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UNWTO-Konferenz in Sri Lanka ohne Einbeziehung der Bevölkerung


Mitte Juli organisierte die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) in Sri Lanka eine Konferenz unter dem Titel „Tourismus: ein Katalysator für Entwicklung, Frieden und Versöhnung“. Die lokale Bevölkerung wurde jedoch weder in die Vorbereitung der Konferenz einbezogen noch dazu eingeladen. Ein geplanter Protest der Betroffenen musste aufgrund von Einschüchterungen durch Sicherheitskräfte im Vorfeld abgesagt werden. Dank der Intervention des „Roundtable Human Rights in Tourism“ konnten aber Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft und lokaler Bevölkerung ihre Forderungen bei UNWTO-Generalsekretär Taleb Rifai vorbringen. Dieser meinte aber auf der Konferenz selbst, dass sich der Tourismus in Sri Lanka – gerade auch in Bezug auf den Versöhnungsprozess – auf dem richtigen Weg befinde. Er ließ keine Kritik der Zivilgesellschaft an seiner Aussage zu.

Tatsächlich aber wird der Nachkriegstourismus in Sri Lanka von großen Hotelketten, Investoren und der mächtigen Militärmaschinerie dominiert. Er vertreibt dadurch die lokale Bevölkerung aus Tourismusgebieten. Dies zeigt sich gerade deutlich in Passikudah, wo die UNWTO ihre Konferenz abhielt. In ihrem Bericht „Schatten im Sonnenparadies“ hat die Schweizer Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Menschenrechtsverletzungen im Namen des Tourismus im ehemaligen Kriegsgebiet an der Ostküste Sri Lankas aufgezeigt. Die vielen Hotels in Passikudah haben den lokalen Fischern den Zugang zum Meer stark eingeschränkt und in einigen Fällen sogar gänzlich versperrt. Dies gefährdet die Existenzgrundlage der Fischerfamilien. Auch in anderen Regionen hat die lokale Bevölkerung mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Teilweise kam es sogar zu Landenteignungen. Ein weiteres Problem ist der große Einfluss des Militärs im Tourismus, das der lokalen Bevölkerung wichtige Einkommensquellen nimmt, indem es selbst Hotels führt und touristische Aktivitäten anbietet. Selbst bei der Konferenz war dies der Fall: Die UNWTO nutzte für einen Ausflug der Konferenzteilnehmer ein Schiff der Marine. Ein glaubwürdiger Beitrag zur Versöhnung sieht anders aus.

(2.194 Zeichen, September 2016, TW 84)