Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
die Weihnachtsmärkte sind hierzulande wieder gut besucht, die festlich geschmückten Innenstädte laden zum Einkaufen ein. Leicht gerät da in Vergessenheit, dass der Advent traditionell eine Zeit der Besinnung ist. In früheren Zeiten wurde im Advent sogar gefastet. Heute ziehen die großen oder traditionsreichen Weihnachts- und Adventsmärkte viele Besucher an. Was den vorweihnachtlichen Konsum angeht, scheiden sich jedoch die Geister: Der Einzelhandel versucht seit Jahren den besonderen Schutz der Adventssonntage aufzuheben. Kirchen und Gewerkschaften wollen diese Feiertage weiterhin als Zeit der Familie und der Besinnung bewahren.
Auch in anderen Weltregionen wird die zunehmende touristische Kommerzialisierung religiöser Anlässe kritisch gesehen. Der Aufschrei der malaysischen "Consumers Association of Penang" (CAP) war groß, als der Tourismusminister Datuk Seri Dr. Ng Yen im Juli dieses Jahres das erste "Ramadan-Sommerfestival" ankündigte. Mit vielfältigen kulinarischen Angeboten, Einkaufsmöglichkeiten und anderen Attraktionen wollte er vor allem Touristen aus dem Nahen Osten anlocken. CAP forderte daraufhin den Minister auf, nicht zu vergessen, dass der Ramadan kein touristisches Produkt ist, sondern ein heiliger Monat, der den Muslimen in der Welt zur spirituellen Bereicherung dient.
In Ägypten kamen die Einnahmen aus dem Tourismus selten den Armen im Lande zugute. In Anbetracht wachsender sozialer und politischer Spannungen schwindet dort die kulturelle und religiöse Toleranz. Dies spüren auch gesellschaftlich engagierte Veranstalter bei begegnungsorientierten Reiseprogrammen, wenn sie ihren Gästen den Blick hinter touristische Fassaden ermöglichen möchten.
Als Schwerpunkt dieser Ausgabe richten wir unser Augenmerk diesmal auf Mittelamerika und die Karibik. In Kooperation mit der katalanischen Organisation "Alba Sud" haben wir Beiträge über die Region und aus der Region zusammengestellt, die einen Eindruck von den Konflikten rund um den Tourismus und den Reaktionen der Menschen vor Ort vermitteln. Dabei wird wieder einmal deutlich, dass Tourismus nicht automatisch menschliche Entwicklung befördert - und immer wieder auch kontra-produktiv sein kann.
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gutes, gesundes neues Jahr,
Heinz Fuchs Christina Kamp