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Wohin geht die Reise?

Drei Fragen an Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender des Tourismusausschusses


Anfang März wird sich der Deutsche Bundestag unter anderem mit Menschenrechten und Tourismus auseinandersetzen. Auch auf der kommenden Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin sorgt das Engagement der Politik für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus für Gesprächsstoff. Wie sich die deutsche Politik und insbesondere der Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags für Menschenrechte, Klimaschutz und Unternehmensverantwortung im Tourismus einsetzt, wollten wir von Klaus Brähmig MdB wissen. Brähmig ist seit 2009 Vorsitzender des Tourismusausschusses. Von 1998 bis 2009 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

TW: Was tut die Politik und vor allem der Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages, um den Schutz und die Verwirklichung der Menschenrechte im internationalen Tourismus zu fördern?

Klaus Brähmig:Das Verhältnis zwischen Tourismus und Menschenrechten ist ziemlich neu in der öffentlichen Debatte. Gleichwohl engagieren sich Bundestag und Bundesregierung seit langem auf diesem Gebiet. Da es sich bei der Diskussion über die Einhaltung der Menschrechte um ein Querschnittsthema handelt, tangiert es zahlreiche Ressorts und Ausschüsse. So hat etwa unser Einsatz für Umweltschutz, Frauenrechte, Frieden und Bildung in wenig entwickelten Ländern ebenso starke Menschrechtsbezüge wie unser Kampf gegen Ausbeutung von Kindern und Vertreibung oder für den freien Zugang zu Nahrung und Trinkwasser. Daher richten wir Tourismuspolitiker bei Dienstreisen auch unser Augenmerk auf nachhaltige Tourismusprojekte. Expertenanhörungen und Anträge der Fraktionen sensibilisieren Kollegen und Wirtschaft noch stärker für das Thema. Dazu zählt auch, dass wir uns bei der Welttourismusorganisation (UNWTO) konsequent für einen sozial- und umweltverträglichen Tourismus einsetzen.

TW: Der Tourismus, insbesondere der Flugverkehr, trägt wesentlich zum Klimawandel bei. Wie nimmt der Tourismusausschuss die Problematik auf, um den Tourismus klimafreundlicher zu gestalten?

Klaus Brähmig:Die Klimawirkung im Tourismus hängt wesentlich von den genutzten Verkehrsträgern ab. Erst in zweiter Linie sind Einrichtungen der touristischen Infrastruktur für die Erderwärmung verantwortlich. Deshalb setzt sich der Tourismusausschuss vor allem für umweltverträgliche Mobilität ein. Hervorzuheben ist das Engagement von Bund und Ländern, die inländischen Ziele zu stärken und die Bevölkerung über nachhaltigen Tourismus zu informieren. So machen sich die Mitglieder im Tourismusausschuss unter anderem sehr für den Urlaub auf dem Lande, Gruppenreiseangebote sowie Wander- und Fahrradurlaub stark. Wir wollen aber niemandem vorschreiben, wohin es im Urlaub geht. Innovative Ansätze zur Stärkung des hiesigen Wassertourismus stehen auf der Agenda, ebenso wie der Einsatz regionaler Produkte in der Gastronomie oder die Verwendung effizienter Elektrogeräte in der Hotellerie. Mobilität ist fast automatisch mit Energieverbrauch verbunden, Einsparpotenziale gibt es aber häufig am Urlaubsort.

TW: Gesellschaftliche Verantwortung (CSR) spielt bei vielen touristischen Unternehmen mittlerweile eine große Rolle. Zertifizierung und eine wachsende Zahl an Gütesiegeln, die aber kaum jemand kennt und einschätzen kann, gewinnen auch im Tourismus an Bedeutung. Wie sieht die Politik hier ihre Rolle und wie stehen Sie zu staatlichen Rahmensetzungen hinsichtlich der Berichts- und Transparenzpflichten von Unternehmen?

Klaus Brähmig:Aus der Globalisierung resultieren sowohl Chancen für Frieden und Wohlstand als auch Risiken für Umwelt und Gesundheit. Wirtschaft und Politik tragen daher auch im Tourismus zunehmend einer nachhaltigen Entwicklung Rechnung. Der Schutz unserer Lebensgrundlagen, d.h. Erhalt und Pflege von Natur und Landschaft, liegt für die Tourismuswirtschaft im ureigensten Interesse, da dies ihr Kapital darstellt. Ebenso wie Umweltengagement zum Markenzeichen vieler Tourismusunternehmen geworden ist, werden soziale Kriterien für die Branche immer wichtiger. Kritische Verbraucher werden wie bei Lebensmitteln und Textilen in Zukunft verstärkt auch bei Reisen auf Umwelt- und Sozialfaktoren achten. Die Touristik wird somit bald von selbst dazu kommen, entsprechend geprüfte Qualitätsangebote auf den Markt zu bringen. Der Staat kann hierbei vor allem durch Aufklärung und Information unterstützen, um den Trend hin zu einem qualitativen Wachstum im Tourismus zu fördern.“

(4.514 Zeichen, 62 Zeilen, März 2012)