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Bildung für nachhaltige Entwicklung durch Tourismus

Voneinander Lernen in einem thailändischen Dorf


Die Bewohner des thailändischen Dorfes Mae Kam Pong haben ein Programm "Nachhaltige Tourismus-Gemeinschaft zum Lernen" entwickelt, durch das die einheimische Dorfbevölkerung mit den Touristen in einem Lernumfeld zusammengebracht wird. Die Touristen bringen Einkommen ins Dorf und bekommen Einblicke in die reiche Geschichte und Kultur der Gemeinschaft. Im Laufe der vergangenen 14 Jahre gab es viele positive Entwicklungen. Die Lebensqualität der Dorfbewohner ist gestiegen, die Infrastruktur, wie z.B. die Wasserversorgung und die Verkehrsanbindung, wurde verbessert. All dies ermöglichte der Gemeinschaft, unabhängiger zu leben.

Ban Mae Kam Pong liegt in Nordthailand, östlich von Chiang Mai. Einwandererfamilien ließen sich vor über 100 Jahren in der Gegend nieder und gründeten die Gemeinschaft. Das Dorf wurde nach den hübschen roten und gelben Kampong-Blumen benannt, die an dem kleinen Fluss im Dorf wachsen. Sowohl Mae Kam Pong als auch der Mae On Distrikt, in dem das Dorf liegt, wurden nach hier heimischen Blumen benannt. Üppige Wälder machen 98 Prozent des Ökosystems der Region aus. Die hohen Berghänge erreichen bis zu 1.300 Meter über dem Meeresspiegel. Das ganze Jahr über herrscht hier ein kühles Klima und im Winter wird es relativ kalt.

Gemeindebasierter Tourismus für die Dorfentwicklung

1999 initiierte der Dorfvorsteher mit Hilfe externer Organisationen das Programm “Nachhaltiger Tourismus” in Mae Kam Pong. Im Jahr 2000 wurde das Dorf zu einem Tourismusdorf erklärt, wodurch die natürlichen Ressourcen und die lokale Kultur zu einer Einkommensquelle für das Dorf wurden. Die Besucher können an "Homestays" im Dorf teilnehmen und die Kultur und die schönen Naturpfade der Gegend genießen. Sie können Ausflüge zur Kaffeeplantage unternehmen, die landschaftlich angepasst an einem Wasserfall angelegt ist. Tee- und Kaffeeprodukte werden sowohl im Dorf als auch anderswo verkauft. Die Besucher können mit den Dorfbewohnern zusammen arbeiten, um ein Verständnis vom nachhaltigen Leben in Mae Kam Pong zu bekommen.

Die Dorfbewohner schützen die natürlichen Ressourcen in der Umgebung, indem sie zum Beispiel Bäume pflanzen, Feuerschutz errichten, die Bäume vor Abholzung bewahren und wilde Orchideenarten erhalten. Die Gemeinschaft verfügt über einen Reichtum an natürlichen Ressourcen und über Produktionsweisen, bei denen auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Es gibt ein etabliertes soziales Wohlfahrtssystem, das bei Geburten, Todesfällen, Krankheiten und für Bildungszwecke Gelder für die Dorfbewohner zur Verfügung stellt. Die Gelder aus dem Tourismus ermöglichen eine bessere Versorgung der Familien und haben dadurch ihre Lebensqualität erhöht. Die Besucher erfahren während ihres Aufenthalts nicht nur etwas über die nachhaltige Gemeinschaft, sondern müssen auch zum Beispiel beim Abfallmanagement die im Dorf geltenden Regeln beachten.

In dem Tourismusprogramm geht es um die Fähigkeit, Umwelt, Kultur und Tourismus in der Gemeinschaft zu managen und zu erhalten. Bestimmte kulturelle Traditionen, wie die Herstellung von Tee-Kissen, sind einmalig. Die Produktion dieser Kissen beinhaltet das Kochen und Trocknen junger Wildteeblätter, die schließlich in ein Kissen eingenäht werden. Die Touristen bekommen Gelegenheit, dies und vieles andere zu lernen und anzuwenden. Die Kissen haben ein wundervolles Aroma und der Duft ist auch dafür bekannt, dass er in verschiedener Hinsicht die Gesundheit fördert. Die frischen Teeblätter werden auch zum Kochen verwendet. Sie sind eine der Zutaten vieler traditioneller thailändischer Gerichte, die die Dorfbewohner miteinander teilen. Das ist ein bekannter und beliebter Brauch im Dorf.

Mehr Beteiligung von Jugendlichen

Das YMCA in Chiangmai hat viel mit dem Dorf Mae Kam Pong zu tun und arbeitet nun daran, Jugendliche stärker einzubeziehen. Jugendgruppen könnten das Dorf besuchen und etwas über Nachhaltigkeit, den Schutz natürlicher und kultureller Ressourcen und über Wasserkraft lernen. Ihre Teilnahme hilft bei der Entwicklung von Moral und Verantwortung in unserer zukünftigen Gesellschaft, die es den Menschen erlaubt, friedlich zusammen zu leben.

Das YMCA bringt viele Gruppen nach Mae Kam Pong, das als ein Modell für nachhaltige Tourismusentwicklung gilt. Bei der Einbeziehung Jugendlicher soll ein Schwerpunkt auf erneuerbare Energien gelegt werden. Die Bewohner von Mae Kam Pong stellten im Zuge steigender Ölpreise auf Energie aus Wasserkraft um, um eine erneuerbare Energiequelle zu nutzen. In der Gemeinschaft wurde ein Verein aus Ehrenamtlichen und Interessierten gegründet, um sich dieses Themas anzunehmen. Prommin Pongmala, ein früherer Dorfvorsteher und Fachmann zu erneuerbaren Energien und Dorfentwicklung, arbeitete mit der Gemeinschaft zusammen, um deren Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern. Das Modell eines nachhaltigen Tourismus in Mae Kam Pong wurde inzwischen von anderen Gemeinschaften im Norden Thailands übernommen.

Mae Kam Pong soll auch in Zukunft als Lernmodell für Studierende, Lehrkräfte und Ehrenamtliche dienen, um das Umweltmanagement in Schulen und Gemeinschaften zu verbessern. Die Erfolge sollen mit anderen geteilt werden, damit sie nachgeahmt werden können. Die Einführung ausländischer Besucher in die organisierte Umweltbildung ist sowohl für die Gäste von Nutzen, denn sie lernen und wachsen durch kulturelle Erfahrungen, als auch für die Gemeinschaft selbst, denn durch das erzielte Einkommen können die Dorfbewohner den Fortbestand ihrer Kulturgeschichte sichern.

Chularat Phongtudsirikul arbeitet beim YMCA Chiangmai, Thailand.

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp

Weitere Informationen:www.ymcachiangmai.org

(5.479 Zeichen, September 2014, TW 76)