'Wem gegenüber ist die Regierung verantwortlich? Und wessen Interessen schützt sie eigentlich?” fragten Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen auf einer öffentlichen Gegenveranstaltung zur internationalen Konferenz 'Verantwortlicher
Tourismus in Zielgebieten' im März 2008 in Kochi, Kerala/Indien (vgl. TW 50, März 2008).
Mit der Gegenveranstaltung unter dem Titel 'Unverantwortlicher Tourismus' und einer Demonstration vor dem offiziellen Tagungsort
drückten zivilgesellschaftliche Gruppen und Basisbewegungen ihren deutlichen Widerspruch gegen, wie sie meinen, keineswegs verantwortliche Tourismuspraktiken aus. Sie wehren sich z.B. gegen den Versuch von 'Kerala Tourism', den indischen Bundesstaat als verantwortliche Tourismusdestination darzustellen. Die Demonstranten wurden vor dem Luxushotel, in dem die internationale Konferenz stattfand, von der Polizei zurückgehalten.
Die Konferenz, organisiert von 'Kerala Tourism' und dem 'International Centre for Responsible Tourism, India', wurde zu einer Elite-Veranstaltung, von der gerade die betroffene Bevölkerung wegen der hohen Teilnahmegebühren ausgeschlossen wurde. Die Ängste und Sorgen marginalisierter Bevölkerungsgruppen wie der Fischer und Adivasis (Ureinwohner) blieben unberücksichtigt. Auch große Probleme wie die Umweltzerstörung und die Verletzung von Richtlinien zum Küstenschutz wurden nicht debattiert. Stattdessen wurde ausgerechnet
die lokale Beschaffung von Agarprodukten durch Hotels und Restaurants als wichtiges Thema präsentiert – in einem Bundesstaat, in dem die
Produktion nicht einmal die einheimische Nachfrage deckt, so dass die Bauern keineswegs auf den Tourismus als Absatzmarkt angewiesen sind.
Um die Rhetorik des 'verantwortlichen Tourismus' weiter einer kritischen Prüfung zu unterziehen, haben
zivilgesellschaftliche Gruppen, Aktivisten und Gemeinschaften in Kerala die Webseite www.keralatourismwatch.org
eingerichtet. Sie soll helfen, eine breitere Debatte zu ermöglichen und auf Bedrohungen und Herausforderungen ausbeuterischer und undemokratischer Praktiken im Tourismus in Kerala zu reagieren.
Weitere Informationen: www.responsibletourism2008.org, www.keralatourismwatch.org. Auf diesen Seiten sind auch die Abschlusserklärungen der internationalen Konferenz und der Gegenveranstaltung abrufbar.
Sumesh Mangalassery ist Kampagnenkoordinator von 'Kabani – The other direction', einer Initiative aus Kerala/Indien, die sich für eine nachhaltigere Tourismusentwicklung einsetzt.
Redaktionelle Bearbeitung und deutsche Übersetzung: Christina Kamp
(2.432 Anschläge, 32 Zeilen, Juni 2008)
http://www.keralatourismwatch.org/