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An den Hängen des Mongo ma Loba

Ökotourismus am Kamerunberg


Der Kamerunberg, mit 4095 m der höchste noch aktive Vulkan Westafrikas, ist seit langem eine Attraktion für Forscher, Entdecker und Kamerunbesucher. Auch die Einheimischen, die an seinen Hängen leben, sind von der mächtigen Gewalt dieses Vulkanmassivs fasziniert. In alter Zeit bildeten sich Legenden und Sagen um diese Region und um den "Mongo ma Loba" oder "Fako", wie die Einheimischen den Berg nennen. Die berühmteste davon ist die Sage von Ebassamoto - einem Gott, halb Stein, halb Mensch, der einst in dieser Gegend lebte. Aus Wut, dass seine Ehefrau, die Meeresgöttin Nalowa, sich von ihm trennte und ins Meer ging, türmte er den Berg auf. Noch heute zeigt sich sein Zorn in den Ausbrüchen des Vulkans.

Jährlich lockt der Kamerunberg bis zu 1.000 Bergsteiger aus aller Welt an. Vor einigen Jahren haben deutsche Nichtregierungsorganisationen das naturtouristische Potenzial des Berges in einem integrierten Naturschutzvorhaben unterstützt. Es wurde ein Ökotourismusbüro gegründet und lokale Bergführer ausgebildet. Damit sollte eine zusätzliche Einkommensquelle geschaffen und der Druck auf die einzigartige Flora und Fauna reduziert werden.

Beeindruckende biologische Vielfalt

Der Kamerunberg beheimatet an seinen von Regenwald und Savanne bedeckten Hängen mehr als 40 endemische Pflanzenarten. Hinzu kommen seltene Schmetterlinge, Vögel (wie der endemische Frankolin), Schimpansen, Drill- und Preussaffen, Antilopen, das Nashorn-Chamäleon sowie eine kleine bedrohte Population Waldelefanten. All dies hat 2009 die kamerunische Regierung dazu veranlasst, in Partnerschaft mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) den Kamerunberg als 58,15 ha großen Nationalpark auszuweisen. Ökotourismus soll dazu beitragen, die biologische Vielfalt zu schützen. Doch noch sind eine Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen.

Da die Menschen in den Dörfern rund um den neuen Kamerunberg-Nationalpark unter Armut leiden, erhöht dies den Druck auf die natürlichen Ressourcen. Es wird weiterhin heimlich gejagt und Wildhonig gesammelt. Dabei wird oft Feuer eingesetzt, das zu bedrohlichen Busch- und Waldbränden führt. Wo der Kampf um das tägliche Überleben und die Befriedigung der Grundbedürfnisse an erster Stelle stehen, ist Naturschutz schwierig zu vermitteln.

Kamerun ist trotz seiner natürlichen Attraktivität noch keine touristische Destination im Sinne der Welttourismusorganisation (UNWTO). Es werden weniger als 500.000 internationale Besucher jährlich registriert. Damit sind die Besucherzahlen am Kamerunberg noch zu niedrig, als dass der Tourismus effektiv zum Schutz seiner Naturschätze beitragen könnte.

Tourismus in den Kinderschuhen

Im Rahmen des 1999 begonnen Mount Cameroon-Projekts wurden mehr als 200 junge Menschen der Region zu Führern und Trägern ausgebildet. Doch sie bekommen nur selten Aufträge, Besucher zu begleiten. Und sie beschweren sich über die Arbeitsbedingungen und die miserablen Löhne. "Money for that waka over small", schimpft der Guide Njie in Pidgin-Englisch: Es gibt nicht genug Geld für diese Arbeit. Für eine dreitägige Tour bekommt ein Führer umgerechnet 25 Euro, ein Träger 21 Euro. Angesichts der in den letzten Jahren angestiegenen Preise von Grundnahrungsmitteln und der körperlichen Belastung der Guides und Träger müssten die Löhne mindestens dreimal so hoch sein.

Außer dem Ökotourismusbüro gibt es nur wenige lokale Tourismusinitiativen. Auch das Büro entwickelt sich nur langsam. Seit 2003 konnten keine lokalen Touristenführer und Träger mehr fortgebildet werden, um die Qualität der Bergtouren zu sichern. Nach dem Auslaufen einiger wichtiger Finanzierungen fehlt es nun an Ressourcen für Fortbildungsprogramme. Auch konnten die naturorientierten Tourismusaktivitäten nicht weiter diversifiziert werden, um die Besucherzahlen in der Region zu erhöhen. Dabei könnte zum Beispiel das Interesse der Kameruner geweckt werden, während ihrer Freizeit die Natur zu entdecken. In Zeiten des Klimawandels wäre die Förderung des kamerunischen Inlandstourismus eine umwelt- und klimafreundliche Alternative zum internationalen Tourismus.

Erste negative Auswirkungen

Allerdings sind bereits heute - trotz der noch niedrigen Bergsteigerzahlen am Mongo ma Loba - unerwünschte Folgewirkungen des Tourismus festzustellen. Bergsteiger und ihre Begleiter hinterlassen vor allem an den Rastplätzen ihren Müll. Dosen, Glas, Plastiktüten und andere extrem langsam abbaubare Abfälle verschandeln die Landschaft. Die Hütten wandeln sich zunehmend zu Mülldeponien. Der Abfall wird manchmal vergraben, was zwar optisch befriedigend sein mag, ökologisch jedoch genauso sinnlos ist.

Das kamerunische Ministerium für Fauna und Wälder und der WWF müssen diese Probleme des jungen Nationalparks ernst nehmen. Auch spielt das Marketing, die Ausbildung und die Infrastruktur eine wichtige Rolle und korrupte Strukturen müssen dringend abgebaut werden. Dann könnte die Regierung in Kooperation mit der Privatwirtschaft einen Akzent setzen und Kamerun zu einer der attraktivsten Ökotourismus-Destinationen weltweit entwickeln.

Jean Claude Tsafack ist Koordinator von Pro Climate International-Kamerun in Buea, Kamerun.

(5.180 Anschläge, 74 Zeilen, September 2010)