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Zwölf Thesen zum UNO-Jahr der Berge 2002

Berge – Naturraum und Ort der Inspiration


  1. Die Berge stellen durch ihre majestätischen Formen, durch ihre mystischen Kontraste, durch ihre Überlegenheit und ihre Unberechenbarkeit eine spezielle Faszination dar. Ehrfurcht ist geboten.
  2. Die Berge sind trotz ihrer kraftvollen Erscheinung Symbol für Entstehung, Bewegung und Zerfall, für Langsamkeit und Zeitgeschichte, für Fallen und Fliessen.
  3. Die Berge sind die Heimat von Stein und Wasser, von Wind und Feuer. Nirgends sind die Elemente konzentrierter spür- und erlebbar wie in den Bergen.
  4. Die Berge sind durch die ständig wechselnden Höhenlagen und Expositionen, Nährböden und Lichtverhältnisse der Inbegriff von Diversifikation. Nirgends ist die botanische Artenvielfalt so groß und die Anpassungsfähigkeit so anspruchsvoll.

Berge – Lebensraum und Ort der Begegnung

  1. Die Berge sind Lebensraum für Menschen mit einem Hang zum Natürlichen und Asketischen. Die Lebensbedingungen sind hart, aber nicht unmenschlich. Sie sind gesund, aber hinterlassen Spuren.
  2. Die Berge stellen einen besonderen Kulturraum dar. Die Abwechslung von Berg und Tal führte zu einem kleinräumigen Pluralismus. Geprägt von den harten Lebensbedingungen entwickelte sich eine kulturelle Symbiose zwischen Reichtum und Kargheit. Sie prägen den Charakter von Begegnungen.

Berge – Wirtschaftsraum und Ort der Tat

  1. Die Berge mit ihren Ressourcen verleiten zur Ausbeutung: Wasser und Energie, Holz und Stein, Landwirtschaft und Jagd.
  2. Die Berge stellen für die Mobilität der Menschen eine große Behinderung dar: Die Herausforderung heißt Überwindung von Hindernissen.
  3. Die Berge sind das Kapital des Tourismus: Die Tourismusindustrie hat sich mit all ihren Facetten in der Landschaft installiert. Und wenn sich die Natur dagegen wehrt, wird sie zu überlisten versucht.

Berge – Erholungsraum und Ort der Erlebnisse

  1. Die Berge verführen den erholungs- und abwechslungsdürstigen Menschen: Sie wurden zum Tummelplatz der Massen. Durch den Einfall touristischer Massen wächst die Gefahr der Ausrottung von Schönem.
  2. Die Berge bieten dem erlebnissüchtigen Menschen ein immenses Spiel- und Experimentierfeld: Events, Animation und Inszenierungen aller Art sind angesagt.
  3. Die Berge inspirieren den natur-entfremdeten und beschleunigten homo oeconomicus: Das Erlebnis der Stille, der Weite, der Unterordnung oder der körperlichen Anstrengung ist Ausgleich und Beseelung. Die Berge als Kraftort – Höhenfieber als Droge.