Nach Erkenntnissen der britischen Hilfsorganisation Oxfam könnte der Tsunami vom Dezember 2004 in Indien, Indonesien und Sri Lanka vier Mal so viele Frauen wie Männer das Leben gekostet haben. In einigen der von Oxfam untersuchten Dörfer seien bis zu 80 Prozent der Toten Frauen. Die Gründe dafür seien vielfältig. So könnten viele Frauen schlechter schwimmen oder klettern als Männer, oder sie kamen bei dem Versuch, ihre Kinder zu retten, ums Leben.
Aufgrund des entstandenen Geschlechter-Ungleichgewichts befürchtet Oxfam neben unmittelbaren Problemen in den von Männern dominierten Flüchtlingscamps auch langfristige soziale Folgen für die betroffenen Gemeinschaften.Nach indischen Zeitungsberichten kommt es im Bundesstaat Tamil Nadu immer wieder zu „Tsunami-Ehen“. Ältere „Onkel“, häufig tatsächlich Verwandte, heiraten junge Mädchen, die in manchen Fällen erst 13 oder 14 Jahre alt sind, wenngleich sie behaupten, bereits volljährig zu sein. Oft, so heißt es, gehe es dem „Onkel“ vor allem um das Geld, das die jungen Waisinnen von der Regierung bekommen, oder sie würden im Haushalt ausgebeutet. Die Nichtregierungsorganisation Social Need Education and Human Awareness (SNEHA) hat in 20 Dörfern im besonders vom Tsunami betroffenen Nagapattinam Distrikt insgesamt 112 solcher „Tsunami-Ehen“ gezählt.
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(1.432 Anschläge, 18 Zeilen, September 2006)