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Tourismusbranche verhindert Wehrmachtsausstellung auf Rügen

Das Museum Peenemünde auf Usedom zeigt mehr Mut


Die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" kann nicht auf der Ferieninsel Rügen gezeigt werden. Der Aussteller und Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jan Philipp Reemtsma, begründete seine Absage damit, dass er nicht in die auf Rügen geführte Debatte der Gegner der Ausstellung hineingezogen werden wolle.

Ortsansässige Hoteliers hatten befürchtet, Touristen durch die Ausstellung und mögliche Protestkundgebungen der rechtsextremen Szene abzuschrecken und einen Imageschaden zu erleiden. Der Präsident des Landestourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Hinrich Küssner, zeigte sich erleichtert. Angesichts aktiver Neo-Nazi-Gruppen entstünde seiner Meinung nach durch die Ausstellung ein schwer zu beherrschendes Sicherheitsproblem. Die "taz" ist dagegen der Ansicht, dass man "den Glatzen keinen größeren Gefallen hätte tun können".

Die Ferieninsel Usedom zeigte mehr Mut. Dort können Urlauber jetzt eine Geschichtsstunde in Peenemünde einlegen. Erstmals kommt die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht - Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 - 1944" damit an einen authentischen Ort der Wehrmachtsgeschichte. Sie wird vom 25. Juli bis zum 7. September - parallel zur Dauerausstellung des Museums - in der Turbinenhalle des Kraftwerks Peenemünde täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen sein. Als Begleitprogramm sind Kulturveranstaltungen, Diskussionsrunden, Fachvorträge und Seminare geplant.

Die Versuchsanstalten von Peenemünde waren das größte Rüstungsprojekt der Wehrmacht (V-2 Raketen, Wernher von Braun). Mit Peenemünde verbunden war das unterirdische KZ und Vernichtungslager Dora-Mittelbau in Nordhausen (Harz/Thüringen), das die höchste Sterblichkeitsrate aller KZs in Deutschland aufwies. Das letzte Militär (der DDR) zog erst 1996 ab. Historisch-Technisches Informationszentrum, Im Kraftwerk, 17449 Peenemünde,

Tel. 03 83 71 / 50 50, www.peenemuende.de

(1.878 Anschläge, 23 Zeilen, Juni 2003)