Dass der Tourismus Chancen und Risiken birgt, wird fast nirgendwo so deutlich wie in besetzten Gebieten. Hier kann der Tourismus Träger von Informationen für eine Bevölkerung sein, deren eigene Bewegungsfreiheit oft eingeschränkt ist, aber er kann auch Mittel zur Festigung der Fremdherrschaft sein und zur ökonomischen Ausgrenzung und Verbreitung von Vorurteilen missbraucht werden. Wir schauen heute genauer nach Tibet, Palästina und in die Westsahara und lernen Menschen kennen, die sich auch in der Besatzungssituation Stolz und Würde bewahren, die sich den Tourismus als Mittler zwischen den Konfliktparteien wünschen, aber die auch Sorge haben, dass durch den Tourismus der Konflikt um die Deutungs- und Interessenshoheit einseitig zu Gunsten der Besatzer entschieden wird.
Die Beiträge zeigen, dass Tourismus mehr ist als nur ein Wirtschaftszweig: er ist Kommunikation und bietet Austausch, ein Chancen- und Brückenbauer, aber er ist auch immer wieder Mittel der Konfliktführung. Sowohl der Reisewirtschaft, als auch uns als Reisenden kommt eine hohe Verantwortung zu, abzuschätzen, ob der Tourismus eine Besatzungssituation verschärft oder durch mehr internationale Aufmerksamkeit dazu beiträgt, die Menschenrechtslage zu verbessern.
Mit dem Thema Wasser hat der Welttourismustag am 27. September diesmal ein Zukunftsthema im Blick: Tourismus kann nur zukunftsfähig sein, wo das Recht auf Wasser gewährleistet ist und die begrenzten Ressourcen fair verteilt sind. Dies ist umso wichtiger, weil Wasser die Voraussetzung für Gesundheit und Ernährungssicherung ist. Der Wasserbrauch im Tourismus darf nicht, wie in Bali, auf Kosten der einheimischen Bevölkerung gehen. Es ist höchste Zeit, das Menschenrecht auf Wasser in den Mittelpunkt des touristischen Wirtschaftens zu stellen und schonend mit dieser wichtigen Ressource umzugehen.
In eigener Sache möchten wir heute Annegret Zimmermann vorstellen: Sie wird das Themenfeld Klimawandel, Katastrophenvorsorge und Tourismus bei Brot für die Welt bearbeiten und ist damit angesiedelt zwischen der tourismus- und klimabezogenen Arbeit im Referat Wirtschaft und Umwelt. Wir begrüßen Annegret (az) recht herzlich und freuen uns auf die Zusammenarbeit.