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Follow-up: Widerstand gegen Tourismuskonzessionen in Peru

Bauern und Fischer gründen Organisation zur Verteidigung bedrohter Dörfer


Im Juli 2004 fand in Lamud in der Provinz Luya (Region Amazonas) in Peru das "Erste Internationale Seminar: Dorfgemeinschaften und soziale Auswirkungen des Tourismus" statt. Daran nahmen VertreterInnen von Organisationen und Institutionen der Regionen Lambayeque, Cajamarca, Piura, Tumbes und Amazonas teil. Eingeladen waren auch VertreterInnen verschiedener Organisationen aus Deutschland, Argentinien, Brasilien und Ecuador, die sich mit der Problematik der touristischen Entwicklung und deren sozialen undumweltbezogenen Auswirkungen befassen. Organisiert wurde die Tagung von der "Vereinigung zur Verteidigung und Entwicklung von Kuelap" (Asociación para la Defensa y Desarrollo de Kuelap /ADDK).

Alle Teilnehmenden kamen mit ähnlichen Sorgen und Hoffnungen. Ihre Dörfer an der Küste und im Hochland laufen Gefahr, ihre Felder zu verlieren. Denn fruchtbares Ackerland soll touristischen Großprojekten weichen. Darüber hinaus sind sie in ihrer unmittelbaren Umgebung vom Goldabbau bedroht, der als Folge einer Privatisierungswelle einsetzte.

Die Dorfbewohner wehren sich nicht gegen eine Entwicklung des Tourismus in Peru. Ganz im Gegenteil. Aber sie verlangen, dass der Tourismus ihre Lebensqualität verbessert, dass die Entscheidungen nicht hinter ihrem Rücken getroffen und dasssie durch diese touristischen Pläne nicht zu Verliererngemacht werden.

Die Regierung behauptet, alle würden vom Tourismusprofitieren. Die Menschen vor Ort glauben nicht daran. In den vergangenen Jahrzehnten setzte Peru immer wieder auf neue Wirtschaftszweige als Entwicklungswege und Hoffnungsträger.Viele Großprojekte basierten auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Versprochen wurden verbesserte Lebensbedingungen, neue Arbeitsplätze, Armutsbekämpfung...  Die neuen"Hoffnungsträger" führten jedoch mehr­heitlich nicht zu besserer Lebensqualität. In den meisten Fällen erreichten sie eher das Gegenteil. Die großen Gewinner waren letztendlich immer nur kleine Gruppenvon Unternehmern mit finanzieller Macht, meistens transnationaler Art, die die Ressourcen ausschließlich für sich und ihre Gewinnmaximierung beanspruchten.

Die Dorfgemeinschaften befürchten wieder einmal, auf der Verliererseite zu enden. Für sie bedeuten Entwicklungspläne Enteignung von Land, Einschränkungihrer traditionellen Aktivitäten, Vertreibung, Umsiedlung,Verlust ihres Natur- und Kulturerbes, Verletzung von Menschenrechten sowie verstärkte Armut und Marginalisierung.

Deswegen kamen sie in Lamud zusammen, um den Widerstand zu vernetzen. "Wir haben keine Angst. Wir werden weiterkämpfen. Das einzige, was wir haben, ist unser Stück Land und wir werden es verteidigen. Das Feld ist unser Leben. Wenn uns das weggenommen wird, dann haben wir gar nichts mehr." Die Solidarität ist groß. Ein Vertreter aus Playa Hermosa(bei Tumbes) berichtete über den Kampf gegen die Privatisierung von ca. 6.000 ha Agrarland, ein anderer aus Tambo Grande (Piura in Nordperu) über den jahrelangen Widerstand gegen eine Goldminen-Konzession. Sowohl in Peru als auch aufinternationaler Ebene erhielten sie Unterstützung. Der Kampf war schwierig, es gab sogar Tote, führte aberschließlich zum Erfolg. Die  Zentralregierung musste dieKonzession rückgängig machen - zumindest vorübergehend. Tambo Grande ist ein Beispiel für denerfolgreichen Widerstand gegen die Privatisierung und die Verteidigung der Menschenrechte in Peru. Und es stärkte die VertreterInnen aus den anderen Dorfgemeinschaften. Gemeinsam verfassten Bauern und Fischer eine Deklaration und gründetendie "Organisation zur Verteidigung der durch die neoliberalenund von der Regierung aufgezwungenen Tourismuspläne bedrohten Dorfgemeinschaften" (s. Abdruck im Anhang dieser Ausgabe).

KATE-Kontaktstelle für Umwelt & Entwicklung, Stuttgart

(3.707 Anschläge, 46 Zeilen, Oktober 2004)

Vgl. auch TW 31, "Skandal in Peru" und TW 35, "ImInternet zum Verkauf: Strände von Peru".