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Uganda: Ein Hoffnungsträger für Frauen

Inlandstourismus in Uganda


Woman looking through Telescope_Uganda

Durch internationale Reiseeinschränkungen aufgrund von COVID-19 setzen immer mehr Akteure aus Tourismus und Politik auf nationale Tourismusmärkte – nicht nur in Europa. Auch in Afrika legen immer mehr Länder ihren Fokus auf Inlandstourismus und stärken damit Frauen, sowohl als Unternehmerinnen, als auch als Reisende. Mit 1,3 Millionen internationalen Reisenden im Jahr 2018 ist der Tourismussektor in Uganda stark von internationalen Gästen abhängig. Gleichzeitig ist der heimische Markt noch so klein, dass es bislang keine verlässlichen Angaben zur Zahl nationaler Tourist*innen gibt. Dabei hat die Pandemie gezeigt, dass es notwendig ist, den heimischen Markt auszubauen. In Uganda gingen die internationalen Ankünfte dieses Jahr aufgrund von COVID-19 um bis zu 75 Prozent zurück. Der Ausbau des Inlandstourismus kann dazu beitragen, diese dramatische Entwicklung zu kompensieren und sich auch langfristig positiv auf die Wirtschaft auswirken. Mit ihm können Arbeitsplätze geschaffen werden, die weniger formale Fähigkeiten und Investitionen erfordern als der internationale Tourismus. Zudem bleiben die Einnahmen zum großen Teil im eigenen Land.

Inlandstourismus – die Superkraft von Tourismus-Unternehmerinnen

Ugandas Unternehmerinnen haben es auf dem internationalen Tourismusmarkt schwer. Viele von ihnen führen kleinere Betriebe in den Bereichen Transport, Unterkunft, Gastronomie und Sightseeing – während die internationale Branche in der Regel mit größeren Tourismusunternehmen zusammenarbeitet. Ein Zuwachs an nationalen Tourist*innen kann daher gerade für sie eine große Chance sein. Sie sind bei Einheimischen nicht nur mehr gefragt, sie profitieren zudem von einer besseren Vernetzung auf dem heimischen Markt. Einige lokale Reiseveranstalter arbeiten gezielt mit Unterkünften, Restaurants und Geschäften zusammen, die von Frauen geführt werden. Viele beschäftigen außerdem Frauen als Reiseleiterinnen oder Reisekoordinatorinnen. „Die Bandbreite an Beschäftigungsmöglichkeiten ist für Frauen im Inlandstourismus größer als im internationalen Tourismus, da es keine sprachlichen und kulturellen Barrieren gibt. Frauen sprechen dieselbe Sprache wie nationale Gäste - nicht nur linguistisch gesehen. Sie kennen ihre Normen, Traditionen und Bräuche", sagt Gloria Tumwesigye, Geschäftsführerin des ugandischen Reisebüro-Verbands (Association of Uganda Tour Operators).

Doch der Inlandstourismus schafft nicht nur direkte Arbeitsplätze im Tourismus. „Mit Fortbildungen im Bereich Kunst und Handwerk sowie durch Wirtschaftsförderung werden Frauen jetzt gezielt dabei unterstützt, ihre Fähigkeiten zu erweitern“, berichtet Jean Byamugisha, Direktorin des ugandischen Hotelbesitzerverbandes: „Da COVID-19 den internationalen Markt lahmgelegt hat, muss Uganda diese Lücke nun mit einer starken inländischen Tourismuskampagne füllen. Dadurch bilden sich aktuell viele Frauen aus der Tourismusbranche fort. Einige investieren zum Beispiel in den Kunsthandwerksmarkt, um ihre Einkommensmöglichkeiten zu erweitern und ihren Gewinn zu steigern. Der Inlandstourismus ist enger als der internationale Tourismus mit der lokalen Landwirtschaft verbunden und schafft damit Impulse in einer Branche, die wie der Tourismus von Frauen dominiert wird.“

Reisen nach nebenan

Inlandstourismus öffnet aber auch neue Türen für weibliche Reisende. Gerade Frauen im globalen Süden haben oft nur eingeschränkte Reisemöglichkeiten: Vielen bleibt bei ihrem Arbeitspensum zu Hause kaum Zeit, die Welt zu erkunden. Außerdem können sich Frauen die Kosten für eine internationale Reise häufig nicht leisten und sie sind auf das Einverständnis ihres Partners angewiesen.

Gleichzeitig ist Reisen auch immer eine Frage der Sicherheit. Statt ihren Urlaub genießen zu können, machen allein reisende Frauen, auch in Uganda, häufig negative Erfahrungen: „Egal ob alleine oder als Gruppe - als Frau werden Sie auf Reisen immer Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das kann zu unbequemen Begegnungen führen. Das Bild einer Frauengruppe, die alleine reist, ist vielerorts sofort mit dem Vorurteil belegt, sie würden das Geld ihrer Männer verprassen oder sich ihrer Verantwortung zu Hause entziehen. Manche Männer sehen allein reisende Frauen auch als leichte Beute. Egal wie vorsichtig oder vorbereitet, etwa durch Selbstverteidigung, eine Frau ist, es besteht immer ein gewisses Risiko", erklärt Gloria Tumwesigye. Inlandstourismus sei für Frauen jedoch sicherer, da sie mit dem kulturellen Umfeld vertraut sind. Das Reisen im eigenen Land kann zudem ein Katalysator für Geschlechtergerechtigkeit sein. Wenn Frauen vermehrt mit Menschen außerhalb ihrer Gemeinschaft interagieren, erweitern sie ihr Wissen über Geschlechterrollen und reflektieren ihre eigene Situation.

In Uganda reisen Frauen selten aus rein touristischen Gründen. Sie besuchen Freunde und Verwandte oder reisen zu religiösen Veranstaltungen, Beerdigungen und Festivals. Wird Reisen gerade in diesen Bereichen billiger und angenehmer gestaltet sowie durch wirksame Marketingkampagnen so beworben, dass Frauen in ihrer Landessprache erreicht werden, wird es künftig auch mehr Inlandsreisende geben. Doch auch Freizeitausflüge können durch gezielte Maßnahmen attraktiver werden. Um mehr Frauen für solche Reisen zu gewinnen, müssen die zuständigen Tourismusbehörden die Vorteile des Inlandstourismus hervorheben. Werbeaktivitäten, wie ermäßigte Eintrittspreise für Inlandsreisende, oder Reisen in größeren Gruppen können Inlandsreisen erschwinglicher machen und die Sicherheit für allein reisende Frauen erhöhen.

Frauen: Der Motor für Veränderung

Für eine geschlechtergerechte Umgestaltung und Ausweitung des heimischen Tourismussektors ist die aktive Einbindung von Frauen unerlässlich. Sie bringen besondere Fachkenntnisse mit, sprechen die lokale Sprache und wissen über Aktivitäten Bescheid, die besonders Inlandstourist*innen begeistern. Unternehmerinnen können ihre Geschäftstätigkeiten ausweiten und so den Inlandstourismus ankurbeln. „Frauen bringen frische Ideen auf den nationalen Tourismusmarkt. Allen, die Gründerin des Blogs ‘Uganda Uncovered‘, hat beispielsweise eine Lücke in der Vermarktung Ugandas als Reiseziel für heimische Tourist*innen geschlossen. Jetzt werden Produkte wie Shirts, Jacken und Kappen mit ihren Slogans als erfolgreiche Werbeartikel verkauft", sagt Gloria Tumwesigye.

Für Jean Byamugisha ist der Einbezug von Frauen ein Gewinn für alle: „In Uganda ist die Frau das Rückgrat der Familie. Eine starke Frau bedeutet eine starke Gemeinschaft. Obwohl sie in vielen Bereichen, darunter auch im Inlandstourismus, nicht so viel verdienen wie Männer, geben sie am Ende mehr in ihre Gemeinden zurück".