Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
Kompensieren ist 'in'. Zumindest theoretisch. Wer Umweltsünden begeht, z.B. zu viele CO2 in die Luft bläst, soll dafür zahlen, damit an anderer Stelle durch Maßnahmen zur Emissionsreduzierung „Dreck vom Himmel' geholt wird. Im Flugverkehr gibt es dafür Mechanismen, wie die Beiträge zur klimafreundlicheren Gestaltung des Tourismus in dieser Ausgabe zeigen – wenngleich es an Akzeptanz und einheitlichen Standards noch hapert.
Es trägt zur Kundenverwirrung bei und fördert nicht die Glaubwürdigkeit, wenn einige Kompensationsmodelle nur die halbe Wahrheit (oder noch weniger) sagen und auf diesem Weg Klimaschutz und gutes Gewissen zum Schnäppchenpreis angeboten werden. Dennoch sind auch hier zaghafte erste Schritte immer noch besser als Stillstand. In Großbritannien gehen die Ideen schon einen Schritt weiter: Auch wenn man sich ein Mittag- oder Abendessen gönnt, dessen Zutaten übermäßig lange Wege hinter sich haben, sollten 'Ablasszahlungen' fällig werden. Keine lebensfreundliche Vorstellung, bald jeden Atemzug kompensieren zu müssen, durch den mehr als durchschnittlich viel CO2 emittiert wird. So extrem wird es wohl nicht kommen, doch zeigen die Überlegungen, dass Preise eben selten die ökologische Wahrheit sprechen.
Selbst wenn es in Zukunft immer mehr Möglichkeiten geben sollte, sich 'freizukaufen' – Kompensation ist allenfalls die zweitbeste Möglichkeit. Deshalb mahnen Partner im Süden zu Recht vor allem Veränderungen in unserem Lebensstil an: wie wir leben, wie wir arbeiten, wie wir Urlaub machen. Es liegt in unserer Verantwortung! Nicht nur im gesunden Eigeninteresse, sondern auch aus Solidarität und Mitmenschlichkeit für die Schöpfung und den bewohnten Erdkreis..
Neben anderen interessanten Beiträgen vermitteln insbesondere die Konferenzberichte aus Indien, Peru und Brasilien einen Eindruck davon, wie sich überall auf der Welt Menschen organisieren, sich nicht-nachhaltiger Tourismuspolitik widersetzen, ihre Rechte einfordern und selbst als Träger und Akteure einer selbstbestimmten touristischen Entwicklung auftreten.
Wir freuen uns, dass seit kurzem Antje Monshausen, Diplom-Geografin, die EED Arbeitsstelle Tourism Watch und Unternehmensverantwortung verstärkt. Ihren „Einstand' gibt sie sozusagen inhaltlich und administrativ mit dieser Ausgabe des Informationsdienstes und wir freuen uns auf gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.
Ihnen wünschen wir eine anregende Lektüre. Kostenfreier Nachdruck gegen zwei Belegexemplare ist nach wie vor ausdrücklich erwünscht. Wie immer sind wir auf hilfreich-kritische Rückmeldungen gespannt und wünschen Ihnen und Euch eine schöne Sommerzeit. So Sie reisen, tun Sie es weiterhin fair und mit Herz und Verstand und kommen Sie gesund wieder zurück.
Heinz Fuchs Christina Kamp