Sogenannte disruptive Digital-Technologien stellen bisherige analoge Geschäftsmodelle auf den Kopf. Der Fahrdienst Uber besitzt keine eigenen Autos, das Unterkunftsportal AirBnB keine eigenen Unterkünfte. Dennoch setzen sie Taxigenossenschaften und familiengeführten Hotels unter Druck. Der diesjährige Welttourismustag am 27. September steht unter dem Motto „Tourismus für digitale Transformation“. Nach Schätzungen der Welttourismus-Organisation werden sich Marktwerte in Höhe von 100 Milliarden US Dollar zwischen 2016 und 2025 von traditionellen zu neuen Wettbewerbern verschieben.
Für kleine Anbieterinnen und Anbieter im Tourismus ist die Digitalisierung ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann eine abgelegene Lodge Reisende rund um den Globus direkt erreichen. Andererseits konkurriert sie nicht nur mit dem kleinen Hotel im Nachbardorf, sondern buhlt auch mit globalen Playern online um die Aufmerksamkeit der Touristinnen und Touristen.
Große Online-Buchungsplattformen dominieren dabei zunehmend das Geschäft. Längst bieten sie nicht mehr nur Einzelleistungen an, sondern decken die gesamte Dienstleistungskette ab. In der Hoffnung ohne großes Budget neue Märkte zu erschließen, beugen sich viele kleine Anbieter den Konditionen dieser Plattformen. Letztendlich streichen die Plattformen dicke Provisionen ein, während die kleinen Betriebe das unternehmerische Risiko weiterhin allein schultern müssen.
Trotz vermeintlich geringer Eintrittsbarrieren haben immer mehr kleine Anbieterinnen und Anbieter Probleme in den sich so rasant wandelnden, hoch-technologisierten Wertschöpfungsketten. Denn es ist weit mehr als nur Zugang zum Internet nötig. Diese Ausgabe zeigt, vor welchen Herausforderungen kleine Anbieter aus Benin, Brasilien, Ruanda, Kenia und Indien stehen und mit welchen Lösungsstrategien sie sich am Markt behaupten.
Damit die Digitalisierung tatsächlich zur Transformation im Sinne der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung beiträgt, darf die Wirkung von technologischen Effizienzsteigerungen allein nicht überschätzt werden. Auch technische Lösungen müssen langfristige gesellschaftliche Folgen in den Blick nehmen und zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort beitragen. Disruption darf nicht zu Lasten von existenzsichernden Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen gehen, wie kenianische Taxifahrerinnen und -fahrer in einem unserer Artikel fordern.