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Freizeit unter den Taliban...


In den vergangenen Tagen flimmerte mehrfach der sehr beeindruckende Film "Im Reich der Finsternis" über unsere Bildschirme*. Die britische Journalistin Saira Shah, deren Vater aus Afghanistan stammt, zeigt darin die Terrorherrschaft der Taliban mit teilweise versteckter Kamera. Sie zeigt ein "Land, das sein eigenes Volk tötet und Zivilisten abschlachtet.

Die Welt scheint das hinzunehmen." In Pakistan kann sie Kontakt zu einer Frauengruppe im Untergrund aufnehmen, die afghanische Frauen mit kleinen Videokameras ausstattet. So erreichen Bilder von hingerichteten Frauen die Außenwelt.Bevor sie Afghanistan betritt, hört sie auf ihrem Weltempfänger eine Meldung des Taliban-Rundfunks: "Die gerechte Strafe erreichte heute vor Tausenden von Zuschauern im Sportstadion von Kandahar vier Ehebrecherinnen und zehn Ehebrecher. Zwei von ihnen, Wakila und Sadofi, die fortgesetzt Ehebruch begangen hatten und somit dem moralischen Verfall und der Perversion Vorschub leisteten, wurden hingerichtet."

Später erfährt sie, daß "das Stadion nach der Übernahme durch die Taliban von der internationalen Völkergemeinschaft finanziert wurde, um das afghanische Volk etwas aufzumuntern. Doch statt Fußballspielen finden hier öffentliche Hinrichtungen statt." Wie im Film zu sehen, werden auch Frauen direkt auf der Elfmeterlinie erschossen.

Saira Shah kann zu diesen skandalösen Vorgängen den Außenminister der Taliban, Wakil Motawakil, vor der Kamera interviewen. Er erzählt ungerührt: "Das Fußballstadion dient der Freizeitgestaltung, ist eine Stätte für Spiel und Spaß. Wenn an einem Deliquenten Gerechtigkeit geübt wird, ist auch das ein freudiges Ereignis, das der Gesellschaft Ordnung und Sicherheit bringt".

Saira Shah: "Die internationale Staatengemeinschaft hat für das Stadion gezahlt. Sie wollte, daß hier Fußball gespielt wird, nicht daß Sie hier Menschen hinrichten!"

Motawakil: "Ich mache der internationalen Völkergemeinschaft ein Angebot: In Afghanistan ist alles zerstört worden. Wenn man uns hilft, eigens eine Hinrichtungsstätte zu bauen, so haben wir damit kein Problem. Wenn man uns zehnmal kritisiert, kann man uns doch wenigstens einmal helfen. Man sollte uns eine Hinrichtungsstätte bauen und Finanzhilfen gewähren, damit im Stadion Fußball gespielt werden kann und wir dennoch unsere Arbeit verrichten können"...

(2.351 Anschläge, 31 Zeilen, Oktober 2001, entsetzt aufgeschnappt von Ludmilla Tüting)