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Kenia: Tourismus gerecht gestalten

Mehr Einkommen und Entwicklung für die Maasai


Die immer wieder gestellte Frage "Wer profitiert wirklich vom Tourismus?" ließ sich in den Dörfern am Maasai Mara-Wildreservat in Kenia noch bis vor kurzem eindeutig beantworten. Zwar kauften die Touristen auf Ausflügen in die Maasai-Dörfer Kunsthandwerk und Souvenirs, doch den großen Reibach machten die Fahrer und Reiseleiter, die sie dorthin brachten. Denn die kassierten nicht schlecht bei den Touristen und gaben den Maasai nur wenig davon ab, weil sie ihnen erzählten, es sei nur ihren Bemühungen zu verdanken, dass die Touristen überhaupt kämen.

Dabei sind es gerade die Möglichkeiten der Begegnung mit den Maasai und deren kunstvoll gefertigte Souvenirs, die immer mehr westliche Touristen in diese kulturell reiche, aber wirtschaftlich arme Region locken. Doch 96 Prozent des Geldes, das ein Tourist für eine Tour in die Dörfer des so genannten Mara-Dreiecks bezahlte, verblieben bei Mittelsmännern. Nur vier Prozent wurden an die Dorfbewohner weitergegeben. Dies änderte sich erst, als sich fünf Dörfer westlich des Wildreservates – Enkereri, Ilkinye, Enkutoto, Hardrock und Olonana – zusammentaten und sich mit Hilfe externer Beratung daran machten, ihr Einkommen aus dem Tourismus gezielt zu erhöhen und zur Dorfentwicklung zu nutzen.

"Den Dorfbewohnern entgingen vorher umgerechnet ca. 8.500 Euro potenzielles Einkommen pro Monat. Das ist viel Geld für die kleinen Dörfer", sagt die britische Beraterin Cheryl Mvula, die mit den Maasai zusammenarbeitet. Sie stellte fest, dass die Maasai aus der formellen Angebotskette im Tourismus praktisch ausgeschlossen waren. Die Reiseleiter und Fahrer hätten dies zu ihrem größtmöglichen Vorteil ausgenutzt, berichtete Mvula auf der Jahresversammlung der britischen Travel Foundation im Juli in London.

Im Rahmen eines von der Travel Foundation unterstützten Beratungsprojektes haben sich die Dörfer mit ihren insgesamt etwa 1.000 Einwohnern nun zur "Mara Triangle Maasai Tourism Association" zusammengeschlossen. Zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Souvenirverkauf haben sie mit den Lodges in der Region, die die Ausflüge anbieten, ein neues, transparentes Zahlungssystem vereinbart. In den beteiligten Dörfern wurden Tourismuskomitees eingerichtet, in denen Männer wie Frauen gleichermaßen vertreten sind, und die über die nächsten fünf Jahre darüber entscheiden sollen, wie das Geld eingesetzt wird.

Von September 2006 bis Ende April 2007 seien über 22.000 Euro zusammengekommen – 800 Prozent mehr, als in den gleichen neun Monaten des Vorjahres, berichtete Mvula. Mit dem Geld konnte bereits eine Schule in Enkereri gebaut werden, die auch von Kindern aus anderen Dörfern besucht wird. Es wurden drei Lehrkräfte eingestellt, und auf dem Dach der Schule wird Regenwasser gesammelt. Außerdem seien Toiletten gebaut worden, so dass nun auf einen Rückgang der Typhus- und Durchfallerkrankungen gehofft werden kann. Als nächstes soll ein Brunnen gebohrt werden, um die Dörfer mit Wasser zu versorgen, damit die Frauen nicht mehr kilometerweit laufen müssen – ein weiterer Meilenstein, der zeigen soll, dass nun auch die Maasai-Dörfer vom Tourismus profitieren.

(3211 Zeichen, 44 Zeilen, September 2007)