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Esoterik-Abzocke "Himalaya-Salz" - Follow-up


Während der TourismWatch dieses Thema unter dem Gesichtspunkt "Mythen und Kulturimperialismus" aufgegriffen hat, veröffentlichte die Fachzeitschrift "Biohandel" einen ausgezeichneten, ergänzenden Bericht für den Handel und die Konsumenten. Autor ist der bayerische Fachjournalist Leo Frühschütz, nachzulesen unter www.naturkost.de/biohandel (Juni 2003). Wer als Biohändler oder Naturkostler nach dieser Lektüre noch wissentlich "Salz aus dem Himalaya" verkauft, macht sich höchst unglaubwürdig.

Aufgewachte Händler jammern: "Aber 'Salz aus Pakistan' lässt sich doch nicht verkaufen, wegen des Terrorismus"... Bekanntlich stammt das Salz aus der durchschnittlich 680 m hohen Hügelkette "Salt Range", die fernab des Himalaya in Zentralpakistan im Norden der Provinz Punjab liegt. Auch der Begriff Nord-Pakistan (mit dem Hochgebirge) ist falsch, die Angabe "Hunza" (im Karakorum-Gebirge) erlogen. Die Grenze zwischen den Gebirgen Karakorum (nördlich) und Himalaya bildet der Indus-Fluss. Übrigens: Auch Kalkutta liegt trotz eines deutschen Schlagers nicht am Ganges.

Einige Händler wollen die Salt Range angeben, "als Ausläufer des Himalaya", aber beim "Himalaya-Salz" bleiben. Frühschütz: "Ähnlich sinnvoll wäre es, Spessart oder Odenwald als nördliche Ausläufer der Alpen zu bezeichnen. Die Anbieter bauen auf Himalaya-Riesen, die sich angeblich über den Salzlagern türmen und die Kristalle unter diesem enormen Druck reifen lassen".

Als Krönungs-Beispiel auch in preislicher Hinsicht ist dabei die "Gewürzmischung Himalaya Kristallsalz - pikant oder scharf" der Firma "salina-med" zu nennen, die vom eigentlich renommierten Versandhaus und Tee-Spezialisten Paul Schrader, Bremen, angeboten wird. Versetzt mit Rosenpaprika, Curry, Muskat, Basilikum und Petersilie kosten die 175 Gramm 8,95 Euro, was einem (klitzeklein gedruckten) Kilopreis von 51,14 Euro (!!!) entspricht. Wer sich von den schneebedeckten Achttausendern auf der Streudose zum Kauf verführen lässt, ist selbst schuld. Eine Anfrage nach der genauen Herkunft des Salzes wurde von Schrader nicht beantwortet.

Dafür ist jetzt der Ursprung des Himalaya-Salzes als "Jugendelixier" geklärt. Nach eigenen Angaben hat es Erwin K. aus dem oberbayerischen Siegsdorf entdeckt: "Ich habe erkannt, dokumentiert und kristallines Salz aus dem Himalaya als das 'Elixier der Jugend' betitelt" (S. 77). Er schrieb das Buch "Kristallines Salz - Elixier der Jugend aus dem Himalaya" und verkauft das Salz über seinen "Versand für natürliches Leben" gleich mit. Das Titelblatt zieren Himalaya-Schneegipfel und tibetische Gesichter. "Das Buch ist der Mutter Maria geweiht", die "drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael" haben ihm die Bezeichnung "Jugendelixier von oben bestätigt". Es ist müßig anzumerken, dass Erwin K. über keinerlei Kenntnisse der Regionen Himalaya, Hunza und Tibet verfügt und in seinem Buch einen hahnebüchenen Unsinn verzapft. Dazu zählen auch 25 "Lebensweisheiten aus dem Himalaya".

Vgl. auch TW 28 und TW 30

(2.956 Anschläge, 36 Zeilen, Juni 2003)