Von Christina Kamp, freie Autorin
Seit über 65 Jahren engagiert sich das ASA-Programm gemeinsam mit Partnern in Nord und Süd für internationalen Austausch durch Projektaufenthalte. Es ist damit eines der erfolgreichsten Nachwuchsprogramme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Nachhaltigkeit und Tourismus ist in vielen ASA-Projekten ein wichtiges Handlungsfeld.
ASA (ursprünglich für Arbeits- und Studienaufenthalte) ist ein entwicklungspolitisches Programm für junge Menschen zwischen 21 und 30 Jahren, die im Studium oder in der Ausbildung internationale Praxiserfahrung sammeln möchten. Jahr für Jahr umfasst der Programmkatalog über 100 Projekte zu verschiedenen Aspekten nachhaltiger Entwicklung. Die Projektphasen dauern drei oder sechs Monate. Getragen wird das Programm von Bund und Ländern. Bislang sind es acht Bundesländer, die sich finanziell und mit politischer Rückendeckung für ASA einsetzen.
Auf einer Jubiläumsfeier am 9. Oktober 2025 in Berlin beging das ASA-Programm sein 65-jähriges Bestehen. Mit derzeit rund 280 Teilnehmenden pro Jahr haben bislang rund 11.000 junge Menschen an dem Programm teilgenommen. Darunter auch Valentina Ritter-Choquehuanca, die zum Jubiläum für musikalische Begleitung sorgte, aber auch deutlich machte, worauf es bei ASA ankommt. Ihr Aufenthalt in Peru habe ihr gezeigt, wie künstlerische Arbeit auch politisch sein könne.
Tourismusprojekte bei ASA 2025
Ob Kaffeeanbau, Solaranlagen oder Kochtechnologien – das Themenspektrum von ASA-Vorhaben ist so breit wie die Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung. Ein Blick in den Katalog des laufenden Jahres 2025 zeigt, dass viele Projekte heute mit Tourismus zu tun haben oder sogar explizit auf Tourismus ausgerichtet sind.
So sind in einem Projekt zu Krokodilschutz in einem Küstendorf im Westen Ghanas ASA-Teilnehmende an der Entstehung eines Naturlehrpfads beteiligt. Die Maßnahmen dienen dazu, Wilderei und Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Mit der Red Rocks Initiative for Sustainable Development in Ruanda entwickeln ASA-Teilnehmende Ökotourismus-Kampagnen und führen Umweltbildungsaktivitäten durch, um die lokale Wirtschaft zu stärken und das Bewusstsein für Naturschutz zu schärfen.
In Pekalongan in Indonesien sind ASA-Teilnehmende eingeladen, bei Recherchen zu gemeinschaftsbasiertem Mangroven-Ökotourismus zu unterstützen und sich an der Entwicklung von Geschäftsmodellen, Infrastruktur und Marketing zu beteiligen. Im Norden von Laos entwerfen ASA-Teilnehmende in Kooperation mit BanSenSuk e.V. in Bremen, dem Green Environment Conservation Team (GECT) und dem Northern Agriculture and Forestry College (NAFC) ein Ökotourismus-Konzept für die landwirtschaftliche Hochschule und gestalten Informationsmaterialien zu Umweltthemen.
Im Südwesten Paraguays unterstützen ASA-Teilnehmende die Organización Paraguaya de Conservación y Desarrollo Sostenible (OPADES) bei der Planung und Durchführung von Vorträgen und Workshops zu Ökotourismus, Naturschutz und Waldbrandverhütung. Der Golden Youth Club in Südafrika will darstellende Künste zugänglicher machen. Das Projekt dort fördert interkulturellen Austausch und setzt auf die universelle Sprache von Kunst, um Menschen weltweit zu verbinden.
Mit Voyages et Actions in Togo bekommen ASA-Teilnehmende die Möglichkeit, Reportagen und Dokumentationen zur Alltagsrealität in Kpalimé und zum togolesischen Kulturerbe zu realisieren. Und schließlich wird die Freiwilligenarbeit selbst zum Inhalt eines ASA-Projekts, wenn es gemeinsam mit Voisins Solidaires Togo darum geht, basierend auf einer Analyse bisheriger Aktivitäten ein Freiwilligenprogramm weiterzuentwickeln und neue potenzielle Projektpartnerschaften zu identifizieren, bei denen freiwilliges Engagement einen positiven Beitrag leisten kann.
Damit das Engagement der ASA-Teilnehmenden nicht nur ihnen selbst, sondern auch den Projektpartner*innen vor Ort etwas bringt, wurde das Programm im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich weiterentwickelt. Vier Merkmale zeichnen ASA ganz besonders aus und unterscheiden es damit von vielen anderen Programmen im Projekttourismus im weitesten Sinne:
Keine Einbahnstraße mehr
Einst war ASA als Programm für Studierende aus Deutschland konzipiert, die in Afrika, Asien und Lateinamerika Projekterfahrungen sammeln wollten. Hinzu kamen Projekte für Auszubildende und vor allem ist das ASA-Programm schon lange keine Einbahnstraße mehr. Daran erinnerte auf der Jubiläumsfeier Diplompädagogin Ayulah Suriptiani Rieper, erste Süd-Nord-Teilnehmerin (1995). In den 1990er Jahren öffnete sich das Programm für Teilnehmende aus den Partnerländern des Südens. Heute versteht es sich als globales Programm, wobei insbesondere Projekte aus Südosteuropa hinzugekommen sind. Für Ayulah Suriptiani Rieper besonders wichtig: „Offenheit und gemeinsam lernen“ – so lasse sich Zukunft gemeinsam gestalten. Denn die Teilnehmenden aus Nord und Süd arbeiten in Nachhaltigkeitsprojekten zusammen – gemeinsam, hier wie dort. Entsprechend sind in den Projekten im „Format global“ auch dreimonatige Projektphasen in Deutschland vorgesehen.
Stipendium statt bezahlte Dienstleistung
Während viele andere Programme Voluntourismus als touristische Dienstleistung verstehen und entsprechend verkaufen, werden bei ASA die Lebenshaltungskosten der Teilnehmenden im Gastland durch Stipendien gedeckt. Vergeben werden diese von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). In der Projektphase arbeiten die Teilnehmenden je nach Programmformat für drei oder sechs Monate in Deutschland und in Afrika, Asien, Lateinamerika oder Südosteuropa mit lokalen Partner*innen an konkreten Lösungen für nachhaltige Entwicklung. Bei „ASApreneurs“ sind die Kooperationspartner*innen deutsche Unternehmen im Partnerland. Forschungsprojekte sind an Hochschulen angebunden.
Intensive Vor- und Nachbereitung
Anders als Programme, die reine Projektaufenthalte vermitteln, setzt ASA auf intensive Vor- und Nachbereitung. In mehrtätigen Vorbereitungsseminaren beschäftigen sich die Teilnehmenden eingehend mit globalen Zusammenhängen – von Postkolonialismus bis zu Fragen sozialer Gerechtigkeit. Sie erarbeiten sich Wissen über die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und Grundlagen der Entwicklungszusammenarbeit. Hinzu kommt die länderspezifische Vorbereitung sowie interkulturelle Kommunikation. Außerdem bereiten sich die Teilnehmenden auf mögliche Herausforderungen im jeweiligen Projekt vor.
Nach der Rückkehr aus den Projekten werden die Erfahrungen auf einem Nachbereitungsseminar besprochen und die Teilnehmenden eines Jahrgangs können sich untereinander austauschen. Die vor- und nachbereitenden Seminare werden jeweils durch ehemalige ASA-Stipendat*innen mitgestaltet.
Mitgestaltung und langfristiges Engagement
Entsprechend haben auch die Teilnehmenden eines neuen Jahrgangs in Zukunft die Möglichkeit, sich als Tutor*innen oder auf andere Weise bei ASA einzubringen. Nach der ASA-Teilnahme bleiben viele von ihnen über das ASA-Ehemaligen-Netzwerk aktiv und beteiligen sich an der Programmgestaltung, zum Beispiel durch eigene Projektvorschläge. Im Studium und im Beruf tragen sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter. Sie sind wichtige Multiplikator*innen, die sich oft lange über ihre ASA-Zeit hinaus gesellschaftlich oder entwicklungspolitisch engagieren.
Sie bemühen sich um das, was Rudi Hoogvliet, Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund, anlässlich des ASA-Jubiläums als hohen Anspruch des Programms formulierte: Die Welt nicht nur zu verändern, sondern sie zu verbessern. ASA brauche mehr politischen Rückhalt, meint Hoogvliet. Deshalb wolle er darauf hinarbeiten, dass in Zukunft alle Bundesländer „an Bord“ seien. Für die „nächsten 65 Jahre ASA“ wurde als Herausforderung ausgegeben, noch globaler, noch diverser und noch mutiger zu werden.




