechtlicher Möglichkeiten und internationaler Vereinbarungen für einen fairen globalen Wirtschaftsaustausch. Die Reiseveranstalter sind gefordert, ihre unternehmerische Verantwortung als zentrale Position zwischen den Akteuren auf dem Tourismussektor wahrzunehmen. Zukünftig gilt es umso mehr, sich den Problemen des 21. Jahrhunderts zu stellen und nicht nur durch punktuelle Unterstützung von einzelnen sozialen oder ökologischen Projekten eine Lösung zu erwarten. Global operierende Unternehmen wie die Reiseveranstalter müssen auch globale Verantwortung ihres unternehmerischen Handels übernehmen und dieses weiter ausbauen.
Nachhaltiger Tourismus und Regionalentwicklung in Verbindung mit dem Schutz der Meeresschildkröten
Diplomarbeit von Juliane Furch (Sept. 2008)
In dieser Diplomarbeit ist im Hinblick auf den Naturschutz besonders der Schutz der Meeresschildkröten von Bedeutung. Projekte mit dem Tourismus und denmehr
Diplomarbeit von Juliane Furch (Sept. 2008)
In dieser Diplomarbeit ist im Hinblick auf den Naturschutz besonders der Schutz der Meeresschildkröten von Bedeutung. Projekte mit dem Tourismus und den Meeresschildkröten können bei sehr guter Planung und Kontrolle viele positive Effekte bringen. Die lokale Bevölkerung kann hier ebenso profitieren, wie die Tiere selber. Indem man den Menschen eine neue Einkommensquelle bietet, wird der meist illegale Gebrauch der Schildkrötenprodukte erheblich minimiert und das Verhältnis zwischen den Menschen und der Natur wird deutlich verbessert.
Darüber hinaus können mit dem erwirtschafteten Gewinn öffentliche Einrichtungen, wie Schulen oder Krankenhäuser, sowie der Schildkrötenschutz selber finanziert werden. Man kann in vielen Projekten, wie in Brasilien oder Costa Rica positive Entwicklungen in diesem Bereich beobachten. Es gibt jedoch auch viele Projekte in denen die Ziele nicht erreicht wurden und die Entwicklung eher in die falsche Richtung läuft. Daher ist es wichtig, im Voraus eine gute Planung durchzuführen, Fehler zu erkennen und zu vermeiden. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass nachhaltige Nutzung von Naturgütern, wie in diesem Fall die Meeresschildkröten, nicht als neue, einzige Lösung für die Entwicklung peripherer, strukturschwacher Räume gesehen werden darf. Wo in der einen Region ein „Schutz durch Nutzung" stattfindet, sollten andere Regionen komplett unberührt bleiben. Im Falle der Schildkröten würde das bedeuten, dass wenige Strände unter nachhaltigen Kriterien für den Tourismus ausgebaut werden, aber weit mehr Strände komplett unberührt bleiben müssten. Wenn diese Strände finanzielle Unterstützung für ihre Ursprünglichkeit benötigen, kann dies durch die aktiv genutzten Räume mitfinanziert werden.
Die Halbinsel Paria bietet optimale natürliche Vorraussetzungen für eine viel ausgedehntere touristische Entwicklung, als sie bis heute der Fall ist. Problematisch bei dieser Ausdehnung ist vor allem die periphere Lage der Halbinsel und die schlechte Infrastruktur, die die Reisen dorthin erheblich erschweren. Da die lokale Bevölkerung vor allem in den weiter abgelegenen Stränden Parias kaum lukrative wirtschaftliche Einkommensquellen vorfindet, wäre es erstrebenswert den Tourismus in diesen Gebieten weiter auszubauen. Um den Eingriff in die zum Teil vom Tourismus bisher kaum beachteten Gebiete nicht zu übertreiben, sollte man hier mit langfristig geplanten und kontrollierten Nachhaltigen Tourismusprojekten arbeiten. Besonders bedeutend ist die Einbindung der einheimischen Bevölkerung in die Projekte.
Der Tourismus stellt also eine Chance zur Entwicklung des peripheren Raums, welches eine Verbesserung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zur Folge hat, dar.
Aufgrund der wenigen wirtschaftlichen Alternativen in diesen Gebieten Parias versucht die lokale Bevölkerung seit Generationen verschiedene Wirtschaftsformen zu nutzen, um ihr Überleben zu sichern. Dabei wurde schon viel Natur zerstört. So wurden auch viele Jahre lang Produkte der Meeresschildkröten gegessen und später verkauft, was dazu beigetragen hat, dass viele der Meeresschildkrötenarten heute vom Aussterben bedroht sind. Um nun die lokale Bevölkerung dazu zu bewegen, die Schildkröten zu schützen, statt sie zu nutzen, muss man ihnen eine neue Einkommensalternative zur Verfügung stellen, so dass auch das Überleben der Bevölkerung weiterhin gesichert ist. Als sehr gute Alternative bietet sich hier der Tourismus an, da gerade in peripheren Räumen die Authentizität erhalten geblieben ist und dadurch viele Touristen angezogen werden könnten.
Für die in dieser Diplomarbeit untersuchten Strände Querepare und Puy Puy bieten sich viele Möglichkeiten, ein solches Nachhaltiges Tourismusprojekt zum Schutz der Meeresschildkröten zu etablieren.
Bei der genaueren Betrachtung der beiden Strände, wie sie in 7.4 vorgestellt wird, wird deutlich, dass Puy Puy insgesamt mehr Vorteile aufweist, als Querepare. Es wäre daher sinnvoll an diesem Strand ein Nachhaltiges Tourismusprojekt zum Schutz der Meeresschildkröten zu etablieren.
Raus aus der Nische
Antje Monshausen | Nachhaltiger Tourismus. Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe"
Ökolebensmittel stellen das Paradebeispiel dar, wie ein Nischenprodukt den Weg zummehr
Antje Monshausen | Nachhaltiger Tourismus. Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe"
Ökolebensmittel stellen das Paradebeispiel dar, wie ein Nischenprodukt den Weg zum Otto-Normalverbraucher gefunden hat. Barbara Nusser untersucht in ihrer Abschlussarbeit des Masterstudiengangs Nachhaltiger Tourismus, ob diese Entwicklung auf nachhaltige touristische Angebote zu übertragen ist und wie insbesondere bewusst Konsumierende – d.h. in der Untersuchung Konsumenten von Ökolebensmitteln – für nachhaltiges Reisen angesprochen werden können. Dabei wird unterstellt, dass diese Konsumenten eine Trendsetterfunktion einnehmen und so breitere Bevölkerungsteile für kritisches Reisen sensibilisieren könnten.
Ergebnisse der Untersuchung sind, dass die bewusst Konsumierenden zwar ein theoretisches Interesse an nachhaltigem Tourismus haben, ihnen aber der Zugang zu Informationen zum verantwortungsbewussten Reisen fehlt. Gleichzeitig fehlt den nachhaltigen touristischen Produkten der individuelle Mehrwert, um für den Verbraucher relevant zu werden. Die nachhaltigen Produkte erscheinen nicht spannender, schöner oder interessanter als konventionelle Produkte, sie haben 'nur' einen allgemeinen ökologischen oder sozialen Positiveffekt.
Die vorliegende Veröffentlichung ist ein wichtiges Buch, weil es die Bestimmungsfaktoren, die den Aufschwung des Ökolebensmittelmarktes bedingt haben, nämlich ein verlässliches Zertifizierungssystem, verfügbare Informationen und besonders die Verknüpfung der öko-sozialen Vorteile mit individuellem Mehrwert auf das touristische System überträgt.
Die Studie bietet Touristikern interessante und sehr konkrete Ansatzpunkte für zielgruppenspezifisches Marketing und zeigt einen Weg auf, der mit all seinen Irrungen und Stolpersteinen im Bereich der Ökolebensmittel bereits begangen wurde. Der sehr allgemeine Titel und die methodische und wissenschaftliche Sperrigkeit (die in der Konzeption als akademische Abschlussarbeit begründet ist) wird die touristischen Praktiker unter den Lesern leider eher abschrecken.
Nachhaltiger Tourismus, Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe. Von Barbara Nusser, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-1077-9, 144 Seiten.
(2.249 Anschläge,33 Zeilen, Juni 2008)
Ein letzter Aufruf: 'Und tschüss! Was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht'
Christina Kamp | Leo Hickman, Journalist bei der britischen Tageszeitung 'Guardian', hat sich auf den Weg gemacht, zu einigen der spannendsten 'Hotspots' des globalen Tourismus, auf der Suche nach denmehr
Christina Kamp | Leo Hickman, Journalist bei der britischen Tageszeitung 'Guardian', hat sich auf den Weg gemacht, zu einigen der spannendsten 'Hotspots' des globalen Tourismus, auf der Suche nach den Folgen dessen, 'was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht'. Er hat sie gefunden: unterm Gletschervlies in den Schweizer Alpen, in Dubai, wo die Zukunft des Tourismus bereits begonnen hat, auf den Golfplätzen von Benidorm, in den Gogo-Bars von Patpong und Pattaya und auf einer Kreuzfahrt in der Karibik.
Er hat die Augen aufgehalten, nachgedacht und nachgefragt. Er hat mit Menschen gesprochen, die Tourismus verwalten und gestalten oder sich damit auskennen. Doch ebenso hat er Menschen zu Wort kommen lassen, die zum Spielball mächtiger Wirtschaftsinteressen geworden sind und kaum Möglichkeiten haben, ihre Situation zu verbessern. Andere haben im Tourismus immerhin ein bescheidenes Auskommen finden können. 'Wir sind nur die Menschen, die hier leben. Wenn man sich das als Pyramide vorstellt, bilden wir die unterste Reihe und die wenigen an der Spitze können uns nicht hören', erklärt ihm der mexikanische Tourleiter Manuel.
Auf anschauliche und unterhaltsame Weise berichtet Hickman von seinen Einsichten und Erlebnissen. Im englischen Original heiß sein Buch 'Final Call' und ist ein letzter Aufruf, unsere Ferien mit neuer Erfindungskraft und Fantasie anzugehen und den Tourismus zu einer positiven Kraft werden zu lassen. Doch wie auf den Flughäfen dieser Welt reiht er sich ein in eine Vielzahl letzter Aufrufe, wenngleich eindringlicher und nachdrücklicher als die meisten anderen. Der Titel der deutschen Übersetzung wirkt pessimistischer: 'Und tschüss!'.
Und tschüss! Was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht. Von Leo Hickman. Übersetzt von Marion Hertle, 440 Seiten, ISBN 978-3-86612-162-1, Pendo Verlag, München/Zürich, 2008.
(1.938 Anschläge,27 Zeilen, Juni 2008)
Reisemaus auf Tour
″Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei″
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über “tanzende Bäuche“ machen die Reisemaus neugierig aufmehr
″Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei″
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über “tanzende Bäuche“ machen die Reisemaus neugierig auf fremde Länder und sie macht sich auf den Weg: nach Griechenland und in die Türkei. Da sie vor Ort einheimische Freunde hat, gelingt es ihr, nicht nur interessante Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, sondern auch viel über das Leben der Menschen (bzw. in diesem Fall: Mäuse) in den Gastländern zu erfahren, z.B. bei einer Fahrt mit dem Bus über Land, wo es in einem türkischen Dorf frisches warmes Fladenbrot gibt.
Die Reisemaus lernt – und vermittelt ihren jungen Leserinnen und Lesern – auch ein paar Worte der Landessprache, denn ein typischer Reisemaus-Band enthält jeweils auch einen kurzen Sprachführer. Für die Türkei gibt es einen kleinen Knigge, welcher die Kinder darauf hinweist, dass man z.B. vor dem Betreten einer Moschee die Schuhe auszieht und Arme und Beine bedeckt. In Griechenland wird die Reisemaus in ihrem Erkundungsdrang gebremst und lernt – “sigá, sigá“ – eine neue, dem heißen Klima angepasste Langsamkeit.
Die Reisemaus-Bände gibt es auch zu verschiedenen weiteren Ländern und als Hörspiel-CDs mit Musik.
Die Reisemaus in Griechenland. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-7. 24 Seiten.
Die Reisemaus in der Türkei. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-8. 24 Seiten.
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(1.478 Anschläge, 22 Zeilen, März 2008)
Konfrontation mit dem eigenen Selbst
Birgit Gappa | "Das Selbst und die Fremde - Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen"
Kann man auf Reisen verrückt werden? Oder gar: Kann man vom Reisen verrückt werden? So lautet diemehr
Birgit Gappa | "Das Selbst und die Fremde - Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen"
Kann man auf Reisen verrückt werden? Oder gar: Kann man vom Reisen verrückt werden? So lautet die Eingangsfrage, der Jens Clausen in seinem Buch “Das Selbst und die Fremde“ nachgeht. Eine ungewöhnlich anmutende Fragestellung, wird doch die Zeit des Reisens allgemein als Zeit der Bereicherung, der Entspannung und als Erquickung für Körper, Geist und Seele verstanden und herbeigesehnt.
Doch wie Clausen in seinem Buch belegt, zeigen Erfahrungsberichte und literarische Beschreibungen (z. B. von Goethe, Hölderlin oder Rilke) sowie einige wenige Untersuchungen, dass gerade Menschen auf Auslandsreisen anfällig sind für “Störungen des Selbst“. Sie geraten in den Strudel von Einsamkeit, Verlassenheit, seelischer Irritation, erleben die Schwierigkeiten innerer und äußerer Abgrenzung, werden von Angst- und Panikattacken verunsichert oder durch Depressionen oder Psychosen handlungsunfähig. Bei vielen Menschen sind diese Erlebnisse mit sich selbst auf Reisen der Auslöser für eine lang anhaltende, schwere psychische Erkrankung und auch bei Menschen, die zuvor keineswegs psychisch auffällig waren, können diese oder ähnliche Krisensymptome auftreten.
Das Buch “Das Selbst und die Fremde“ von Jens Clausen beruht auf einer Dissertation am Institut für Rehabilitationspädagogik der Universität Münster und stützt sich auf umfangreiche Recherchen. Auch wenn die übersichtliche Gliederung des Buches und die Titel der einzelnen Kapitel und Beiträge durchaus neugierig machen, ist das Buch keine leichte Kost. Für psychiatrisch interessierte Laien und Fachleute allerdings, ebenso wie für Menschen, die die im Buch beschriebenen Phänomene von sich selbst kennen, ist es mit Sicherheit eine ausgesprochen interessante Lektüre zu einer bislang kaum systematisch untersuchten Fragestellung.
Das Selbst und die Fremde. Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen. Von Jens Clausen. Edition Das Narrenschiff im Psychiatrie-Verlag, Bonn 2007, 340 Seiten, ISBN 978-3-88414-422-0.
(2.091 Anschläge, 29 Zeilen, März 2008)
Der Himalaya in vielen Facetten
Paco Murillo | “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“
Mythen, Märchen, eine atemberaubend schöne Landschaft und die Suche nach dem Ort des ewigen Glücks wecken die Sehnsucht vieler Touristenmehr
Paco Murillo | “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“
Mythen, Märchen, eine atemberaubend schöne Landschaft und die Suche nach dem Ort des ewigen Glücks wecken die Sehnsucht vieler Touristen nach dem Himalaya, einer Region, die gleichzeitig voller Schönheit, aber auch voller Elend ist. Die Realität der unterschiedlichen Völker, die im Himalaya oder in benachbarten Regionen leben, und die direkt oder indirekt mit Tourismus und seinen Auswirkungen zu tun haben, wird in Kurt Lugers Buch “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“ dargestellt. In Reportagen, Erfahrungsberichten und Analysen betrachtet der Autor – überwiegend aus einer persönlichen Perspektive und auf kurzweilige und unterhaltsame Art – die Problematik, die im Spannungsfeld Kultur, Tourismus, Tradition und Entwicklung/ Moderne entsteht.
Als Kenner der Tourismusentwicklung in Österreich zeigt der Autor auch Parallelen zwischen dem Pinzgau in Österreich und dem Gebiet Khumbu in Nepal auf, die sich ähneln: die Überforderung des Landschaftsbildes durch die wahllose Besiedelung von Hochgebirgsgebieten und die Entstehung von Ballungsräumen. Außerdem erläutert er, wie Wohlstand, den der Tourismus beiden Regionen bringt, das Verhalten der Jugend beeinflusst, besonders in Bezug auf fehlende Ausbildungsalternativen außerhalb des Tourismus und die damit verbundene Abwanderung. Am Beispiel des Volks der Sherpas stellt der Autor die Auswirkungen des Tourismus auf die religiösen Traditionen dar. Diese verlieren immer mehr an Bedeutung, da sich der Lebensrhythmus nicht mehr an den Jahreszeiten oder religiösen Festen orientiert, sondern zunehmend am immer schneller werdenden Rhythmus des Tourismus. Allerdings beschreibt das Buch nicht nur die Probleme, sondern stellt auch mögliche Lösungen und die Chancen dar, die das Land durch politische und soziale Veränderungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Bewohner hat.
Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks. Kultur, Tourismus und Entwicklung im Himalaya. Von Kurt Luger. Studienverlag, Innsbruck 2007, 208 Seiten, ISBN 978-3-7065-4381-1.
Paco Murillo kommt aus Ekuador und studiert im Masterstudiengang Nachhaltiger Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde. Im Rahmen eines Projekt-Praktikums bei EED Tourism Watch hat er sich mit der Beteiligung indigener Völker am Tourismus im Andenraum beschäftigt.
(2389 Anschläge, 34 Zeilen, März 2008)
Anpassung oder Flucht
"Paulas Reisen – ein Bilderbuchtraum"
Andere Länder, andere Sitten – das ist die schmerzliche Erfahrung, die die kleine Paula auf ihrer wagemutigen Traumreise macht, auf der ihr Anderssein nirgendwomehr
"Paulas Reisen – ein Bilderbuchtraum"
Andere Länder, andere Sitten – das ist die schmerzliche Erfahrung, die die kleine Paula auf ihrer wagemutigen Traumreise macht, auf der ihr Anderssein nirgendwo toleriert wird. Im karierten Schlafanzug und mit Teddy im Schlepptau träumt sie sich durch fantastische Welten. Doch wohin sie auch kommt – ob ins „bunte Land der Kreise“ oder ins „Land der tausend Ecken“ – überall gelten andere Spielregeln. Überall erkennt man: „Sie ist gar nicht so wie wir!“ und umgehend werden die geltenden Gesetze mit polizeistaatlicher Konsequenz durchgesetzt. Immer wieder wird Paula „erfasst und der Gegend angepasst“. Es bleiben ihr zwei Möglichkeiten: sich das gefallen zu lassen oder zu flüchten. Sie entscheidet sich regelmäßig für die Flucht und landet in der nächsten Welt, z.B. im „Land der roten Töne“, wo man ihr rasch beibringt, dass nichts Grünes dort erlaubt ist. Was nicht heißt, dass nicht Zeichnerin Eva Muggenthaler doch einige getarnte „Grüne“ einschleusen konnte. Mit fantasievollen Detail-Zeichnungen begleitet sie Paula auf ihrer Reise, die Paul Maar schwungvoll und eingängig zusammengereimt hat. Schließlich landet Paula endlich wieder daheim im „Land der weichen Betten“, wo sie endlich bleiben darf, wie sie ist. Für Kinder ab 6 Jahren bieten „Paulas Reisen“ Anregungen und Anstöße zum Nachdenken über Fragen von Toleranz und Anderssein. Dabei liegt alle Sympathie bei Paula, die sich mit „angepasst werden“ nicht anfreunden kann. Die Option der freiwilligen Integration und Anpassung an andere Länder und Sitten bleibt ausgespart. Das Buch bricht eine Lanze für die Individualität.
Paulas Reisen- ein Bilderbuchtraum. Ab 6 Jahre. Von Paul Maar, illustriert von Eva Muggenthaler. Tulipan Verlag, Berlin. 2007, 32 Seiten, ISBN: 978-3-93994-404-1.
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(1.755 Anschläge, 22 Zeilen, Dezember 2007)
Liberalisierung oder Demokratisierung im Tourismus?
Birgit Gappa | The tour less taken...
Als Beitrag zur Demokratisierung der internationalen Debatte um Handelsabkommen und Tourismus hat Equations, eine indische Partnerorganisation von EED Tourismmehr
Birgit Gappa | The tour less taken...
Als Beitrag zur Demokratisierung der internationalen Debatte um Handelsabkommen und Tourismus hat Equations, eine indische Partnerorganisation von EED Tourism Watch mit Sitz in Bangalore, einen Sammelband mit 25 Beiträgen zum Thema Liberalisierung im Tourismus herausgegeben. Seit 2005 brachte Equations in drei internationalen Tagungen Vertreter aus dem Süden und Norden, aus Wissenschaft, Forschung, Politik, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um die Auswirkungen von Deregulierung und Liberalisierung im Tourismus zu diskutieren. Das Buch „The tour less taken... debates on tourism, trade and globalisation“ gibt auf insgesamt 146 Seiten die Standpunkte, Einschätzungen und Erfahrungen von Tagungsteilnehmern aus unterschiedlichen Blickwinkeln wider und enthält im letzten Teil auch konkrete Fallbeispiele aus Asien. Die Beiträge zeigen, wie die wirtschaftliche Liberalisierung Bemühungen untergraben kann, nachhaltige Tourismuskonzepte zu verwirklichen, die der Bevölkerung in den Zielgebieten Mitsprache und wirtschaftlichen Nutzen ermöglichen.
The tour less taken... debates on tourism, trade and globalisation. Hg. Equations (Equitable Tourism Options), Bangalore, Indien, 2007, 146 Seiten.
Bezug: Tourism Watch, Evangelischer Entwicklungsdienst, Ulrich-von-Hassell-Str. 76, 53123 Bonn, Tel. 02 28 / 81 01 – 23 03, www.eed.de, tourism-watch@eed.de.
(1.369 Anschläge, 18 Zeilen, Dezember 2007)
Umwelt im Rundumschlag
"Tourismus und Ökologie"
Die Klimawirkungen des Tourismus stehen angesichts der derzeitigen heißen Debatten um die zunehmende Erderwärmung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch sie werden in dem neuenmehr
"Tourismus und Ökologie"
Die Klimawirkungen des Tourismus stehen angesichts der derzeitigen heißen Debatten um die zunehmende Erderwärmung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch sie werden in dem neuen Buch „Tourismus und Ökologie“ nicht ausgespart, doch Autor Hansruedi Müller, Leiter des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus (FIF) in Bern, lenkt den Blick auf das breite Spektrum an „Krisenherden“ in den Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt, und die Wechselwirkungen zwischen Tourismus und Umwelt.
Der Energieverbrauch im Tourismus und die Abfallproblematik werden als „ökologische Schlüsselfaktoren“ bearbeitet. Schließlich werden Handlungsfelder abgesteckt, zum Beispiel für Tourismusunternehmen, die mit den verschiedenen vorgestellten Umweltmanagementsystemen gute Ansatzmöglichkeiten haben, eine ökologische Betriebsführung in die Praxis umzusetzen. Das Kapitel „Politik“ trägt dem Querschnittscharakter von Umwelt- wie auch Tourismuspolitik Rechnung und umfasst Bereiche wie die Raumplanung, Verkehrs- und Energiepolitik, aber auch Instrumente wie die Umweltverträglichkeitsprüfung mit ihren Vor- und Nachteilen.
Das Kapitel „Grundsätze einer zukunftsfähigen Tourismus-Entwicklung“ erscheint etwas lückenhaft. Das Arbeitsprogramm der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung (CSD) von 1999, eines der wichtigsten Dokumente im Rio-Folgeprozess, wurde ganz ausgespart, lediglich der Auftrag an die CSD aus dem Jahr 1997 ist dokumentiert. Der „Global Code of Ethics“ der UNWTO wird ausführlich dargestellt, während die für ein Buch zum Thema Ökologie deutlich wichtigeren Informationen zum Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) fehlen.
Tourismus und Ökologie, Wechselwirkungen und Handlungsfelder. Von Hansruedi Müller, 3. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58336-6, 245 Seiten
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(1.798 Anschläge, 24 Zeilen, Dezember 2007)
Volunteer Tourism. Instrument einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in Südafrika?
Diplomarbeit von Nikola Schiekel (Juli 2008)
Volunteer-Tourismus wurde in den vergangenen Jahren international immer häufiger vor allem von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Rentnern als Art desmehr
Diplomarbeit von Nikola Schiekel (Juli 2008)
Volunteer-Tourismus wurde in den vergangenen Jahren international immer häufiger vor allem von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Rentnern als Art des Verreisens genutzt. Aufgrund der verschiedenen Motivationen, entwickelten sich Programme mit den unterschiedlichsten Zielen: Entwicklungshilfe, Absetzung vom Massentourismus, Begegnung und Austausch auf internationaler Ebene, Urlaub und Freizeit oder lediglich die Hilfe durch zusätzliche kostenlose Arbeitskräfte.
Es existiert auch für den deutschen Markt ein hohes Potential, für den das Segment Volunteer-Tourismus noch neues Terrain bedeutet. Dabei droht jedoch die Gefahr, dass er lediglich zu einem neuen Nischensegment wird und der ursprüngliche entwicklungspolitische Charakter gänzlich in den Hintergrund rückt. Um dies zu verhindern, ist besonders das Verantwortungsbewusstsein der deutschen Reisebranche gefragt. Gleiches gilt auch für die Entsendeorganisation. Es ist von besonderer Bedeutung, dass eine enge Kooperation und ein ständiger Austausch zwischen ihnen und den Beteiligten in der Destination gewährleistet sind und dass eine angemessene Vorbereitung eines Projektes und die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung stattfinden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die lokale Bevölkerung partizipiert und der Volunteer-Tourist in ein passendes Projekt geschickt wird.
Vorbereitungsworkshops stellen ein adäquates Mittel für eine intensive Vorbereitung der Touristen und der communities dar, wobei manche Projekte eine intensivere Vorbereitung der Teilnehmer erfordern als andere. Je nach Art des Projektes ist es unabdingbar im Vorfeld ein Screening der Teilnehmer durchzuführen.
Die Ergebnisse der Erhebung im Rahmen dieser Arbeit lassen darauf schließen, dass der Volunteer-Tourismus als ein interessantes Modell für das entwicklungsbezogene Lernen zu betrachten ist. Aufgrund der Tatsache, dass Volunteer-Tourismus-Projekte meist unmittelbar in soziale oder ökologische Projekte eingebunden sind, wird ihm eine aktive Beitragsleistung zum Erhalt der Umwelt und zur Verbesserung der Situation der einheimischen Bevölkerung zugesprochen. Demnach passen die Programme sehr gut in das Sortiment alternativer, nachhaltiger Reiseveranstalter und Entwicklungsorganisationen. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurde den Auswirkungen von Volunteer-Tourismus nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Studien befassen sich bislang mit der Entwicklung des Volunteer-Tourismus innerhalb der Tourismusindustrie und deren zukünftigen Potentialen und Chancen oder mit den Motivationen der Volunteer-Touristen. Ein Anliegen dieser Arbeit ist es, herauszustellen, in welchem Maße die lokale Bevölkerung von dem Volunteer-Tourismus profitiert.
In mehreren Fällen von Volunteer-Projekten ist es sicherlich problematisch, das Konzept als ein Geschäftsmodell zu etablieren. Volunteer-Tourismus ist vor allem auch ein Bildungskonzept, dessen Programme sehr sorgfältig vorbereitet, begleitet und ausgearbeitet werden sollten. Diesen Anforderungen mit den Einnahmen einer Reise gerecht zu werden, ist nahezu unmöglich. Hier ist unter anderem die Entwicklungsarbeit gefragt. Veranstalter, die Volunteer-Tourismus aus gewerblichen Gründen anbieten, werden möglichst wenige Mittel in die Umgebung investieren wollen. Doch genau dieses Ziel gilt es zu verfolgen. Sobald der Veranstalter Geld an sozialen Projekten zur Beseitigung der Armut in Entwicklungsländern verdient, stellt sich die Frage, ob das Konzept nicht auf lange Sicht diskreditiert wäre.
Ein Konzept, wie das des Volunteer-Tourismus, hat nur Zukunft, so lange vor allem die lokale Bevölkerung davon profitiert. Die communities in Südafrika sind eine der touristischen Hauptattraktionen. Doch trotz der für Entwicklungsländer vorbildlichen Richtlinien zur Tourismusentwicklung der südafrikanischen Regierung, existiert ein dringender Handlungsbedarf bei der praktischen Umsetzung. Noch immer profitiert besonders die „weiße" Minderheit vom Tourismus.
Sustainable destination management - a promising field of activity in development cooperation?
Masterarbeit von Judith Kloiber (Juli 2008)
Since the 1990s international development cooperation has admitted sustainable tourism development in its portfolio - primarily though as a tool to achievemehr
Masterarbeit von Judith Kloiber (Juli 2008)
Since the 1990s international development cooperation has admitted sustainable tourism development in its portfolio - primarily though as a tool to achieve larger goals such as poverty reduction, economic development or natural resource conservation. Initially these activities were mainly focused on niche markets like community or nature based tourism. As the spectrum of activities broadened in recent years, linkages with destination management emerged, challenging development organisations into this new sphere of activity.
Traditional western destinations with high tourism intensity operate in a highly competitive context. Academic teaching in the field of destination management is therefore focusing on strategic management approaches including planning, lobbying, marketing and supply developing functions to ensure long term success on a global market.
The background of destinations supported by development cooperation, however, may differ enormously depending on a target area's stage of development, its historical or political context as well as its socio-cultural, ecological and economic environments. In this regard, the priorities and challenges faced by these destinations may vary considerably from mainstream academic teaching. The goal of the presented master paper is therefore to contribute to actual discussions of destination management as a field of activity of development cooperation. In this effect, the author is analysing what kind of activities and organisational structures related to destination management are supported by international development cooperation and sheds light on the projects' approaches and objectives. The thesis further outlines the opportunities and constraints in supporting sustainable destination management in a developing / transition context. Finally it tries to answer the global question: Is sustainable destination management a promising field of activity in development cooperation?
In the frame of the presented thesis the Kyrgyz Issyk Kul region has been chosen as sample case for the empirical study. As such, it exemplifies destination management in a post socialist context. In the Issyk Kul region the strong state involvement in all aspects of tourism during Soviet time was on the one hand a driving force of the development of the tourism industry, yet on the other hand the Soviet approach of tourism management lead to a couple of restrictions: Compared with western standards the service mentality and client orientation of personnel has been low. Because tourism planning and decisions were made in a top-down approach the empowerment of locals to participate in decision making remained marginal. Again, compared with tourism development in western context the ability to adapt to changing fashions, to introduce innovations and market response has not been assisted.
During the past decade, however, the development of tourism in Issyk Kul has experienced a re-launch, particularly in terms of recreation and leisure, a development which has been prioritized by the Kyrgyz Government and the State Agency of Tourism, thus on highest level. The latter fact, but also the rethinking among international players of tourism as a component of sustainable development was a cause for several activities of international cooperation in this field. These interventions had in principle two directions: Some were successfully supporting structures and operations for newly emerging specialized tourism segments while others were assisting the government and its state institutions in strategic planning for the destination as a whole.
The experience of the past ten years shows that in view of the historical/political context public partners were lacking comprehension and commitment for a joined effort in global destination management and funding. Too often, efforts to strengthen cooperation between the public and private sectors were failing after the phase out of international donor agencies. Yet in certain geographical or sectoral niches, destination management achieved viable results.
As a result of the thesis the author is concluding that supporting sustainable destination management has in principle a good potential in development cooperation to achieve various development goals; but the complexity of the theme may push multi-sectoral development organizations to their limits of know-how. Independently from the historical and political context of the destination, willingness to cooperate and joint understanding among public and private partners of what a destination management organization is, is prerequisite. Financial integration of governmental funds is required to ensure sustainability of destination management and its related cooperative tourism organization after the phase out of the donor agency. In many cases a comprehensive approach also can conflict with the relatively short cycles of multi or bilateral funding that often impede the planning of a viable long term strategy. Many actors have reacted to this dilemma by picking out singular activities or niches, where they can reach tangible results. In many cases the latter, potentially is the better solution while it still contributes to important development goals such as poverty reduction and natural resource protection.
Raus aus der Nische
Antje Monshausen | Nachhaltiger Tourismus. Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe"
Ökolebensmittel stellen das Paradebeispiel dar, wie ein Nischenprodukt den Weg zummehr
Antje Monshausen | Nachhaltiger Tourismus. Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe"
Ökolebensmittel stellen das Paradebeispiel dar, wie ein Nischenprodukt den Weg zum Otto-Normalverbraucher gefunden hat. Barbara Nusser untersucht in ihrer Abschlussarbeit des Masterstudiengangs Nachhaltiger Tourismus, ob diese Entwicklung auf nachhaltige touristische Angebote zu übertragen ist und wie insbesondere bewusst Konsumierende – d.h. in der Untersuchung Konsumenten von Ökolebensmitteln – für nachhaltiges Reisen angesprochen werden können. Dabei wird unterstellt, dass diese Konsumenten eine Trendsetterfunktion einnehmen und so breitere Bevölkerungsteile für kritisches Reisen sensibilisieren könnten.
Ergebnisse der Untersuchung sind, dass die bewusst Konsumierenden zwar ein theoretisches Interesse an nachhaltigem Tourismus haben, ihnen aber der Zugang zu Informationen zum verantwortungsbewussten Reisen fehlt. Gleichzeitig fehlt den nachhaltigen touristischen Produkten der individuelle Mehrwert, um für den Verbraucher relevant zu werden. Die nachhaltigen Produkte erscheinen nicht spannender, schöner oder interessanter als konventionelle Produkte, sie haben 'nur' einen allgemeinen ökologischen oder sozialen Positiveffekt.
Die vorliegende Veröffentlichung ist ein wichtiges Buch, weil es die Bestimmungsfaktoren, die den Aufschwung des Ökolebensmittelmarktes bedingt haben, nämlich ein verlässliches Zertifizierungssystem, verfügbare Informationen und besonders die Verknüpfung der öko-sozialen Vorteile mit individuellem Mehrwert auf das touristische System überträgt.
Die Studie bietet Touristikern interessante und sehr konkrete Ansatzpunkte für zielgruppenspezifisches Marketing und zeigt einen Weg auf, der mit all seinen Irrungen und Stolpersteinen im Bereich der Ökolebensmittel bereits begangen wurde. Der sehr allgemeine Titel und die methodische und wissenschaftliche Sperrigkeit (die in der Konzeption als akademische Abschlussarbeit begründet ist) wird die touristischen Praktiker unter den Lesern leider eher abschrecken.
Nachhaltiger Tourismus, Bewusst Konsumierende als vielversprechende Zielgruppe. Von Barbara Nusser, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-1077-9, 144 Seiten.
(2.249 Anschläge,33 Zeilen, Juni 2008)
Ein letzter Aufruf: 'Und tschüss! Was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht'
Christina Kamp | Leo Hickman, Journalist bei der britischen Tageszeitung 'Guardian', hat sich auf den Weg gemacht, zu einigen der spannendsten 'Hotspots' des globalen Tourismus, auf der Suche nach denmehr
Christina Kamp | Leo Hickman, Journalist bei der britischen Tageszeitung 'Guardian', hat sich auf den Weg gemacht, zu einigen der spannendsten 'Hotspots' des globalen Tourismus, auf der Suche nach den Folgen dessen, 'was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht'. Er hat sie gefunden: unterm Gletschervlies in den Schweizer Alpen, in Dubai, wo die Zukunft des Tourismus bereits begonnen hat, auf den Golfplätzen von Benidorm, in den Gogo-Bars von Patpong und Pattaya und auf einer Kreuzfahrt in der Karibik.
Er hat die Augen aufgehalten, nachgedacht und nachgefragt. Er hat mit Menschen gesprochen, die Tourismus verwalten und gestalten oder sich damit auskennen. Doch ebenso hat er Menschen zu Wort kommen lassen, die zum Spielball mächtiger Wirtschaftsinteressen geworden sind und kaum Möglichkeiten haben, ihre Situation zu verbessern. Andere haben im Tourismus immerhin ein bescheidenes Auskommen finden können. 'Wir sind nur die Menschen, die hier leben. Wenn man sich das als Pyramide vorstellt, bilden wir die unterste Reihe und die wenigen an der Spitze können uns nicht hören', erklärt ihm der mexikanische Tourleiter Manuel.
Auf anschauliche und unterhaltsame Weise berichtet Hickman von seinen Einsichten und Erlebnissen. Im englischen Original heiß sein Buch 'Final Call' und ist ein letzter Aufruf, unsere Ferien mit neuer Erfindungskraft und Fantasie anzugehen und den Tourismus zu einer positiven Kraft werden zu lassen. Doch wie auf den Flughäfen dieser Welt reiht er sich ein in eine Vielzahl letzter Aufrufe, wenngleich eindringlicher und nachdrücklicher als die meisten anderen. Der Titel der deutschen Übersetzung wirkt pessimistischer: 'Und tschüss!'.
Und tschüss! Was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht. Von Leo Hickman. Übersetzt von Marion Hertle, 440 Seiten, ISBN 978-3-86612-162-1, Pendo Verlag, München/Zürich, 2008.
(1.938 Anschläge,27 Zeilen, Juni 2008)
Reisemaus auf Tour
″Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei″
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über “tanzende Bäuche“ machen die Reisemaus neugierig aufmehr
″Die Reisemaus in Griechenland" / "Die Reisemaus in der Türkei″
Ein Picknick mit Oliven auf der heimischen Wiese oder ein Zeitungsbericht über “tanzende Bäuche“ machen die Reisemaus neugierig auf fremde Länder und sie macht sich auf den Weg: nach Griechenland und in die Türkei. Da sie vor Ort einheimische Freunde hat, gelingt es ihr, nicht nur interessante Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, sondern auch viel über das Leben der Menschen (bzw. in diesem Fall: Mäuse) in den Gastländern zu erfahren, z.B. bei einer Fahrt mit dem Bus über Land, wo es in einem türkischen Dorf frisches warmes Fladenbrot gibt.
Die Reisemaus lernt – und vermittelt ihren jungen Leserinnen und Lesern – auch ein paar Worte der Landessprache, denn ein typischer Reisemaus-Band enthält jeweils auch einen kurzen Sprachführer. Für die Türkei gibt es einen kleinen Knigge, welcher die Kinder darauf hinweist, dass man z.B. vor dem Betreten einer Moschee die Schuhe auszieht und Arme und Beine bedeckt. In Griechenland wird die Reisemaus in ihrem Erkundungsdrang gebremst und lernt – “sigá, sigá“ – eine neue, dem heißen Klima angepasste Langsamkeit.
Die Reisemaus-Bände gibt es auch zu verschiedenen weiteren Ländern und als Hörspiel-CDs mit Musik.
Die Reisemaus in Griechenland. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-7. 24 Seiten.
Die Reisemaus in der Türkei. Von Angela Lenz. Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien. 2003, ISBN: 3-522-43427-8. 24 Seiten.
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(1.478 Anschläge, 22 Zeilen, März 2008)
Konfrontation mit dem eigenen Selbst
Birgit Gappa | "Das Selbst und die Fremde - Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen"
Kann man auf Reisen verrückt werden? Oder gar: Kann man vom Reisen verrückt werden? So lautet diemehr
Birgit Gappa | "Das Selbst und die Fremde - Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen"
Kann man auf Reisen verrückt werden? Oder gar: Kann man vom Reisen verrückt werden? So lautet die Eingangsfrage, der Jens Clausen in seinem Buch “Das Selbst und die Fremde“ nachgeht. Eine ungewöhnlich anmutende Fragestellung, wird doch die Zeit des Reisens allgemein als Zeit der Bereicherung, der Entspannung und als Erquickung für Körper, Geist und Seele verstanden und herbeigesehnt.
Doch wie Clausen in seinem Buch belegt, zeigen Erfahrungsberichte und literarische Beschreibungen (z. B. von Goethe, Hölderlin oder Rilke) sowie einige wenige Untersuchungen, dass gerade Menschen auf Auslandsreisen anfällig sind für “Störungen des Selbst“. Sie geraten in den Strudel von Einsamkeit, Verlassenheit, seelischer Irritation, erleben die Schwierigkeiten innerer und äußerer Abgrenzung, werden von Angst- und Panikattacken verunsichert oder durch Depressionen oder Psychosen handlungsunfähig. Bei vielen Menschen sind diese Erlebnisse mit sich selbst auf Reisen der Auslöser für eine lang anhaltende, schwere psychische Erkrankung und auch bei Menschen, die zuvor keineswegs psychisch auffällig waren, können diese oder ähnliche Krisensymptome auftreten.
Das Buch “Das Selbst und die Fremde“ von Jens Clausen beruht auf einer Dissertation am Institut für Rehabilitationspädagogik der Universität Münster und stützt sich auf umfangreiche Recherchen. Auch wenn die übersichtliche Gliederung des Buches und die Titel der einzelnen Kapitel und Beiträge durchaus neugierig machen, ist das Buch keine leichte Kost. Für psychiatrisch interessierte Laien und Fachleute allerdings, ebenso wie für Menschen, die die im Buch beschriebenen Phänomene von sich selbst kennen, ist es mit Sicherheit eine ausgesprochen interessante Lektüre zu einer bislang kaum systematisch untersuchten Fragestellung.
Das Selbst und die Fremde. Über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen. Von Jens Clausen. Edition Das Narrenschiff im Psychiatrie-Verlag, Bonn 2007, 340 Seiten, ISBN 978-3-88414-422-0.
(2.091 Anschläge, 29 Zeilen, März 2008)
Der Himalaya in vielen Facetten
Paco Murillo | “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“
Mythen, Märchen, eine atemberaubend schöne Landschaft und die Suche nach dem Ort des ewigen Glücks wecken die Sehnsucht vieler Touristenmehr
Paco Murillo | “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“
Mythen, Märchen, eine atemberaubend schöne Landschaft und die Suche nach dem Ort des ewigen Glücks wecken die Sehnsucht vieler Touristen nach dem Himalaya, einer Region, die gleichzeitig voller Schönheit, aber auch voller Elend ist. Die Realität der unterschiedlichen Völker, die im Himalaya oder in benachbarten Regionen leben, und die direkt oder indirekt mit Tourismus und seinen Auswirkungen zu tun haben, wird in Kurt Lugers Buch “Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks“ dargestellt. In Reportagen, Erfahrungsberichten und Analysen betrachtet der Autor – überwiegend aus einer persönlichen Perspektive und auf kurzweilige und unterhaltsame Art – die Problematik, die im Spannungsfeld Kultur, Tourismus, Tradition und Entwicklung/ Moderne entsteht.
Als Kenner der Tourismusentwicklung in Österreich zeigt der Autor auch Parallelen zwischen dem Pinzgau in Österreich und dem Gebiet Khumbu in Nepal auf, die sich ähneln: die Überforderung des Landschaftsbildes durch die wahllose Besiedelung von Hochgebirgsgebieten und die Entstehung von Ballungsräumen. Außerdem erläutert er, wie Wohlstand, den der Tourismus beiden Regionen bringt, das Verhalten der Jugend beeinflusst, besonders in Bezug auf fehlende Ausbildungsalternativen außerhalb des Tourismus und die damit verbundene Abwanderung. Am Beispiel des Volks der Sherpas stellt der Autor die Auswirkungen des Tourismus auf die religiösen Traditionen dar. Diese verlieren immer mehr an Bedeutung, da sich der Lebensrhythmus nicht mehr an den Jahreszeiten oder religiösen Festen orientiert, sondern zunehmend am immer schneller werdenden Rhythmus des Tourismus. Allerdings beschreibt das Buch nicht nur die Probleme, sondern stellt auch mögliche Lösungen und die Chancen dar, die das Land durch politische und soziale Veränderungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Bewohner hat.
Auf der Suche nach dem Ort des ewigen Glücks. Kultur, Tourismus und Entwicklung im Himalaya. Von Kurt Luger. Studienverlag, Innsbruck 2007, 208 Seiten, ISBN 978-3-7065-4381-1.
Paco Murillo kommt aus Ekuador und studiert im Masterstudiengang Nachhaltiger Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde. Im Rahmen eines Projekt-Praktikums bei EED Tourism Watch hat er sich mit der Beteiligung indigener Völker am Tourismus im Andenraum beschäftigt.
(2389 Anschläge, 34 Zeilen, März 2008)
Anpassung oder Flucht
"Paulas Reisen – ein Bilderbuchtraum"
Andere Länder, andere Sitten – das ist die schmerzliche Erfahrung, die die kleine Paula auf ihrer wagemutigen Traumreise macht, auf der ihr Anderssein nirgendwomehr
"Paulas Reisen – ein Bilderbuchtraum"
Andere Länder, andere Sitten – das ist die schmerzliche Erfahrung, die die kleine Paula auf ihrer wagemutigen Traumreise macht, auf der ihr Anderssein nirgendwo toleriert wird. Im karierten Schlafanzug und mit Teddy im Schlepptau träumt sie sich durch fantastische Welten. Doch wohin sie auch kommt – ob ins „bunte Land der Kreise“ oder ins „Land der tausend Ecken“ – überall gelten andere Spielregeln. Überall erkennt man: „Sie ist gar nicht so wie wir!“ und umgehend werden die geltenden Gesetze mit polizeistaatlicher Konsequenz durchgesetzt. Immer wieder wird Paula „erfasst und der Gegend angepasst“. Es bleiben ihr zwei Möglichkeiten: sich das gefallen zu lassen oder zu flüchten. Sie entscheidet sich regelmäßig für die Flucht und landet in der nächsten Welt, z.B. im „Land der roten Töne“, wo man ihr rasch beibringt, dass nichts Grünes dort erlaubt ist. Was nicht heißt, dass nicht Zeichnerin Eva Muggenthaler doch einige getarnte „Grüne“ einschleusen konnte. Mit fantasievollen Detail-Zeichnungen begleitet sie Paula auf ihrer Reise, die Paul Maar schwungvoll und eingängig zusammengereimt hat. Schließlich landet Paula endlich wieder daheim im „Land der weichen Betten“, wo sie endlich bleiben darf, wie sie ist. Für Kinder ab 6 Jahren bieten „Paulas Reisen“ Anregungen und Anstöße zum Nachdenken über Fragen von Toleranz und Anderssein. Dabei liegt alle Sympathie bei Paula, die sich mit „angepasst werden“ nicht anfreunden kann. Die Option der freiwilligen Integration und Anpassung an andere Länder und Sitten bleibt ausgespart. Das Buch bricht eine Lanze für die Individualität.
Paulas Reisen- ein Bilderbuchtraum. Ab 6 Jahre. Von Paul Maar, illustriert von Eva Muggenthaler. Tulipan Verlag, Berlin. 2007, 32 Seiten, ISBN: 978-3-93994-404-1.
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(1.755 Anschläge, 22 Zeilen, Dezember 2007)
Liberalisierung oder Demokratisierung im Tourismus?
Birgit Gappa | The tour less taken...
Als Beitrag zur Demokratisierung der internationalen Debatte um Handelsabkommen und Tourismus hat Equations, eine indische Partnerorganisation von EED Tourismmehr
Birgit Gappa | The tour less taken...
Als Beitrag zur Demokratisierung der internationalen Debatte um Handelsabkommen und Tourismus hat Equations, eine indische Partnerorganisation von EED Tourism Watch mit Sitz in Bangalore, einen Sammelband mit 25 Beiträgen zum Thema Liberalisierung im Tourismus herausgegeben. Seit 2005 brachte Equations in drei internationalen Tagungen Vertreter aus dem Süden und Norden, aus Wissenschaft, Forschung, Politik, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um die Auswirkungen von Deregulierung und Liberalisierung im Tourismus zu diskutieren. Das Buch „The tour less taken... debates on tourism, trade and globalisation“ gibt auf insgesamt 146 Seiten die Standpunkte, Einschätzungen und Erfahrungen von Tagungsteilnehmern aus unterschiedlichen Blickwinkeln wider und enthält im letzten Teil auch konkrete Fallbeispiele aus Asien. Die Beiträge zeigen, wie die wirtschaftliche Liberalisierung Bemühungen untergraben kann, nachhaltige Tourismuskonzepte zu verwirklichen, die der Bevölkerung in den Zielgebieten Mitsprache und wirtschaftlichen Nutzen ermöglichen.
The tour less taken... debates on tourism, trade and globalisation. Hg. Equations (Equitable Tourism Options), Bangalore, Indien, 2007, 146 Seiten.
Bezug: Tourism Watch, Evangelischer Entwicklungsdienst, Ulrich-von-Hassell-Str. 76, 53123 Bonn, Tel. 02 28 / 81 01 – 23 03, www.eed.de, tourism-watch@eed.de.
(1.369 Anschläge, 18 Zeilen, Dezember 2007)
Umwelt im Rundumschlag
"Tourismus und Ökologie"
Die Klimawirkungen des Tourismus stehen angesichts der derzeitigen heißen Debatten um die zunehmende Erderwärmung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch sie werden in dem neuenmehr
"Tourismus und Ökologie"
Die Klimawirkungen des Tourismus stehen angesichts der derzeitigen heißen Debatten um die zunehmende Erderwärmung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch sie werden in dem neuen Buch „Tourismus und Ökologie“ nicht ausgespart, doch Autor Hansruedi Müller, Leiter des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus (FIF) in Bern, lenkt den Blick auf das breite Spektrum an „Krisenherden“ in den Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt, und die Wechselwirkungen zwischen Tourismus und Umwelt.
Der Energieverbrauch im Tourismus und die Abfallproblematik werden als „ökologische Schlüsselfaktoren“ bearbeitet. Schließlich werden Handlungsfelder abgesteckt, zum Beispiel für Tourismusunternehmen, die mit den verschiedenen vorgestellten Umweltmanagementsystemen gute Ansatzmöglichkeiten haben, eine ökologische Betriebsführung in die Praxis umzusetzen. Das Kapitel „Politik“ trägt dem Querschnittscharakter von Umwelt- wie auch Tourismuspolitik Rechnung und umfasst Bereiche wie die Raumplanung, Verkehrs- und Energiepolitik, aber auch Instrumente wie die Umweltverträglichkeitsprüfung mit ihren Vor- und Nachteilen.
Das Kapitel „Grundsätze einer zukunftsfähigen Tourismus-Entwicklung“ erscheint etwas lückenhaft. Das Arbeitsprogramm der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung (CSD) von 1999, eines der wichtigsten Dokumente im Rio-Folgeprozess, wurde ganz ausgespart, lediglich der Auftrag an die CSD aus dem Jahr 1997 ist dokumentiert. Der „Global Code of Ethics“ der UNWTO wird ausführlich dargestellt, während die für ein Buch zum Thema Ökologie deutlich wichtigeren Informationen zum Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) fehlen.
Tourismus und Ökologie, Wechselwirkungen und Handlungsfelder. Von Hansruedi Müller, 3. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58336-6, 245 Seiten
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(1.798 Anschläge, 24 Zeilen, Dezember 2007)
Kinderferienbücher
"Conni am Strand" und "Am Meer"
Wenn Kinder reisen, dann gehört – ebenso wie bei den Großen – Reiseliteratur mit ins Gepäck. Urlaubsgeschichten für die Jüngsten knüpfen an beliebte Feriengebiete undmehr
"Conni am Strand" und "Am Meer"
Wenn Kinder reisen, dann gehört – ebenso wie bei den Großen – Reiseliteratur mit ins Gepäck. Urlaubsgeschichten für die Jüngsten knüpfen an beliebte Feriengebiete und deren naturräumliche Gegebenheiten und Attraktionen an. Wie unterschiedlich sie dies tun, zeigen zwei Kinderbücher aus dem Carlsen-Verlag.
"Wenn es hier Krokodile gibt, packe ich sofort meine Sachen und fahre nach Hause!" jammert eine Frau im Lesemaus-Buch "Conni am Strand" – und trägt damit kaum dazu bei, dass sich Conni (oder die junge Leserin), mit den Gegebenheiten ihrer Urlaubsregion auseinandersetzt und diese akzeptiert. Natürlich können sich schon die Kleinsten denken, dass es hier keine echten Krokodile gibt, denn von Anfang an dreht sich alles um das mitgebrachte Plastikkrokodil Fridolin. Was Conni am Meer findet – Federn, Treibholz und Muscheln – spielt dagegen nur eine unbedeutende Nebenrolle.
Im Emil-Mal- und Mitmachbuch "Am Meer" steht die Tierwelt der Nordseeküste im Vordergrund. Nach dem Motto "Je mehr man über das Meer weiß, desto mehr gibt es zu entdecken" sind junge "Forscher" zwischen 5 und 7 Jahren eingeladen, sich kreativ damit auseinanderzusetzen. Naturschutzgedanken werden eingeführt und es wird gezeigt, wie Kinder dazu beitragen können, die Natur im Feriengebiet zu schützen.
Conni am Strand. Ein Lesemaus-Buch. Ab 3 Jahren. Von Wolfram Hänel, neu erzählt von Anna Döring, mit Bildern von Eva Wenzel-Bürger. Carlsen Verlag, 2004. ISBN 978-3-551-08814-7.
Am Meer. Ein Mal- und Mitmachbuch für Kinder von 5 bis 7 Jahren. Von Nele Banser, illustriert von Anne Möller. Carlsen Verlag, Hamburg, 2007. ISBN 978-3-551-21506-2.
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(1654 Zeichen, 22 Zeilen, September 2007)
Schroeder in fünfter Neuauflage
Das Tourismus-Lexikon
Alle paar Jahre wird es neu aufgelegt und weiter verbessert – das "Schroeder-Tourismuslexikon", das sich inzwischen zu einem Standardnachschlagewerk in der Touristik entwickeltmehr
Das Tourismus-Lexikon
Alle paar Jahre wird es neu aufgelegt und weiter verbessert – das "Schroeder-Tourismuslexikon", das sich inzwischen zu einem Standardnachschlagewerk in der Touristik entwickelt hat. Die kürzlich erschienene 5. Neuauflage umfasst mittlerweile 5000 Begriffe. Nachdem unsere Kritik an der 4. Auflage (s. TW 29, Dezember 2002) beim Autor Günter Schroeder angekommen ist und konstruktiv angenommen wurde, konnten nun – zum Teil mit unserer Hilfe – einige der Einträge rund um die Problematik des Tourismus und die tourismuskritischen Organisationen deutlich verbessert werden. In eigener Sache freuen wir uns, dass TOURISM WATCH jetzt korrekt erfasst ist. Schade nur, dass das alte "Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung (ZEB)", aus dem TOURISM WATCH hervorgegangen ist, immer noch in der alten Form drinsteht. Hier wäre ein Abgleich mit dem TOURISM WATCH-Eintrag sinnvoll gewesen.
Zielgruppe des Lexikons ist, wie Günter Schroeder betont, die Tourismuswirtschaft. Auch die hat aber sicher mehr davon, wenn sie im Tourismus-Lexikon zum Beispiel nicht nur fast alles über Sicherheitsgurte erfährt, sondern auch etwas über Sickerraten. Denn die sind von nicht unwesentlicher Bedeutung, wenn Entwicklungsländer vom Tourismus wirklich profitieren sollen. Tourismusunternehmen haben ganz konkreten Einfluss darauf, wie viel Geld in einem armen Land verbleibt. Entsprechend wäre für die 6. Neuauflage des Lexikons eine tiefer gehende Sichtung der tourismuskritischen Literatur und auch der wissenschaftlichen Literatur zum Tourismus hilfreich, nicht nur aus dem Tourismusmanagement, sondern auch aus der Volkswirtschaftslehre, der Geographie, der Soziologie oder auch der Ethnologie. Dadurch könnten weitere Begriffe aufgenommen werden, die die Handlungsmöglichkeiten der Touristiker für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus verbessern helfen.
Das Tourismus-Lexikon. Von Günter Schroeder, Verlag TourCon Hannelore Niedecken, Hamburg, 5., überarbeitete Auflage, 2007, 352 Seiten, ISBN 978-3980858557.
(2040 Zeichen, 27 Zeilen, September 2007)
"Schmelzendes Eis" ein heißes Thema?
"Tourism in the Polar Regions"
Tourismus ist auch in den Polargebieten, vor allem in der Arktis, zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Aus Sicht der indigenen Bevölkerung arktischer Regionenmehr
"Tourism in the Polar Regions"
Tourismus ist auch in den Polargebieten, vor allem in der Arktis, zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Aus Sicht der indigenen Bevölkerung arktischer Regionen kann er eine nachhaltigere Entwicklung befördern, als die dürftige Subsistenzwirtschaft oder die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Doch mit dem Tourismus nimmt auch der Druck auf Land und Wasser zu, es kann zu Beeinträchtigungen der einzigartigen Tierwelt kommen und die Infrastruktur, wie z.B. Transportmöglichkeiten, wird zusätzlich beansprucht.
Anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni 2007 hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) eine Veröffentlichung herausgebracht, in der es speziell um die Auswirkungen des Tourismus in der Arktis und Antarktis geht, und um die Nachhaltigkeitsherausforderungen in diesen ökologisch sensiblen Gebieten. Die besondere Verwundbarkeit der Polargebiete vor dem Hintergrund des Klimawandels wird ebenso untersucht wie die Gestaltungsmöglichkeiten und Managementinstrumente, um den Tourismus zu steuern.
Tourism in the Polar Regions. The Sustainability Challenge. Hg. United Nations Environment Programme/The International Ecotourism Society (TIES), Paris 2007, ISBN: 978-92-807-2813-2, 56 Seiten.
Download: http://www.uneptie.org/pc/tourism/documents/ Polar_Tourism_EN.pdf
(1359 Zeichen, 19 Zeilen, September 2007) -ck-
"Trends and Issues in Global Tourism 2007"
Wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends wie die alternde Bevölkerung in Europa oder neue Familienstrukturen (wie z.B. mehr Single-Haushalte) wirken sich auch auf den Tourismus aus.mehr
Wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends wie die alternde Bevölkerung in Europa oder neue Familienstrukturen (wie z.B. mehr Single-Haushalte) wirken sich auch auf den Tourismus aus. Steigendes Gesundheitsbewusstsein und neue Wertorientierung tragen dazu bei, dass Tourismusanbieter ihre Angebote neu ausrichten, um im Markt zu bestehen. Hinzu kommen neue Entwicklungen innerhalb der Branche, die auf dem Kongress "Market Trends and Innovationen" auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin 2006 auf der Tagesordnung standen und nun in einem Buch zusammengefasst wurden. Der Sammelband "Trends and Issues in Global Tourism 2007", herausgegeben von Roland Conrady und Martin Buck, beleuchtet Entwicklungen im Luftverkehr, im Gastgewerbe, im Destinationsmanagement und beim Reiseverhalten, die auch für Entwicklungsländer von großer Bedeutung sind – wenngleich sie in dem Buch nicht unter diesem Aspekt untersucht werden. Zum Beispiel steigt die Nachfrage nach Flugreisen aufgrund immer niedrigerer Preise auch in den großen Schwellenländern Indien und China, wo viele Reisende sich das Fliegen bislang nicht leisten konnten. Das Szenario von 4,8 Prozent Wachstum im globalen Flugverkehr im Laufe der kommenden 20 Jahre macht deutlich, welch enorme Herausforderung es bedeutet, einige der in dem Buch präsentierten Trends unter Nachhaltigkeitsaspekten in den Griff zu bekommen.
Trends and Issues in Global Tourism 2007. Von Roland Conrady und Martin Buck (Hg.). Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New York, 2007, 235 Seiten, ISBN 978-3-540-70831-5.
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(1630 Zeichen, 22 Zeilen, September 2007)
CBT als erfolgreiches Instrument der Entwicklungszusammenarbeit zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Sri Lanka
Diplomarbeit von David Schmid (September 2007)
In der Arbeit wurde theoretisch erörtert, welche Rolle der Tourismus in Entwicklungsländern spielt und wie dessen Auswirkungen in positiver wiemehr
Diplomarbeit von David Schmid (September 2007)
In der Arbeit wurde theoretisch erörtert, welche Rolle der Tourismus in Entwicklungsländern spielt und wie dessen Auswirkungen in positiver wie negativer Hinsicht zu beurteilen sind. Im Spannungsfeld nachhaltiger Entwicklung ist deutlich geworden, wie Tourismus als Mittel zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in EL beitragen kann. Dabei wurde Community-Based Tourism als ein Instrument behandelt, welches in der EZ eingesetzt werden kann, um nachhaltigen Tourismus zu fördern.
Wie anhand der Auseinandersetzung mit Begriffen im Laufe der Arbeit deutlich gemacht wurde, ist dabei jedoch zweitrangig, welches Konzept nun angewandt wird, sei es CBT, Ökotourismus, Fair Trade in Tourism, Pro-Poor Tourism oder eine andere Bezeichnung für ein jeweiliges Segment oder Konzept des nachhaltigen Tourismus.
All diese Prinzipien haben eine nachhaltige touristische Entwicklung zum Ziel, unterschiedlich betont werden nur jeweils die ökonomische, soziale und ökologische Dimension. Insofern muss je nach Ausgangslage entschieden werden, welche Form nun konkret angewandt wird. CBT betont insbesondere den partizipativen Charakter und die Teilhabe lokaler Gemeinden bei Tourismusprojekten, was aber nicht heißt, dass die ökologische Dimension zu kurz kommen darf oder Projekte keinen wirtschaftlichen Profit erzielen sollen.
In Sri Lanka ist ein Flickwerk kleinerer und größerer, bedingt erfolgreicher und weniger erfolgreicher Projekte im Bereich CBT auszumachen. Auf einer Insel von der Größe Bayerns finden nach Meinung des Verfassers zu wenige kooperative Maßnahmen in diesem Bereich statt. Die internationale und deutsche EZ hält sich aus wenig verständlichen Gründen bislang aus dem touristischen Geschehen größtenteils heraus. Dabei sind gerade in diesem Bereich Ansatzpunkte auszumachen, die den Zielen nachhaltiger Entwicklung gerecht werden. Potenzial ist ausreichend vorhanden, und Tourismus kann aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke viel zur Entwicklung von Regionen beitragen. Das Konzept des CBT, sofern es richtig eingesetzt wird, kann so zu mehr Teilhabe armer Bevölkerungsschichten vor Ort beisteuern. Bei Einbezug verschiedener Ethnien kann er zudem zu interreligiöser und -ethnischer Verständigung beitragen und so einen Friedensbeitrag leisten.
CBT kann demzufolge als erfolgreiches Instrument der EZ eingesetzt werden, um einen nachhaltigen Tourismus in EL zu fördern. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass das Groß der Reiseströme sich nach wie vor im Bereich des Massentourismus finden lässt. Anstatt sich ausschließlich auf Nischensegmente zu beschränken, sollte die EZ in Zukunft mehr Einsatz in dem Versuch einer Demokratisierung des Massentourismus zeigen. Die Vielzahl verschiedener Konzepte im Segment des nachhaltigen Tourismus mag in wissenschaftlicher Hinsicht verständlich sein. Für den Gast bedeutet sie letztendlich oft mehr Verwirrung als Verständnis. Insofern hat der neu eingesetzte Vorsitzende des SLTB recht mit seiner Einstellung zu nachhaltigem Tourismus in Sri Lanka: „There is no such ecotourism, responsible tourism, green tourism, community-based tourism, nature tourism and so on - there is good tourism" (FONCEA 02.04.2007).
Partizipation ländlicher Gemeinschaften am Tourismus in Entwicklungsländern
Diplomarbeit von Antje Monshausen (Juli 2007)
Aufbauend auf der Erkenntnis, dass eine nachhaltige touristische Entwicklung ohne die Beteiligung der lokalen Bevölkerung nicht möglich ist, steht diemehr
Diplomarbeit von Antje Monshausen (Juli 2007)
Aufbauend auf der Erkenntnis, dass eine nachhaltige touristische Entwicklung ohne die Beteiligung der lokalen Bevölkerung nicht möglich ist, steht die Einschätzung des Potentials zur Partizipation der ländlichen Gemeinschaften im Tourismus in Bolivien im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung.
Unter Partizipation wird dabei sowohl die ökonomische Beteiligung der Bevölkerung an den Gewinnen des Tourismus als auch die politische Beteiligung verstanden, bei der die Gemeinschaften aktive Gestalter des Tourismus in ihrer Umgebung sind. Nur so kann ein positiver Effekt für die Regionalentwicklung erzielt werden.
Während eines viermonatigen Bolivienaufenthalts zwischen Juli und Oktober 2006 konnten die zentralen Akteure der Tourismusentwicklung untersucht werden. 110 Touristen wurden zu ihrem Interesse am Besuch ländlicher Gemeinschaften befragt, 35 Reise- und Tourenveranstalter konnten bezüglich ihrer Kooperationsformen mit ländlichen Gemeinschaften interviewt werden. Darüber hinaus wurden vier Gemeinschaften besucht, um ihre Beteiligungsformen am Tourismus und die damit verbundene Schwierigkeiten zu erfassen. In weiteren vier Gemeinschaften konnten Gespräche mit den Tourimusverantwortlichen geführt werden. Auch institutionalisierte Akteure, wie staatliche und nichtstaatliche Institutionen wurden in diese ganzheitliche Betrachtung des Themas einbezogen.
Bolivien besitzt ein großes Potential, ländliche Gemeinschaften am Tourismus zu beteiligen. Leider werden viele Möglichkeiten, dieses Potential auszuschöpfen nicht hinreichend genutzt. Der weitaus größte Teil der internationalen Touristen in Bolivien hat ein großes Interesse am Besuch ländlicher Gemeinschaften, aber es fehlt den Reisenden an Informationen über diese dörflichen Tourismusinitiativen. Nur etwa 10 Prozent der interessierten Touristen realisieren auch tatsächlich den Besuch einer ländlichen Gemeinschaft in Bolivien. Die Gemeinschaften, die selbständig Tourismus betreiben, haben vor allem große Schwierigkeiten, die Reisenden zu erreichen. Sie verfügen nicht über ein angemessenes Marketing und haben gravierende Mängel im Unternehmensmanagement. Auch Gemeinschaften, die nicht selbständig als Tourimusunternehmer auftreten, sondern mit Reiseanbietern zusammenarbeiten, indem sie beispielsweise ein Eintrittsgeld für das Betreten ihres Territoriums verlangen oder Arbeitsleistungen erbringen, sind mit Problemen konfrontiert. Sie stehen - genauso wie die vorgenannten Gemeinschaften - in Konkurrenz mit ihren Nachbargemeinden und sind durch interne Konflikte geprägt, da die gleichmäßige Verteilung der Gewinne innerhalb der Gemeinschaften nicht funktioniert. Existieren Kooperationen zwischen konventionellen Reiseanbietern und ländlichen Gemeinschaften, so sind die Gemeinden oft nur ökonomisch an den Gewinnen des Tourismus beteiligt. Anspruchsvolle Kooperationsformen, bei denen die Gemeinschaften auch politisch partizipieren können, stellen in Bolivien die Ausnahme dar. Institutionalisierte Akteure fördern nur in den seltensten Fällen die Zusammenarbeit zwischen konventionellen und gemeindebasierten Anbietern. Zumeist fördern sie nur einseitig einen der beiden Akteure. Ein besonderer Focus liegt auf der Unterstützung der Gemeinschaften bei der Etablierung selbständiger Unternehmen, die mit den obengenannten Problemen konfrontiert sind.
Um das Potential zur Beteiligung der ländlichen Gemeinschaften in Bolivien auszuschöpfen, bieten sich multi-stakeholder-Ansätze an, bei denen alle relevanten Akteure beteiligt werden und spezifische Aufgaben übernehmen. Kooperationen zwischen privaten und gemeinschaftlichen Akteuren sollten dabei durch öffentliche Akteure unterstützt, begleitet und beraten werden.
Ferien mit Bodo Bär
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2
Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren, erwandert Bodo Bär auf ″sanfteren″ Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist nicht nurmehr
Liebevoll gestaltete Pappbilderbücher für Kinder ab 2
Wo andere Seilbahn und Sessellift fahren, erwandert Bodo Bär auf ″sanfteren″ Wegen seine Urlaubsregion. Die Anreise, so zeigt sich, ist nicht nur mit Bus oder Auto, sondern auch mit der Bahn möglich. Mit viel Liebe zum Detail regt der Zeichner Hartmut Bieber in seinen Bilderbüchern Kinder dazu an, ganz genau hinzuschauen. Mit Bodo Bär in den Bergen lernen schon die Kleinsten, auch Nebenschauplätzen und ″Parallelwelten″ im Tourismusgeschehen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit werden Fähigkeiten geübt, die den verantwortungsvoll reisenden Touristinnen und Touristen von morgen zugute kommen werden – und damit auch den ″Bereisten″ wie dem dicken Piet, den Bodo Bär am Meer besucht.
Auch im neu erschienenen Band ″Spielen, lernen und entdecken mit Bodo Bär″ genießen Bodo Bär und seine Freunde das Strandleben. Doch auch für Kinder, die nicht in die Ferien fahren, gibt es – ganz im Sinne nachhaltiger Naherholung – Spannendes zu lernen und zu entdecken: zum Beispiel bei einem Ausflug in den Zoo, in den Wald oder auf eine bunte Blumenwiese. In einem Flusstal gibt es Segelboote, Fahrräder und Windräder zu zählen – und weit und breit kein einziges Auto!
Bodo Bär in den Bergen, 2003, ISBN 3-8157-2796-0.
Bodo Bär am Meer, 1999, ISBN 978-3-8157-1722-6.
Spielen, lernen und entdecken mit Bodo Bär, 2007, ISBN 978-3815768082.
Texte: Susan Niessen, Illustrationen: Hartmut Bieber, Coppenrath Verlag, Münster.
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(1.491 Anschläge, 20 Zeilen, Juni 2007)
"Drei Blinde beschreiben den Elefanten"
Christine Plüss | ″Wie ein großer Stein″, sagt der Blinde, der des Elefanten Bauch ertastet, ″wie ein Besen″, meint der, der den Schwanz zu fassen kriegt, ″wie eine Schlange″, ″wie ein Speer″, ″wiemehr
Christine Plüss | ″Wie ein großer Stein″, sagt der Blinde, der des Elefanten Bauch ertastet, ″wie ein Besen″, meint der, der den Schwanz zu fassen kriegt, ″wie eine Schlange″, ″wie ein Speer″, ″wie ein Bananenstamm″, mutmaßen weitere. Die Geschichte von den Blinden, die einen Elefanten beschreiben, ist in ganz Indien bekannt und wird auch im südindischen Bundesstaat Kerala gerne herangezogen, wenn es um Ansichten und selektive Wahrnehmung geht.
″Was ist eigentlich Sicht?″ fragt einer der Blinden den sehenden Erzähler der Kurzgeschichte von E. Santhoshkumar, die für den Titel des vorliegenden Sammelbandes mit zeitgenössischer Literatur aus Kerala Pate stand. Die Antwort liefern die drei blinden Protagonisten der Kurzgeschichte – ein Telefon-Vermittler, ein Musiklehrer und ein Touristenführer. Gleichsam als Teilansichten einer großen vielfältigen Wirklichkeit fügen sich die für den Sammelband ausgewählten Geschichten und Gedichte verschiedenster Autorinnen/Autoren und Stilrichtungen zu einem lebendigen Bild des Literaturschaffens im heutigen Kerala. Aus der Fülle dieses literarischen Schaffens haben die Herausgeber – der profunde Literaturkenner Jose Punnamparambil, der über ein breites Beziehungsnetz zu Intellektuellen und Autoren in Kerala verfügt, sowie die deutsche Journalistin und Übersetzerin Christina Kamp – eine Anthologie zusammengestellt, die Leserinnen und Lesern im deutschsprachigen Raum einen interessanten Querschnitt durch die zeitgenössische Malayalam-Literatur bietet. Keine leichte Aufgabe war es auch für das Übersetzerteam, nicht nur zwischen den unterschiedlichen Sprachen, sondern auch zwischen den Kulturen Brücken zu bauen, um der Leserschaft die Autorinnen und Autoren mit ihren eigenen Stilmerkmalen näher zu bringen. Das ist ihnen gelungen. Leichtfüßig und unterhaltend eröffnen die verschiedenen Erzählungen und Gedichte immer neue Sichtweisen auf eine Welt, die westlichen Betrachtern fremd und zumeist verschlossen bleibt. So entpuppt sich diese kleine, aber feine Anthologie als wertvoller Türöffner und unentbehrlicher Reisebegleiter für alle, die sich in die immer beliebtere ″Destination″ Kerala aufmachen.
Drei Blinde beschreiben den Elefanten. Kerala erzählt. Von Christina Kamp und Jose Punnamparambil (Hg.), Horlemann Verlag 2006, 207 Seiten, ISBN 10 3-89502-223-3.
(2.309 Anschläge, 29 Zeilen, Juni 2007)
Über Wurzeln und Wege
Christina Kamp | Tourism, Diasporas and Space
Die Tourismusforschung hat inzwischen die Diaspora entdeckt, doch wenn es nach Tim Coles und Dallen J. Timothy geht, sollten Diasporas darin sehr vielmehr
Christina Kamp | Tourism, Diasporas and Space
Die Tourismusforschung hat inzwischen die Diaspora entdeckt, doch wenn es nach Tim Coles und Dallen J. Timothy geht, sollten Diasporas darin sehr viel mehr Raum einnehmen. In ihrem Buch ″Tourism, Diasporas and Space” haben die Herausgeber Forschungsergebnisse vor allem aus Großbritannien und den USA, aber auch aus anderen Ländern mit großen Migranten-Gemeinschaften, wie beispielsweise Australien aufbereitet. Autoren verschiedener Fachrichtungen untersuchen die Zusammenhänge und Schnittstellen zwischen Diasporas und dem Tourismus. Die Vielfalt von Migranten-Gemeinschaften spiegelt sich auch in ihrem Verhalten als Touristen wider. In den meisten Fällen dient der Tourismus als starker soziokultureller ″Klebstoff″, der die Heimat und ″ihre″ Emigranten zusammenhält. Migranten reisen auf der Suche nach ihren Wurzeln und Wegen, mit dem Ziel, ihre Identitäten zu bestätigen und oder zu stärken. In der Regel sind Reisen von Migranten Reisen zurück in die Heimat, oder auch Reisen zu Bekannten oder Verwandten in anderen Ländern.
Im ersten Teil des Buches geht es um touristische Erfahrungen und Identität, z.B. der jüdischen Diaspora oder der karibischen Diaspora in Kanada und Großbritannien. Im zweiten Teil werden anhand von Fallstudien, z.B. aus China oder vietnamesischer Migranten in Australien, Räume (sowohl im wörtlichen Sinne als auch abstrakt als kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Räume) untersucht, in denen Diaspora-Tourismus stattfindet. Im dritten Teil untersuchen die Autoren die Besonderheiten der Vermarktung von touristischen Angeboten, die sich speziell an Migranten richten.
Im Abschlusskapitel untersuchen die Herausgeber den weiteren Forschungsbedarf. Sie weisen darauf hin, dass die Sichtweisen und Wahrnehmungen der Menschen im Heimatland der Migranten bislang praktisch ignoriert wurden. Für viele Gemeinschaften im ″alten Land″ ist es unter Umständen schwierig zu akzeptieren, dass die ″Fremden” aus der Diaspora Ansprüche auf ihre Heimat erheben. Auch stellen die Herausgeber fest, dass es verschiedene Arten von Diaspora gibt, die durch Verallgemeinerungen nicht erfasst werden – was darauf zu zurückzuführen sein könne, dass sowohl die Tourismus- als auch die Diasporaforschung bislang durch die westliche Weltsicht dominiert worden sei.
Tourism, Diasporas and Space. Tim Coles, Dallen J. Timothy, Routledge, London/New York, 2004, 302 Seiten, ISBN 0-415-31124-1.
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(2.523 Anschläge, 33 Zeilen, Juni 2007)
"Fliehkraft": Von Migranten und Touristen
Julia Schönhärl | Selten wird über Tourismus und Migration in einem Satz gesprochen. Doch haben die beiden ″Bewegungsformen″ in der Realität mehr miteinander zu tun, als zunächst angenommen. In ihremmehr
Julia Schönhärl | Selten wird über Tourismus und Migration in einem Satz gesprochen. Doch haben die beiden ″Bewegungsformen″ in der Realität mehr miteinander zu tun, als zunächst angenommen. In ihrem Buch ″Fliehkraft″ verstehen es Tom Holert und Mark Terkessidis, die mannigfaltigen Zusammenhänge zwischen Migration und Tourismus darzustellen. Zum einen tun sie dies anhand ganz realer Situationen, zum anderen zurückgreifend auf existierende Literatur, die sich dem Thema schon seit den 1970er Jahren widmet. Zwar treffen Touristen und Migranten an Häfen, Flughäfen, und Grenzübergängen aufeinander und nutzen die gleichen Transportmittel und Unterkünfte als Anlaufstellen in der ″Destination″ – doch es ist paradox, dass sie sich trotzdem nicht wirklich ″begegnen″. Und wie geht es dann weiter? Welche Erwartungen haben Langzeit-Touristen oder Europäer in der neuen Wahlheimat, und was erwarten die zurückgekehrten Migranten? In beiden Fällen sehen Holert und Terkessidis, dass sich die Gruppen in einander ähnlichen neuen Siedlungen, Touristen-Resorts und Ferienanlagen niederlassen und dort entweder zusammen oder nebeneinander her leben. Diese neu kreierten Gesellschaften haben einen großen gemeinsamen Pool. Beide kennen das Leben im ″Herkunftsland″ und haben entsprechende Ansprüche – was sie alle zu Fremden macht.
Welche Rolle hier religiöse Gemeinschaften spielen und welche Bedeutung ihnen im neuen sozialen Kontext zukommt, wird in dem Buch leider nicht besprochen. Fast wie Architekten oder Stadtplaner muten die Autoren dagegen an, wenn sie sich über die Tourismus-Migrations-Infrastruktur auslassen. Besonderes Augenmerk legen sie auf die Siedlungsstrategie Israels in den besetzen Gebieten.
Ein weiterer spannender Gedanke ist die Entpolitisierung der 'Heterotopien', welche die Autoren kritisch beobachten. Wie müssen ″Bürgerschaft″ und ″Partizipation″ im Hinblick auf neue Räume neu gestaltet werden? Es gehe ja letztlich in der globalen Welt nicht mehr nur um die Freiheit der Bewegung, sondern um ″das Recht auf einen Ort und auf dessen politische und kulturelle Gestaltung″. Mit dieser Aufforderung schließt das Buch, das mit Fakten und cleveren Gedanken Transparenz in die globale Migration gen Europa bringt.
Fliehkraft. Von Tom Holert und Mark Terkessidis, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2006, 256 Seiten, ISBN 3462037439.
(2.386 Anschläge, 33 Zeilen, Juni 2007)
Die Götter werfen die besten Googlys
Gebrauchsanweisung für Indien.
In seiner „Gebrauchsanweisung für Indien“ greift Ilija Trojanow gängige Klischees auf – und räumt mit ihnen auf, indem er sie in neuem Licht und von unterschiedlichenmehr
Gebrauchsanweisung für Indien.
In seiner „Gebrauchsanweisung für Indien“ greift Ilija Trojanow gängige Klischees auf – und räumt mit ihnen auf, indem er sie in neuem Licht und von unterschiedlichen Seiten betrachtet. Die heiligen Kühe, die er dabei schlachtet, sind vor allem die der europäischen Wahrnehmung. Um typisch indische, mehrdeutige Begriffe wie Mantra, Aum, Guru, Maya, Tamasha oder Monsun bastelt Ilija Trojanow vergnügliche Reflektionen und Anekdoten. Er greift dabei auf ein Masala an Erfahrungen zurück und führt seine Leserinnen und Leser auf einen abwechslungsreichen und amüsanten Streifzug durch das heutige Indien und seine Widersprüchlichkeiten. Dabei treffen wir auch auf Alfred Ford, einen Unternehmer, der im Bundesstaat Himachal Pradesh eine gewaltige Skianlage mit siebenhundert Hotelzimmern und dreihundert Chalets, Seilbahnen und Skiliften errichten wollte. Das Projekt war von verschiedenen Seiten abgesegnet worden, vom Tourismusministerium und der Lokalverwaltung, nicht aber von den Göttern. Die machten ihm einen Strich durch die Rechnung, weil sie nicht wollten, dass ihre heiligen Plätze entehrt werden. „Alfred Ford … hatte nicht bedacht, wie tückisch etwas aufspringen kann, das geradlinig dahergeflogen kommt“, stellt Trojanow fest. Mit solchen „Googlys“, wie sie im Kricket – dem populärsten indischen Volkssport – besonders beliebt sind, sollte man in Indien immer rechnen.
Gebrauchsanweisung für Indien. Von Ilija Trojanow. Piper Verlag, München/Zürich, 2. Aufl., 2006. 169 Seiten. ISBN-13: 978-3492275521.
Hinweis: Für die „Gebrauchsanweisung für Indien“ erhält Ilija Trojanow auf der diesjährigen ITB einen Sonderpreis der „ITB BuchAwards“. Die Preisverleihung findet am 10. März 2007 um 17 Uhr auf der Show-Bühne im Palais am Funkturm statt.
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(1.751 Anschläge, 22 Zeilen, März 2007)
Fragile (Traum-?)Inselwelten
Jean Claude Tsafack | In vielen Gesellschaften ist der so genannte „Insel-Mythos“ tief verwurzelt. Inseln werden entweder positiv mit dem „Garten Eden“ assoziiert, oder negativ mit Gefängnissen undmehr
Jean Claude Tsafack | In vielen Gesellschaften ist der so genannte „Insel-Mythos“ tief verwurzelt. Inseln werden entweder positiv mit dem „Garten Eden“ assoziiert, oder negativ mit Gefängnissen und Gefahren. Die Tourismusindustrie nutzt vor allem die positive Konnotation als wirksames Marketinginstrument. Nicht nur natürliche Inseln sondern auch künstliche Inselwelten werden auf dem Tourismusmarkt angeboten. Doch es sind „fragile Inselwelten“ – so der Titel eines Sammelbandes zum Thema Inseltourismus der Arbeitsgemeinschaft für Pazifische Studien.
Die meisten Inselstaaten im pazifischen, karibischen und indischen Raum, von denen viele zur Kategorie der Entwicklungs- oder Schwellenländer gehören, setzen zunehmend auf den Tourismus als Devisen bringenden Wirtschaftszweig. Er soll helfen, die schwache ökonomische Struktur zu diversifizieren.
Natürliche Inseln sind sensible Ökosysteme in denen der Tourismus wie eine „tödliche Waffe“ wirken kann, wenn er sich unkontrolliert entwickelt. Die südthailändischen Inseln Phuket und Samui zeigen, dass Massentourismus Umweltschäden durch Abwässer und Abfälle, Zerstörung von Korallenriffen, Entwaldung sowie enorme sozioökonomische und demographische Probleme mit sich bringt.
Auf der peruanischen Insel Amantani im Titicacasee hat sich ein „community based tourism“ entwickelt und wird als solcher auch von den Touristen wahrgenommen. Doch mit der Zunahme der Besucherströme entstehen Interessenkonflikte innerhalb der Gemeinde zwischen den individuell und den gemeinschaftlich geprägten Ansichten der Tourismusgestaltung und zwischen den Gemeindemitgliedern und den lokalen Reiseagenturen auf dem Festland.
„Trauminseln?“ Das Fragezeichen des Buchtitels ist ausschlaggebend. Auch in diesem Buch zeigt sich, dass sich hinter den traumhaften Bildern des Inseltourismus, die einerseits in unserer kollektiven und persönlichen Imagination liegen und anderseits durch die Reiseliteratur geformt und gelenkt werden, ungeheure Traumata, Konflikte und Machthierarchien verbergen.
In Sri Lanka wurden und werden Menschen aus allen sozialen Schichten vom Bürgerkrieg bzw. ethnischen Konflikten tief geprägt. Die Insel ist politisch instabil. Unsicherheit, Entführungen, Angst, politische Morde, das Verschwinden von Menschen und Folter gehören in diesem „Paradies“ zum Alltag. Dazu kam die Flutwelle vom 26. Dezember 2004, bei der wieder Menschen starben oder verschwanden. Eine Traum(a)insel, wie Barbara Götsch und Barbara Preitler sehr treffend ihren Beitrag titeln, denn die Bevölkerung Sri Lankas leidet unter enormen psychischen Belastungen.
Im türkischen Teil Zyperns floriert ein illegaler Bauboom. Immobilienhändler profitieren von den ungeklärten Eigentumsverhältnissen, die in Nordzypern herrschen und verkaufen Gründstücke vor allem in der Küsteregion. Der Bauboom führt nicht nur zur Umweltkatastrophe, sondern behindert auch die Bemühungen auf dem Weg zur Wiedervereinigung der beiden Volksgruppen auf Zypern, denn viele der Grundstücke im Norden, auf denen jetzt eifrig illegal und überwiegend zur touristischen Nutzung gebaut wird, gehörten vor der Teilung griechischen Zyprioten.
Die touristische Vermarktung Fidschis basiert vorwiegend auf den in Europa verbreiteten Stereotypen über den so genannten „Südseemenschen“. Die Reisewerbung preist Sandstrände, Palmen und türkisblaues Wasser kombiniert mit Wildheit, Unberührtheit, natürlichen und authentischen Menschen und ihrer Kultur an und verspricht einen unvergesslichen Traumurlaub. Dabei werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen in dieser Region verschwiegen und kulturhistorische Phänomene wie zum Beispiel Kannibalismus, einseitig und exotisierend dargestellt. Nur ein tieferer Einblick in dieses Phänomen und die Einordnung in die Geschichte der Insel ermöglicht ihre sachgerechte Beurteilung.
Im „Paradies“ Mauritius mit seiner „Regenbogengesellschaft“ werden Black Creols, die Nachkommen afrikanischer Sklaven, politisch, wirtschaftlich und sozial ausgegrenzt. Dass Mauritius nach dem Wegfall von Exportbegünstigungen auf Zuckerrohr und Textilien nun verstärkt auf den Tourismus setzt, birgt die Gefahr, dass diese heterogene Volksminderheit noch stärker diskriminiert und isoliert wird, wenn beispielsweise Fischern an den Stränden der Zugang zum Meer untersagt wird.
Die Beiträge des Sammelbandes „Trauminseln?“ wollen die Inseldestination keineswegs an den touristischen Rand drängen. Vielmehr sind sie ein Appell an die Reisenden, diese Urlaubsziele mit offenem Herz und offenen Augen zu besuchen und die touristischen Strukturen und Fassaden zu hinterfragen. Reisende sind Klischees und Bildern der Reisewerbung nicht hilflos ausgeliefert, sie können durch eigenes Verhalten aktiv dazu beitragen, den Tourismus fair und nachhaltig zu gestalten.
Fragile Inselwelten – Tourismus, Umwelt und indigene Kulturen. Von Michael Waibel/ Tanja Thimm/ Werner Kreisel (Hg). Horlemann Verlag, Bad Honnef, 2005. 254 Seiten. ISBN 3-89502-204-7.
Trauminseln? Tourismus und Alltag in „Urlaubsparadiesen". Von Heidi Weinhäupl/Margit Wolfsberger (Hg.), LiT Verlag GmbH, Wien, 2006. 296 Seiten. ISBN 3-8258-8638-7.
(5.128 Anschläge, 68 Zeilen, März 2007)
Von Beta-Koeffizienten, Effektstärken und dem „gefahrlosen Kitzel des Gefährlichen“
Tourismus in der "Dritten Welt"
Mit Schlaglichtern auf den Tourismus nach dem Tsunami in Thailand und auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Reisenden nach den Terroranschlägen auf Bali nimmtmehr
Tourismus in der "Dritten Welt"
Mit Schlaglichtern auf den Tourismus nach dem Tsunami in Thailand und auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Reisenden nach den Terroranschlägen auf Bali nimmt der Sammelband „Tourismus in der Dritten Welt“ auf aktuelle Ereignisse Bezug, die auf den Tourismus in einigen Ländern des Südens zu Beginn des neuen Millenniums deutlichen, aber noch kaum genau untersuchten Einfluss hatten. Auch grundsätzlichere aktuelle Debatten um „fairen“ Tourismus und die Frage, ob der Tourismus zur Minderung der Armut beitragen kann, werden beleuchtet. Hinzu kommen auf wissenschaftlicher Forschung basierende Spezialbeiträge, zum Beispiel zum Südsee-Bild in (Reise-)Publikationen des 19. Jahrhunderts oder zum Nischenphänomen Ethnotourismus. Der Band spricht vor allem ein wissenschaftliches Publikum an, das mit Beta-Koeffizienten und Effektstärken, mit denen Variablen wie „Ängste auf Reisen“ und „kulturelle Verschlossenheit“ (im Beitrag von Wolfgang Aschauer) gemessen werden, etwas anfangen kann, oder auch mit der „kursorischen Rekonstruktion der … hinter … individuellen Motivationen stehenden kulturgeschichtlichen und philosophischen Dimensionen“ (bei Andreas J. Obrecht). Zugleich soll, so die Absicht des österreichischen Herausgeber-Teams, die kritische Auseinandersetzung mit dem in analytischer Form angebotenen Wissen und Datenmaterial auch der Entwicklungszusammenarbeit eine Hilfestellung bieten, um Strategien und Ansätze auf die Herausforderungen im Tourismus in Entwicklungsländern wirksamer ausrichten zu können.
Tourismus in der “Dritten Welt”. Zur Diskussion einer
Entwickungsperspektive. Von Herbert Baumhackl/Gabriele Habinger/ Franz Kolland/Kurt Luger (Hg.), Verlag Promedia/Südwind, Wien 2006. ISBN-13: 978-3-85371-256-6.
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( 1.747 Anschläge, 23 Zeilen, März 2007)
„Passion and Power“ - Autobiographie von Fr. Shay Cullen
Seit 37 Jahren kämpft der irische Pfarrer Shay Cullen gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern in den Philippinen. In seiner kürzlich erschienenen Autobiographie „Passion and Power“ blicktmehr
Seit 37 Jahren kämpft der irische Pfarrer Shay Cullen gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern in den Philippinen. In seiner kürzlich erschienenen Autobiographie „Passion and Power“ blickt er auf die Geschichte seiner 1974 gegründeten Peoples Recovery, Empowerment and Development Assistance Foundation (PREDA) zurück, die in Olongapo Drogenabhängigen, Straßenkindern und missbrauchten Frauen und Kindern Schutz bietet und Rehabilitationsprogramme durchführt. Der Verlag Killynon House Books, in dem das Buch erschienen ist, spendet die Gewinne aus dem Verkauf an PREDA.
Passion and Power. Von Shay Cullen. Killynon House Books, Mullingar 2006. ISBN 1905706057.
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(673 Anschläge, 10 Zeilen, Dezember 2006)
Tourismus als nachhaltige Entwicklungsstrategie
Wie der Tourismus mit seinen unterschiedlichen Dimensionen nachhaltiger gestaltet werden kann, stellt die Welttourismusorganisation (UNWTO) in „Making Tourism More Sustainable“, einem Handbuch fürmehr
Wie der Tourismus mit seinen unterschiedlichen Dimensionen nachhaltiger gestaltet werden kann, stellt die Welttourismusorganisation (UNWTO) in „Making Tourism More Sustainable“, einem Handbuch für politische Entscheidungsträger, ausführlich dar. Die Publikation soll Regierungen Ansätze zur Formulierung und Umsetzung von Handlungskonzepten für eine nachhaltigere Tourismusentwicklung bieten. Dabei werden auch die potenziellen negativen Auswirkungen des Tourismus nicht ausgeklammert.
Die Hauptverantwortung der Regierungen besteht laut UNWTO darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem der Privatsektor nachhaltiger arbeitet, und ihre Koordinierungsfunktion wahrzunehmen, um die Besucherströme und das Verhalten der Touristen in verantwortlichere Bahnen zu lenken. Kleinbetriebe im Tourismus bräuchten gezielte Unterstützung, um nachhaltiger arbeiten zu können. Die UNWTO-Dokumentation „Tourism's Potential as a Sustainable Development Strategy“ gibt einen Überblick darüber, in welchem Umfang und auf welche Weise Entwicklungsbanken und Geberorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit derzeit in den Tourismus investieren.
Nachdem zum Beispiel die Weltbank in den 1980er und 1990er Jahren nicht mehr auf Tourismus gesetzt hat, ist dieses Terrain nun offenbar wieder entwicklungspolitisch salonfähig geworden. Von den Weltbankgeldern für den Tourismus (2,9 Milliarden US-Dollar von 2000 bis 2004) fließen 58 Prozent in die Infrastrukturentwicklung, und nicht mehr in Resorts oder Luxushotels, wie es in den 1970er Jahren noch oft der Fall gewesen sei. Bei der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) beträgt das Jahresbudget für tourismusbezogene Aktivitäten nach dieser Dokumentation (Stand 2004) zehn Millionen Euro, die in 60 laufende tourismusbezogene Projekte fließen.
Tourism's Potential as a Sustainable Development Strategy, Hg. World Tourism Organization, Madrid 2005, 162 S., ISBN 978-92-844-0819-1.
Making Tourism More Sustainable: A Guide for Policy Makers. Hg. World Tourism Organization/ United Nations Environment Programme Division of Technology, Industry and Economics, Paris/Madrid 2005, 209 S., ISBN 978-92-844-0821-4.
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(2.198 Anschläge, 27 Zeilen, Dezember 2006)
Nachhaltige Mobilitätskonzepte im Tourismus
Dass Tourismus nicht nur zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen beiträgt, sondern häufig auch das wichtigste Kapital der bereisten Regionen – intakte Natur und Umwelt – negativ beeinträchtigt,mehr
Dass Tourismus nicht nur zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen beiträgt, sondern häufig auch das wichtigste Kapital der bereisten Regionen – intakte Natur und Umwelt – negativ beeinträchtigt, ist hinlänglich bekannt. Die Studie von Angela Jain widmet sich diesem Nachhaltigkeitsdilemma am Beispiel des innerdeutschen Tagesausflugs- und Kurzreiseverkehrs unter besonderer Berücksichtigung der An- und Abreise zum Urlaubs- oder Tagungsort. Sie bietet Handlungsansätze, die zu mehr Nachhaltigkeit und somit zur Qualitätssteigerung von Reiseangeboten beitragen können und kommt zu dem Schluss, dass zur vollen Ausschöpfung des Potenzials dieser umweltfreundlichen „Reiseketten“ in der Praxis eine intensive Zusammenarbeit aller Akteure im Tourismus- und Mobilitätssektor notwendig ist.
Nachhaltige Mobilitätskonzepte im Tourismus, Angela Jain, Hg. Hans-Liudger Dienel u. Susanne Schön, Blickwechsel – Schriftenreihe des Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin, Steiner Verlag, Stuttgart 2006, 393 S., ISBN 3-515-08873-3.
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(1.032 Anschläge, 13 Zeilen, Dezember 2006)
Tourismus in Entwicklungsländern
Renate Wilke-Launer | 25 Jahre ist es nun her, dass in den „Materialien - Nr. 67” des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit unter dem neutralen Titel „Tourismus in Entwicklungsländer”mehr
Renate Wilke-Launer | 25 Jahre ist es nun her, dass in den „Materialien - Nr. 67” des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit unter dem neutralen Titel „Tourismus in Entwicklungsländer” kritisch über die Folgen von Reisen in die Dritte Welt reflektiert wurde. Verfasser dieser fast legendär gewordenen Zusammenstellung waren Peter Aderhold und Armin Vielhaber. Sie sind dem Thema treu geblieben.
2005 haben sie sich wieder an einer Studie zum gleichen Thema beteiligt. Darin sind der inzwischen beachtliche Erkenntnisstand zum Thema zusammengefasst und ausführliche Umfragen unter Reisenden und Veranstaltern aufbereitet. Und bei allem wird bedacht und zum Teil ganz praktisch gefragt, was man tun kann/tun könnte, um die negativen Folgen des Tourismus zu minimieren, den „Bereisten” zu einem besseren Leben und den Reisenden zu ein paar Einsichten zu verhelfen.
Der anfänglichen Euphorie über den wirtschaftlichen Transfer durch Tourismus war in den siebziger Jahren scharfe Kritik gefolgt, sowohl was den ökonomischen Nutzen als auch die Motive der Reisenden und die Folgen für die Bereisten anging. Getragen vom damaligen Optimismus über den Aufbruch vieler gerade unabhängig gewordener Länder und die Vorstellung, durch Aufklärung Verhaltensänderungen bewirken zu können, wurde die so gern beschworene Völkerverständigung durch Tourismus radikal angezweifelt, hätte man allen noch nicht zum rechten Bewusstsein Gelangten gern das Daheimbleiben verordnet. Inzwischen, das dokumentiert der nun vorliegende Band, ist die Diskussion sehr viel nüchterner geworden, man akzeptiert das Reiseverhalten der Urlauber und versucht nur sanft, es entwicklungsfreundlicher zu gestalten und das mehr oder weniger diffuse Interesse der Gäste an Begegnung und Kultur in die richtigen Bahnen zu lenken.
Der größte Teil der Studie ist eine Auswertung einer repräsentativen und seriös angelegten Befragung von (Fern-)Reisenden. Die erste Erkenntnis aus der Statistik: Es werden immer mehr, inzwischen hat der Tourismus in Entwicklungsländer in Deutschland einen Marktanteil von 16 Prozent. Erlebnis- und Bildungsmotive spielen bei Fernreisenden eine größere Rolle als bei Nahziel-Reisenden. Sie sind auch an Kontakten mit Einheimischen stärker interessiert. Ein bisschen Begegnung soll schon sein, aber vor allem hat man Urlaub und möchte den eigenen Interessen nachgehen. Dabei gilt ihnen ein deutsch sprechender Reiseleiter des Gastlandes mehr als der aus Deutschland mitgebrachte Führer, ein schönes Bekenntnis zu Authentizität statt angelesenem Wissen. Die negativen Folgen des Tourismus sehen die Gäste durchaus (und stärker als die Reiseveranstalter): zerstörte Natur, Umweltschäden, zugebaute Umgebung, das Aufeinandertreffen von Reich und Arm. Auch Anbieter von Reisen in die Dritte Welt und Vertreter von deren Tourismuszentralen in Deutschland benennen, das ergab eine gezielte Befragung im Sommer 2005, inzwischen die weniger erfreulichen Auswirkungen auf die Zielländer ziemlich deutlich.
So bleibt am Ende der Lektüre ein durchaus harmonischer Eindruck: man versucht aufzuspüren, was die potentiellen Reisenden wollen und entsprechende Programme anzubieten (Veranstalter), sucht sie durch Werbung ins eigene Land zu locken (Tourismuszentralen), man will mehr Kundschaft haben, versucht aber gleichzeitig, die schädlichen Auswirkungen des Tourismus zu begrenzen und ist auch nicht abgeneigt, am Rande etwas Gutes zu tun und zu Bildung und Begegnung zu verhelfen. Veranstalter, Entwicklungszusammenarbeit und Aktivisten haben gelernt, zusammenzuarbeiten, was sich auch in der Unterstützung dieser Studie zeigt.
Bei so viel Kooperation vermisst man am Ende die Widersprüche: wie viel Begegnung ist eigentlich möglich, wenn in 12 Tagen ganz Südafrika abgeklappert sein will? Wenn Kapspitze, Tafelberg, Waterfront und Weingebiet nicht ausgelassen werden sollen, bleibt die Township-Tour schnell auf der Strecke. Was passiert, wenn hoch motivierte Frauen ihre Handarbeiten verkaufen wollen, die aus Europa eingeflogenen Gäste aber nur ein Foto machen? Auf wie viel Fremdheit können sich erholungsbedürftige Urlauber wirklich einlassen? Was sind die Vorstellungen der Gastländer? Hätte man zu all diesen Fragen Menschen aus den Zielländern zu Wort kommen lassen, hätte die Studie sehr an Tiefenschärfe und an Problembewusstsein gewinnen können.
Die im ersten Teil der Studie sachkundig referierten Erkenntnisse über die Wirkungen des Entwicklungsländer-Tourismus sind allzu knapp geraten. So bleibt die Leserin etwas ratlos zurück, wenn in einem Satz darauf hingewiesen wird, dass der Entwicklungsländer-Tourismus eine hohe Arbeitsplatz schaffende Wirkung haben kann und im nächsten Satz gesagt wird, dass andere Untersuchungen zu gegenteiligen Ergebnissen kommen. Weiter unten wird pflichtschuldigst darauf hingewiesen, dass Frauen weniger verdienen und eine erhebliche Mehrfachbelastung zu tragen haben - als wäre das nicht fast überall so. Dagegen hätte man gern mehr erfahren, wie sich der Tourismus auf das Geschlechterverhältnis auswirkt. Und bei den Befragungen der Reisenden hätte man vielleicht auch manches Interessante herausfinden können, wenn man ein Augenmerk darauf gerichtet hätte, ob Männer und Frauen unterschiedliche Erwartungen und Wahrnehmungen haben.
Die Pauschalkritik an der Pauschalreise hat einer differenzierten Betrachtungsweise Platz gemacht, aber das Bewusstsein um die Abhängigkeit so vieler Menschen vom Tourismus, das Wissen um die in Kauf genommenen Folgen und die sich von einem Tag zum anderen ändern könnenden Rahmenbedingungen sind viel beunruhigender als der alte Generalverdacht.
So verdienstvoll der Versuch ist, eine empirische Studie mit grundsätzlicheren Betrachtungen und Zukunftsüberlegungen zu verbinden, stimmt doch das Verhältnis der einzelnen Kapitel zueinander nicht. Hätte man die sehr ausführliche Auswertung der Befragung kräftig gekürzt und die am Ende dokumentierten Beispiele für Verbesserungsmaßnahmen und Empfehlungen radikal zusammengestrichen, wäre aus den Beiträgen so vieler kenntnisreicher Menschen ein wirklich rundes Produkt geworden.
Tourismus in Entwicklungsländer. Eine Untersuchung über Dimensionen, Strukturen, Wirkungen und Qualifizierungsansätze im Entwicklungsländer-Tourismus – unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Urlaubsreisemarktes. Von Peter Aderhold, Astrid Kösterke, Dietlind von Laßberg, Armin Vielhaber. Hg. S Ammerland 2006, 268 Seiten, ISBN 3-9810102-1-3.
(6.477 Anschläge, 83 Zeilen, Dezember 2006)
Bollywood in Germany
Bollywood ist „in“ – inzwischen auch in Deutschland. Die in der indischen Film-Metropole Mumbai (dem früheren Bombay) produzierten Traumwelten, die Millionen Inderinnen und Inder in ihren Bann ziehen,mehr
Bollywood ist „in“ – inzwischen auch in Deutschland. Die in der indischen Film-Metropole Mumbai (dem früheren Bombay) produzierten Traumwelten, die Millionen Inderinnen und Inder in ihren Bann ziehen, erreichen auch in Deutschland ein wachsendes Publikum. Immer öfter gelangen Hindi-Filme in die deutschen Kinos, auf RTL II ins deutsche Fernsehen, und die DVDs und Soundtracks der indischen Kassenschlager sind mittlerweile auch bei uns problemlos erhältlich. Die in Hindi gedrehten Filme wie „Monsoon Wedding“ oder „In guten wie in schweren Tagen“ (Original: „Kabhi Khushi Kabhie Gham“) werden synchronisiert, so dass indische Superstars wie Shah Rukh Khan, Amitabh Bachchan, Aishwarya Ray oder Preity Zinta auf einmal deutsch zu sprechen scheinen. Ein guter Teil des indischen Flairs und Lokalkolorits geht dadurch verloren. Da echte Fans jedoch auch darauf Wert legen, gibt ein Kauderwelsch-Sprechführer nun sprachliche Hilfestellungen zum Verständnis der Originalversionen. Das kleine Büchlein „Hindi für Bollywoodfans“ bietet nicht nur Vokabular aus der Filmwelt Bollywoods und Schlüsselsätze aus beliebten Filmen, sondern auch Hintergrundinfos zu Produktion, Schauspielern, Regisseuren und der Filmmusik, der Bollywood-Streifen einen Großteil ihres Erfolgs verdanken. Außerdem wird die indische Filmwelt in den gesellschaftlichen Kontext eingebettet. All dies macht das Büchlein zu einer spannenden Lektüre, selbst für Leserinnen und Leser, die nicht die Sprache Bollywoods lernen, sondern „nur“ ein bisschen mehr verstehen möchten.
Hindi für Bollywoodfans – Wort für Wort. Kauderwelsch Band 205. Von Daniel Krasa. Bielefeld 2006, Reise Know How Verlag, ISBN-13: 978-3-89416-374-7.
Anmerkung: Sprechführer aus der Kauderwelsch-Reihe sind bereits für die indischen Sprachen Bengali, Gujarati, Hindi, Malayalam,
Marathi, Pandschabi, Sanskrit, Tamil, Urdu sowie Englisch für Indien erschienen.
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(1.691 Anschläge, 21 Zeilen, März 2007)
Reisen ohne schlechtes Gewissen
„Guilt trips” gilt es zu vermeiden – Reisen mit (hoffentlich) schlechtem Gewissen, weil sie der Bevölkerung in dem besuchten Zielgebiet kaum zugute kommen oder der Umwelt schaden. Doch oft ist es fürmehr
„Guilt trips” gilt es zu vermeiden – Reisen mit (hoffentlich) schlechtem Gewissen, weil sie der Bevölkerung in dem besuchten Zielgebiet kaum zugute kommen oder der Umwelt schaden. Doch oft ist es für Urlauber nicht leicht, herauszufinden, welche Anbieter im globalen Tourismusgeschäft auf Umweltverträglichkeit und Sozialverantwortung ihrer Angebote besonderen Wert legen. Im englischsprachigen Raum füllt der „Ethical Travel Guide“ der tourismuskritischen Nichtregierungsorganisation Tourism Concern in London diese Lücke. Darin werden Anbieter vorgestellt, die sich um einen verantwortungsvollen Tourismus bemühen, der zugleich den Gästen authentische Reise-Erfahrungen ermöglicht. Zum Teil haben auch mit dem To Do!-Preis ausgezeichnete Projekte Eingang in den Ethical Travel Guide gefunden. Die Bewertung der vorgestellten Anbieter erfolgte auf Basis umfangreicher Fragebögen und Selbstauskünfte. Eine systematische Prüfung der Anbieter und Projekte vor Ort war den Herausgebern nicht möglich. So ist Tourism Concern kontinuierlich auf Feedback der reisenden Leserinnen und Leser angewiesen.
Neben einem umfassenden Adressteil liefert das Buch Hintergrundinformationen und praktische Tipps rund ums ethisch-verantwortliche Reisen. Mit Blick auf den Klimaschutz rät Tourism Concern von Flugreisen ab. Zugleich sind aber nur 11 Seiten des Adressteils europäischen Zielgebieten gewidmet, während die auf 134 Seiten vorgestellten Ziele und Anbieter in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und Ozeanien in der Regel wohl kaum anders als per Flugzeug zu erreichen sein werden. Bleibt immerhin noch die Option durch Zahlungen an „Climate Care“ oder „The Carbon Neutral Company“, die ähnlich arbeiten wie „Atmosfair“ in Deutschland und Flugreisenden die Möglichkeit bieten, die Klimawirkungen ihrer Flugreise wieder auszugleichen.
The Ethical Travel Guide. Your Passport to Exciting Alternative Holidays. Von Polly Pattullo und Orely Minelli (Hg., im Auftrag von Tourism Concern), Earthscan, London, 2006. ISBN-13: 978-1-84407-321-4.
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(2.033 Anschläge, 27 Zeilen, März 2007)
Der Zwilling jedes Indien-Reisführers: "Reisegast in Indien"
In Lucknow gibt es ein Hotel, das Gästen, die sich mit ihrer Unterschrift verpflichten, auf Plastik zu verzichten, einen zehnprozentigen Preisnachlass gewährt. Doch dessen Anschrift erfahren wirmehr
In Lucknow gibt es ein Hotel, das Gästen, die sich mit ihrer Unterschrift verpflichten, auf Plastik zu verzichten, einen zehnprozentigen Preisnachlass gewährt. Doch dessen Anschrift erfahren wir nicht, in „Iwanowski's Reisegast in Indien“. Denn das Büchlein ist kein Reiseführer, sondern bezeichnet sich als dessen „Zwilling“. Es setzt auf fundierte Hintergrundinformationen für das Verstehen, Erleben und Verhalten in einer anderen Kultur. „Indien ist eine große Bühne für menschliche Dramen aller Art“, schreiben die Autoren Edda und Michael Neumann-Adrian. Deshalb beleuchten sie nicht nur das farbenfrohe Indien, sondern auch einige seiner Schattenseiten, wie Kastenstrukturen und gesellschaftliche Ausgrenzung, oder die sich weiter öffnende Schere zwischen gut verdienender Mittelschicht und den sehr benachteiligten Gruppen am unteren Ende der sozialen Leiter. Dazu kommen praktische Hinweise und konkrete Tipps für typische Situationen, sowie ein „Kulturspiel“, mit dem Reisende ihre Indien-Erfahrung oder Einfühlungsgabe unter Beweis stellen können.
Reisegast in Indien. Von Edda und Michael Neumann-Adrian, Buch & Welt/Iwanowski's Reisebuchverlag, München/Dormagen, 2007. 212 Seiten. ISBN: 978-3-93304124-1.
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(1.210 Anschläge,15 Zeilen, März 2007)
Mehr als Ganzkörperspiegel und Wattebällchen
Birgit Gappa | Immer mehr Frauen reisen – alleine, mit Begleitung, geschäftlich oder privat. In Europa sind mittlerweile 25 Prozent aller Geschäftsreisenden weiblich. Frauen verfügen heute übermehr
Birgit Gappa | Immer mehr Frauen reisen – alleine, mit Begleitung, geschäftlich oder privat. In Europa sind mittlerweile 25 Prozent aller Geschäftsreisenden weiblich. Frauen verfügen heute über deutlich mehr finanzielle Ressourcen als noch vor einigen Jahrzehnten und geben diese zunehmend für ihre Bedürfnisse aus. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass es in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft erst wenige umfassende Marketingkonzepte gibt, die speziell auf Frauen ausgerichtet sind. Soll das „Marktsegment Frau“ angesprochen werden, sehen sich Marketingprofis vor neuen Aufgaben. Hilfestellungen bietet das Buch „Frauen auf Reisen“ von Maria Ligges. Es informiert ausführlich über die Entwicklung der Frauenbewegung, das Thema Frau und Weiblichkeit, die Entwicklung von Frauenreisen sowie über das Freizeit- und Reiseverhalten von Frauen. Bereits existierende frauenspezifische Tourismus-Angebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden vorgestellt.
Die Autorin beleuchtet die unterschiedlichen Rollen reisender Frauen und kommt zu dem Schluss, dass das „Marktsegment Frau“ eine äußerst heterogene Zielgruppe mit unterschiedlichen Bedürfnissen ist, für deren Ansprechbarkeit spezielle Marketingkonzepte erforderlich sind. Diese Konzepte sollten neben den klassischen sozialdemographischen Kriterien auch qualitative Parameter wie Grundüberzeugungen und persönliche Lebensformen berücksichtigen. Auch das veränderte Selbst- und Fremdbild der Frau sowie ihre veränderte Rolle in der Gesellschaft sollten in die Analyse mit einbezogen werden. Hotelzimmer mit Ganzkörperspiegeln, Nähzeug oder Wattebällchen auszustatten, reiche bei weitem nicht aus, um die Bedürfnisse der heterogenen Zielgruppe „Frau“ zu erfüllen. Und dennoch: trotz aller Heterogenität zählen Sicherheit, Komfort, soziale Kontakte, Shopping, Weiterbildung und persönliche Entfaltung, umweltbewusstes Reisen und ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis (im Gegensatz zu Billigangeboten) zu den wichtigsten Anforderungen, die Frauen an Reisenangebote stellen.
Maria Ligges: Frauen auf Reisen. Strategien für frauenorientiertes Marketing in der Tourismusbranche, VDM Verlag Dr. Müller, Berlin 2005, 143 S., ISBN 3-86550-057-9.
(2.315 Anschläge, 29 Zeilen, September 2006)
Die Medien und touristische Vorstellungswelten
Wie touristische Bilder die virtuellen Reisewelten der Medien beeinflussen, und umgekehrt die Medien auf die touristische Wahrnehmung zurückwirken, untersuchen Tourismus- und Medienwissenschaftler inmehr
Wie touristische Bilder die virtuellen Reisewelten der Medien beeinflussen, und umgekehrt die Medien auf die touristische Wahrnehmung zurückwirken, untersuchen Tourismus- und Medienwissenschaftler in dem Sammelband „The Media & The Tourist Imagination“. Sie stellen zunehmende Überlappungen fest. Denn während die Unterhaltungsindustrie Bilder von Zielgebieten kreiert, schafft die Tourismusindustrie z.B. mit „Disneyland“-Vergnügungsparks Unterhaltung, mit „lebendigen Museen“ Infotainment, so dass sich die Grenzen immer mehr verwischen. Selbst das Authentische sei eine kulturelle Konstruktion und die Medien erinnerten uns daran, dass es sich beim Tourismus um eine Serie von Simulationen handelt, aus denen wir unser eigenes „Paket“ schnüren.
David Crouch, Rhona Jackson, Felix Thompson (Hg.): The Media & The Tourist Imagination. Converging Cultures. Routledge, London/New York 2005, 235 S., ISBN 0-415-32626-5.
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(926 Anschläge, 13 Zeilen, September 2006)
Eine Reise zum Glauben
Stephan Sasse | Der Titel des Buches „Das Leben ist eine Reise“ weist auf die enge Beziehung zwischen Tourismus und Glauben hin. Viele Menschen, die sich heute auf Reisen begeben, sind auf der Suchemehr
Stephan Sasse | Der Titel des Buches „Das Leben ist eine Reise“ weist auf die enge Beziehung zwischen Tourismus und Glauben hin. Viele Menschen, die sich heute auf Reisen begeben, sind auf der Suche nach einer intakten Umwelt, persönlicher Entfaltung und einem sinnvollen Leben. Diese Motive unterscheiden sich nicht von denen der alten Pilgerreise und den Inhalten des Glaubens.
„Das Leben ist eine Reise“ reflektiert die Praxis des Reisens und der Theologie. In einer Welt der ständigen Beschleunigung, in der sich herkömmliche Strukturen zunehmend auflösen, kann die Kirche den Menschen auch auf seinen Reisen begleiten. Zum einen werden in diesem Buch verschiedene kirchliche Konzepte eines sanften und sozialverträglichen Tourismus vorgestellt - von der City-Kirchenseelsorge über die Urlaubsseelsorge „Kirche unterwegs“ bis hin zur Kurseelsorge. Zum anderen gibt das Buch Hilfestellungen zur direkten Umsetzung in Kirchengemeinden, z.B. für ein Gebet im Urlaub, einen Urlaubs- und Reisesegen oder einen Sommergottesdienst zum Ferienbeginn. Es handelt sich um ein Buch aus der Kirchenpraxis für die Kirchenpraxis und kann zu einem Mosaikstein in der Rückbesinnung der Menschen werden – auch gerade während des Urlaubs.
Evangelischer Arbeitskreis Freizeit – Erholung – Tourismus der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hg.): Das Leben ist eine Reise – Kirche und Tourismus: Impulse – Modelle – Bausteine. Hannover 2004, 224 S., ISBN 3-00-014606-7.
Stephan Sasse
(1.433 Anschläge, 18 Zeilen, September 2006)
Sicherheitswahn zerstört den Sinn des Reisens
Stephan Sasse | Schonungslos stellt Duccio Canestrini den gesellschaftlichen Zustand der so genannten westlichen Zivilisation dar. In seinem Buch „Schießen Sie nicht auf den Touristen!“ entwirft dermehr
Stephan Sasse | Schonungslos stellt Duccio Canestrini den gesellschaftlichen Zustand der so genannten westlichen Zivilisation dar. In seinem Buch „Schießen Sie nicht auf den Touristen!“ entwirft der Italiener verschiedene Szenarien eines möglichen Tourismus in der Zukunft. Gesellschaftliche Entwicklung und Tourismus stehen in enger Beziehung zueinander. Die Grundhaltung eines allgemeinen Misstrauens hat seit dem 11. September 2001 eine wahre Renaissance erlebt, und wird von einigen politischen Kräften auch geschürt. Für Canestrini befinden wir uns heute in einer Airbag-Kultur, die von einem immer größer werdenden Sicherheitswahn getrieben wird, in einer Kultur des Versicherungsfetischismus, in der die individuelle Sicherheit, wie auch das Bedürfnis nach Kontrolle im Leben der Menschen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Aus Kontrolle wird schließlich Überwachung. Wie absurd Überwachungssysteme teilweise werden, stellt Canestrini anhand aktueller Beispiele dar. Dem Leser bleibt dabei das Lachen oft im Halse stecken. Der Autor präsentiert zwei Alternativen für einen Tourismus der Zukunft: einen abgeriegelten, militarisierten Tourismus, der einen Kontakt zwischen Reisenden und Bereisten nicht mehr erlaubt, und einen offenen, ungeschützten Tourismus, bei dem es um einen gleichberechtigten Austausch von Gastgebern und Reisenden geht. Die Qualität des Lebens, wie die des Tourismus, liegt in den menschlichen Beziehungen und Begegnungen. Das Buch zeigt, in welche Gefahr wir uns begeben, wenn wir dem Sicherheitswahn in unserem Leben zuviel Raum gewähren.
Duccio Canestrini: Schießen Sie nicht auf den Touristen! Aus dem Italienischen von Sabine Schulz. Diaphanes Verlag, Zürich/Berlin 2006, 175 S., ISBN 3-93530074-3.
(1.720 Anschläge, 22 Zeilen, September 2006)
Bedrohungen durch Tourismus – Herausforderungen für die Kirche
Frank Kürschner-Pelkmann | Auf den Malediven sind 83 Prozent aller Berufstätigen im Tourismus beschäftigt. Aber was auf den ersten Blick als Beweis für die positiven Wirkungen des Tourismus in armenmehr
Frank Kürschner-Pelkmann | Auf den Malediven sind 83 Prozent aller Berufstätigen im Tourismus beschäftigt. Aber was auf den ersten Blick als Beweis für die positiven Wirkungen des Tourismus in armen Ländern erscheinen könnte, erweist sich bei genauerer Betrachtung als Beispiel dafür, dass die lokale Bevölkerung oft bitterarm bleibt. Denn fast die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner der Malediven müssen mit umgerechnet 1,17 Dollar am Tag oder weniger auskommen.
Diese und viele andere Fakten haben den neuseeländischen Theologen Ron O'Grady veranlasst, seinem neuen Buch den Titel „The Threat of Tourism“ zu geben, die Bedrohung durch den Tourismus. O'Grady hat sich viele Jahre dafür engagiert, grobe Missstände im Tourismus in ärmeren Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu überwinden und zieht nun Bilanz. In seinem vom Ökumenischen Rat der Kirchen herausgegeben Buch „The Threat of Tourism“ stellt O'Grady die Perspektive der Menschen ins Zentrum, die durch den Massentourismus benachteiligt und ausgebeutet werden. Er setzt sich auch kritisch mit dem Label „Ökotourismus“ auseinander. Auch wenn es einige Beispiele für nachhaltige Formen des Tourismus gibt, so O'Grady, bleibt der weitaus größte Teil der Urlaubsangebote weit von diesem Ziel entfernt. O'Grady zeigt, wie durch den Tourismus intakte Ökosysteme für immer vernichtet werden. Auch im Blick auf soziale Folgen der neuen Völkerwanderung kommt Ron O'Grady zu einer ernüchternden Bilanz. Besonders negativ betroffen sind indigene Völker, die sich ohnehin in einem schwierigen Übergangsprozess vom traditionellen Leben zum Leben in modernen Gesellschaften befinden. Meist haben die Menschen in den Zielländern des Ferntourismus bei all den negativen Auswirkungen nicht einmal ökonomisch große Vorteile. Hinzu komme, dass durch die Ankunft der reichen Touristen die Preise steigen und die ärmere Bevölkerung noch mehr Probleme im Überlebenskampf hat.
Deshalb sei es wichtig, Druck auf die Unternehmen auszuüben, die den internationalen Tourismus betreiben, damit mehr einheimisches Personal ausgebildet und mehr einheimische Produkte verwendet werden. O'Grady verweist darauf, dass einige Kirchen im Norden und im Süden wesentlich zur Bewusstseinsbildung über die Probleme des Massentourismus beigetragen haben, darunter vor allem durch die „Ecumenical Coalition on Tourism“ und die Arbeit von Tourism Watch als Arbeitsstelle des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) in Deutschland. O'Grady zitiert aus ethischen Kodizes für Tourismus und stellt fest: „Wir können nicht alle denkbaren Situationen vorhersehen. Aber wenn wir mit einer Haltung des Respekts vor den Menschen und der Umwelt reisen und zusätzlich die ökonomischen und sozialen Rechte der Menschen anerkennen, die wir besuchen, sind wir in der Lage, die meisten kritischen Situationen, die auftauchen könnten, zu bestehen. Das ist es, was wir unter verantwortungsbewussten Touristinnen und Touristen verstehen.“
Ron O'Grady: The Threat of Tourism, Challenge to the Church. World Council of Churches, Genf 2006, 97 S., ISBN 2-8254-1481-6.
(3.052 Anschläge, 40 Zeilen, September 2006)
Neue Studie: Tourismus in Entwicklungsländer
Nach und nach bekommen die Entwicklungsländer ein immer größeres Stück des globalen Tourismuskuchens. Als im Jahr 2000 die Studie „Tourismus in Entwicklungsländer“ erschien, betrug der Marktanteil dermehr
Nach und nach bekommen die Entwicklungsländer ein immer größeres Stück des globalen Tourismuskuchens. Als im Jahr 2000 die Studie „Tourismus in Entwicklungsländer“ erschien, betrug der Marktanteil der Entwicklungsländer am internationalen Tourismus knapp über 30 Prozent (nach Daten von 1997). Inzwischen ist der von der Welttourismusorganisation (UNWTO) in Entwicklungsländern verzeichnete Anteil der internationalen Touristenankünfte auf 36 Prozent gestiegen (nach Daten von 2004).
Dies sowie aktuelle und ausführliche Statistiken, Trends und Trend-Erwartungen zum Entwicklungsländer-Tourismus finden sich in der aktualisierten Neufassung der Studie, die in Kürze erscheinen soll. Der Hauptteil der Untersuchung des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung basiert auf jeweils ca. 8.000 Interviews im Rahmen verschiedener Reiseanalysen sowie auf einer Befragung der Leitungsebene von 53 Reiseveranstaltern und 20 ausländischen Fremdenverkehrsämtern in Deutschland. Danach sind Entwicklungsländer auch für die Deutschen attraktive Urlaubsreiseziele – und bleiben es vermutlich weiterhin, solange nicht außerordentliche Ereignisse wie Seuchen, Naturkatastrophen oder Terroranschläge zu einer deutlichen Verunsicherung der Reisenden führen. Die vom Studienkreis befragten Reiseveranstalter und Fremdenverkehrsämter erwarten bis zum Jahr 2015 einen Anstieg der deutschen Entwicklungsländer-Reisen um 3,5 Prozent pro Jahr auf 12 Millionen, mit den größten Zunahmen in China, Vietnam, Indien, der Türkei und Südafrika.
Für Reiseangebote, die das bessere Kennenlernen der besuchten Länder ermöglichen, gibt es nach den neuen Erkenntnissen des Studienkreises in Deutschland nach wie vor Segmente unter den Entwicklungsländer-Reisenden, die dafür gut ansprechbar seien – wie z. B. unter den „stark an organisierten Ausflügen und Rundreisen interessierten Urlaubern“ oder den „Auf-eigene-Faust-Urlaubern“.
Aderhold, Peter / Kösterke, Astrid / v. Laßberg, Dietlind / Vielhaber, Armin: Tourismus in Entwicklungsländer. Ammerland,Fortschreibung 2006. Erscheint voraussichtlich im Juni 2006. Ca. 220 Seiten.
Bezug: Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V., Kapellenweg 3, 82541 Ammerland, Tel 0 81 77 / 17 83, Fax 13 49, E-Mail: info@studienkreis.org, Internet: www.studienkreis.org
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(2.280 Anschläge, 30 Zeilen, Juni 2006)
UNWTO: Projekte zur Armutsbekämpfung
Als vierte Publikation in ihrer Reihe zu Tourismus und Armutsbekämpfung hat die Welttourismusorganisation (UNWTO) eine Zusammenstellung „guter“ (nicht „bester“, wie der gängige Begriff „best practice“mehr
Als vierte Publikation in ihrer Reihe zu Tourismus und Armutsbekämpfung hat die Welttourismusorganisation (UNWTO) eine Zusammenstellung „guter“ (nicht „bester“, wie der gängige Begriff „best practice“ suggeriert hätte) Fallbeispiele vorgestellt. Es handelt sich dabei um Projekte in 20 Entwicklungsländern (Argentinien, Äthiopien, Bolivien, Chile, China, Ecuador, Honduras, Indonesien, Jordanien, Kasachstan, Mali, Mauritius, Mexiko, Marokko, Mosambik, Nicaragua, Philippinen, Saudi-Arabien, Südafrika und Simbabwe), die sich an den Ansätzen der UNWTO orientieren und als Instrumente der Entwicklungshilfe vermarktet werden.
World Tourism Organization (Hg.): Poverty Alleviation Through Tourism. A Compilation of Good Practices. Madrid, 2006. 142 Seiten.
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(753 Anschläge, 10 Zeilen, Juni 2006)
Wenn Deutschland nervt: Nix wie weg
Ludmilla Tüting | Wie Deutsche in aller Welt leben
"Nix wie weg" - vom grauen Himmel über Deutschland, auch wenn er längst nicht immer grau ist und neuerdings über jede Temperatur unter 30 Gradmehr
Ludmilla Tüting | Wie Deutsche in aller Welt leben
"Nix wie weg" - vom grauen Himmel über Deutschland, auch wenn er längst nicht immer grau ist und neuerdings über jede Temperatur unter 30 Grad gejammert wird. Nix wie weg - weil Deutschland nervt, weil es uns trotz Sozialversicherungen "so schlecht geht wie noch nie". Auf zu neuen Ufern, vielleicht gibt es den gewünschten Job ja tatsächlich irgendwo in der Ferne. Internet-Foren sind voll von unzufriedenen Deutschen, bemerkte die Buchautorin Kerstin Emma Finkelstein: "Vom Auswandern zu träumen scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein". Umfragen bestätigen die unerfüllten Sehnsüchte. Tatsächlich gehen jedes Jahr aber nur rund Hunderttausend ins Ausland, ebenso viele kehren zurück.
Die promovierte Journalistin, die in Hamburg, Potsdam, Wien und Buenos Aires Politik, Geschichte und Slawistik studierte, und trotz ihrer Erfahrung und Mehrsprachigkeit selbst keinen Job fand, wollte es genauer wissen. Sie flog einmal rund um die Welt und interviewte Auslandsdeutsche in Argentinien, Brasilien, Chile, in den USA, in Neuseeland, Australien, China, Thailand, Südafrika, Namibia, Spanien, Belgien und Österreich. Rückwanderer erzählten ihr von Irland, Italien, Frankreich, Kanada, Israel und der Dominikanischen Republik. Heraus kam das hochinteressante Buch "Ausgewandert - Wie Deutsche in aller Welt leben". Es wurde kein Ratgeber, sondern eine ergänzende, äußerst unterhaltsame, anregende Lektüre über individuelle Erfahrungen, die Deutsche auf der Suche nach neuen Horizonten machten. Mit dabei sind klassische Auswanderer, Aussteiger (Touristen), Zivildienstleistende, mit Ausländerinnen verheiratete Männer sowie im Ausland lebende und arbeitende Männer und Frauen, sogenannte Expatriates, abgekürzt "Expats", wozu auch Unternehmer zählen. Nicht berücksichtigt wurden Diplomaten samt Gattinnen (meistens auch ein Fulltime-Job) und Mitarbeiter aus der Entwicklungszusammenarbeit.
Die stärksten kulturellen Unterschiede wurden in China, Thailand und der Dominikanischen Republik deutlich, beispielsweise dann, wenn (ältere) Männer (junge) Asiatinnen heiraten. Wer nicht wahrhaben will, dass er eine ganze Familie mitheiratet und als Geldverdiener auch mitversorgen muss, sollte dieses Wagnis nicht eingehen. (In vielen Ländern der Welt ist die finanzielle Unterstützung "so selbstverständlich wie eine Rechnung zu bezahlen", brachte es ein Inder auf den Punkt.) "Für eine Thaifrau bedeutet ein weißer Mann eben eine finanzielle Absicherung für die ganze Familie", so eine Beobachtung. Oder: Chinesinnen aus Shenzhen (nahe Hongkong) nähmen für ein gutes materielles Leben und einen ausländischen Pass "auch so einen Mann in Kauf". Sind solche grundlegenden Unterschiede klar, kann es durchaus zu sehr glücklichen Ehen oder Partnerschaften kommen.
Wer glaubt, in Nachbarländern sei es einfacher und allein schon wegen der Sprache "wie zu Hause", sitze ebenfalls einem Irrglauben auf. Als Test reiche der Versuch, in norddeutscher (piefkenesischer) "Erwartung einer Dienstleistung dem Kellner eines richtigen Wiener Kaffeehauses (keiner Touristenfalle!) nicht mit Respekt und der gebührenden Hochachtung zu begegnen". Soviel sei sicher: "In den nächsten Monaten wird man keines Blickes oder gar einer Bedienung gewürdigt", so die Autorin.
Worüber sich auch nur sehr wenige Deutsche im Ausland klar sind: Gerade in den klassischen Auswanderungsländern werden sie stets mit unserer Geschichte konfrontiert, teilweise identifiziert. "Der Zweite Weltkrieg und die Verfolgung der Juden haben das weltweite Bild von Deutschland und den Deutschen nachhaltig geprägt".
Wie Auswanderer aller Nationen rotten sich auch die Deutschen im Ausland zusammen, was vor allem in der ersten Zeit sehr hilfreich sein kann. Deutsche gründen allerdings überall gleich Vereine. Deren drei Stützen heißen Sprache, Kultur und Gemütlichkeit. Manche sind heute allerdings etwas antiquiert, andere können durchaus modern sein. "Deutsch zu sprechen, kann im Ausland einer richtigen Erholung gleichkommen, für die es sich lohnt, mal einen Verein aufzusuchen".
Wichtig sei bei einem Auslandseinsatz, dass die Familie mitziehe und nicht nur wegen des Mannes mitgehe. Probleme von hier würden immer mitgenommen und normalerweise dort nicht gelöst.
Das Fazit der Autorin: "Man nimmt sich immer selbst mit. Leute, die hier mit nichts zurecht gekommen sind, immer nur Schwierigkeiten hatten, sollten sich nicht einbilden, dass es dann im Ausland viel besser gelingt." Die größten Schwierigkeiten sieht sie bei Auswanderern, "denen es hier eigentlich eher gut ging. Die aber auf diese Welle aufspringen, die hier alles schlecht macht, schlechter, als es in Wirklichkeit ist: schlechte Laune, schlechtes Wetter, Regelungswut, wenig Perspektiven. Die sind dann oft überrascht, wenn es anderswo auf einem sehr niedrigen Niveau weitergeht."
Deutschland sei tatsächlich viel besser, als viele glauben. "Selbstverständliche" Vorteile würden aber oft erst erkannt, wenn man sie nicht mehr habe und von außen auf das Land schaue.
Eine erfolgreiche Auswanderung hinge mit den Zielen zusammen, die man verfolge. Ihr wichtiger Rat: "Wenn man nicht nur weg, sondern mit einem Ziel vor Augen woanders hin will, hat man gute Chancen, das kleine Glück zu finden".
Dafür stellte die Autorin am Ende des Buches Literatur- und Internet-Hinweise zusammen, darunter www.auswandern-aktuell.de/ sowie wichtige Informationsstellen, allen voran das Raphaelswerk, www.raphaels-werk.de
Finkelstein, Kerstin E.: Ausgewandert - Wie Deutsche in aller Welt leben, Ch. Links Verlag, Berlin 2005, 252 S., ISBN 3-86153-348-1
(5.528 Anschläge, 74 Zeilen, September 2005)
Melting Pot Vienna - Integration geht durch den Magen
Chladek, Karin: Melting Pot Vienna - Integration geht durch den Magen, respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung, Wien 2005, zahlreiche Fotos, 148 S., ISBN 3-938262-58-3. (
www.respmehr
Chladek, Karin: Melting Pot Vienna - Integration geht durch den Magen, respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung, Wien 2005, zahlreiche Fotos, 148 S., ISBN 3-938262-58-3. (www.respect.at)
Der zweite Untertitel "Ein Reiseführer der etwas anderen Art zu 'ethnischen' Lokalen in Wien" hält voll, was er verspricht. Herausgekommen ist ein alternativer, überaus interessanter Restaurant-Führer zu 18 verschiedenen Küchen und vor allem zu den Menschen, die dort hinter den Kochtöpfen stehen. Endlich erfährt man einmal, - kurz und knapp, aber ausreichend -, wer die KüchermeisterInnen sind, woher sie stammen, wie ihr Land (politisch) aussieht, warum und wie sie nach Wien kamen, was sie an Köstlichkeiten servieren. Nebenbei berichtet die Autorin über die Beziehungen zwischen Österreich und dem jeweiligen Heimatland und wie sich die Köchinnen und Köche kulturell und politisch engagieren. Als Zugabe gibt es die passenden Adressen, Rezepte, Buch- und Internet-Hinweise. Das Buch ist durchaus auch für Nicht-Wiener interessant. Es ist nicht zu verstehen, dass sich kein Verlag dafür fand, weshalb "respect" es schließlich selbst herausgab. Ich wünsche mir vielmehr ähnliche Ausgaben in anderen Städten. Völkerverständigung auf Makro-Ebene. In Wien kann man sich kulinarisch verführen lassen in jeweils "Klein"- Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Tschechien; in der Türkei, in Kurdistan, Israel, im Libanon und Palästina; in Nord- und Südindien, Sri Lanka, Thailand, Tibet und China; Ägypten, im Sudan sowie in Mexiko.
(Glossar für nicht-österreichische Leser: Beisl = Kneipe, Germteig = Hefeteig, Greißlerei = Tante-Emma-Laden, Melanzani = Auberginen, Schlagobers = Schlagsahne, Topfen = Quark. Traiskirchen = zentrales Asylbewerberheim; dg=10 g)
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Literatur zum Thema "Wasser"
Hoffmann, Thomas (Hg. für das Asienhaus Essen): Wasser in Asien - Elementare Konflikte, Secolo Verlag, Osnabrück 1997, 464 S., zahlreiche sw-Foto, Lagepläne; ISBN 3-929979-37-3
Asien von Afghanistanmehr
Hoffmann, Thomas (Hg. für das Asienhaus Essen): Wasser in Asien - Elementare Konflikte, Secolo Verlag, Osnabrück 1997, 464 S., zahlreiche sw-Foto, Lagepläne; ISBN 3-929979-37-3
Asien von Afghanistan bis zum Fernen Osten, vielfältig, höchst interessant, unverzichtbar: ein Klassiker! Einziger Wermutstropfen: Es fehlt ein Index.
Aus der Reihe "Focus Asien" des Asienhauses:
Schnabel, Peter: Vom Ruhrpott nach Shanghai. Zu RWE/Thames Water in Asien, Focus Asien # 14, Essen März 2003, 62 Seiten, auch als Download.
Fernweh - Forum Tourismus & Kritik im iz3w: Ready for Tourism? Wiederaufbau und soziale Konflikte nach dem Tsunami in Südthailand, Focus Asien # 22, Juni 2005, 56 Seiten.
Asienhaus Essen, Bullmannaue 11, 45327 Essen, Tel. 0201/83038-38, Fax -30, www.asienhaus.de/vertrieb
Forum Umwelt & Entwicklung: Wasser ist für alle da! Aber zu welchem Preis?, Projektstelle Umwelt & Entwicklung, Bonn, Rundbrief 2/2005, 40 S., www.forumue.de. Schwerpunkt (20 Seiten) über Wasser und Entwicklungszusammenarbeit.
Literatur zum Thema "Alpen"
Ein Leuchtturm unter den Wissenschaftlern ist Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Schwerpunkt Alpenraum. Er kann nicht nur sehr verständlich undmehr
Ein Leuchtturm unter den Wissenschaftlern ist Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Schwerpunkt Alpenraum. Er kann nicht nur sehr verständlich und interessant schreiben, sondern ist neben dem Verfassen von (zum Teil bahnbrechenden) Standardwerken über die Alpen auch engagierter Autor der Wanderführer "Grande Traverata delle Alpi" (Norden und Süden, Rotpunktverlag, Zürich). Der Weitwanderweg führt durch die piemontesischen Alpen von den Walliser Bergen im Norden bis zu den ligurischen Alpen im Süden.
Bätzing setzt sich grundsätzlich und visionär für eine nachhaltige Entwicklung inkl. Tourismus und gegen eine Entvölkerung der Bergregionen ein. Seine Webseite: www.geographie.uni-erlangen.de/wbaetzing Zur Vertiefung unbedingt empfohlen sind seine Bücher:
Bätzing, Werner: Die Alpen - Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, C.H.Beck Verlag, München 2003, 431 S., zahlreiche farb. Abb., Karten, Tabellen, ISBN 3-406-50185-0
Bätzing, Werner: Kleines Alpen-Lexikon - Umwelt, Wirtschaft, Kultur, Beck'sche Reihe/Tb, München 1997, 320 S., ISBN 3-406-42005-2
-tü-
Urlaubskartell?
Zwei Rezensionen, ein Buch
Von Karin Chladek | Der Politikwissenschaftler Rüdiger Liedtke analysiert in sehr anschaulicher Weise die Konzentrationsprozesse der Branchenriesen, die in den letztenmehr
Zwei Rezensionen, ein Buch
Von Karin Chladek | Der Politikwissenschaftler Rüdiger Liedtke analysiert in sehr anschaulicher Weise die Konzentrationsprozesse der Branchenriesen, die in den letzten Jahren die Tourismusindustrie in ihren Strukturen grundlegend verändert haben. Gekonnt zeigt Liedtke auf, welche Mechanismen und Verflechtungen das Geschäft mit den sogenannten "schönsten Wochen des Jahres" zu einem Milliardenspiel gemacht haben, bei dem immer mehr Abhängigkeiten entstehen. Er führt vor allem am Beispiel der drei Großkonzerne "World of TUI", "Thomas Cook" und "Rewe-Touristik" vor Augen, wie immer mehr Druck auf Länder und Regionen, auf Mitarbeiter und auf kleine und mittlere Mitbewerber (unabhängige Reiseveranstalter, Reisebüros und Hoteliers) ausgeübt wird. Besonders bemerkenswert ist der kritische Blick, den der Autor auf die Auswirkungen des Massentourismus und ganz besonders des All-inclusive-Geschäfts in den Ländern des Südens wirft. Er stellt fest, dass die Konzerne ihrer ökologischen, sozialen und kulturellen Verantwortung, die sie gegenüber den Gastgeberländern und -regionen haben, bislang nur sehr unzureichend und oft nach dem "Feigenblatt"-Prinzip nachkommen. Liedtke entlarvt auch die angebliche Vielfalt des Angebots der "Big Player", die den Kunden durch üppige Kataloge und verschiedene Marken vorgegaukelt wird. Ganz nebenbei gibt der Autor auf kompakten 170 Seiten einen Überblick über die Strukturen und Institutionen der deutschen wie europäischen Tourismuswirtschaft. Ein Muss für alle, die hinter die Kulissen der Branche blicken möchten – einer Branche, die wie kaum eine andere mit Träumen spielt, welche in
Wirklichkeit längst geplatzt sind.
Von Jörn W. Mundt | Schon der Titel des Buches enthält eine Unterstellung. Er setzt nämlich die Existenz eines Zusammenschlusses von Großunternehmen voraus, das den Wettbewerb auf dem Reisemarkt aushebelt. Um es gleich vorwegzunehmen: Den Beweis dafür bleibt Rüdiger Liedtke uns schuldig. Beweise und Belege sind generell die Sache des Autors nicht. Gleich auf der ersten Seite behauptet er ohne Beleg, sechs Großveranstalter beherrschten über 85 Prozent des deutschen Marktes. Nach mehrfachen Wiederholungen rückt er erst auf S. 66 seine Datenquelle heraus: Es ist, wie vermutet, die Dokumentation "Deutsche Veranstalter 2001" der deutschen Fachzeitschrift FVW, die ganze fünfzig (!) von den ca. 2.000 deutschen Reiseveranstaltern erfasst. Einem Autor, der vorgibt, sich kritisch mit dem Reisemarkt auseinandersetzen, hätte ein solcher Lapsus nicht passieren dürfen. Aber auch begriffliche Genauigkeit ist ihm fremd. Er setzt "die Reisebranche" durchgängig mit dem Veranstaltermarkt gleich und lässt so den Eindruck entstehen, als dominierten die Konzernreiseveranstalter den gesamten Reisemarkt. Dass die Mehrheit der Urlaubsreisen in Deutschland individuell organisiert sind, wird damit ebenso ignoriert wie fast der gesamte Busreisemarkt, auf dem die großen Veranstalter kaum eine Rolle spielen. Dazu kommen weitere Begriffsverwirrungen und Ungenauigkeiten, die an der Recherchefähigkeit des Autors zweifeln lassen. Unangebracht polemische Formulierungen lassen zudem auf ein Feindbild des Autors schließen, das offensichtlich auch bei der Formulierung Pate gestanden hat, nach der "die drei großen deutschen Reisekonzerne … in teilweise neureicher Attitüde die wichtigsten Absatzmärkte in Europa … okkupiert" haben (S. 73). Schlampigkeiten, Wiederholungen und terminologische Kapriolen verstellen nicht nur den Blick auf ein in der Tat interessantes Thema, sondern machen weitgehend noch das Wenige zunichte, was der Autor mit seinen Recherchen zu diesem Buch zutage gefördert hat. Damit bleibt eine ernstzunehmende und für ein großes Publikum geschriebene kritische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen auf dem Reisemarkt weiterhin ein Desiderat.
Rüdiger Liedtke: Das Urlaubs Kartell. Der Reisemarkt im Griff der Konzerne. Frankfurt am Main 2002, Eichborn Verlag, 167 Seiten, ISBN 3-8218-3911-2
Wildnis im Gebirge
Christian Hlavac | Viele Menschen stört Ungenutztes. Je seltener jedoch "wilde", ungenutzte Gebiete werden, desto aktueller und wichtiger wird die gesellschaftspolitische Frage nach der Rolle vonmehr
Christian Hlavac | Viele Menschen stört Ungenutztes. Je seltener jedoch "wilde", ungenutzte Gebiete werden, desto aktueller und wichtiger wird die gesellschaftspolitische Frage nach der Rolle von Wildnis, nach ihrer ökologischen, gesellschaftlichen, ökonomischen, kulturellen und historischen Bedeutung. Die NGO "Mountain Wilderness Schweiz", die 2004 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, befragte zahlreiche Menschen, die sich beruflich oder in ihrer Freizeit mit dem Thema auseinander setzen: Was bedeutet Wildnis, gibt es sie und wenn ja, wo? Rund 60 Autorinnen und Autoren äußern sich in Text- und Bildbeiträgen über die Faszination und die Angst, die Wildnis auf sie ausübt. Hervorzuheben sind das Interview mit dem pensionierten Förster Walter Kälin über den einzigen Gebirgsfichtenurwald der Alpen und der Beitrag der Ökonomin Heidi Schelbert zur Frage "Braucht es die monetäre Bestimmung des Wertes einer Wildnis?" und wenn ja, "wie ist dieser zu bestimmen?" Die thematisch und methodisch sinnvolle Sprunghaftigkeit des Werkes zeigt sich auch in der seriös-witzigen Zusammenstellung bzw. Gegenüberstellung von Daten aus den Gebirgen der Welt. Ein Beispiel: "Besteigungen pro Jahr: Matterhorn (Wallis), geschätzt 3000; Everest (Durchschnitt 2000-2002) 162; Pizzo Piensgia (Tessin), geschätzt 3." (S. 229). Das Buch und alleine dieser Vergleich macht sicher: 1. Wildnis ist subjektiv und objektiv in Relation zu sehen. 2. Wildnis passiert und existiert vor jeder Haustür. Machen wir uns auf zur Spurensuche!
Flüeler, Elsbeth / Volken, Marco / Diemer, Matthias (Hg.): Wildnis. Ein Wegbegleiter durchs Gebirge. Rotpunktverlag, Zürich 2004; 272 S., ISBN 3-85869-276-X
(1.667 Anschläge, 20 Zeilen, Dezember 2004)
"Bikini, eine Enthüllungsgeschichte"
Christine Plüss | "Bikini" – ein paar Stoffdreiecke mit Schnürchen und gehöriger Sprengkraft. Das unwiderstehliche Teil, mit dem sich gerade wieder Millionen von Frauen eine ganze Badesaison langmehr
Christine Plüss | "Bikini" – ein paar Stoffdreiecke mit Schnürchen und gehöriger Sprengkraft. Das unwiderstehliche Teil, mit dem sich gerade wieder Millionen von Frauen eine ganze Badesaison lang abgemüht haben, um auch im unkleidsamsten Kleidungsstück der Welt einigermaßen gute Figur zu machen. Natürlich war es ein Mann, der sich um die Freilegung des weiblichen Körpers bemühte: Louis Réard, ein französischer Autoingenieur, der in den 1930er Jahrenauf Bademodendesign umgesattelt hatte. Im Juli 1946 stellte er im Pariser Freibad Molitor seine gewagte neue Zweiteiler-Création vor, benannt zu Ehren des ersten US-Atombombentests auf dem Pazifik-Atoll Bikini am 1. Juli 1946. Der Name "Bikini" war in aller Munde, Ausdruck von Supermacht, Fortschritt und Gefahr zugleich.
Die Kombination von Badeanzug und nuklearem Weltgeschehen lag sozusagen in der Luft, hatte doch wenige Wochen zuvor bereits der französische Modeschöpfer Jacques Heim die Pariser Modewelt mit einem etwas dezenteren, aber abenfalls bauchfreien Badekostüm überrascht, das er "Atom" nannte. "Atom" contra "Bikini" lautete denn auch der Werbespruch der Badesaison 1946. Er verweist darauf, wie eng die amerikanische Rüstungspolitik mit der Entstehung der modernen Bademode verknüpft war. Zum Durchbruch verhalfen den modischen Badekostümen vorerst nämlich nicht das freizügige Design, sondern die synthetischen Fasern Nylonoder Perlon. In den 1930er Jahren erfunden, waren sie während des Krieges (ausschließlich für militärische Zwecke) produziert und weiterentwickelt worden waren. Die synthetischen Stoffe ermöglichten schließlich die Fabrikation von elastischen, eng anliegenden, schnell trocknenden Badekleidern.
Die Enthüllung des weiblichen Körpers löste heftige Kontroversen aus, die sich über Jahre hinzogen: So verbot noch Ende der 1960er Jahre etwa das Schwimmbad Passau "das Tragen von Bikini-Badeanzügen", während die Haute-Couture schon den busenfreien "Monokini" defilieren ließ. Bereits 1962 war Ursula Andress als wehrhaftes James-Bond-Girl im legendären elfenbeinfarbenen Bikini den karibischen Meereswogen entstiegen, was den tabubrechenden Zweiteiler untrennbar mit dem Image der modernen, selbstbewussten Frau verband. Heute gelten Bikinis und rituelle Fintessprogramme bei uns als ganz normal. Denn mit den knappen Stofffetzenlässt sich schwer verhüllen, was eigentlich zur Enthüllung gedacht war.
Die Journalistin Beate Burger zeichnet anhand von Skandalgeschichtchen, Anekdoten, Schlagertexten, Auszügen aus Frauenzeitschriften, Filmhinweisen und interessanten Fotos ein Stück moderner Körperkultur und Zeitgeschichte nach, amüsant, oft ironisierend, immer locker und ohne moralisierende Zwischentöne. Das gibt Einblick in die rasanten Entwicklungen der letzten 50 Jahre und weckt bei vielen Erinnerungen an noch gar nicht so lang vergangene Tage. Das bisschen Stoff lässt tief blicken und regt hoffentlich weitere HistorikerInnen dazu an, noch etwas tiefer unter der Oberfläche der Geschichten zuschürfen.
Berger, Beate: Bikini, eine Enthüllungsgeschichte, Marebuchverlag, Hamburg 2004, 271 S., ISBN 3-936384-88-6
(3.152 Anschläge, 37 Zeilen, Dezember 2004)
BIKINY DAY
Im Pazifik löst der Begriff "Bikini" keine Freude, sondern Trauer aus. Zwischen 1946 und 1958 stieg allein über den mikronesischen Marshall-Inseln 67mal der amerikanische Atompilz auf, davon 23mal über Bikini. Die Bewohner hatte man zuvor "umgesiedelt". Vor 50 Jahren, am 1. März 1954, wurde auf dem Bikini-Atoll die größte US-Wasserstoffbombe aller Zeiten gezündet. Der extrem hohe, falsch berechnete Fallout verstrahlte viele Menschen und verseuchte weite Teile des Pazifiks. "Bravo" war fast 1000mal stärker als die Hiroshima-Bombe. Gegen das Vergessen wird in der Pazifik-Region alljährlich am 1. März der "Bikini Day", "Nuclear Free and Independent Pacific Day" bzw. der "Nuclear Victims' Remembrance Day" begangen. –tü-
Weitere Informationen: Pazifik Netzwerk, www.pazifik-infostelle.org.
Vgl. auch TW 7 vom Oktober 1995, S. 1-16, (noch nicht auf der Webseite): "Strahlende Reiseziele in Wüsten und Meeren - Gibt es nach Atomtests ein Risiko auch für Touristen?".
Rügen: Der Koloss von Prora
Christian Hlavac | In Prora auf Rügen, am breiten Ostseestrand zwischen Binz und Mukran, treffen Spaziergänger auf rätselhafte, kilometerlange Bauten, die in keiner Weise zu den Seebädern undmehr
Christian Hlavac | In Prora auf Rügen, am breiten Ostseestrand zwischen Binz und Mukran, treffen Spaziergänger auf rätselhafte, kilometerlange Bauten, die in keiner Weise zu den Seebädern und Fischerdörfern Rügens passen. Die Fassaden scheinen in ihrer Länge kein Ende zu nehmen und setzen sich in Ruinenreihen fort. Es sind die Reste einer Anlage, die vor fast siebzig Jahren das erste Prunkstück einer Serie gigantischer "Kraft durch Freude"-Seebäder der nationalsozialistischen Propaganda werden sollte, aber nie fertig gestellt wurde. Prora ist somit auch Zeugnis deutscher Tourismus-Geschichte. Die Nazi-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" mit ihren Seereisen und geplanten Seebädern wird oft als Vorläuferin der modernenMassentourismus-Anbieter bezeichnet. 20.000 Betten auf fünf Kilometern Länge sprechen in Prora für sich.
Das reich illustrierte und aufmüpfig-engagierte Buch schließt sehr gut an das Werk "Paradiesruinen. Das KdF-Seebad der Zwanzigtausend auf Rügen" (sieheBuchbesprechung in TW 9/Nov. 1996, S. 10) an. Es geht auf die Tourismusgeschichte Rügens ein und schildert – im Gegensatz zum Buch "Paradiesruinen" - sehr genau die Nutzung des Geländes durch die "Nationale Volksarmee" (NVA) der DDR zwischen 1952 und 1990, u.a. als NVA-Erholungsheim. Viel Platz wird auch den zahlreichen, oft vergeblichen Versuchen einer (touristischen) Nachnutzung des riesigen Geländes gewidmet. Die politischen Querelen über die zukünftige Nutzung und der schleichende, teils absichtlich herbeigeführte Verfall der Anlage wirft ein düsteres Bild auf den Umgang mit der NS-Geschichte. Ingesamt betrachtet ist das Buch ein Aufruf und Hilfeschrei der "Museumsmeile Prora" gegen den Verfall und die aus Autorensicht verfehlte Politik im Umgang mit dem "KdF-Seebad auf Rügen".
Joachim Wernicke, Uwe Schwartz (Hg.): Der Koloss von Prora auf Rügen. gestern – heute – morgen. Verlag Museum Prora,Prora auf Rügen 2003, 132 S., zahlreiche Fotos, ISBN 3-7845-4900-4
(1.973 Anschläge, 23 Zeilen, Oktober 2004)
Tourismus und Umwelt in Nepal
Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent des weltweiten Tourismus spielt sich in Berggebieten ab, wobei es sich in den Industrie-Nationen um Massentourismus handelt. Allein in Österreich stammen über 75mehr
Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent des weltweiten Tourismus spielt sich in Berggebieten ab, wobei es sich in den Industrie-Nationen um Massentourismus handelt. Allein in Österreich stammen über 75 Prozent der Fremdenverkehrseinkünfte aus dem Bergtourismus, so der nepalische Wissenschaftler Sanjay K. Nepal. In einigenLändern Europas sei allerdings ein Trend zu kleinen, spezialisierten Angeboten zu verzeichnen, die auf grünen und nachhaltigen Naturkonzepten basierten. Umweltschutz werde großgeschrieben. Der Markt sei gefestigt, weshalb versucht werde, Profit und Effizienz durch geringere Betriebskosten und interne Veränderungen zu erhöhen.
Im Gegensatz dazu sei das Gebirge in Entwicklungsländern durch andere Faktoren geprägt, darunter Abgelegenheit, Unzugänglichkeit, mangelnde Entwicklung, große Armut, hohe Umweltbelastung und sehr ungleiche Verteilungvon Land und Wohlstand. In seinem Buch, einer überarbeiteten Fassung seiner Doktorarbeit, untersucht S. Nepal das Dilemma in seiner Heimat: Landschaftsschutz und Erhaltung der Artenvielfalt gegenüber ökonomischer Entwicklung. Dabei analysiert er insbesondere die "Trekking-Rennstrecken" Everest undAnnapurna (mit Lo/Upper Mustang) und schildert erfolgreiche Strategien sowie weniger gute Ansätze der touristischen Entwicklung (Lo). Der Titel ist Teil eines Forschungsprojektes über die Auswirkungen des Tourismus in Nepal, das von der Schweizerischen Stiftung für Alpine Forschungen (SSAF), Zürich, Ende der90er Jahre finanziert wurde. Dabei entstanden (S. 7) 1999/2000 an der Universität Bern fünf weitere Diplomarbeiten.
Nepal, Sanjay, K: Tourism and the Environment. Perspectives from the Nepal Himalaya, STUDIENVerlag Innsbruck, Wien, München und Himal Books, Kathmandu2003, 204 S., ISBN 3-7065-1783-3 (Österreich) -tü-
Beide Bücher sind auch erhältlich bei ÖkoHimal,Hofhaymer Allee 11/17, 5020 Salzburg, http://www.ecohimal.org. Konto inMünchen.
Weitere Titel über Bergtourismus s. http://www.studienverlag.at
Ebenfalls im STUDIENVerlag erschienen ist kürzlich ein neuesStandardwerk Kurt Luger/Christian Baumgartner/Karlheinz Wöhler (Hg): Ferntourismus wohin? Der globale Tourismus erobert den Horizont. StudienVerlag Innsbruck, Reihe „tourismus – transkulturell& transdisziplinär“, Innsbruck 2004. Es enthältauch einen Beitrag von Heinz Fuchs, "Steter Tropfen höhltden Stein. Erfahrungen und Perspektiven aus der Arbeit von TourismWatch". Eine Rezension erfolgt in der nächsten Ausgabe.
(2.550 Anschläge, 32 Zeilen, Oktober 2004)
Buchhinweise zu Tourismus und Umwelt
Rauschelbach, B. (Hg.): (Öko-)Tourismus: Instrument für eine nachhaltige Entwicklung?, Max Kasparek Verlag, Heidelberg 1998, 144 S.ISBN 3-925064-24-9.
Rauschelbach, B., Schäfer, A. , Steck, B. (Hg.): Cooperating for Sustainable Tourism - Kooperieren für nachhaltigen Tourismus. Proceedings of the Forum International at the Reisepavillon 2002, GTZ, Kasparek-Verlag, Heidelberg 2002, 232 S., ISBN 3-925064-34-6
Unter dem Link www.gtz.de/tourismus/deutsch/materialien-2004.htm finden sich die Artikel der Vorträge des diesjährigen Tourismus-Forum-International (TFI) 2004 zu Marketing, Zertifizierung und Nachhaltigkeitsstandards, Erneuerbare Energien, Jugendreisen, Naturanimation, Jagdtourismus, Gemeindeorganisierter Tourismus, Naturschutz und Ökotourismus sowie "Sustainable all-inclusive?".
Der Weg ist das Ziel: "Wege zur Weisheit der Natur"
Im "Jahr der Berge 2002" fand in Graz ein großes Weltfriedenstreffen statt, bei dem 11.000 Gäste aus über 70 Ländern an einem buddhistischen Kalachakra-Ritual teilnahmen. Kultur- undmehr
Im "Jahr der Berge 2002" fand in Graz ein großes Weltfriedenstreffen statt, bei dem 11.000 Gäste aus über 70 Ländern an einem buddhistischen Kalachakra-Ritual teilnahmen. Kultur- und Umweltorganisationen sowie staatliche Stellen richteten zusätzlich eine internationale Konferenz auf dem bischöflichen Schloss Seggau in der Südsteiermark aus, an der ökologisch und spirituell interessierte Menschen teilnahmen. Sie vertraten verschiedene Religionen einschließlich Schamanismus und kamen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, den USA, Kolumbien, Peru, Nepal, Indien, der Mongolei und vom Baikalsee in Sibirien. Der Titel "Wege zur Weisheit der Natur- Ökologischer Dialog Himalaya & Alpen" bezieht sich auf ein buddhistisches Konzept. "Ein Weg kann unter verschiedenen Aspekten gesehen werden", heißt es im Vorwort. "Als etwas trennendes, das zwischen uns und unserem Wunschobjekt steht. Dann ist jeder Schritt ein Stück eroberter Boden, dem wir alle Hindernisse abgetrotzt haben. Oder wir sehen den Weg als eine Führungslinie, die uns an unser Ziel bringen soll. Unter diesem Blickwinkel wird der Weg zum Teil unseres Zieles. Es ist der Anfang unseres Erfolges". Auch im Bergtourismus wird oft mit dem Slogan "Der Weg ist das Ziel" geworben, ohne sich indes mit dieser Aussage näher zu befassen. Dabei kann dieses Buch, das die Beiträge der außergewöhnlichen Konferenz zusammenfasst, nun behilflich sein. (Auch Tourismus selbst ist ein Thema). Es gibt einen Überblick über die vielfältigen Strategien des Umgangs mit der Umwelt. Schamanische Versionen werden ergänzt durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwürfe. Die Beiträge sind in deutscher oder englischer Sprache abgedruckt. Auch die nächste Weltausstellung im kommenden Jahr in Aichi, Japan, steht unter dem Motto "Wege zur Weisheit der Natur".
Loseries-Leick, Andrea/Horvath, Franz (Hg): Wege zur Weisheit der Natur. Ökologischer Dialog Himalaya & Alpen, NaturschutzbundSteiermark, Graz 2004, 288 S., ISBN 3-9501292-1-9 http://www.naturschutzbundsteiermark.at -tü-
(2.033 Anschläge, 23 Zeilen, Oktober 2004)
Natur-Reiseführer Australien
Ludmilla Tüting | Neues Standard-Werk für Öko-Touristen und Reiseleiter
Als roter Faden ziehen sich die Fehler der weißen Kolonialisten durch dieses brillante Bestimmungsbuch: "Von allen Kontinentenmehr
Ludmilla Tüting | Neues Standard-Werk für Öko-Touristen und Reiseleiter
Als roter Faden ziehen sich die Fehler der weißen Kolonialisten durch dieses brillante Bestimmungsbuch: "Von allen Kontinenten hat Australien wahrscheinlich am stärksten unter unsinnigen und schädlichen Importen von fremden Tier- und Pflanzenarten zu leiden", stellt der deutsche Auswanderer und Studiosus-Reiseleiter Lutz Fehling fest. Eingebürgerte Nage-, Nutz-, Weide-, Haus- und Jagdtiere der europäischen Einwanderer verursachten - mangels natürlicher Feinde - bis heute gravierende ökologische Schäden, vor allem Wildkaninchen, Füchse, Wildschweine, Mäuse und Ratten.
Anstatt das Jahrtausende alte Wissen der Aborigines (Ureinwohner) zu nutzen, betrachteten die Siedler die neue Umwelt als feindlich, die Aborigines (nicht Aborginials!) als Tiere und verschmähten die heimischen Nahrungsmittel. "Selbst Australienforscher verhungerten in Gebieten, die den Aborigines genügend Nahrung boten", so der Autor. Erst in den letzten Jahren sei das Interesse daran erwacht. Um so erfreulicher, dass der promovierte Handelsstudienrat bei den Pflanzen oft auch die traditionelle medizinische Verwendung durch die Ureinwohner beschreibt. Beispiel australischer Teebaum (Tea Tree), seit einigen Jahren als eine Art Wundermittel bei uns bekannt: "Die Aborigines verwenden die Blätter (nicht das reine Öl) für Aufgüsse und Umschläge vor allem bei Halsentzündungen, Erkältungen und Insektenstichen. Die heutige Volksmedizin nutzt die bakterienhemmende, wundheilende und pilztötende Wirkung des Teebaumöls".
Vielfältig einsetzbar
Acht Jahre arbeitete Fehling an dem Buch. Heraus kam ein kleines Wunderwerk, das durch große Übersichtlichkeit und liebevolle, naturgetreue Farbzeichnungen - von Sharon Dye und Ted Poulter - besticht. Abgebildet und nach festem Schema kurz und prägnant beschrieben wurden 325 Tier- und 200 Pflanzenarten, praxisnah und sehr leicht verständlich. Zu jeder Abbildung gehört eine Skizze Australiens mit dem jeweiligen Verbreitungsgebiet. Ganz besonders hilfreich sind die durchgängig englischen, deutschen und wissenschaftlichen Bezeichnungen, teilweise ergänzt durch umgangssprachliche Namen in den "Info"-Texten. Dieses Glossar nützt nicht nur Öko-Touristen und Reiseleitern vor allem in der englischsprachigen Tourismuswelt, sondern auch Feinschmeckern, die hier und unterwegs tropische Nahrungsmittel leichter identifizieren können.
Wem ist beispielsweise bekannt, dass "Kiwis" eigentlich aus China stammen, wie der deutsche Begriff "Chinesischer Strahlengriffel" andeutet: "Heimat ist das chinesische Yangtse-Tal. Erst die Kiwis (Spitzname der Neuseeländer, auch Name des flugunfähigen Schnepfenstraußes) züchteten verbrauchergerechte Sorten und verhalfen der Kiwi-Frucht in den 1970er Jahren zu Weltruhm. Leider vergaßen die Neuseeländer, 'ihren' Namen zu schützen. Deshalb wird die Frucht heute unter dem Kiwi-Namen weltweit in den gemäßigten bis subtropischen Breiten angebaut, so auch in Australien".
Selbst ohne einen Besuch Australiens erfreut das 500 Gramm schwere Buch jedes Naturfreundeherz, denn das Schmökern ist unterhaltsam und lehrreich zugleich. So sind Koalas keine Bären, (schon gar nicht die Vorlage für Teddybären, wie oft behauptet wird), sondern Beuteltiere. Seeschildkröten heißen "Turtle", Landschildkröten aber, die es auf dem Fünften Kontinent nicht gibt, "Tortoise". Und im Landesinnern lebt der weltweit höchste Bestand an wilden Dromedaren, nämlich geschätzte 400.000. Die einhöckrigen "Kamele" (Camel, Dromedary, camelus dromedarius) wurden ab 1840 als Last- und Reittier zur Outback-Erschließung eingeführt und nach 1925 freigelassen. Heute werden sie eingefangen, an Touristen vermietet oder exportiert, häufig sogar in arabische Länder. Zur Erinnerung an ihre afghanische Herkunft wurde im Januar 2004 ein Zug "The Ghan" benannt. Die neue 3000 km lange Strecke verbindet erstmals Darwin im Norden mit Adelaide in Süd-Australien.
Wellensittiche, die man in Australien in riesigen Schwärmen beobachten kann, kamen 1840 nach Europa und sind seitdem beliebte Käfigvögel. Anzumerken ist, da weitgehend unbekannt, dass die Einzelhaltung von Wellensittichen (engl. budgerigar) zu den größten Tierquälereien gehört, denn die "budgies" sind ausgesprochen gesellige Papageienvögel.
Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass ein schnelles Auffinden durch Querverweise und ein dreisprachiges Register mit fast 5000 Stichworten in diesem Standard-Werk möglich ist.
Fehling, Lutz: "Australien Natur-Reiseführer. Tiere und Pflanzen am touristischen Wegesrand". Edition Fehling im Ilona-Hupe Verlag, München 2003. 525 farbige Zeichnungen, Taschenbuch, 317 Seiten, ISBN 3-932084-25-X
(4.646 Anschläge, 62 Zeilen, März 2004)
Fernsehen und andere Medien in Asien (Buch)
Wussten Sie, dass das thailändische Militär sämtliche Radiofrequenzen kontrolliert, 43,6 Prozent aller Radiosender und 40 Prozent aller terrestrischen Fernsehsender besitzt? Und dass die Armee nichtmehr
Wussten Sie, dass das thailändische Militär sämtliche Radiofrequenzen kontrolliert, 43,6 Prozent aller Radiosender und 40 Prozent aller terrestrischen Fernsehsender besitzt? Und dass die Armee nicht nur der erste Betreiber von Farbfernsehen, sondern auch der erste Betreiber von Satelliten-TV war? Das österreichische Buch "Flimmerndes Asien" steckt voller Überraschungen und entpuppt sich als ausgesprochen spannende und informative Lektüre. Analysen und Berichte über die Fernseh- und Mediensysteme gibt es zu 19 Ländern: SÜDASIEN: Bhutan, Hindukush-Himalaya und Nepal, Indien, Pakistan, Sri Lanka. SÜDOSTASIEN: Burma, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam. NORDOSTASIEN: China, Japan, Nordkorea, Südkorea, Taiwan. Jeder Länderbericht enthält umfangreiches statistisches Material über Land und Leute, Massenmedien, Telekommunikation, Informationstechnologien sowie Literaturhinweise und Internet-Adressen.
Schmerzlich vermisst wird dagegen ein Index. Wo werden beispielsweise die landessprachlichen Programme von "Radio Free Asia" (aus den USA) als wichtige Informationsquelle auf Kurzwelle zusätzlich gehört? In Burma (S. 73), Thailand (S. 14), in Tibet, im Himalaya. Oder die landesprachlichen Sendungen der BBC, Voice of America und selbst der Deutschen Welle. Ein Index könnte helfen, ohne das ganze Buch durchforsten zu müssen.
Bewundernswert ist die Vielfalt der AutorInnen, auch wenn nicht alle Beiträge die gleich hohe Qualität aufweisen. (Ein richtig ärgerlicher Flop ist der unreflektierte Beitrag über Bhutan samt falscher Angaben in der Statistik.) Insgesamt jedoch bietet der Sammelband eine sehr gute Übersicht über die Medienwelt in Asien und sei jedem dringend empfohlen, der mit diesem Kontinent zu tun hat.
Becker, Jörg/Luger, Kurt (Hg.): "Flimmerndes Asien. Die Fernsehentwicklung eines Kontinents im Aufbruch". Band 17, Neue Aspekte in Kultur- und Kommunikationswissenschaft, Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien 2002, www.kunstundkulturverlag.at, 252 S., ISBN 3-85437-240-X -tü-
Frage der Redaktion an die verehrte Leserschaft: Kennt jemand ähnliche Bücher über Medien in anderen Erdteilen? In deutsch?
Buchtipps zu Burma
Markand/Petrich/Klinkmüller: "Myanmar (Birma)", Stefan Loose Travel Handbuch, Berlin November 2003, 512 S., ISBN 3-7701-6147-5
Gerade erschien dieser neue Reiseführer zu Burma, in dem auch auf Tai Panmehr
Markand/Petrich/Klinkmüller: "Myanmar (Birma)", Stefan Loose Travel Handbuch, Berlin November 2003, 512 S., ISBN 3-7701-6147-5
Gerade erschien dieser neue Reiseführer zu Burma, in dem auch auf Tai Pan und die AUA hingewiesen wird. In einem gesonderten Beitrag empfiehlt "Respect" nachdrücklich, sich vorher umfassend zu informieren und kritisch und mit offenen Augen zu reisen. Leider ist dem – empfehlenswerten – Buch nicht zu entnehmen, welche Hotels vom Militärregime betrieben werden. Vielleicht können diese Informationen für kritische Touristen in der zweiten Auflage berücksichtigt werden. -tü-
Ma Thanegi: "Pilgerreise in Mynamar", Horlemann Verlag, Bad Honnef 2002, 200 Seiten, ISBN 3-89502-146-6
Kennzeichnend für die zeitgenössische Literatur, die die Zensur in Burma erlaubt, ist Ma Thanegis "Pilgerreise in Myanmar", Originaltitel "The Native Tourist". Es ist das gegenwärtig einzige in deutscher Übersetzung vorliegende Buch aus Burma und schon deshalb zu empfehlen, um überhaupt eine Ahnung zu bekommen, welche Farbtupfer der weiße Fleck zu bieten hat. Die Schriftstellerin und Malerin aus Rangoon schließt sich einer Reisegruppe von Landsleuten an und begibt sich auf Pilgerfahrt im eigenen Land. Köstlich, wie sie Menschen und Situationen beschreibt - humorvoll mit der beobachtenden Distanz einer gebildeten, modernen, städtisch orientierten Frau. Der Leser, vor allem der europäische, erfährt Erstaunliches und Erhellendes aus und über Burma. Zum Alltag, zum Umgang mit Geistern, zur Vielfalt der buddhistischen Klöster macht Ma Thanegi ihre liebevollen spöttischen Anmerkungen, die sie mit sympathischen Zeichnungen illustriert. Das liest sich flott und unterhaltsam. Nur eines fällt auf: Die Reise und die Reflektion darüber finden in einem scheinbar unpolitischen Raum statt. Rüdiger Siebert
(1.232 Anschläge, 16 Zeilen, Dezember 2003, Quelle: Aus "Die allgegenwärtige Zensur der Generäle", epd Entwicklungspolitik 18/2003)
Religiöser Überblick
Wer sich einen Überblick über die Vielfalt des religiösen Lebens in Berlin (und durch Zweigstellen in Deutschland darüber hinaus) verschaffen möchte, für den ist ein neues Nachschlagewerk erhältlich.mehr
Wer sich einen Überblick über die Vielfalt des religiösen Lebens in Berlin (und durch Zweigstellen in Deutschland darüber hinaus) verschaffen möchte, für den ist ein neues Nachschlagewerk erhältlich. Rund 400 Beiträge geben Auskunft über Glaubenslehren, Riten, Geschichte, gegenwärtige Positionen, heilige Orte und kulturelle Zusammenhänge. Erfasst wurden über 360 aktive Gruppen und Glaubensgemeinschaften. Das Handbuch ist ein Projekt der Berlin-Forschung der Freien Universität Berlin am Institut für Religionswissenschaft.
Grübel, Niels/Rademacher, Stefan (Hg): "Religion in Berlin - Ein Handbuch. Ein Überblick über das religiöse Leben in Berlin", Weißensee Verlag, Berlin 2003, 673 S., ISBN 3-89998-003-4. PDF mit komplettem Inhaltsverzeichnis:
www.weissensee-verlag.de/autoren/rademacher-gruebel.html -tü-
(807 Anschläge, 10 Zeilen, September 2003)
"Zu Gast in Senegal"
Das Wort "Ausländer" gebe es in der Sprache Wolof nicht, erfahren wir gleich am Anfang erfreut. Der Ausdruck dafür in Senegal sei "Gast", was einem Besucher eine ganz besondere Position verleihe. Undmehr
Das Wort "Ausländer" gebe es in der Sprache Wolof nicht, erfahren wir gleich am Anfang erfreut. Der Ausdruck dafür in Senegal sei "Gast", was einem Besucher eine ganz besondere Position verleihe. Und wer sich wie ein Gast verhalte, werde auch als solcher behandelt und respektiert. "Am ersten Tag soll der Fremde nur seine Augen und Ohren öffnen, aber nicht seinen Mund" - wer obendrein noch dieses afrikanische Sprichwort beherzigt, zusammen mit Höflichkeit, Geduld und Toleranz, dem dürften freundschaftliche Begegnungen und Sympathie sicher sein. Französisch sollte ein Senegal-Besucher ebenfalls beherrschen. Das westafrikanische Land wurde bei uns weniger durch Tourismus als durch "Weltmusik" und seine Kicker während der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea bekannt. Der internationale Verband der "Naturfreunde" möchte das ändern, empfiehlt aber gemeinsam mit seiner senegalesischen Partnerorganisation, den Naturfreunden Senegals, einen behutsamen und partnerschaftlichen Tourismus. Dazu gab er den Leitfaden "Zu Gast in Senegal" in deutscher und französischer Sprache heraus, der verschiedene Aspekte des Landes vorstellt. Ein interessantes Büchlein, aber ein wenig zu trocken und belehrend geschrieben.
Naturfreunde Internationale (NFI): "Zu Gast in Senegal - ein Land und seine Menschen", 96 S., 2003, erhältlich bei NFI, Diefenbachgasse 36, A-1150 Wien, Tel. 0043-1/8923877, Fax 8129789, www.nfi.at. Die "Österreichische Entwicklungszusammenarbeit" unterstützte das Projekt.
-tü-
(1.645 Anschläge, 18 Zeilen, September 2003)
"Mit anderen Augen sehen - Leben in fremden Kulturen"
Ludmilla Tüting | Ein preiswürdiges neues Buch ist unterhaltsam und lehrreich zugleich
Wer neugierig ist auf die Welt und Bücher über Alltagskultur spannend findet, dem sei ein neues, preiswürdigesmehr
Ludmilla Tüting | Ein preiswürdiges neues Buch ist unterhaltsam und lehrreich zugleich
Wer neugierig ist auf die Welt und Bücher über Alltagskultur spannend findet, dem sei ein neues, preiswürdiges Glanzstück ans Herz gelegt. Es heißt "Mit anderen Augen sehen - Leben in fremden Kulturen", wurde herausgegeben von Hanne Chen und Henrik Jäger und erschien kürzlich in der Reise Know-How-Reihe "Kulturschock". Das Taschenbuch richtet sich zwar vorrangig an diejenigen, die für längere Zeit ins Ausland gehen. Ich finde aber, dass es eine unverzichtbare Verständnishilfe auch für Touristen darstellt, insbesondere für weibliche, denn uns werden - leider - die meisten Tabus auferlegt. Obendrein handelt es sich um eine - selten genug - vergnügliche, inspirierende Lektüre.
Neun Frauen und vier Männer nehmen uns in die Türkei mit, nach Russland, Indien, Thailand, China, Taiwan, Ägypten, Tansania, Mexiko und Kalifornien. Drei Nicht-Deutsche berichten über ihre Erfahrungen in Italien und Deutschland. Die AutorInnen schildern ihre überwiegend persönlich gehaltenen Erfahrungen mit großer Offenheit, im Guten wie im Schlechten. Deshalb berühren sie uns und sind sehr gut nachvollziehbar. Die Leser erleben die verschiedenen Phasen eines Kulturschocks in der Fremde, aber auch bei der Rückkehr, hautnah mit.
Stellt man sich gerne neuen Herausforderungen, ist ein Kulturschock durchaus positiv besetzt und sehr hilfreich. Der Kulturwissenschaftler Klaus Boll resümiert:"Er kann z.B. die Augen öffnen, sensibilisieren, aufrütteln, Unterschiede bewusst werden lassen, die Frage nach den wichtigsten Zielen im Privatleben und im Arbeitsalltag neu stellen. Er kann auch - in einzelnen Fällen - Menschen zeigen, dass sie von ihrer Charakterstruktur oder Arbeitsweise nicht für einen längeren Aufenthalt in einer bestimmten Kultur geeignet sind und daher besser diesen Aufenthalt vorzeitig beenden sollten. Insofern sollten die Lektüre von Büchern zur Kultur des Gastlandes sowie interkulturelle Vorbereitungsseminare und ähnliches nicht das vorrangige Zeil verfolgen, einem späteren Kulturschock im Gastland vorzubeugen, sondern die Menschen vor allem für kulturelle Unterschiede sensibilisieren". Karin Werner ergänzt aus Ägypten, den Humor nicht zu vergessen. Mit ihm lasse sich eine Situation oft zu seinen Gunsten wenden. Wie wahr.
Chinesischer Humor beispielsweise sei anders als der westliche, schreibt Hanne Chen, die mit einem Chinesen aus Taiwan verheiratet ist."Er hat nicht seinen Sarkasmus, seine Ironie, doch viel Sinn für die Grotesken des Daseins, was dem Ernst des Lebens einiges an Dramatik nehmen kann. Ein Freund schilderte uns, wie er leicht betrunken seiner Angebetenen einmal eine ganze Stunde durch Taipeh mit dem Auto gefolgt war, bis sie ausstieg, ihn zur Rede stellte und sich jegliche weiteren Annäherungsversuche verbat. Es war eine auch im chinesischen Kulturkreis äußerst peinliche Geschichte. Er beendet sie mit den Worten: 'Und wisst Ihr, was das Schlimmste an der ganzen Sache war? Ich hatte schon drei Flaschen Bier getrunken und konnte keine Toilette finden'. Je länger ich in Taiwan war, desto mehr gab es mit Chinesen zu lachen und desto leichter wurde es."
Wertekonflikte: "Café Hitler"
Oder wie sollte der Sinologe Henrik Jäger, der in Taiwan deutsche Sprache und Literatur unterrichtete, mit einem "Café Hitler" umgehen? Versehen mit dem Zusatz "eine besondere Freude genießen" und dekoriert mit einem Hakenkreuz auf dem Ladenschild. Zuvor hatte dort eine Münchener Firma Aufsehen erregt, als sie für Elektroheizungen mit dem "Führer" warb."Meine Studenten verstanden zuerst gar nicht, was ich gegen ein 'Café Hitler' haben konnte. Er sei doch ein großer Deutscher gewesen, so wie Tschiang-Kaischeck ein großer Chinese war. Nach einigen Stunden verstanden sie mich etwas und wir überlegten, was zu tun sei. Das deutsche Wirtschaftsbüro (die konsularische Vertretung, Anm. der Red.) einzuschalten, schien ihnen unangemessen. Damit würde man nur den Cafébesitzer ruinieren. Mit ihm zu reden, würde nichts bringen. Er würde nicht verstehen, was an dem Namen auszusetzen sei. Also verständigten wir uns, dass zumindest im Jahrbuch der Deutschabteilung ein Artikel erscheinen müsse über das, was Hitler an Unglück über Deutschland und die Welt gebracht hatte. Bei all dem wurde mir einmal mehr bewusst, wie weit weg die deutsche Realität war. Hitler hatte den chinesischen Nationalisten für den Kampf gegen die Kommunisten Militärratgeber zur Verfügung gestellt und war somit zum großen Deutschen geworden... Und man habe früher, so meinten die Studenten, vor allem alte Wochenschauen gesehen - mit diesem Bild von Deutschland seien sie groß geworden".
Dabei fehlte, dass "der Führer" gegen 67 Länder Krieg führte, in Europa 55 Millionen Menschen umkamen, 35 Millionen verletzt wurden und es drei Millionen Vermisste gab. Dass mindestens 13 Millionen ihr Leben nicht durch Kriegshandlungen verloren, sondern direkt durch das mörderische Nazi-Regime, darunter sechs Millionen Juden einschließlich der eigenen Landsleute, über drei Millionen russische Kriegsgefangene, mindestens 2,5 Millionen Polen, Hunderttausende von Zwangsarbeitern (auf Englisch treffender "Slave labourers", Sklavenarbeiter), Homosexuelle, Oppositionelle, Kranke, Behinderte, Sinti und Roma.
Trotzdem erfreut sich Hitler auch in zahlreichen anderen Ländern großer Beliebtheit, mit für uns vorprogrammierten peinlichen Situationen. So fand die "Times of India" im Dezember des vergangenen Jahres ( Sunday Times of India, New Delhi, 22.12.2002) bei einer Umfrage heraus, dass indische Studenten von führenden Universitäten in Delhi, Mumbai (Bombay), Kolkata (Kalkutta) und Bangalore Hitler für den besten ausländischen Führer hielten. Den ersten Platz belegte Mahatma Gandhi mit 23 Prozent, den zweiten der derzeitige Premierminister Vajpayee, ein Hindu-Nationalist, mit 20 Prozent. Hitler lag mit 17 Prozent auf Platz drei.
In Bangkok mußte vor einigen Jahren eine Bar nach Protesten schließen, die im Nazi-Dekor auf Kundenfang ging. Es wimmelte nur so von NS-Hakenkreuzen, die Kellner bedienten in braunen Uniformen.
In der Region Udine boomt seit einiger Zeit ein italienischer "Hitler-Wein", den vor allem deutsche Touristen begeistert als Souvenir kaufen. Auf den Wein-Etiketten prangen Naziparolen und Hitler-Portraits. Laut dem ARD-Magazin "Kontraste" vom 4. September sollen pro Jahr 30.000 Flaschen über die Ladentische von Weinkellern, Lebensmittelgeschäften und Andenkenläden gehen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries protestierte inzwischen bei ihrem italienischen Kollegen in Rom.
Ich selbst wollte einst in Mexiko in den Boden versinken, als mir - sicherlich unbescholtene - Fischer ihre besondere Reverenz erwiesen. Als sie hörten, dass ich eine Alemana war, schenkten sie mir mehr Fische als ich mit bloßen Händen halten konnte, bildeten ein Kreis um mich und riefen mit ausgestrecktem Arm minutenlang "Heil Hitler, Heil Müller, Heil Beckenbauer"! Für eine ausreichende politische Diskussion reichte mein Spanisch nicht aus. Mein abwehrende Haltung wirkte nur befremdlich. Sie verehrten Hitler, weil "er den US-Amerikanern die Zähne gezeigt hatte". Auf dieses Argument muss man unterwegs gefasst sein, auch anderswo.
Ausland & Elend
Auszug aus: DUDEN: Etymologie – Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 1963.
elend: Mhd. ellende "fremd, verbannt; unglücklich, jammervoll" verkürzt aus ahd. elilenti, asächs. elilendi "in fremdem Land, ausgewiesen". Der Ausschluß aus der Rechtsgemeinschaft des eigenen Volkes wird als schweres Unglück empfunden. Der zweite Teil des Wortes ist eine Ableitung von dem unter Land behandelten Wort. Das Substantiv Elend ist aus dem Adjektiv entstanden ( mhd. ellende "anderes Land, Verbannung; Not, Trübsal",ahd. elilenti, asächs. elilendi "Fremde").
Land: Ausland "fremdes Land" (18. Jh.); erst nach Ausländer, ausländisch gebildet, mhd.uzlender "Ausländer, Fremder", uzlendic "ausländisch, fremd".
mhd. = mittelhochdeutsch, ahd. = althochdeutsch, asächs. = altsächsisch
(Entdeckt von Markus Jahn, Berlin)
Wertekonflikte: Frauen
Sehr aufschlussreich sind auch die im Buch beschriebenen Wertekonflikte, wenn es um die klassischen Rollen von Frauen und Männern geht. Touristinnen sollten sie ebenfalls besonders aufmerksam lesen, um unnötige, lästige und ärgerliche Anmache zu vermeiden. Ohne männliche Begleitung gelten wir leider im öffentlichen Raum automatisch als sexuelles Freiwild, vor allem in der muslimischen Welt und teilweise auf dem indischen Subkontinent. Um die Verletzbarkeit der "mannlosen" Frau zu verringern, so der Kerngedanke im Hintergrund, bieten sich in Kairo beispielsweise junge Männer gerne als Beschützer an. Karin Werner, Kultursoziologin, über die Vor- und Nachteile:"Auch wenn frau manchmal ein wenig darüber ins Schmunzeln gerät, welche schmächtigen, 'grünen' Kerlchen sich Gruppen von 'gestandenen' Frauen als Beschützer anbieten, es funktioniert jedenfalls - zumindest ist es der (männlichen) Logik zufolge allemal besser, einen schmächtigen Teenager bei sich zu haben als überhaupt kein männliches Wesen. Denn sobald frau einen Mann an ihrer Seite hat, wird so etwas wie ein (für kulturelle Outsider unsichtbares) Besetztzeichen geschaltet, das die Gruppe vor weiterer 'Anmache' schützt...
Nach dem obligatorischen Shakehands flanieren diese Gruppen- bzw. Paar-Konstellationen meist durch die einschlägigen Touristenmeilen, wobei manchen 'Platzhirschen' ihr Stolz über ihren 'Fang' stärker anzusehen ist als anderen. Es gilt in der Männergesellschaft der Straße als Wert an sich, eine Westlerin aufzugabeln und mit ihr (gerne auch vertraulich eingehakt) herumzuflanieren und die anderen glauben zu machen, man habe etwas mit ihr oder sei gerade auf dem besten Weg dazu. Frau läuft meistens ahnungslos daneben her und bedankt sich meist beim Abschied noch für die netten Tipps ihres Begleiters. Doch muss fairerweise eingeräumt werden, dass die Motive solcher Ansprachen sehr unterschiedlich sind und dass frau gelegentlich über das obligatorische 'Can I help you?' auch wirklich nette Bekanntschaften machen kann".Eine weniger angenehme Variante seien dagegen die "Ansprache-Profis", die nichtsahnende Besucherinnen in Andenkenläden ihres "Onkels" oder in zwielichtige Absteigen lockten. (Diese Beobachtungen gelten übrigens weltweit.)
Karin Werner stellte ebenfalls fest, dass "eine nicht ganz unbeträchtliche Zahl" an Sextouristinnen regelmäßig nach Kairo komme, um ein erotisches Abenteuer zu erleben:"Für dieses mittlerweile fest etablierte Segment von Touristinnen stehen Scharen von zum Teil (semi-)professionellen Gigolos im Kairoer Stadtzentrum bereit, die übrigens ein gutes Gespür für ihre Zielgruppe haben und umgekehrt. Die meist jüngeren Männer fungieren als Sexpartner, Reiseführer und Rundum-Unterhalter und werden am Ende des Trips angemessen für ihre Dienste belohnt. Einen sehr ähnlichen Sextourismus gibt es auch unter Homosexuellen."
In Lateinamerika jagen Touristinnen gerne dem Mythos des "Latin Lover" hinterher und gelten dabei doch auch nur als Freiwild. Denn dem Bild einer zu respektierenden Frau entsprechen sie nicht. Am Beispiel Mexiko erläutet Klaus Boll das Geschlechterverständnis:"Die klassischen Rollen von Männern und Frauen in Mexiko werden mit den Begriffen Machismo und Marianismo charakterisiert. In wenigen Worten zusammengefasst, ist Machismo das übertriebene Betonen sogenannter männlicher Attribute wie Stärke, Härte, Autonomie, Beschützung der 'schwächeren' Frauen. Dagegen wird unter Marianismo das Streben der Frauen nach dem Ideal der Jungfrau Maria verstanden: Reinheit, Edelmut, Dulden und Dienen sind Teil dieses Idealbilds".
In Afrika lautet ein Sprichwort: "Eine Frau soll man sehen, aber nicht hören", wie ich dem unten besprochenen Buch "Zu Gast in Senegal" entnahm. Vielleicht ist ja manchmal auch gut, wenn man als - emanzipierte westliche - Touristin nicht alles zu genau weiß...
Fremdes sehen, ohne das eigene Fremdsein zu erleben
Im Vorwort schreibt Hanne Chen:"Die meisten Touristen sind dank ihres Geldes in der privilegierten Rolle, die Fremde besichtigen zu dürfen, ohne ihr ausgeliefert zu sein. Sie können sich jederzeit zurückziehen in das internationale Hotel, an den touristischen Badestrand oder in das Feriencamp. Sie (gemeint sind hier offensichtlich Pauschaltouristen, Anm. d. Red.) nehmen ganz selbstverständlich ihre kulturellen Gewohnheiten in das andere Land mit, und da die Tourismus-Industrie darauf Rücksicht nimmt, wird ihnen das kaum bewusst. Sie sehen Fremde, ohne ihr eigenes Fremdsein zu erleben.
Ganz anders verhält es sich mit Individual-Touristen oder Menschen, die für längere Zeit in ein fremdes Land gehen und dort zu einheimischen Bedingungen reisen und leben. Sie werden plötzlich mit dem Fremdsein konfrontiert, können ihm nicht ausweichen und sind meist nicht darauf vorbereitet, dass das keine Kleinigkeit ist... Der auf eigene Faust Reisende lernt nicht nur eine andere Welt, sondern auch seine eigenen Grenzen kennen".
Das vorliegende Buch ist ein hervorragender Begleiter beim Umgang mit ungezählten Eindrücken und beim Versuch, mit seinen Gefühlen klarzukommen. Ein Volltreffer!
Chen, Hanne/Jäger, Henrik (Hg): "Mit anderen Augen sehen - Leben in fremden Kulturen", Reihe "Kulturschock", Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2003, 264 S., ISBN 3-8317-1109-7, www.reise-know-how.de.
Katalog: Osnabrücker Str. 79, 33649 Bielefeld, Tel. 0521/946490, Fax 441047.
In der Reihe "Kulturschock" sind außerdem erschienen: Afghanistan, Ägypten, Brasilien, China, Golfemirate/Oman, Indien, Iran, Islam, Japan, Jemen, Marokko, Mexiko, Pakistan, Russland, Spanien, Thailand, Türkei und Vietnam.
Ergänzend dazu die kleinen Handbücher "Daoismus erleben", "Hinduismus erleben", "Islam erleben", "Konfuzianismus erleben".
Auf Deutsch, eine kleine Sensation, erschien 2002 bei Reise Know-How der Klassiker "Leben und Riten der Inder" von Abbé J.A. Dubois. Das Buch des französischen Missionars, der über 30 Jahre in Indien lebte, erschien erstmals 1807 als "Mœurs, Institutions et Cérémonies des Peuples de L'Inde", 1816 als "Hindu Manners, Customs and Ceremonies". Die deutsche Ausgabe wurde von Thomas Kohl übersetzt und herausgegeben.
(14.262 Anschläge, 184 Zeilen, September 2003)
"Jeder Mensch ist ein Mischling"
Die österreichischen Autoren entkleiden den Begriff der "Rasse" seines wissenschaftlichen Mäntelchens und zeigen auf, dass er mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar ist. Sie zeigenmehr
Die österreichischen Autoren entkleiden den Begriff der "Rasse" seines wissenschaftlichen Mäntelchens und zeigen auf, dass er mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar ist. Sie zeigen auf, aus welchen ideologischen Traditionen er entstand und weisen nach, dass der Begriff von Beginn an eingesetzt wurde, um Menschen nicht nur zu klassifizieren, sondern auszugrenzen, zu benachteiligen und zu unterdrücken.
Christian Schüller/Petrus van der Let: Rasse Mensch - jeder Mensch ein Mischling, Alibri Verlag, Aschaffenburg 1999, ISBN 3-932710-14-2.
Ein gleichnamiger Video-Film ist ebenfalls beim Verlag erhältlich.
Alpine Alltagskultur zwischen Beharrung und Wandel
Ludmilla Tüting | Wer wissen möchte, wie man früher in den Alpen lebte, wohnte, feierte, dachte, was man aß und anbaute, der sollte umgehend zugreifen. Denn lange wird es dieses zentrale Referenzwerkmehr
Ludmilla Tüting | Wer wissen möchte, wie man früher in den Alpen lebte, wohnte, feierte, dachte, was man aß und anbaute, der sollte umgehend zugreifen. Denn lange wird es dieses zentrale Referenzwerk der Alpenkultur offensichtlich nicht mehr geben. Klaus Anderegg und Werner Bätzing wählten für dieses Buch die wichtigsten Arbeiten des promovierten Züricher Volkskundlers Arnold Niederer (1914-1998) aus. Sie stammen aus den Jahren 1956 bis 1991 und erschienen teilweise in Publikationen, die Interessierten kaum zugänglich waren. Niederer beschäftigte sich zwar schwerpunktmäßig mit den Schweizer Bergen, geht aber auch auf Nachbarregionen ein. Das Buch entpuppt sich vor allem auch für diejenigen als Juwel, die das (frühere) Leben in den Alpen mit dem (heutigen) Alltag in anderen Gebirgen der Welt vergleichen wollen.
Niederer, Arnold: Alpine Alltagskultur zwischen Beharrung und Wandel, herausgegeben von Klaus Anderegg und Werner Bätzing, Verlag P. Haupt Bern/Stuttgart/Wien 1993, 518 S., zahlreiche s/w-Fotos, umfangreiche Bibliographie, ISBN 3-258-04575-5 Ludmilla Tüting
Die Alpen - eine europäische Kulturlandschaft
Christel Burghoff | Man traut den Alpen ihre lange und erfolgreiche Besiedlungsgeschichte gar nicht zu. Zu viel lebensfeindliche Natur mitten in Europa – aber das ist ein Irrtum. Ihrem Ruhm alsmehr
Christel Burghoff | Man traut den Alpen ihre lange und erfolgreiche Besiedlungsgeschichte gar nicht zu. Zu viel lebensfeindliche Natur mitten in Europa – aber das ist ein Irrtum. Ihrem Ruhm als Wintersportparadies und Tourismus-Highlight (elf Prozent des weltweiten Tourismus) gehen über 1000 Jahre Bergbauernkultur voraus. Die Älpler drückten die Baumgrenze, schufen, bewirtschafteten und pflegten Almen und Matten und erzeugten so einen ästhetischen Reiz. Das gefällige alpine Landschaftsbild ist den Bergbauern und Bergbäuerinnen zu verdanken.
Heute erstreckt sich der Alpenbogen über acht Nationen. Vor allem politische Initiativen, die sich für seine nachhaltige, sprich umwelt- und sozialverträgliche Zukunft stark machen, sehen ihn nach wie vor als eine regionale Einheit. Daran hat auch der Kulturgeograph Werner Bätzing Anteil, vor allem durch seine Studien zur Siedlungsgeschichte und zum gesellschaftlichen Wandel, aber ebenso mit seinem Engagement für den ökotouristischen Weitwanderweg "Grande Traversata delle Alpi", über den er hervorragende Wanderführer schrieb. Jetzt erschien sein reich bebilderter Klassiker "Die Alpen" (1984, 1991) zum dritten Mal. In der umfangreichen, aktualisierten Neufassung hat Bätzing dieses Buch zu einem grundlegenden Standardwerk über die Alpenregion weiterentwickelt. Zentrales Thema: Die ökologisch geglückte Mensch-Natur-Beziehung des agrarischen Zeitalters. Sie dient als Maßstab für alpine Zukunftsperspektiven. Den Gewinn an Artenvielfalt, den die historische Nutzung mit sich brachte – bei gleichzeitiger ökologischer Stabilität und einer prosperierenden Wirtschaftsweise – führt Bätzing auf ein langfristig ausgerichtetes Reproduktionsdenken zurück. Vorzüglich ist, wie Bätzing sich von den Emotionen und Ideologisierungen freihält, die in vielen Umweltdebatten mitschwingen. Die Nachhaltigkeitsdiskussion hat mit dieser Arbeit an Substanz gewonnen.
Werner Bätzing: Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. Verlag C.H.Beck, München 2003. Weitere Informationen: www.geographie.uni-erlangen.de/wbaetzing/publikationen (Nr. 148)
Tourismusethik
Ludmilla Tüting | In Graz gibt es einen Publizisten, der gleichzeitig gelernter Jurist, Philosoph und ein erfahrener Reiseleiter ist. Im Moment schreibt Harald A. Friedl an seiner Doktorarbeit übermehr
Ludmilla Tüting | In Graz gibt es einen Publizisten, der gleichzeitig gelernter Jurist, Philosoph und ein erfahrener Reiseleiter ist. Im Moment schreibt Harald A. Friedl an seiner Doktorarbeit über die Auswirkungen des Tourismus bei den Tuareg. Davor veröffentlichte er aber noch zwei Bücher über Tourismusethik. Das eine ist seine Diplomarbeit, das andere ein kleiner praktischer Leitfaden zum Mitnehmen.
In seiner "Tourismusethik" untersucht er umfassend Theorie und Praxis des umwelt- und sozialverträglichen Fernreisens. Dabei hat er Probleme mit jenen Tourismuskritikern, die an "eklatanter Realitätsferne leiden" und deren Erfolg sich meistens "auf die Rolle eines einsamen Rufers in der Wüste" beschränke. Seiner Ansicht nach kann für eine "praktische Tourismusethik die Antwort auf die Frage nach dem 'richtigen' Handeln alleine nicht genügen". Mindestens so wichtig sei die Frage, "auf welche Weise sich touristische Verantwortung wirkungsvoll verkaufen lasse. Friedl: "Reisende verstoßen ja nicht aus Bosheit gegen regionale Tabus, sondern weil sie auf Grund ihres touristischen Selbstverständnisses gar nicht an die Möglichkeit eines Verstoßes denken". Tourismusethik habe deshalb sehr viel mit Sensibilisierung, Aufklärung und der Kunst der Vermittlung zu tun. Tourismusethik müsse, um angenommen und damit wirksam zu werden, allen etwas bringen. Andernfalls bleibe alles graue Theorie.
Friedls kleines Handbuch "Respektvoll reisen" sei dem interessierten Leser ebenfalls wärmstens ans Herz gelegt. Es ist eine sehr gute Orientierungshilfe bei der Vorbereitung, während der Reise und danach, denn letztlich wirke die Reiseethik nach der Heimkehr weiter, weil man durch die persönliche Reiseerfahrung auch neue Verantwortung übernommen habe. Ein paar kleine, aber wichtige Ergänzungen möchte ich dennoch vorschlagen. Wie verhält Mann/Frau sich, wenn man bei Begegnungen gleich mit der Frage konfrontiert wird, wie viel man verdient, wenn man zum hundertsten Mal die Fragen beantworten muss "What is your name?", "Where do you come from?", wenn mein Gegenüber nie "Danke schön" sagt (da vor Ort unüblich) oder wenn Männer (auch einheimischen) Frauen an die Brust fassen oder zwischen die Beine greifen.
Friedl, Harald A.: "Tourismusethik. Theorie und Praxis des umwelt- und sozialverträglichen Fernreisens", Schriftenreihe "Integrativer Tourismus & Entwiklung", respect/ITTF, Wien (Hg.), Profil Verlag, München/Wien 2002, 256 S., ISBN 3-89019-530-X (D), 3-902146-03-6 (A).
Friedl, Harald A.: "Respektvoll reisen", Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2002, 160 S., ISBN 3-8317-1039-2.
"Mythos Wildnis"
Christian Baumgartner | Norbert Suchanek will der Frage nachgehen, was Wildnis eigentlich ist, und kommt zu der wenig aufsehenerregenden Feststellung: "Es gibt sie nicht. Selbst der Amazonasurwald istmehr
Christian Baumgartner | Norbert Suchanek will der Frage nachgehen, was Wildnis eigentlich ist, und kommt zu der wenig aufsehenerregenden Feststellung: "Es gibt sie nicht. Selbst der Amazonasurwald ist keine Wildnis, sondern eine Art indianischer Kulturlandschaft".
In vielen Details, Anekdoten aus vergangenen Zeiten und aktuellen Beispielen der politischen Diskussion wird die Aneignung der sogenannten Wildnis durch die sogenannte Zivilisation zerpflückt. Der Wildnisbogen, den der Autor spannt, reicht bis zu den Fragen der Biopiraterie und den zu oft missachteten Rechten der indigenen Völker in Fragen der Nationalparkplanung und Tourismusentwicklung.
Die eigentliche, für den Tourismus spannende Frage nach dem Warum und Woher des Mythos, nach den Motiven der Reisenden, die "scharenweise Wildnisangebote buchen", wird jedoch nicht gestellt. So geht eine Chance vorbei, zu erkunden, welche Angebote denn geschaffen werden könnten, um die Lust am Mythos einerseits zu befriedigen und den Tourismus andererseits nachhaltiger zu gestalten.
Suchanek, Norbert: "Mythos Wildnis", Schmetterling Verlag, Stuttgart 2001, 136 S., ISBN 3-89657-574-0.
Norbert Suchanek betreibt seit kurzem eine Initiative und eine Homepage, die mit unserem Namen sehr leicht zu verwechseln ist. Um Irritationen zu vermeiden, weisen wir an dieser Stelle darauf hin, dass es sich weder um ein Kooperationsprojekt noch um eine Unterabteilung von TOURISM WATCH handelt.
Das Land des Lächelns - Thailand als Mythos in den Reisekatalogen
Jens Feith | Kristina Kortländer ist Ethnologin. Ihre Magisterarbeit liegt jetzt in Buchform vor. Das von ihr behandelte Thema sorgt jedoch trotz Wissenschaftlichkeit wegen seiner breitenmehr
Jens Feith | Kristina Kortländer ist Ethnologin. Ihre Magisterarbeit liegt jetzt in Buchform vor. Das von ihr behandelte Thema sorgt jedoch trotz Wissenschaftlichkeit wegen seiner breiten gesellschaftlichen Relevanz und seinen demaskierenden Erkenntnissen für eine überaus interessante Lektüre. Die Autorin analysiert am Fallbeispiel Thailands die Konstruktion des Bildes der Fremde in Reisekatalogen. Sie belegt deren Entstehung aus jahrhundertealten gesellschaftlichen Idealvorstellungen unserer eigenen Kultur, die sie als "tradierte Mythen“ bezeichnet. Weiterhin untersucht sie die Machtinteressen, die hinter derart gestalteter touristischer Darstellung liegen. "Vergleichbar zu der Entwicklung des Paradiesmythos und des Nimbus um den ‚Edlen Wilden‘ entwickelte sich in Deutschland neben rassistisch-imperialistisch geprägten Vorstellungen ein romantisches Bild von Thailand, das sich eher an den Defiziterfahrungen und Sehnsüchten der Deutschen orientierte als an einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Land.“ (Kortländer) Als bekanntestes Beispiel für diese These dient die allseits verbreitete Metapher vom "Land des Lächelns“, die als unreflektierte Übertragung europäischer Konnotationen auf asiatische Realitäten entlarvt wird.
Kortländer zeigt überzeugend auf, wie Reiseveranstalter sich in ihrer ausschließlich positiv verklärenden Präsentation des Reiselandes Vorstellungen und Wünsche der potentiellen Kunden zunutze machen (u.a. auch die der „devoten Asiatin“), um ihre ökonomischen Ziele zu erreichen.
Anm. d. Red.: Typische, von der Autorin zusammengestellte Beispiele:
Wenn es irgendwo auf der Welt ein Land des Lächelns gibt, dann muss Thailand gemeint sein. Goldene Tempel und Buddhas. Goldene, im Licht der untergehenden Sonne glänzende Tempeldächer, meditierende Mönche, anmutige Tänzerinnen, dichter Dschungel, weite Palmenhaine, herrlich weiße Strände, endlose Reisfelder, liebenswerte Menschen. Traumhafte exotische Badeparadiese. Das zauberhafte Land des Lächelns. In seiner Gastfreundschaft ist Thailand unergründlich wie das sprichwörtliche Lächeln Asiens – voll von Gegensätzen, die Vorurteile statt Urteile schaffen... (?!)
Kristina Kortländer: Das Land des Lächelns – Thailand als Mythos in Reisekatalogen, Interethnische Beziehungen und Kulturwandel, LIT Verlag, Münster/Hamburg/London 2000, ISBN 3-8258-4632-6, www.lit-verlag.de
"Alpentourismus"
Kurt Luger/Franz Rest (Hg.): Der Alpentourismus - Entwicklungspotenziale im Spannungsfeld von Kultur, Ökonomie und Ökologie, StudienVerlag, Innsbruck 2002, 534 S., ISBN 3-7065-1712-4
Dermehr
Kurt Luger/Franz Rest (Hg.): Der Alpentourismus - Entwicklungspotenziale im Spannungsfeld von Kultur, Ökonomie und Ökologie, StudienVerlag, Innsbruck 2002, 534 S., ISBN 3-7065-1712-4
Der Erlebnishunger der Stadtbewohner, die Technisierung der Gebirge, ihre leichte Erreichbarkeit, steigender Wohlstand und wachsende Freizeitbedürfnisse verwandelten den Alpentourismus in eine Mega-Wachstumsbranche. Millionen Urlauber und Ausflügler zieht es Jahr für Jahr auf einem immer dichter werdenden Autobahn- und Straßennetz in Richtung Alpen. Rund 25 Autoren setzen sich mit der historischen Entwicklung und den aktuellen Problemen auseinander und stellen zukunftsfähige Konzepte für eine touristische Entwicklung vor. -tü-
"Alpenkonvention"
Galle, Ewald: Das Übereinkommen zum Schutz der Alpen (Alpenkonvention) und seine Protokolle - Alpine Umweltprobleme, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002, 276 S., ISBN 3-503-06621-7. Der österreichischemehr
Galle, Ewald: Das Übereinkommen zum Schutz der Alpen (Alpenkonvention) und seine Protokolle - Alpine Umweltprobleme, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002, 276 S., ISBN 3-503-06621-7. Der österreichische Autor bündelt erstmals alles Wissenswerte über die Alpenkonvention, die völkerrechtliche Vereinbarung zum Schutz der Alpen. -tü-
"Mythos und Kult in den Alpen"
Hans Haid: Mythos und Kult in den Alpen, Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1990/2002, 156 Seiten, über 170 Abb., ISBN 3-475-52657-3
Der bekannte Volkskundler, Kulturarbeiter, Tourismuskritiker,mehr
Hans Haid: Mythos und Kult in den Alpen, Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1990/2002, 156 Seiten, über 170 Abb., ISBN 3-475-52657-3
Der bekannte Volkskundler, Kulturarbeiter, Tourismuskritiker, Bergbauer und Rebell aus dem Ötztal entführt die LeserInnen in die überraschende Welt der Mythen und Kulte des gesamten Alpenbogens. Ausführlich bebildert und anschaulich getextet verrät das großformatige Buch interessante Einzelheiten über steinerne Gipfel, Felsbilder, Schalensteine, Menhire, Kultstätten, Bergsonnenuhren, Wallfahrten und Alpensagen. Wer nicht genug bekommt, sollte sich auch gleich "Das alte Handwerk" für 25,50 Euro besorgen. Beide Titel werden noch aufschlussreicher, wenn man sie mit dem Leben in anderen Gebirgen der Welt vergleicht! -tü-
"Mountains of the World"
Sehr interessante, entwicklungspolitische, farbig bebilderte Broschüre einer Gruppe von Fachleuten namens "Mountain Agenda". Gegen Rechnung erhältlich beim Centre for Development and Environmentmehr
Sehr interessante, entwicklungspolitische, farbig bebilderte Broschüre einer Gruppe von Fachleuten namens "Mountain Agenda". Gegen Rechnung erhältlich beim Centre for Development and Environment (CDE), Geographisches Institut der Universität Bern, Hallerstr. 12, CH-3012 Bern, Tel. 0041-31-6318875, Fax 6318544, E-mail: agenda@giub.unibe.ch, www.giub.unibe.ch
Mountain Agenda: Mountains of the World - Tourism and Sustainable Mountain Development, Bern 1999, 48 S.
"Die Welt der Sherpas"
Ludmilla Tüting | Es ist selten genug, dass ausgezeichnete fremdsprachige Fachbücher über den Himalaya - wie das vorliegende - ins Deutsche übersetzt werden. Die amerikanische Anthropologinmehr
Ludmilla Tüting | Es ist selten genug, dass ausgezeichnete fremdsprachige Fachbücher über den Himalaya - wie das vorliegende - ins Deutsche übersetzt werden. Die amerikanische Anthropologin untersucht in dieser spannenden Arbeit den kulturellen, religiösen und sportlichen Austausch zwischen westlichen Bergsteigern/Bergsteigerinnen und Sherpas, ohne deren Hilfe die Besteigung der Gipfel nicht möglich wäre. Das Buch sei auch Touristen empfohlen, da es viele interessante Einzelheiten über die Welt der Sherpas und die Everest-Region enthält.
Sherry B. Ortner: Die Welt der Sherpas - Leben und Sterben am Mount
Everest, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2000, 429 S., ISBN
3-7857-2025-4, www.luebbe.de
Berge Spezial
Eine vorzügliche Schwerpunktausgabe zum Jahr der Berge aus der Sicht der Bergfreunde. Herausgeber Michael Pause, der auch für das Fernsehmagazin "Bergauf, bergab" im Bayerischen Rundfunkmehr
Eine vorzügliche Schwerpunktausgabe zum Jahr der Berge aus der Sicht der Bergfreunde. Herausgeber Michael Pause, der auch für das Fernsehmagazin "Bergauf, bergab" im Bayerischen Rundfunk verantwortlich ist (alle zwei Wochen am Donnerstagabend), ist eine sehr abwechslungsreiche, niveauvolle Zusammenstellung über die Berge der Welt geglückt. Auch heilige Berge und eine umfangreiche Auflistung von Websites für Bergtouren weltweit fehlen nicht. Sehr interessant und gut bebildert. -tü-
Zeitschrift "Berge spezial", Nr. 1/2002, ISSN 0947-5958, 108 S., Euro 6,90 (D), Olympia-Verlag, Nürnberg
Eine spannende und vergnügliche Lektüre: "Kulturschlüssel"
Ludmilla Tüting | Für mich gibt es kaum etwas spannenderes als der Alltag in anderen Ländern. Leider gibt es darüber nicht sehr viel Literatur zum Nachschlagen. Jetzt bin ich wieder einmal fündigmehr
Ludmilla Tüting | Für mich gibt es kaum etwas spannenderes als der Alltag in anderen Ländern. Leider gibt es darüber nicht sehr viel Literatur zum Nachschlagen. Jetzt bin ich wieder einmal fündig geworden und verleihe gleich einen Sechs-Sterne-Orden! Er geht an die Reihe "KulturSchlüssel", herausgegeben von Gerd Simon, erschienen im Max Hueber Verlag. In buntem Layout kommt da eine äußerst unterhaltsame, vergnügliche, aufregende Beschreibung von - leider erst - sechs Ländern daher, die ihresgleichen sucht. Ein guter Aufbau, ein Index und eine übersichtliche Gliederung ermöglichen ein schnelles Nachschlagen. Aber ich empfehle ausgiebiges Schmökern. Vom Familienleben über Politik bzw. politische Kultur bis zum Verhältnis zu Tieren und dem - für Frauen manchmal problematischen - Gang zum Klo wird beispielsweise alles über die Türkei beschrieben. Im Band Ägypten erfahren wir auch etwas über den Volks-Islam und in "Down Under" erstaunliches über die australische Sicht der Welt. Die Aufzählung ließe sich endlos fortführen.
Die Bücher sind bestens geeignet für alle, die sich ernsthaft für die Welt und für Migranten interessieren, die im Ausland arbeiten oder in fremde Länder reisen. Viele Hinweise sind nicht nur für das portraitierte Land, sondern gleich für ganze Regionen hilfreich, beispielsweise für die islamische Welt.
Besonders stark ist ein "Kulturspiel" am Ende jedes Buches, wo es Lösungen für verschiedene Situationen zu erraten gilt. Die kommentierten Antworten machen nur allzu deutlich, daß man im richtigen Umgang miteinander viele Grautöne und uns unbekannte Höflichkeitsformeln kennen muß. Mit deutscher Direktheit und Unverblümtheit liegt man meistens daneben. Beispiel Türkei: "Sie unterhalten sich mit Ihrer Frau laut über die Folter in der Türkei. Plötzlich mischt sich ein Türke vom Nebentisch in Ihr Gespräch. In bestem Deutsch erklärt er verärgert, in der Türkei gebe es keine Folter. Derlei Behauptungen seien eine Lüge. - Wie verhalten sie sich?" (Eine solche Situation läßt sich in vielen Ländern, auch zu anderen Themen, gut vorstellen!)
Was den meisten Titeln fehlt, sind weiterführende Literaturhinweise sowie der Name der AutorInnen auf dem Umschlag, im Katalog und in Lieferverzeichnissen. Ein schlichtes Unding! Zumal es sich um sensible Literatur handelt, bei der viele LeserInnen vorher wissen wollen, welche/r Landeskenner/in den Inhalt verfaßte.
Titel der Reihe "Kulturschlüssel"
- Ägypten: Reinhild von Brunn, 1999, ISBN 3-19-005295-6
- Australien: Gerd Simon, 2001, ISBN 3-19-005310-3
- Frankreich: Evelyn Passet, 1999, 3-19-003291-2.
- Griechenland: in Arbeit, 3-19-005326-X.
- Malaysia & Singapur: Alice Aarau/Jo Ann Craig, 1999, 3-19-005297-2.
- Türkei: Alexej Moir, 1999, ISBN 3-19-005296-4.
- Vietnam: Hans-Jörg Keller, 2000, ISBN 3-19-0055309-X. enthalten 164 bis 276 Seiten. Max Hueber Verlag, München
Ökotourismus in der Praxis
Eine äußerst anregende und hilfreiche Dissertation legte der Geograph Wolfgang Strasdas dem Fachbereich Umwelt und Gesellschaft an der Technischen Universität Berlin vor. Darin untersuchte ermehr
Eine äußerst anregende und hilfreiche Dissertation legte der Geograph Wolfgang Strasdas dem Fachbereich Umwelt und Gesellschaft an der Technischen Universität Berlin vor. Darin untersuchte er Ökotourismus nicht als Strategie zur Nachhaltigkeit des Tourismus, sondern ausdrücklich als Nische im Tourismusmarkt. Allerdings als eine Nische, die zur Unterstützung des Naturschutzes und ländlicher Gebiete, vor allem in Entwicklungsländern, eine erhebliche Bedeutung haben kann.
Stradas belegt, daß die Problematik der ökologischen und sozio-kulturellen Verträglichkeit im Ökotourismus eher zweitrangig ist. Viel schwieriger - und gleichzeitig spannender - sei dagegen die Umsetzung der sehr anspruchsvollen, sozio-ökonomischen und naturschutzpolitischen Ziele von Ökotourismus: Finanzierung von Schutzgebieten, Schaffung lokaler Einkommen und Erhöhung der Akzeptanz von Naturschutz. Dies gelte sowohl für touristisch bereits stark entwickelte Gebiete als auch für weniger erschlossene Regionen.
Strasdas ist überzeugt, daß das anspruchsvolle Konzept des Ökotourismus - trotz aller Kritik - realisierbar ist. Jedoch gelte es, vor allem ein zentrales Defizit zu überwinden: Die Akteure müssen ihre unterschiedlichen Grundhaltungen und Interessen überwinden und (besser) zusammenarbeiten; Akteure (neudeutsch "Stakeholders"), die aus dem Naturschutz und der ländlichen Entwicklungspolitik auf der einen, und aus dem Tourismus auf der anderen Seite kommen. Dazu entwickelte der Autor umsetzungsorientierte Empfehlungen, eine Checkliste und ein Beteiligungsmodell.
Vier ökotouristische Fallbeispiele stammen aus Mexiko und Belize: Das Bisosphärenreservat Calamul und Meeresschutzgebiete bei Cancún sowie das Projekt Rio Bravo Conservation und Management Area (RBCMA) und die Toledo Ecotourism Association (Gewinner des "To Do!"-Preises 1996).
Erhältlich gegen Rechnung beim Studienkreis, Kapellenweg 3, D-82541 Ammerland, Tel. 08177/1783, Fax 1349, E-mail: studienkreistourismus@compuserve.com, www.studienkreis.org
Running a Hotel on the Roof of the World - Five years in Tibet
Ludmilla Tüting | Es ist selten genug, daß uns ein Buch über Tibet amüsiert. Als ich jedoch Alec Le Sueurs "Running a hotel on the roof of the world" las, mußte ich sogar Tränen lachen. Mehrfach.mehr
Ludmilla Tüting | Es ist selten genug, daß uns ein Buch über Tibet amüsiert. Als ich jedoch Alec Le Sueurs "Running a hotel on the roof of the world" las, mußte ich sogar Tränen lachen. Mehrfach. Gewürzt mit bestem britischen Humor beschreibt er darin seine Zeit als Verkaufs- und Marketing Manager im "Holiday Inn" in Lhasa. Das Buch, das noch nicht auf Deutsch erschienen ist, dürfte insbesondere all jene interessieren, die zwischen September 1988 und November 1992 in diesem umstrittenen Hotel residierten. "Mr. Alec" hatte immer ein offenes Ohr, arrangierte Sonderwünsche, half Journalisten und machte aus seiner Sympathie für Tibet keinen Hehl. In Insiderkreisen galt er als Geheimtip. Wie schwierig seine Arbeit aber tatsächlich war, wird erst durch das Buch deutlich. Man mag bedauern, daß es erst sechs Jahre nach Le Sueurs Tibet-Abschied erschien. Doch hätte ein schnelleres Erscheinen vielleicht seine Leichtigkeit verhindert.
Chinesen hatten das "Lhasa Hotel" 1985 als "großen Sprung in den Tourismus" gebaut, waren jedoch außerstande, es zu managen. Als die amerikanische Hotelkette "Holiday Inn" 1986 das Haus mit 468 Zimmern und 800 Angestellten übernahm, waren beispielsweise über 350 Zimmer von Angestellten und ihren Freunden belegt. Im Durchschnitt arbeiteten in den folgenden zwölf Jahren jeweils zehn ausländische Experten, Expatriates, im Management, Restaurantbereich und in der Technik. Anfangs waren es 19 "Expats", laut Vereinbarung wären bis zu 27 möglich gewesen. Sie hatten Zwei-Jahres-Verträge, die in der Regel nicht ein- bzw. durchgehalten wurden. Das "Lhasa Holiday Inn" galt in der Branche als der härteste Posten überhaupt.
Die Expats hießen "Partei B", ihre Stellvertreter und engsten Mitarbeiter, chinesische und tibetische Parteikader, "Partei A". "Partei B" hatte für einen reibungslosen Ablauf des Hotels zu sorgen, die Gäste zufriedenzustellen und einen Profit zu erwirtschaften. "Partei A" kontrollierte und überwachte (spionierte). Für jede Entscheidung mußte ein Konsens beider Parteien erreicht werden. Die Stellvertreter hießen bei den Expats "Schatten" und hatten laut Le Sueur vor allem zwei Aufgaben: So viel wie möglich von den Ausländern, die rund 3000 Prozent mehr verdienten, zu lernen, damit sie das Hotel selber führen können. Was im Oktober 1997 geschah. Und dafür zu sorgen, daß die Expats keinen rufschädigenden, etwa politischen, Ärger machten.
"Partei B" mußte nicht nur lernen, mit chinesischer, tibetischer und kommunistischer Mentalität sowie (später) 560 untrainierten, unmotivierten Angestellten umzugehen, sondern bestand selbst auch aus reichlich exzentrischen Mitgliedern. Am verrücktesten war der italienische General Manager, der mit noch verrückteren Ideen versuchte, das Hotel zu "promoten". Dazu gehörten die erste "Miss Tibet-Wahl" und der Bau eines Swimmingpools, nachdem der erste Pool im benachbarten "Tibet Hotel" bereits wieder geschlossen war. Dererlei Anlässe verwandelte er in große gesellschaftliche Ereignisse. Le Sueur läßt sie ebenso wie die offiziellen Banquetts genüßlich und mit feinem Humor Revue passieren.
Zu den unvergeßlichen Passagen gehören außerdem die Jagd nach "Himalaya-Hamstern", großen Ratten, die sich zu Hunderten im Hotel einquartiert hatten, und seine Beobachtungen über die berühmt-berüchtigte Fluglinie CAAC, "ausgesprochen Kack".
Le Sueur, der heute wieder in seiner Heimat Jersey (Kanalinsel) arbeitet, läßt natürlich die Geschichte Tibets, Mißwirtschaft und die chinesische Unterdrückung nicht außer acht. Zeitweise wird er sogar sehr deutlich. Seine humorvolle Kritik dürfte jedoch aus chinesischer Sicht besonders peinlich und rufschädigend sein, denn er entblößt das System und macht es lächerlich. Das bedeutet Gesichtsverlust. Allerdings sind fast alle Namen im Buch verändert.
Der 38jährige Autor schrieb bewußt kein Buch über Politik und Religion in Tibet. Das könnten andere besser und darüber gebe es ohnehin schon genug. Er wollte vielmehr zeigen, unter welchen Umständen das Hotel in Lhasa funktionierte - oder auch nicht, und er hofft, dabei "Verständnis und Humor in einen Bereich zu bringen, über den sonst nur deprimierende Geschichten zu lesen sind".
Um keinen Gag und keine feinen wie heftigen Seitenhiebe zu verpassen, empfiehlt es sich sehr, das Buch von vorne bis hinten und keinesfalls in Teilen zu lesen. Bislang ist es in holländischer, spanischer, tschechischer und schwedischer Übersetzung erschienen
Alec Le Sueur: "Running a hotel on the Roof of the World - Five years in Tibet", Summersdale Publishers, Chichester 1998, 346 S., £ 7.99, ISBN 1-84024-106-3.
Ludmilla Tüting
(4.635 Anschläge, 61 Zeilen, Juni 2001)
"Kids of Khumbu"
In dieser interessanten Studie untersucht der Salzburger Kommunikationswissenschaftler und Entwicklungshelfer Kurt Luger den Lebensstil der Sherpa-Jugend aus dem Everest-Gebiet in Nepal, ihrmehr
In dieser interessanten Studie untersucht der Salzburger Kommunikationswissenschaftler und Entwicklungshelfer Kurt Luger den Lebensstil der Sherpa-Jugend aus dem Everest-Gebiet in Nepal, ihr Freizeitverhalten, ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste. Die Khumbu-Region am Fuße des Mt. Everest, die nur zu Fuß oder per Kleinflugzeug erreichbar ist, gehört zu den beliebtesten Trekking-Gebieten des Himalaya-Königreiches.
Luger, Kurt: "Kids of Khumbu - Sherpa Youth on the Modernity Trail", an Eco Himal Publication, published by Mandala Book Point, Kathmandu 2000, 128 S.öS 248 (rd. DM 35) plus Porto, ISBN 99933-10-06-9.
Erhältlich bei
Öko Himal
Hofhaymer Allee 11/17
A-5020 Salzburg
Tel. 0043-662-829492
Fax 829492-22,
E-mail: office@ecohimal.or.at, www.ecohimal.or.at
(Vgl. auch TW 20, S. 15-21, "Die Lebenswelt Jugendlicher in touristischen Bergregionen. Ein Vergleich zwischen Kids aus den Alpen in Österreich und dem Himalaya in Nepal")
Die Entlarvung eines Mythos
Ein grandioses Buch und eine aufschlußreiche Ausstellung in Zürich klären über Trugbilder, Tibet und die Sehnsucht nach dem Paradies auf
Die Sehnsucht nach dem Paradies ist uralt. Schon in dermehr
Ein grandioses Buch und eine aufschlußreiche Ausstellung in Zürich klären über Trugbilder, Tibet und die Sehnsucht nach dem Paradies auf
Die Sehnsucht nach dem Paradies ist uralt. Schon in der griechischen und römischen Antike wurden utopische Wünsche auf unbekannte Völker und ferne Länder projiziert. In unserem Zeitalter sind "Exotik", die Südsee und vor allem Tibet mit seinem Buddhismus "in". Selten konnte eine Region weltweit so viele Phantasien freisetzen wie das - von China besetzte - Schneeland auf dem Dach der Welt.
Dem Schweizer Ethnologen Martin Brauen, selbst mit einer Tibeterin verheiratet, platzte irgendwann der Kragen. Akribisch trug er alles zusammen, was ihm an Zerrbildern in Literatur, Filmen und in der Werbung unter die Augen kam. Das Ergebnis ist eine erschreckende, aber gleichzeitig überaus anregende Ausstellung im Völkerkunde-Museum Zürich und das ebenso spannende Buch "Traumwelt Tibet - westliche Trugbilder".
Die Ausstellung, die noch bis zum 4. Juni 2001 geöffnet ist, berücksichtigt zusätzlich chinesische Tibet-Klischees. Jeder der sich mit multikulturellen und multireligiösen Themen oder mit Tibet und Buddhismus beschäftigt, sollte sich Buch und Ausstellung zu Gemüte führen, auch Touristiker, die Tibet und den Himalaya anbieten! Ebenfalls empfohlen sei es allen Menschen, die sich mit New Age oder der rechts-esoterischen Szene befassen. Sie werden in dem reich illustrierten Buch viele Erklärungen zum - derzeit leider wieder aktuellen - Rassenwahn, der ungefragten Vereinnahmung Tibets durch die Nazis und die dadurch entstandenen neuen Mythen entdecken.
Die Vermarktung Tibets und des tibetischen Buddhismus ist allgegenwärtig. Daß die harmlosen Turnübungen "Die fünf Tibeter" eine westliche, äußerst profitable Erfindung sind, spricht sich trotz gegenteiliger Beteuerungen des Scherz-Verlages langsam herum. Bei diesem Beispiel zeigt sich besonders deutlich, wie häufig bestürzt, mitunter gar feindselig auf den Versuch reagiert wird, Tibet und seine Menschen objektiv und differenziert darzustellen bzw. Mythen zu entlarven. Dies ist nicht weiter verwunderlich, glaubt Brauen, denn ein Hauptcharakteristikum von Vorurteilen, positiven wie negativen, sei ihre Starrheit und Unverrückbarkeit. Aus dem Buch "Vom Vorurteil zur Toleranz" zitiert er Wolfgang Metzger: "Ein Mensch, der einem Vorurteil verfallen ist, verteidigt es wie ein Vogel sein Junges. Er verhält sich, als ob er in Gefahr wäre, etwas Unentbehrliches zu verlieren".
Als letzter einfältiger Schrei kamen im vergangenen Jahr sogenannte Buddha-Perlen hinzu, die auch an den Handgelenken zahlreicher Prominenter zu entdecken sind...
Flippern in Shangri-La
In der Werbung ist die Kommerzialisierung und Trivalisierung insbesondere des sakralen Tibet mitsamt dem Dalai Lama am auffälligsten. Auch Exil-Tibeter und Klöster sind daran beteiligt. Geworben wurde und wird für Reisen, Flüge, Wellness, Restaurants, Hotels, Kletterseile, Bier, Autos, Computer, Faxgeräte, Camcorder, Fernsehgeräte, Staubsauger, Uhren, Brillen, Parfüms, Bohnerwachs, Schuhe, Sonnenschutzmittel, "Liebeskissen", Tee, Käse, Energie-Riegel, Lutschtabletten, Aufbaupräparate, Krankenversicherungen und anderes mehr. Religiöse Symbole zieren T-Shirts, Leibchen, Shorts, Seidenschals, Rucksäcke, Taschen, Bildschirmschoner, Schmuck, Kosmetika, Eau de Toilette, Uhren, Brillenetuis, Buttons, Würfel-, Karten-, Gesellschafts- und Computerspiele, Aschenbecher und Fußmatten (!). In Kneipen konnte man mit einem "Shangri-La-Gerät" sogar flippern! Es ist in der Ausstellung zu bewundern.
Ständig wiederkehrende Mythen
Brauens Resümee, nachdem die Puzzleteilchen erst in dieser Zusammenstellung den wahren Umfang des Tibet-Zerrbildes erkennen lassen: "Die Traumwelt Tibet spricht Sehnsüchte an, die in allen Paradiesvorstellungen vorkommen: Frieden, Weisheit, ein unbeschwertes langes Leben, sexuelle Erfüllung, Harmonie und eine Ordnung, die jedem Menschen seinen Platz zuweist. Das Bedürfnis nach einem Paradies auf Erden scheint umso größer zu sein, je unsicherer das gegenwärtige Leben empfunden wird. Bei genauerer Betrachtung allerdings erweist sich das dargestellte Tibet als Nicht-Tibet, angebliche Botschaften als nicht-tibetisch, missionierende Weise als Nicht-Tibeter".
Als ständig wiederkehrende Mythen fallen u.a. auf:
- Tibet als geheimer, mysteriöser, sakraler Ort, der durch die hohen Berge schwer zugänglich ist;
- Tibet als Land mit spirituellen Geheimnissen und übernatürlichen Kräften;
- Tibet als Paradies, Shangri-La, Jungbrunnen;
- Tibet als Land der Wundertaten mit allwissenden Mönchen (nicht Frauen oder Nonnen), die die Levitation beherrschen;
- Tibet als Rückzugsgebiet: Überlebende der Sintflut, von "Atlantis", "Agarthi" oder "Thule", der "arischen, nordischen Herrenrasse";
- Tibet als (fast) asexuelles Land: Im Gegensatz zu anderen irdischen Paradiesen, die als geheime Gärten der Lüste dargestellt werden, dominieren im sakralen Tibet die Männer und Mönche. Das Gegenstück ist Tibet als (zweckentfremdetes) "tantrisches" Bordell;
- Tibet als Land des einfachen und überschaubaren Lebens in natürlicher Landschaft, der Kontinuität im Gegensatz zum hektischen Leben;
- Tibet als Land der Traditionen, was ein Geborgenheitsgefühl vermittelt;
- Tibet als Land der Hoffnung auf eine bessere Wiedergeburt;
- Tibet als Land der Mission: der neue Mensch;
- Tibet als Land des Friedens.
Ausstellung in Zürich
Die Ausstellung "Traumwelt Tibet - Westliche und chinesische Trugbilder" findet bis zum 4. Juni 2001 im Völkerkundemuseum der Universität Zürich statt. Öffnungszeiten: Di - Fr von 10-13 + 14-17 Uhr, Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr, Mo geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Pelikanstraße 40, CH-8001 Zürich (Innenstadt). Tel: 0041-1-6349011, Fax 6349050, E-mail: musethno@vmz.unizh.ch; www.musethno.unizh.ch
Bücher zur Ausstellung
- Brauen, Martin: "Traumwelt Tibet - Westliche Trugbilder", Verlag Paul Haupt, Bern-Stuttgart-Wien 2000, ISBN 3-258-05639-0, DM 76, CHF 68, ATS 555. 296 Seiten, 96 s/w und 167 farbige Abbildungen, Format 27x24 cm.
- Oppitz, Michael: "Semiologie eines Bildmythos. Der Flipper Shangri-La", Völkerkundemuseum, Zürich 2000, ISBN 3-909105-39-4, CHF 32. 111 Seiten, div. Abb.
( 6.222 Anschläge, 96 Zeilen, März 2001)
Vgl. auch TW 16, S. 1-13 "Der Tibet-Mythos", Oktober 1999!
Bildungsmappe "Kinderarbeit am Beispiel Tourismus"
Zum Thema "Kinderarbeit im Tourismus" ist gerade eine ausgezeichnete Bildungsmappe erschienen, die im Unterricht und in der Jugendarbeit ab 13 Jahren eingesetzt werden kann. Sie enthält 16mehr
Zum Thema "Kinderarbeit im Tourismus" ist gerade eine ausgezeichnete Bildungsmappe erschienen, die im Unterricht und in der Jugendarbeit ab 13 Jahren eingesetzt werden kann. Sie enthält 16 Arbeitsblätter, fünf A 4-Fotos für Gespräche und ein didaktisches Begleitheft.
Weltweit arbeiten mindestens 13 Millionen Kinder und Jugendliche im Tourismus. Was gilt als selbstverständliche Arbeit im Familienbetrieb? Ab wann beginnt die ausbeuterische Form der Kinderarbeit, die die körperliche, psychische und soziale Entwicklung des Kindes beeinträchtigt? Diese Fragen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Mappe. Im Mittelpunkt stehen nicht die schlimmsten Formen der Ausbeutung. Vielmehr will die Bildungsmappe Jugendliche dabei unterstützen, ihre eigene Wahrnehmung zu entwickeln und eigene Überlegungen zu formulieren. Ab wann würden sie sich selbst ausgenutzt fühlen? Was ist ihnen wichtig? Was schlagen sie als mögliche Lösungen vor? Und schließlich: Wie können wir uns solidarisch zeigen? -tü-
Frei, Marianne:
"Bildungsmappe Kinderarbeit am Beispiel Tourismus"
Hg.: Arbeitsgemeinschaft Swissaid, Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, respect und TOURISM WATCH, Basel 2000, sfr. 18, DM 23, öS 156.
Erhältlich bei:
- Arbeitsgemeinschaft der Evang. Jugend (aej), Otto-Brenner-Str. 9, 30159 Hannover, Tel.: 0511/12 15 0, Fax: 12 15 299
- Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, Missionsstr. 21, CH-4003 Basel, Tel.: 0041-61-26 15 742, Fax: 26 14 721, E-mail: info@akte.ch, www.akte.ch
- respect - Zentrum für Tourismus und Entwicklung, Diefenbachgasse 36/4, A-1150 Wien, Tel.: 0043-1-89 56 245, Fax: 81 29 789, E-mail: office@respect.at, www.respect.at
Die dunklen Seiten des Tourismus
Kathrin Forstner
Die "dunklen Seiten der 'weißen Industrie'" hat sich der Journalist Norbert Suchanek vorgeknöpft. Zu seinen Schwerpunkten zählen der (Kinder-) Sextourismus, der Öko- undmehr
Kathrin Forstner
Die "dunklen Seiten der 'weißen Industrie'" hat sich der Journalist Norbert Suchanek vorgeknöpft. Zu seinen Schwerpunkten zählen der (Kinder-) Sextourismus, der Öko- und Jagdtourismus sowie der Alternative Tourismus. Daneben zeigt der Autor die negativen Effekte der boomenden touristischen Angebotsformen wie Kreuzfahrten, Golfreisen und All-inclusive-Urlaub auf. Weitere Themen des Buches, dessen Textpassagen durch Zitate ergänzt werden, sind sozio-ökonomische Aspekte und die Auswirkungen des Ferntourismus auf indigene Bevölkerungen und die Umwelt.
Grundsätzlich erscheint das Buch vor allem für jene interessant, die nach einer komprimierten Zusammenstellung der Schattenseiten des Tourismus suchen - unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen auf dem Reisemarkt. Jedoch wird es seinem Anspruch, auch auf Gestaltungsmöglichkeiten für einen "ökologisch und sozial verantwortbaren Urlaub im neuen Jahrtausend" einzugehen, kaum gerecht. So erscheint es zweifelhaft, ob Forderungen nach umweltfreundlichen Großsegelschiffen und Zeppelinen anstelle der konventionellen Transportmöglichkeiten im Ferntourismus von den maßgeblichen Tourismusunternehmen in Europa und der Welt als "konstruktive Kritik und Ansporn" verstanden werden. Daß es kein Patentrezept zur Lösung der Probleme gibt, wird auch im Abschnitt zum Alternativen Tourismus deutlich. Ob es sich nun um Projektreisen oder andere "alternative" Konzepte handelt - eine eindeutige Bewertung fällt schwer, und der Einfluß solcher Initiativen auf die Reiseströme ist als gering einzustufen. Somit beweist auch dieses Buch, daß es leichter ist, die dunklen Seiten des Tourismus zu entlarven, als nach realistischen Alternativen für Anbieter und (Durchschnitts-) Reisende zu suchen.
(1.932 Anschläge / 26 Zeilen, Juli 2000)
Jugendstudie
Zu Recht bezeichnet der "Studienkreis für Tourismus und Entwicklung" seine neue Jugend- und Erwachsenenstudie als "Fundgrube". Auf 634 Seiten untersucht die Pädagogin Astrid Kösterke diemehr
Zu Recht bezeichnet der "Studienkreis für Tourismus und Entwicklung" seine neue Jugend- und Erwachsenenstudie als "Fundgrube". Auf 634 Seiten untersucht die Pädagogin Astrid Kösterke die Ansprechbarkeit für interkulturelle Begegnung im Urlaub. (Wir kommen noch auf Einzelheiten zurück.)
Kösterke, Astrid: "Urlaubsreisen und interkulturelle Begegnung. Untersuchung zur Ansprechbarkeit der Deutschen auf Aspekte von interkultureller Begegnung im Urlaub unter besonderer Berücksichtigung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen", Studienkreis für Tourismus und Entwicklung, Ammerland 2000, 634 Seiten, ISBN 3-9804846-5-3, DM 35 plus Porto. Eine Kurzfassung "Urlaubsreisen und interkulturelle Begegnung - eine Befragung junger Leute" umfaßt 350 Seiten und kostet DM 25 plus Porto.
Studienkreis für Tourismus und Entwicklung
Kapellenweg 3
82541 Ammerland
Tel. 08177/17 83
Fax 13 49
Email: studienkreistourismus@compuserve.com
Website: www.studienkreis.org
Kinderarbeit im Tourismus
Veronika Krainz
Warum arbeiten Millionen von Kindern und Jugendlichen im Tourismus? Wo und unter welchen Bedingungen? Welche Tätigkeiten müssen sie verrichten? Welche Maßnahmen gibt es, um dermehr
Veronika Krainz
Warum arbeiten Millionen von Kindern und Jugendlichen im Tourismus? Wo und unter welchen Bedingungen? Welche Tätigkeiten müssen sie verrichten? Welche Maßnahmen gibt es, um der Kinderarbeit im Tourismus Einhalt zu gebieten? Was kann zum Schutz der Kinder und zur Erhaltung ihrer Rechte getan weden? Diesen und weiteren Fragen ging die Schweizer Tourismuskritikerin Christine Plüss in ihrer Studie "Ferienglück aus Kinderhänden. Kinderarbeit im Tourismus" nach. Dabei konnte sie insbesondere in Zusammenarbeit mit internationalen Kinderschutzorganisationen ein breites Meinungs-spektrum von über 300 Fachleuten einholen und diese Informationen durch eigene Re-
cherchen in Sri Lanka ergänzen. Fallstudien und Portraits über Kinder und Jugendliche eröffnen einen unmittelbaren Zugang zu ihren Lebenssituationen und den dahinterstehenden individuellen Geschichten.
Plüss, Christine: Ferienglück aus Kinderhänden. Kinderarbeit im Tourismus, Rotpunkt Verlag, Zürich 1999, 192 S., DM 30/sFR 28/öS219. ISBN 3-85869-204-2.
Veronika Krainz
(922 Zeichen / 16 Zeilen, März 2000)
Neue Studie "Gender & Tourism"
Der Tourismus bietet Frauen Arbeitsplätze und unabhängige Einkommensmöglichkeiten. Andererseits bringt er oft gravierende soziale Veränderungen im Leben der Frauen mit sich. Eine umfangreiche Studiemehr
Der Tourismus bietet Frauen Arbeitsplätze und unabhängige Einkommensmöglichkeiten. Andererseits bringt er oft gravierende soziale Veränderungen im Leben der Frauen mit sich. Eine umfangreiche Studie der britischen Nichtregierungsorganisation United Nations Enviroment & Developement-UK Committee (UNED-UK) analysiert die Situation von Frauen als Arbeitskräfte im Tourismus. Die Stoßrichtung der Studie ist politisch. In der Agenda 21, dem Aktionsplan der Staaten der Welt für das 21. Jahrhundert, werden Frauen als eine der wichtigen gesellschaftlichen Gruppen identifiziert. Sie spielen demnach eine Schlüsselrolle im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung.
Ferner bringt die Studie bestehende Forschungsdefizite auf den Punkt. So gibt es in vielen Länder keine getrennten Daten zur Beschäftigung von Männern und Frauen in der Tourismusbranche und zu den jeweiligen Durchschnittslöhnen und Arbeitszeiten. Der informelle Sektor ist in Statistiken in der Regel überhaupt nicht berücksichtigt. Gerade in den Ländern des Südens leben aber besonders viele Frauen als Klein- und Kleinstunternehmerinnen vom Tourismus. Im abschließenden Kapitel der Studie gibt das Projektteam konkrete Handlungsempfehlungen an die unterschiedlichen Akteure und Entscheidungsträger im Tourismus ab, um die Rolle der Frauen im Tourismus zu stärken.
Die Langfassung der Studie "Gender & Tourism. Women's Employment and Participation in Tourism" Ed. Minu Hemmati, London 1999, kann für £15 bestellt werden bei:
UNED-UK 3 Whitehall Court London SW1A 2EL GB Tel.+44-1-71-8391784 Fax +44-1-71-9305893 E-mail:una@mcr1.poptel.org.uk.
Kurzfassung im Internet: http://www.uned-uk.org
(1477 Zeichen/21 Zeilen, Oktober 1999, Christina Kamp)
Tourismus und Biologische Vielfalt
Die niederländische Studie "Tourism and biodiversity" analysiert das Verhältnis zwischen Tourismus und biologischer Vielfalt, die Möglichkeiten und Grenzen, Tourismusauswirkungen zu messen undmehr
Die niederländische Studie "Tourism and biodiversity" analysiert das Verhältnis zwischen Tourismus und biologischer Vielfalt, die Möglichkeiten und Grenzen, Tourismusauswirkungen zu messen und Instrumente der positiven Einflussnahme. Die Studie entstand aus einer Kooperation zwischen den Niederlanden und Costa Rica im Rahmen des Rio-Folgeprozesses für eine nachhaltige Entwicklung. Im Anhang werden ausführlich Beispiele für Maßnahmen im Tourismus auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene aufgezeigt.
Caalders, J./van der Duim, R./Boon, G./Quesada Rivel, H.: Tourism and bio-diversity. Impacts and perspectives on interventions in the Netherlands and Costa Rica. Arnhem/Wageningen, 1999. Preis: 20,00 EURO. Bestelladresse:
Buiten Con-sultancy
Raapopseweg 124
NL-6824 DV Arnhem
Tel./Fax 0031-26-351 08 28
(761 Zeichen / 14 Zeilen, Dezember 1999)