Es ist erstaunlich – ja dramatisch – mit wie viel Engagement sich aktuell Flugwirtschaft, einige Politiker*innen und Vielflieger*innen ins Zeug legen, um vorzurechnen, dass beispielsweise Inlandsflüge in Deutschland nur im Promillebereich zum menschgemachten Klimawandel beitragen. Andere bemühen wirtschaftliche Untergangsszenarien für Reiseländer, sollten die Deutschen weniger in den Urlaub fliegen oder postulieren die Wiederkehr der Steinzeit, wenn Unternehmen dienstlich auf langsamere, aber klimaschonendere Verkehrsträger umsteigen. Die Flug- und Verkehrswirtschaft ist auf Verteidigungskurs, nicht auf Zukunftskurs. Und selbst da, wo sie Zukunftsfähigkeit simuliert, wie im letzten Monat beim Luftverkehrsgipfel, macht sie das eigene Engagement abhängig von Forschungsmilliarden für neue Kraftstoffe. Warum sie zu diesen Innovationen nicht selbst in der Lage ist, obwohl sie jährlich bereits heute knapp zwölf Milliarden Euro Vergünstigungen und Subventionen erhält und jährlich Wachstumsrekorde feiert, verschweigt sie lieber.
Dabei ist nun Anpacken und nicht Wegducken angesagt: Denn in Bezug auf den Flugverkehr ist klar, dass jeder vermiedene Flug sinnvoll und ein wichtiger Beitrag zum aktiven Klimaschutz ist. Und weil es dem Weltklima egal ist, wo Emissionen eingespart werden und der globale Norden immer noch überproportional zum Flugverkehr beiträgt, schauen wir in dieser Ausgabe stärker als sonst in die eigenen Gefilde und beleuchten wie Reisende, Tourismuswirtschaft und Politik weniger Fliegen möglich machen können. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch!
Hoffen wir, dass die Entscheidungen des Klimakabinetts am kommenden Freitag substanzielle Weichenstellungen bringen, um unsere gemeinsame Zukunft möglich zu machen. Auch beim Klima-Sondergipfel der Vereinten Nationen in New York in der kommenden Woche wird es auf Taten und nicht auf Worte ankommen. Das Letzte, was das angeheizte Weltklima braucht ist noch mehr heiße Luft!
Zuerst einmal aber blicken wir nach Indien, den am stärksten wachsenden Flugreisemarkt der Welt. Proteste gegen den Flugverkehr kommen hier nicht aus der Klimaecke, sondern von Menschen, die für den massiven Flughafenausbau ihr Land verlassen müssen. Und wir schauen nach Peru: In Südamerika wird – nicht zuletzt durch die massiven Waldbrände im Amazonas, immer häufiger auftretende Dürren in der Region oder die dramatischen Hurrikane in der Karibik - das Thema Klimaschutz auch Unternehmen vor Ort immer bewusster. Wie versuchen Tourismusakteure dort Verantwortung zu übernehmen und was erwarten sie von Reisenden und Reiseveranstaltern in Deutschland?