Der Tourismus ist eine mehrheitlich weibliche Branche. Egal, wo man beim Reisen hinschaut, es sind meist Frauen, die Zimmer reinigen, in der Gastronomie arbeiten oder Kunsthandwerk verkaufen. Viele von ihnen arbeiten unter prekären Bedingungen. Schaut man aber in die Chefetagen des Tourismus oder die Rednerlisten von Branchenevents zeigt sich ein Bild, das mehrheitlich von Männern geprägt ist. Eben jene Chefs berichten gerne von dem wichtigen Potential des Tourismus, Frauen in schwierigen Situationen – gerade nach Auszeiten für Elternschaft und Familienphasen – Erwerbsmöglichkeiten zu bieten. Weniger gerne erzählen sie, dass sie von der schwierigen Situation dieser Frauen auch profitieren. Denn viele Angestellte stellen kaum Forderungen an ihre Arbeitgeber. Zu viel steht für sie und ihre Familien auf dem Spiel. Im Tourismus gibt es eine gläserne Decke, die Frauen auf den untersten Stufen der Karriereleiter hält. So ist es nicht verwunderlich, dass im Tourismus drei von vier Geschäftsführern Männer sind.
In diesem Tourism Watch stellen wir Unternehmerinnen aus Brasilien, El Salvador und Madagaskar vor, die gegen viele Widerstände Firmen gegründet haben. Wir verneigen uns vor Frauen, die sich gegen Stereotype und klassische Rollenzuschreibungen behaupten, wie das Beispiel einer Wanderführerin in Indien zeigt. Die Frauen berichten, dass sie nicht nur ihre eigene Situation verbessern, sondern auch das Bild von Frauen in ihrer Gesellschaft verändern wollen. Diese Motivation macht sie zu Kämpferinnen, die mit großem Ehrgeiz und scheinbar unerschöpflicher Energie vorangehen. Doch das Narrativ, es liege allein am Willen und der individuellen Kraft der Frauen, ob sie Erfolg haben, greift zu kurz. Die strukturellen Ursachen, die Frauen benachteiligen sind immens: Gesellschaftliche Vorurteile und fehlenden Netzwerke stehen ihnen im Weg, aber auch der mangelnde Zugang zu technischem Knowhow und fehlenden Gründungskrediten, verhindern mehr Autonomie, wie das Interview aus der Dominikanischen Republik zeigt.
Frauen im Tourismus wollen nicht länger unsichtbar bleiben – sie wollen Vorbilder sein und liefern Inspirationen weit über den Tourismus hinaus. In diesem Sinne: Lesen Sie unsere aktuelle Ausgabe und lassen Sie sich motivieren von der Kraft dieser Frauen.