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Ziemlich nahtlos


Japanische Männer eröffneten Mitte der 60er Jahre in Südkorea den Reigen der Sextouristen. Sie stellen noch heute das größte organisierte Klientel in Südostasien und können die Frauen bereits zuhause im Katalog auswählen. Sextourismus, so wie er im Westen bekannt ist, begann ebenfalls mit Soldaten, mit amerikanischen, die in Asien stationiert waren.

Für sie errichtete die US-Armee in den 60er Jahren die Erholungszentren "R&R", Rest & Recreation einschließlich Prostitution. Als die meisten Soldaten 1976 abzogen, übernahm der Tourismus nahtlos die inzwischen entstandenen Vergnügungsviertel. Japan holte sich die "Entertainerinnen", so der offizielle Name, zusätzlich ins Land.

Um Japan zu einer besseren und offenen Vergangenheitsbewältigung zu zwingen, bereiten japanische und südkoreanische Frauengruppen ein großes Tribunal für Dezember 2000 in Tokyo vor. Die Konferenz wird als dringend eingestuft, da die Zahl der überlebenden Kriegssexsklavinnen immer geringer wird. Das offizielle Japan ist nach Angaben der Frauen auch deshalb zu keiner Entschuldigung bereit, weil sonst die Geschichte selbst in Schulbüchern neu geschrieben werden müsse. Noch würden die ungeheuerlichen japanischen Kriegsverbrechen weitgehend totgeschwiegen. Der Kaiser habe nur einmal bei einem koreanisch-japanischen Essen die Mißhandlungen der Mädchen und Frauen "tief bedauert".

Das Tribunal "War crimes Tribunal on Japans military sexual slavery" wird veranstaltet von der japanischen Organisation "Violence against Women in War Network (VWW-NET)", Frau Yun Chung-Ok vom "Korean Council for women drafted for military sexual slavery by Japan", Seoul, und einem International Advisory Committee unter der Federführung von Frau Indai Lourdes Sayor.

Kontakt in Deutschland:

Koreanische Frauengruppe e.V., Frau Chung-Noh Gross, Wiedenhof 12, 14163 Berlin, Tel. 030-8031 105, Fax 030-8175 146 Japanische Fraueninitiative e.V., Frau Kiyomi Ikenaga, Leonhardtstr. 10, 14057 Berlin, Tel. 030-3241 860, Fax 030-3274 553.

Bei dieser Gelegenheit sei noch auf ein hochinteressantes neues Buch hingewiesen: Brian Daizen Victoria, Zen, Nationalismus und Krieg - Eine unheimliche Allianz, Theseus Verlag, Berlin 1999, 400 Seiten, DM 48.

(1927 Zeichen / 33 Zeilen, Dezember 1999, Ludmilla Tüting)