Snapchat, Instagram oder Facebook. Wir sind online, immer und überall - auch beim Reisen. Wer heutzutage Freunde und Familie zum Dia-Abend einlädt oder die sorgfältig eingeklebten Bilder stolz im Fotoalbum präsentiert, gilt zunehmend als Exot. Genauso, wer Postkarten schreibt. Denn: mittlerweile posten mehr als 80 Prozent der 18- bis 33-Jährigen ihre Reisefotos in den sozialen Netzwerken - quasi live und öffentlich zugänglich. Damit wecken sie bei vielen ihrer Freunde und Follower die Reiselust. Reisen als Konsum- und Lifestyle-Produkt ist aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken.
Die Studie eines britischen Versicherungsunternehmens ergab, dass 40 Prozent der 18- bis 33-Jährigen ihr nächstes Reiseziel sogar ganz bewusst danach auswählten, wie „instagrammable“ es ist – also danach, wie viel Aufmerksamkeit und Lob sich mit den Urlaubsfotos in den sozialen Medien erzielen lässt. Für viele dient Reisen also nicht mehr nur der Selbstverwirklichung, sondern zunehmend auch der Selbstinszenierung und -bestätigung.
Längst nutzt die Tourismusindustrie diesen Trend. Hotels beschäftigen Instagram-Concierges, die Gästen dabei helfen, sich (und das Hotel!) perfekt in Szene zu setzen. Destinationsmarketingorganisationen und Reiseveranstalter zahlen Bloggerinnen und Blogger, ihren Aufenthalt und nicht selten auch ein üppiges Honorar. Denn damit erreichen sie Tausende von Menschen sehr viel zielgenauer als mit traditionellen Plakatkampagnen.
In dieser Ausgabe beleuchten wir, wie Reisebloggerinnen und -blogger ihren Einfluss positiv nutzen können und liefern praktische Tipps, wie auch Reisende über die sozialen Medien helfen können, neokoloniale Klischees aufzubrechen. Außerdem zeigt die Kindesschutzorganisation ECPAT auf, wie immer mehr reisende Sexualstraftäter die sozialen Medien nutzen, um Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen.