Was treibt den Tourismus an? Ist es die Neugier, die Lust auf fremde Kultur und unberührte Natur, die Flucht aus dem Alltag oder nur das schlechte Wetter hierzulande? Jeder hat wohl seine ganz eigene Antwort. Doch Hand aufs Herz – ist es nicht auch die moderne und bezahlbare Verkehrstechnik, die das Reisen so attraktiv macht? Ein Grund für uns mal genauer hinzuschauen, was eigentlich heute die Flugzeuge antreibt und vor allem, was sie morgen antreiben soll.
3,1 Milliarden Flugpassagiere wurden 2012 gezählt – mehr als 20 Prozent mehr als noch drei Jahre zuvor. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass dieser Trend sich verlangsamt oder gar zum Stehen kommt. Nicht nur deshalb fragt sich auch die Luftverkehrswirtschaft, wo sie ihre Kraftstoffe weiterhin verlässlich herbekommen soll. Die fossilen Treibstoffe sind endlich, werden also zunehmend teurer, und ihre Ökobilanz ist nicht vereinbar mit den globalen Klimazielen. Alternativen müssen deshalb her. Damit wächst die Hoffnung in Kraftstoffe aus nachwachsenden Quellen, die sogenannten Bio-Kraftstoffe. Dass dabei nicht alles „bio“ ist und welche menschenrechtlichen und sozialen Risiken sich dahinter verbergen, zeigen die Schwerpunkt-Beiträge in dieser Ausgabe.
Noch dominiert die Tank-Teller-Problematik den entwicklungspolitischen Diskurs um Agrotreibstoffe – zu Recht! Wo Menschen weiterhin Hunger leiden, ist es zynisch, landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Treibstoffen zu verwenden. Zunehmend wird sich aber auch die Frage stellen, wofür genau die Energie aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet wird. Das Energiedefizit vieler Entwicklungs- und Schwellenländer ist immens und viele setzen in ihren Entwicklungsplänen selbst auf nachwachsende Energie. Die Träume der internationalen Flugwirtschaft könnten also alles andere als billig werden, wenn sie sich darauf versteift, große Flächen in Entwicklungsländern für den eigenen Treibstoffbedarf nutzen zu wollen.
In diesem Szenario tut die Tourismuswirtschaft gut daran, sich vom reichen Onkel Flugwirtschaft zu emanzipieren und sich - wo es möglich ist - unabhängiger zu machen vom klimaschädlichsten aller Verkehrsträger. Auf der Kurz- und Mittelstrecke gibt es Alternativen, die sogar durch eine attraktive Anreise mit Zwischenstopps touristisch in Wert gesetzt werden können. Weniger (fliegen) ist oft mehr!
Auf der bevorstehenden Tourismusbörse (ITB) in Berlin werden wir genau hinschauen, welche Zukunftsvisionen der Tourismus von sich selbst zeichnet. Wir freuen uns auf viele interessante Gespräche zwischen dem 5. und 9. März 2014 an unserem Stand Nummer 217 in Halle 4.1 und laden Sie herzlich zu unseren Veranstaltungen ein.