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Menschenrechtsverletzungen im Namen eines falsch verstandenen Naturschutzes

"Parks need Peoples"


Zum Start der Kampagne „Eure Wildnis, Unser Zuhause“ publizierte Survival International unter dem Titel "Parks need Peoples" einen Bericht über die Verletzung von Menschenrechten indigener Völker im Namen des Naturschutzes. Auf den 24 Seiten geht es einerseits um die Botschaft, dass es eine "Wildnis" im Sinne eines menschenfreien Gebiets nicht gibt: Alle Naturschutz- oder "Welterbe"-Gebiete sind oder waren Land von Urvölkern. Sie haben vom Land gelebt, waren davon abhängig und haben es in seiner Vielfalt erhalten. Wenn sie im Namen des Naturschutzes oder auch im Namen der Entwicklung in so genannte Umsiedlungsgebiete gezwungen werden, ist das nicht nur für ihre Lebensart, ihre Kultur und ihren gesamten Sinnzusammenhang eine Katastrophe. Auch das Land leidet darunter. Brände, Wilderei, Überbeanspruchung des Landes nehmen parallel zum Tourismus und zur Modernisierung zu.

Der Bericht enthüllt, wie Millionen Indigener im Namen des Naturschutzes von ihrem Land vertrieben wurden. Involviert in dieses Unrecht seien viele der weltweit größten Naturschutzorganisationen wie der WWF, The Nature Conservancy und die von Prinz William und Prinz Harry gegründete "United for Wildlife"-Initiative. Diese Form des Rassismus habe eine lange Geschichte. Menschenrechtsverletzungen im Namen des Naturschutzes umfassen gemäß Bericht unrechtmäßige Vertreibungen, Verhaftungen, Schikanen und Misshandlungen aufgrund des Vorwurfs der Wilderei, die bis zu Folter und Ermordung gehen. Vollends absurd wird diese Behandlung vor dem Hintergrund erlaubter Großwildjagd betuchter Touristen auf privaten Gebieten derselben Region.

Gründe dafür seien Paternalismus, wenn etwa eine Regierung die "rückständigen" Indigenen in die Mainstream-Gesellschaft eingliedern will, oder das lukrative Tourismusgeschäft, bei dem die Urvölker nur noch als folkloristische Kulisse willkommen sind. Hinzu kommt der Wunsch, diese Gebiete zu kontrollieren und zu "managen", der oft von internationalen Naturschutzorganisationen verstärkt wird.

Beeindruckend im Bericht sind die Beispiele und die Stimmen der Betroffenen. So ist er ein guter Auftakt zur Kampagne "Eure Wildnis, Unser Zuhause", mit der engagierte Personen dafür gewonnen werden sollen, verschiedene aktuelle Beispiele von Vertreibungen kennenzulernen und die Möglichkeit zu nutzen, sich aktiv für den Schutz der Indigenen einzusetzen.

Parks need Peoples. Hg. Survival International, 2014. 24 Seiten. Download: http://assets.survivalinternational.org/documents/1324/parksneedpeoples-report.pdf

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung, Basel, www.fairunterwegs.org.

Weitere Informationen: Survival InternationalKampagne „Eure Wildnis, Unser Zuhause” www.survivalinternational.de/wildnis

(2.367 Zeichen, März 2015, TW 78)