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Mothakkara Deklaration zu Mitbestimmung lokaler Gemeinschaften im Tourismus


Wir sind die lokale Gemeinschaft von Mothakkara, Wayanad, im südindischen Kerala. Gemeinsam mit Vertretern lokaler Selbstverwaltungen, zivilrechtlicher und gemeindebasierter Organisationen, von politischen Parteien und von Unternehmen haben wir uns vom 24. bis 26.1.2017 in Mothakkara versammelt. Wir diskutierten, welches die Herausforderungen bei der Teilhabe an der Gemeinde- und der Tourismusentwicklung auf allen Ebenen sind. Nach unserem Verständnis ist Partizipation ein Schlüssel zur Transformation des jetzigen Tourismus. Die Vereinten Nationen haben 2017 zum „Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung“ ausgerufen. Die Agenda 2030 und die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erkennen den Tourismus als einen der anzugehenden Wirtschaftsbereiche an und nennen Prozesse der Partizipation als zentral, um die Ziele zu erreichen.

Wir glauben, dass die SDGs die Gelegenheit bietet, um unsere kritischen Ansätze zum Tourismus neu zu überdenken, zu formulieren und zu verorten, indem wir dabei dessen Rolle für die nachhaltige Entwicklung in den Fokus stellen. Dabei gelangten wir zu folgenden Erkenntnissen und Forderungen:

  1. Die lokalen Selbstverwaltungen haben bei einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung einen zentralen Stellenwert, auch um die Partizipation bei der Planung, den Entscheidungsprozessen und dem Monitoring des Tourismus zu gewährleisten.
  2. Die lokalen Selbstverwaltungen müssen gestärkt werden, damit sie ihre Kapazitäten aufbauen können, um erfolgreich ihre Verantwortungen in Bezug auf einen nachhaltigen Tourismus wahrnehmen zu können. Dazu gehört die Einführung von Mechanismen zur Teilhabe wie Entwicklungskomitees, Bildungsmaßnahmen und finanzielle Ressourcen.
  3. Dem Beitrag der Frauen auf verschiedenen Ebenen der Mitwirkung beim Tourismus kommt eine Schlüsselstellung zu. So etwa in der Planung, der Entscheidungsfindung, dem Geschäft, dem Destinationsmanagement und dem Monitoring.
  4. Gruppen der Bevölkerung, die am Rande der Gesellschaft stehen, benachteiligt und mittellos sind, brauchen Förderung, um effektiv in allen Bereichen am Tourismus teilhaben zu können.
  5. Der optimale und erwünschte Ausbau des Tourismus in einer Gemeinde muss verhandelt und definiert werden. Dabei gilt es, die Tragfähigkeit von Umwelt, Gesellschaft und Kultur und den Regulierungsbedarf auf die lokalen Prioritäten abzustimmen.
  6. Herkömmliche Tourismusstrategien sind zu transformieren. Tourismusanreize, Subventionen, Steuern, Regierungseinnahmen und -ausgaben auf verschiedenen Ebenen müssen neu überdacht werden, um sie mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen.
  7. Das Monitoring des Tourismus und der Entwicklung muss partizipativ erfolgen. Dazu gehört eine Überprüfung der Tourismusprojekte und der Regierungsaufgaben auf ihre soziale Wirkung.
  8. Dass der „verantwortungsvolle Tourismus“ bisher freiwillig war, ist unbefriedigend. Es braucht verpflichtende Nachhaltigkeitsstandards.
  9. Die Tourismusentwicklung muss in den Händen der Gemeinden liegen, eine reine „Beteiligung“ reicht nicht.
  10. Sensibilisierung und Austausch von Erfahrungen und Perspektiven unter verschiedenen Gemeinschaften auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene ist wertvoll.

Übersetzung aus dem Englischen: Nina Sahdeva