Unmittelbar nach ihrem Wahlsieg auf den Balearen kündigte die
konservative Volkspartei "Partido Popular" Ende Mai an, sie werde die
"Ökosteuer" wieder zurücknehmen. Diese Kurtaxe, die pro Hoteltag die
geradezu ungeheuerliche Summe von durchschnittlich einem Euro beträgt,
wird seit dem 1. Mai 2002 auf Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera
erhoben. (Ohne Kurtaxe darf man viele deutsche Strände erst gar nicht
betreten. In manchen Orten wurde -wird?- sie sogar bei
Freundschaftsbesuchen verlangt!) Der Präsident des "Deutschen Reisebüro
und Reiseveranstalter Verbandes (DRV)", Klaus Laepple, versah seinen
Glückwunsch an Ministerpräsident Jaume Mata mit der eindringlichen
Bitte, das Wahlversprechen, die "Ecotasa" abzuschaffen, auch
schnellstmöglich wahr zu machen. (FVW vom 5.6.2003).
Dabei sei die anfänglich heftig bekämpfte Abgabe für Mallorca-Besucher kaum noch ein Thema gewesen, schrieb Klaus Betz am 14. Juni in der "Frankfurter Rundschau". Dass der Rückgang der Touristen vielmehr auf "welt-, finanz- und wirtschaftspolitische Ursachen" zurückzuführen sei, habe sich offensichtlich in Spanien noch nicht herumgesprochen. In seinem aufschlussreichen Beitrag "Rolle rückwärts" erläuterte Betz, dass die innerhalb eines Jahres erzielten Einnahmen von 36 Millionen Euro für "sehr durchdachte kultur-, sozial- und umweltpolitische Maßnahmen" verwendet worden seien. Insgesamt betrage das umfassende Programm 72 Projekte "zur Rehabilitierung von touristischen Gebieten und Naturlandschaften".
Der Ruf des neuen Balearenchefs ist nicht ohne Kratzer. Er war zuletzt Spaniens Umweltminister und geriet wegen seiner Tatenlosigkeit nach der gigantischen Ölkatastrophe an Spaniens Westküste in die Kritik. Vielleicht zeigt er eine ähnliche Tatenlosigkeit bei der Abschaffung der Kurtaxe.