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Zwei Jahre nach dem Tsunami

"Buchen hilft!"


Unter dem Motto „Buchen hilft!“ appellierten nach dem Tsunami Reiseveranstalter, nationale Tourismusbehörden und Vertreter der Tourismuspolitik für eine möglichst rasche Rückkehr der Touristen in die betroffenen Küstengebiete. Eine Reihe von Tourismusunternehmen sammelte Spenden, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Nun wurde in einer im Auftrag des EED für die Ecumenical Coalition on Tourism erstellten Studie untersucht, welche Art von Hilfsprojekten von den deutschen Reise­anbietern gefördert wurden und ob dabei Überlegungen für einen sozialen und ökologischen Neuanfang eine Rolle spielten.

Die Autorinnen stellen fest, dass den unterstützten Projekten ein expliziter Bezug zum einheimischen Tourismus-Sektor fehlt und mittel- und kurzfristige Beiträge zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung darin nicht zu erkennen sind. „Nicht mehr über die Katastrophe reden, die Potenziale der Regionen herausstellen und darauf vertrauen, dass der Markt den Rest regelt und ansonsten weiter machen wie bisher ist kurzsichtig und kein überzeugendes Konzept“, heißt es im Fazit. Die Studie umreisst zudem einige der zentralen Konfliktfelder zwischen den Interessen der Tourismusunternehmen und der lokalen Bevölkerung im Zuge des Wiederaufbaus in Thailand und Sri Lanka.

In einer Untersuchung, die von der Rural Education and Development Society (REDS) aus Madurai (Indien) in Zusammenarbeit mit Medico international durchgeführt wurde, geht es um die Wirkungen von Not- und Wiederaufbauhilfe in den Distrikten Kanya­kumari und Tirunelveli in der Südspitze des indischen Bundesstaates Tamil Nadu. Dort ist für die meisten Familien das Problem eines endgültigen neuen Zuhauses noch immer ungelöst. Die Interessen des privaten Sektors würden in der Regel höher ange­siedelt als die der Bewohner an einer Perspektive für ihren Lebensunterhalt. „Aqua­kultur, der Abbau von Sand und die Tourismuswirtschaft sind drei der Terminator-Entwicklungen, die alles Lebende entlang der Küste zerstören“, heißt es in Bezug auf die Umweltsituation in der Region. Trotz der hohen Finanzmittel, die in die Hilfsstrukturen eingeflossen sind, würde sich die ökonomische Situation des Gros der an der Küste dieser beiden Distrikte lebenden Menschen weiter verschlechtern.

Tsunami – Competition, Conflict and Cooperation. A research report on processes and effects of relief and rehabilitation in Kanyakumari and Tirunelveli districts, India. Hrsg. Medico international/Rural Education and Development Society (REDS). Redaktion: Karen Watermann, Jürgen Weber. Frankfurt/Main, Idayamelur. September 2006. Bezug: info@medico.de, www.medico.de

„Buchen hilft!“: Marketing statt Nachhaltigkeit für den Tourismus in Südasien. Eine Untersuchung zum Wiederaufbau des Tourismus nach dem Tsunami. Von Sabine Minninger und Bettina Stang, im Auftrag des EED für die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT), November 2006. Abrufbar im:www.tourism-watch.de/fix/files/Hinweis%20Buchen%20hilft.pdf

-ck-

(3.058 Anschläge, 38 Zeilen, März 2007)