Die in über 45 Ländern aktive Kampagne gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern, ECPAT (End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for sexual Purposes), hatte kürzlich zur ersten weltweiten Versammlung nach Bangkok eingeladen. Die 150 Delegierten sowie Beobachter der EU und internationaler Organisationen wie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) waren zusammengekommen, um gemeinsame Strategien im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern weiter zu entwickeln, die langfristige Veränderungen ermöglichen. Auch ECPAT Deutschland, eine Koalition von 25 Organisationen, war mit zwei Delegierten vertreten.
Der thailändische Premierminister Chuan Leekpai, der eigens gekommen war, um die Konferenz zu eröffnen, strich die Wichtigkeit der Arbeit von Kinderschutzorganisationen heraus. "Kinderprostitution und -pornographie ist ein soziales Verbrechen, von dem viele Länder betroffen sind - leider auch Thailand". Seiner Meinung nach verfügen Regierungen nur über begrenzte Möglichkeiten, diese Verbrechen an Kindern zu bekämpfen. "Wir sind darauf angewiesen, daß sich alle gesellschaftliche Gruppen und insbesondere die Nichtregierungsorganisationen für die Kinder einsetzen".
Das Arbeitsfeld von ECPAT umfaßt immer zahlreichere Façetten der Prostitution mit Kindern. Delegierte aus den osteuropäischen Staaten berichteten von immensen Problemen, die der Ost-West-Handel von Kindern zum Zwecke der Prostitution verursacht. In Ostafrika hat der Krieg das Ausmaß der Prostitution von Kindern verschärft. "Die Soldaten zwingen die Kinder nicht nur zum Schießen, sondern genauso zur Prostitution", erklärte Jacques Bitababaje, ECPAT-Vertreter aus Burundi. Als weltweit besonders problematisch zeichnet sich mittlerweile die Kinderpornographie ab, die durch das Internet sekundenschnell allgemein verfügbar geworden ist.
Um für diese besonderen Herausforderungen im nächsten Jahrtausend gewappnet zu sein, hat "ECPAT International" den Sprung von der Kampagne zur internationalen Organisation gewagt und eine solide Verfassung verabschiedet. Trotz dieses Wandels werde ECPAT weiterhin auf seine bisherigen Stärken bauen und als Bewegung von der Basis her leben, versicherte Ron O'Grady, langjähriger Vorsitzender von ECPAT International. "Mit dem Weltkongreß gegen Kinderprostitution in Stockholm 1996, bei dem Regierungen und Regierungsorganisationen gemeinsam einen Aktionsplan beschlossen, wurde durch ECPAT die Bekämpfung der kommerziellen sexuellen Ausbeutung der Kinder zu einem globalen Anliegen", betonte Vitit Muntarbhorn, Professor der Rechtswissenschaft an der Chulalongkorn Universität in Bangkok, die Verdienste von ECPAT. Doch künftig müßten verstärkt die Wurzeln kommerzieller sexueller Ausbeutung von Kindern durch weltweite Zusammenarbeit bekämpft werden, Wurzeln wie das Verbrechertum oder die Korruption. Helfen könnten zum Beispiel auch Bürger-"Watchdogs" oder Jugendnetzwerke, forderte der Rechtsprofessor. ECPAT will Jugendliche als Botschafter gewinnen. Im neu gewählten internationalen Vorstand ist ein Sitz für einen Jugendlichen reserviert, der auf dem Jugendkongress 2000 von ECPAT in Manila gewählt werden soll. Ron O'Grady kandidierte aus Altersgründen nicht mehr.
( 2953 Zeichen / 51 Zeilen, Dezember 1999)