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DRV-Jahrestagung: Vertane Chance für Glaubwürdigkeit im Klimaschutz

Kommentar


Vom 10. bis 12. Dezember 2019 findet die Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands (DRV) statt – diesmal in Deutschland. 2017 fand sie in Ras Al Khaimah, einem der sieben Vereinigten Arabischen Emirate, und 2018 in Italien statt – beide Male inklusive Flugcharter. Der Tagungsort Hamburg bietet eine Chance, nun glaubwürdiger über das Thema Klimaschutz zu sprechen, das auf der Jahrestagung in einem Fachforum und einer Key Note beleuchtet wird. Leider nur theoretisch – denn praktisch findet die Tagung auf einem Kreuzfahrtschiff statt. Die MS Artania, die vom Reiseveranstalter Phönix Reisen gechartert wird, liegt zwar weitgehend in Hamburg vor Anker. Aber sie muss über die gesamte Dauer der Tagung mit Marinediesel elektrifiziert werden. Das heißt, in jedem Häppchen aus der Schiffsküche und jedem lautlosen Ladevorgang eines Handys in einer der 600 Kabinen steckt der Strom eines dieselbetriebenen Generators. Dabei ist es nicht so, dass Hamburg keinen Landstrom hätte. Die passende Steckdose fehlt nicht an Land, sondern auf dem Schiff!

Reedereien, die bereits auf Landstrom umgerüstet haben, beklagen seit langem, dass der einzige Landstrom-Platz in Hamburg nicht immer verfügbar sei (dass sie den Landstrom nur zu preisgünstigen Zeiten nutzen, verschweigen sie hingegen lieber). Die Hansestadt hat deshalb gerade den Bau von acht weiteren Anschlusspunkten im Hafen beschlossen. Würde der Deutsche Reiseverband seine Tagung auf einem landstromfähigen Schiff abhalten und dann keinen Ladeplatz anlaufen können, wäre dies ein wichtiger Pluspunkt im Dialog gegenüber der Politik gewesen, endlich den notwendigen Umbau des Tourismus hin zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. So aber ist der Tagungsort für den Hotelstandort Hamburg, die Gesundheit der Anwohner und den globalen Klimaschutz die schlechteste aller möglichen Optionen. Diese Fehlentscheidung wird ein fahles Licht auf das Fachforum zum Klimaschutz während der Tagung werfen. Sie wird sich damit einreihen in eine große Anzahl von Klima-Veranstaltungen der Tourismuswirtschaft in diesem Jahr, in der zwar viele Wort gewechselt, aber kaum Veränderungen bewirkt wurden.