Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
der Global Peace Index (GPI) ist ein Versuch von Friedensexperten, die Friedfertigkeit von Ländern und Regionen zu beschreiben und zu vergleichen. Angeführt wird die Liste in diesem Jahr von Dänemark und Neuseeland. Wenig verwunderlich ist, dass ganz am Ende Somalia, Israel, der Irak und Afghanistan aufgeführt sind. Der Tourismus gilt in diesem Zusammenhang als "Friedensindustrie", weil er eher im Frieden als in Konfliktsituationen gedeiht. Viele touristische Zielgebiete liegen aber in Konfliktregionen oder sind von unterschiedlichen Konflikten und Spannungen betroffen. Ob Burma oder das "Heilige Land" - nicht selten werden sie als exotische Urlaubsparadiese vermarktet.
Tourismus kann helfen, Konflikte zu überwinden, er kann sie aber auch verschärfen. "Richte keinen Schaden an" oder "Do no harm", wie es im Fachjargon heißt, muss daher die Prämisse für Reiseveranstalter lauten. Doch es geht um mehr. Konfliktsensibilität als Bestandteil der Unternehmensverantwortung bedeutet, das konkrete Konfliktumfeld zu verstehen, die Auswirkungen des eigenen Handelns einzuschätzen und die Potenziale zur Friedensförderung zu nutzen. Neutralität ist kaum möglich, weder für Reiseveranstalter noch für Reisende.
Dieser "Watch" erscheint als Doppelausgabe und kommt somit etwas umfänglicher als üblich daher. Anlässlich des diesjährigen Welttourismustages nehmen wir in unserem Interview mit dem Bonner Büro der Welttourismusorganisation und in Beiträgen aus Kamerun und Benin die Zusammenhänge von Tourismus und biologischer Vielfalt in den Blick.
Tourismus ist "people business" - das gilt auch für seine Kritikerinnen und Kritiker aus Kirchen und Nichtregierungsorganisationen in vielen Teilen der Welt. Peter Holden hat als Direktor der Ecumenical Coalition on Third World Tourism (ECTWT) in den 1980er und 90er Jahren die globale zivilgesellschaftliche Vernetzung gefördert und den Stimmen der Bereisten bei uns in den Entsendemärkten Gehör verschafft. Im Mai ist er im Alter von 75 Jahren verstorben. Caesar D´Mello würdigt ihn in einem Nachruf als ökumenischen Wegbegleiter für einen menschlichen und verantwortlichen Tourismus.
Wie stets freuen wir uns natürlich auf kritisch-konstruktive Rückmeldungen. Bei allen Beiträgen wünschen wir eine anregende Lektüre.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz Fuchs Christina Kamp