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Herausforderungen und Chancen

Die Bedeutung von Buchungsplattformen für Kleinanbieter im Tourismus


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Buchungsplattformen im Internet können eine Möglichkeit für Kleinanbieter im Tourismus sein, sich einen breiteren Marktzugang zu sichern. Ihre Angebote sind dort leicht auffindbar und standardisiert, so dass sie schnell und unkompliziert gebucht werden können. Wir haben einige Anbieter nach ihren Erfahrungen und Meinungen gefragt. Dabei hat sich gezeigt, dass Kleinanbieter, insbesondere gemeindebasierte Tourismusinitiativen, die gängigsten Plattformen nicht oder kaum nutzen, aus unterschiedlichen Gründen. Sie haben jedoch zum Teil Alternativen gefunden, die ihren Anliegen besser Rechnung tragen.

Im Plattform-Dschungel

Von Cyprien Semushi, Lobelia Tours & Travel Agency (Kigali, Ruanda)

„Lobelia Tours & Travel Agency ist ein lokaler Reiseveranstalter in Kigali, Ruanda und bietet Touren in Ostafrika (Ruanda, Tansania, Kenia, Burundi und Uganda) an. Ich habe mit Viator gearbeitet, das heute Tripadvisor gehört. Doch aufgrund der hohen Provisionen habe ich damit wieder aufgehört. Es war sehr schwierig, mit anderen lokalen Anbietern zu konkurrieren. Dann habe ich es mit TourRadar, Touristlink, BeMyGuest und vielen weiteren versucht, doch es war nicht leicht, all diese Plattformen zu managen, also habe ich aufgegeben. Jetzt kommen meine Gäste hauptsächlich auf Empfehlung anderer Gäste.

Als ich auf diesen Plattformen präsent war, erreichte ich mehr reiche Touristen, die wenig Zeit hatten. Den Preis musste ich dort höher ansetzen, um die Provision von 15 bis 21 Prozent zu berücksichtigen, die die Plattformen mir in Rechnung stellten. Doch ich ersparte mir das Erstellen individueller Angebote, die wir sonst für Gäste bereithalten, wenn sie uns eine Anfrage schicken.

Ich bin derzeit dabei, unser Geschäft neu aufzustellen. Die klassischen Touren, wo die Touristen kamen und Stunden oder Tage in der Natur verbrachten und die biologische Vielfalt kennenlernten, verlieren deutlich an Beliebtheit. Die modernen Touristen interessieren sich für Begegnungen mit Gemeinschaften vor Ort. Sie wollen von ihnen lernen und sich von ihnen inspirieren lassen. Beim Marketing werde ich mich zum besseren Management nur auf wenige Plattformen konzentrieren, darunter solche, die gezielt die chinesischen Millennials ansprechen.“

Solidarisches Wirtschaften

Von Brigida Salgado, Flor de Café Farm (Chapada Diamantina, Bahia, Brasilien)

„Ich lebe auf einer Farm und gehöre einer Genossenschaft für Bio-Anbau an. Vor vielen Jahren begannen wir, Gäste über WWOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms) zu empfangen. Das war für beide Seiten eine gute Sache, denn die Touristen kamen, arbeiteten mit und waren kostenlos untergebracht. In den Jahren, in denen ich aktiver beteiligt war, hatte ich wohl insgesamt 50 bis 80 junge Leute aus aller Welt bei mir zu Gast. In dem Programm ging es darum, etwas über Landwirtschaft und unser tägliches Leben zu lernen, das zu essen, was wir essen, und das zu tun, was wir tun. Zunächst nahm ich mit den Gästen Kontakt auf und wir tauschten E-Mails aus. Ich fragte, warum der oder die Betreffende eine Farm in Brasilien kennenlernen wollte, damit ich feststellen konnte, ob das Profil stimmt. Diese Gespräche im Vorfeld waren sehr wichtig und daraus sind gute Freundschaften entstanden.

Ich hörte auf WWOOF zu nutzen, als ich feststellte, dass viele Leute einfach nur eine Übernachtungsmöglichkeit suchten und nicht wirklich engagiert waren. Es ging ja darum, Arbeit und Urlaub miteinander zu vereinbaren, aber den Arbeitsanteil haben sie nicht geleistet."

Mehr Unabhängigkeit für Kleinanbieter

Von Gautier Amoussou, Eco-Benin (Calavi, Benin)

„Benin Ecotourism Concern (Eco-Benin) ist eine Nichtregierungsorganisation, die 1999 gegründet wurde, um Ökotourismus und lokale Entwicklungsprojekte zu fördern. Wir haben 12 gemeindebasierte Ökotourismus-Initiativen in Benin, die etwa 4.500 Gäste im Jahr aufnehmen. Die gängigen Buchungsplattformen nutzen wir kaum. Wir haben es mit AirBnB versucht, aber das funktioniert nicht. Ich denke, wir bedienen einen anderen Markt. Wir nutzen unsere eigene Webseite und soziale Medien und wir arbeiten mit einigen Veranstaltern in Europa zusammen. Wir haben unseren eigenen Reisekatalog und sind auf Messen in Belgien und Frankreich präsent. Außerdem nutzen wir Vaolo, eine Buchungsplattform der kanadischen Nichtregierungsorganisation Village Monde.

In Benin haben jetzt auch viele Menschen auf dem Land Internet. Unsere Anbieter von Unterkünften sind bereits in Hauswirtschaft, Dienstleistungen, Reiseleitung, Kochen, etc. ausgebildet. Sie werden derzeit zertifiziert. In einigen Monaten werden wir die Gemeinschaften vor Ort schulen, damit sie Reservierungen entgegennehmen und beantworten können. Dazu stellen wir ihnen Tablets und einen Internetzugang zur Verfügung. Diese Initiative wird durch die kanadische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt.

Seit zehn Jahren koordinieren wir die Reservierungen für Dorfgemeinschaften, doch jetzt möchten wir, dass sie das selbst übernehmen und mehr Verantwortung tragen. Die Touristen werden dann direkt bei ihnen buchen. Gleichzeitig verkaufen wir weiterhin die Reiseangebote. Sie werden so mehr Gäste bekommen, aber Eco-Benin hat einen Mechanismus entwickelt, um eine Überlastung durch zu viele Touristen zu vermeiden. Wir organisieren jedes Jahr Trainingsprogramme zu Nachhaltigkeit und wir begrenzen die Anzahl der Zimmer in den Dörfern auf 15“.

Kooperation statt Konkurrenz

Von Sreejith Nair, Kabani (Kozhikode, Kerala, Indien)

„Die jüngsten ’Jahrhundertüberschwemmungen’ hatten verheerende Auswirkungen auf das Leben und die Lebensgrundlagen in den meisten Teilen Keralas. Durch die Zerstörung der Ernte ist die Lebensader unserer Dörfer bedroht. Die Herausforderung besteht nun darin, die Wirtschaft Keralas, die stark vom Tourismus und damit zusammenhängenden Aktivitäten abhängt, wieder zum Laufen zu bringen. In unserem gemeindebasierten Tourismusnetzwerk wurde Tourismus immer als zusätzliche Einkommensquelle gesehen, während die Landwirtschaft das Hauptstandbein ist. Es braucht Zeit und viele Ressourcen, bis das Leben wieder in gewohnten Bahnen verläuft. Wir tun unser Bestes, um die gemeindebasierten Tourismusprogramme wieder in Gang zu bringen, um diese magere Phase zu überbrücken.

Jede einzelne Einheit und das gesamte Netzwerk arbeiten auf Empfehlung. Das heißt die Gäste, die das Programm erlebt haben, empfehlen es ihren Verwandten und Freunden. So wird sichergestellt, dass wir die richtigen Gäste bekommen, die Erfahrungen mit dem Dorfleben zu schätzen wissen. Wir haben ein zentralisiertes Buchungssystem, das von dem Sozialunternehmen Kabani Community Tourism and Services gemanagt wird. In unserem gesamten Netzwerk gelten dieselben Preise und sie sind auch nicht saisonabhängig.

Da wir nicht sicher sind, wie konsistent und transparent die weitgehend monopolistischen Online-Buchungsplattformen arbeiten, nutzen wir für unser Homestay-Netzwerk deren Dienste nicht. Die Gemeinschaften vor Ort haben Vertrauen in die Qualität dessen, was sie anbieten. Sie müssen sich nicht durch Nutzung einer Online-Plattform unerwünschter Konkurrenz oder Preisdruck aussetzen. Für uns stützt sich das Konzept von gemeindebasiertem Tourismus auf Kooperation und gegenseitige Werbung statt ungesunde Konkurrenz.“