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Neue Perspektiven auf die Dekolonisierung des Tourismus in Afrika


Woman looking through Telescope_Uganda

In Fachkreisen werden seit geraumer Zeit Debatten um das Thema Dekolonisierung geführt. Durch koloniale Machstrukturen, die bis heute weiterbestehen, finden sich auch innerhalb touristischer Praktiken entsprechende Hierarchien und Ungleichheiten wieder, wie etwa im "Voluntourismus" (touristische Angebote für Freiwilligenarbeit). In der Tourismusforschung fehlen bislang allerdings lösungsorientierte Ansätze zur Dekolonisation. In ihrem Artikel „Pragmatic arguments for decolonising tourism praxis in Africa“ lenkt Maureen Ayikoru den Blick auf die praktische Umsetzung der Dekolonisierung im afrikanischen Tourismus und trägt damit zur Erweiterung der gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskussion bei.

Ayikoru erörtert, wie die Objektifizierung und Fehlrepräsentation indigener Völker durch eine aktive Einbeziehung der Stimmen und Perspektiven indigener Gemeinschaften in die Tourismusgestaltung überwunden werden kann. Die Autorin unterstreicht insbesondere die Notwendigkeit einer stärkeren Repräsentation von Afrikaner:innen in der Rolle von Produzent:innen sowie Konsument:innen von Tourismuserlebnissen. Dies setzt eine umfassende Neubewertung und Integration von historischen, soziokulturellen und spirituellen Werten voraus. Als praktische Maßnahmen zur Förderung der Dekolonisierung empfiehlt Ayikoru die Stärkung des Inlands- und Regionaltourismus sowie die Entwicklung spezifischer touristischer Angebote, die gezielt Afrikaner:innen als Hauptzielgruppe adressieren und die Vielfalt des Kontinents berücksichtigen. Diese Strategien sind besonders vor dem Hintergrund des drastischen Rückgangs des internationalen Tourismus während der Covid-19-Pandemie relevant und unterstreichen das wirtschaftliche Potenzial für den Ausbau des inländischen und regionalen Tourismus. Das Afrikanische Freihandelsabkommen (AfCFTA) kann genutzt werden, um der besonders jungen Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent mehr Mobilitäts- und Reisefreiheit zu ermöglichen.

Aufgrund tief verwurzelter kolonialer Mentalitäten wird dieser Dekolonisierungsprozess langwierig und komplex sein, einschließlich möglicher Ablehnung durch Afrikaner:innen selbst, so die Autorin. Weitere Diskussionen und empirische Forschung sind notwendig, um Strategien zur Dekolonisierung des afrikanischen Tourismus zu entwickeln und um zu bewerten, wie wichtige Akteur:innen auf mögliche Veränderungen reagieren. Insgesamt leistet der Artikel einen wichtigen Beitrag zur Dekolonisationsdebatte, indem er die Notwendigkeit einer praktischen Umsetzung und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, aufzeigt.