Die Tourismusbranche wirbt mit Bildern von einsamen Inseln, kilometerlangen Stränden und weitläufigen Nationalparks – weit und breit ist kein Mensch in Sicht. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, wie diese Orte aussahen, bevor der Tourismus dort Einzug hielt? Wer hat dort gelebt und wo sind die ursprünglichen Bewohnerinnen und Bewohner von beliebten Urlaubszielen heute? Stellt man sich diese Fragen, dann gerät die heile Kulisse schnell ins Wanken.
Überall auf der Welt befeuert der Tourismus Landkonflikte. Im Namen der Tourismusentwicklung geraten lokale Fischer, Kleinbäuerinnen und Handwerker unter Druck. Regierungen, Investoren und Tourismusunternehmen legitimieren Landraub und Verdrängung mit Argumenten wie der Wirtschaftsförderung oder dem Schutz von Natur und Kultur. Das zeigt eine von Tourism Watch in Auftrag gegebene Studie. Ihr Autor Andreas Neef hat 25 Fälle aus dem Globalen Süden untersucht. Im Interview dieser Ausgabe stellt er die Kernergebnisse vor.
Der Beitrag aus den Philippinen zeugt vom harten Kampf der indigenen Ati, ihre Landrechte gegen das ungebremste Tourismuswachstum und wirtschaftliche Interessen zu verteidigen. Welche dramatischen Folgen die Verdrängung für die Lebensgrundlage der Betroffenen hat, verdeutlicht auch das Beispiel der San im südlichen Afrika, die bis heute mit Marginalisierung kämpfen. Beiträge aus den Malediven und Jerusalem belegen, dass der Tourismus leicht instrumentalisiert wird, weil Zugang zu Land auch immer Zugang zur Macht bedeutet.
Es ist also höchste Zeit, dem Thema Landraub und Vertreibung im Namen des Tourismus mehr Aufmerksamkeit in der Tourismuswirtschaft und -politik zu verschaffen. In unserer Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 6. März um 16 Uhr auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin werden wir mit Expertinnen und Experten diskutieren, wie die einzelnen Akteure in der Verantwortung stehen. Wir laden Sie herzlich zu unserer Veranstaltung in Halle 4.1 auf der großen Bühne ein und freuen uns auf den direkten Austausch mit Ihnen an unserem Stand mit der Nummer 257 in Halle 4.1. der Messe Berlin.