Der deutsch-israelische Künstler Shahak Shapira machte mit seiner Aktion „Yolocaust“ auf das pietätslose Verhalten mancher Besucherinnen und Besucher am Holocaust-Mahnmal in Berlin aufmerksam. Viele nutzen diesen Ort als Kulisse für ihre Selfies und scheinen sich der Geschichte des Ortes nicht bewusst zu sein. Shapira suchte sich zwölf besonders unreflektierte Selfies in den sozialen Medien heraus und setzte ihre Protagonistinnen und Protagonisten dann in historische Fotos von Szenen des systematischen Völkermordes durch die Nationalsozialisten. Das Projekt stieß auf ein großes Medienecho und viel Zuspruch. Binnen weniger Tage hatten sich die betreffenden Selfie-Touristinnen und -Touristen bei Shapira gemeldet und öffentlich entschuldigt. Dieses drastische Beispiel zeigt, dass Reisen an Orte des Schreckens eine besondere Sensibilität von allen Beteiligten – insbesondere aber der Reisenden erfordert.
Einerseits kann der Besuch solcher dunklen Orte, die Geschichte eindrücklich erfahrbar machen. Wer die Hochburg des Sklavenhandels Elmina besucht, der kann die Angst der dort gefangenen Menschen bis heute spüren, wie unser Artikel aus Ghana zeigt. Orte wie die Killing Fields in Kambodscha sind nicht nur ein Mahnmal gegen das Vergessen. Sie regen dazu an, der Opfer zu gedenken und sich kritisch mit der Geschichte auseinander zusetzen. Nicht zuletzt können sie das eigene Bewusstsein stärken und gesellschaftliches Engagement für eine friedliche und gerechtere Welt anstoßen.
Wo Schatten ist, ist immer auch Licht. Unsere Autorinnen und Autoren aus Kolumbien und Brasilien zeigen, wie internationale Solidarität und die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit dabei helfen können, eine neue Zukunft zu gestalten. Statt die eigene Geschichte auf das harte Schicksal der Unterdrückung zu reduzieren, stellen die brasilianischen Quilombos ihre stolze und widerstandsfähige Kultur in den Fokus.
Zuerst aber schauen wir nach Osten: in Polen tun sich die Regierungsvertreterinnen und -vertreter schwer, ein Regelbuch für das Pariser Klimaabkommen zu verabschieden und finanzielle Unterstützung für die am schlimmsten vom Klimawandel Betroffenen zuzusichern. Im indischen Kerala wird solche Hilfe dringend benötigt. Hier führte der vom Menschen mitverursachte Klimawandel zu einer schweren Flutkatastrophe. Nun kämpfen die Bäuerinnen und Bauern, ihre Lebensgrundlage wieder herzustellen.