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Kleine Projekte, große Wirkung: Gemeindetourismus in Thailand barrierefrei gestalten


Von Nithi Subhongsang

Die Verbesserung der Zugänglichkeit ist von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Menschen die reiche Vielfalt an Reiseerlebnissen genießen können, unabhängig von ihren physischen Fähigkeiten. In Hinblick auf dieses Ziel kommt von lokalen Gemeinschaften organisierten Tourismusprojekten eine entscheidende Rolle zu. Beispiele aus Thailand zeigen Schritte, die den Weg zur Barrierefreiheit ebnen können.

Gemeindebasierte Tourismusprojekte haben oft eine Pionierrolle bei der Gestaltung einzigartiger und authentischer Erlebnisse, die die lokale Kultur und lokale Lebensweisen widerspiegeln. Indem gemeindebasierte Projekte barriereärmer werden, können sie ein inklusives Umfeld schaffen, in dem jeder und jede in vollem Umfang an solchen wertvollen Reiseerfahrungen teilhaben kann.

Aktuelle Hindernisse im gemeindebasierten Tourismus

Viele kleine gemeindebasierte Tourismusprojekte stehen in Hinblick auf ihre Barrierefreiheit jedoch vor großen Herausforderungen. Oft sind die Projektverantwortlichen zum Beispiel der Meinung, ein barrierefreier Tourismus würde erhebliche finanzielle Investitionen erfordern. Dies muss aber nicht sein.

Durch einfache, kosteneffiziente Maßnahmen lässt sich die Zugänglichkeit erheblich verbessern, so zum Beispiel durch den Bau von Rampen, klare Beschilderung, das Hinzufügen von Blindenschrift auf Schildern, die Bereitstellung von Mobilitätshilfen und Grundlagenschulungen des Personals. Gemeinschaften können mit solchen kleinen Schritten beginnen, ihre Projekte für alle Besucherinnen und Besucher besser zugänglich zu machen.

Über solche ersten Schritte hinaus besteht eine weitere große Herausforderung darin, dass wohlmeinende Verantwortliche in den Gemeinschaften oft nicht über das Detailwissen und Verständnis aller Aspekte verfügen, die für vollständige Barrierefreiheit notwendig sind. Dies kann zur Folge haben, dass gute Arbeit nicht viel Nutzen bringt, weil an irgendeiner Stelle ein bestimmtes Zugänglichkeitskriterium nicht beachtet wurde. So hatte zum Beispiel eine Gemeinschaft auf einer Insel vor der Küste von Phuket in Thailand für Menschen im Rollstuhl eine Besichtigungsrundfahrt um die Insel geplant. Alles klappte gut – mit Ausnahme der geplanten Erholung an einem kleinen Strand, der weder vom Land noch vom Boot aus barrierefrei zugänglich war. Die Gemeinschaft hatte den Weg hinunter zum Strand nicht genau überprüft. Die Organisatorinnen und Organisatoren mussten dann feststellen, dass sie keine Möglichkeit hatten, ihre Kundschaft vom Boot an den Strand und wieder zurück zu bringen.

Eine sehr wirksame Möglichkeit, um den Menschen vor Ort zu vermitteln, wie man lokale Probleme erkennt und dafür Lösungen findet, ist die Entwicklung von Workshop-Unterlagen, die verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte abdecken. Sie sollten so gestaltet sein, dass sie sich für den Einsatz in verschiedenen Gemeinden mit unterschiedlichen Problemen und in verschiedenen Regionen leicht anpassen lassen. Damit kann man in Workshops das Bewusstsein der Gemeinschaften für alle Problembereiche schärfen und die Mitglieder der Gemeinschaften mit Standardmodellen vertraut machen, die weltweit entwickelt wurden.

Verbesserte Barrierefreiheit in Thailand

Viele wertvolle Erfahrungen mit verbesserter Barrierefreiheit wurden in Thailand gesammelt, einem Land, das für seine vielfältige Kultur, seine natürliche Schönheit und seine herzliche Gastfreundschaft bekannt ist. 2023 hat Nutty’s Adventures in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und verschiedenen Forschungsinstituten in der historischen Stadt Sukhothai den Prototyp eines „gemeindebasierten Tourismusprojekts für alle“ entwickelt. Es beinhaltete den Bau einer Rampe für den Rollstuhlzugang zum Amulett-Studienzentrum, wobei der traditionelle Baustil des Gebäudes erhalten wurde. Das Projekt umfasste auch die Erstellung detaillierter Holzschnitzereien der Monumente von Sukhothai, damit blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher die verschiedenen Stile der Sukhothai-Architektur erleben können. Mit der Arbeit, die im Studienzentrum geleistet wurde, können nun alle Besucherinnen und Besucher etwas über die Entwicklung der Buddha-Amulette und religiösen Architektur während der Sukhothai-Periode erfahren. Da es wichtig war, den traditionellen Baustil des Gebäudes zu erhalten, bedeutete dies, dass alles, was an das Gebäude angefügt werden sollte, im ursprünglichen Stil sein musste und dass alle wichtigen Charakteristika erhalten werden mussten.

Weniger Probleme gibt es normalerweise, wenn man ein neues Gebäude baut, statt ein existierendes anzupassen. Bei einem neuen Gebäude muss man sich nur darum kümmern, Barrierefreiheit sicherzustellen und nicht darum, die architektonische Integrität zu erhalten. In der Kleinstadt U-Thong nordwestlich von Bangkok wurden barrierefreie Toilettenanlagen gebaut. Außerdem fanden Workshops statt, um den Verantwortlichen in den Gemeinden zu zeigen, was sie tun müssen, damit die Details ihrer barrierefreien Einrichtungen und Aktivitäten in Google Maps angezeigt werden. Sie lernten auch, wie sie attraktive Videos erstellen können, um für ihre barrierefreien Aktivitäten zu werben.

Im Jahr 2024 wurde das „Thai Cooking Experience“-Programm in der Gemeinde Ko Kerd in der Nähe von Ayutthaya so angepasst, dass es sowohl für Blinde und Sehbehinderte als auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich ist.

Vorteile einer verbesserten Barrierefreiheit

Die Verbesserung der Zugänglichkeit kommt nicht nur Reisenden mit Behinderungen zugute, sondern auch den gastgebenden Gemeinschaften. Indem die Barrierefreiheit Inklusivität, Gerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt fördert, lassen sich Gemeinschaften stärken. Eine bessere Zugänglichkeit führt nicht nur zu höheren Einnahmen aus dem Tourismus, sondern verbessert auch den Ruf der Gemeinschaften. Sie ermöglicht allen Mitgliedern mehr Selbstbestimmung und stärkt das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Akzeptanz und Inklusion in der Gesellschaft.

Schon kleine Veränderungen in gemeindebasierten Tourismusprojekten können ein inklusiveres Umfeld schaffen. Mit diesen ersten Schritten können Gemeinschaften viel bewirken und zu einer barriereärmeren Welt für alle beitragen.

 

Nithi Subhongsang, auch bekannt als Nutty, ist Reiseveranstalter und setzt sich leidenschaftlich für einen gemeindebasierten und barrierefreien Tourismus in Thailand ein. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Tourismusbranche und hat viele Jahre damit verbracht, Thailand für alle zugänglicher zu machen.

Seine Firma Nutty’s Adventures wird auf der ITB 2025 in Berlin an Tisch 10 am Thailand-Stand in Halle 26B vertreten sein. Termine können unter info@nutty-adventures.com vereinbart werden.