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Wie erfolgt der touristische Wiederaufbau in Süd- und Südostasien?

Keine nachhaltige Entwicklung sichtbar


Wer engagiert sich für einen sozial- und umweltverträglichenWiederaufbau des Tourismus in den Tsunami-Regionen? So lautete die zentraleFragestellung eines Gutachtens von TOURISM WATCH und der Ecumenical Coalitionon Tourism (ECOT) für den Zeitraum April bis Juli 2005. Das Ergebnis lässt zuwünschen übrig und deckt sich mit den Berichten auf den Seiten 3 bis 6.

World Tourism Organization (WTO)

Die WTO reagierte umgehend mit dem Phuket Action Plan. Er konzentriert sich auf Beschäftigungsmöglichkeiten, kleinere Unternehmen und die Rückkehr der Reisenden. Bisher umgesetzt wurden lediglich Maßnahmen, die das Vertrauen der Reisenden in die Destinationen zurückgewinnen sollen. Es handeltsich offensichtlich nur um ein Marketing-Mittel.

Reisebranche

Die Reisebranche engagiert sich beim Wiederaufbau in der finanziellen Unterstützung von Projekten, die keinen Bezug zum Tourismus haben. Eine Änderung in ihrem unternehmerischen Handeln dagegen ist nicht zu sehen. Der Tsunami gab keinen Anlass für eine touristische Neuausrichtung. Der Tourismus sieht sich alleine als Opfer des Tsunami. Dementsprechend wird nach außen der Eindruck erweckt, Reisen in diese Länder sei die effektivste Art der Katastrophen- und Entwicklungshilfe.

Die Reisebranche kommuniziert das Thema „Tsunami“ nicht gegenüber den Kunden, beispielsweise durch die Reisekataloge. Das Problem scheint nicht mehr existent, vielmehr wird dem Kunden vermittelt, dass die betroffenen Gebiete vollständig wieder für den Tourismus hergestellt seien.

Hilfswerke

Für Hilfswerke scheinen touristische Projekte nicht sehr attraktiv zu sein, da dies offenbar den Spendern nicht imponiert. Innerhalb des Gutachtens konnte keine NGO identifiziert werden, die sich im Bereich touristischer Wiederaufbau oder nachhaltige Tourismusplanung engagiert. Die Hilfswerke stehen im Konkurrenzkampf um die prestigeträchtigsten Projekte, die bei den Spendern gut ankommen, etwa Krankenhäuser, Waisenheime, Vorschulen, Dörfer und Fischerboote.

Bei der Spendenhöhe, die Hilfswerke nun für die betroffenen Regionen einsetzen müssen, kommt es zur Überlappung von Projekten. Viele Gelder können nicht effizient verplant und eingesetzt werden. Es gibt kein effizientes Monitoring-System, welches die Aktivitäten der Hilfswerke optimal koordinieren könnte. Es scheint, als seien die Hilfswerke mit ihrer Aufgabe überfordert. Auch wenn einige Hilfswerke von sich behaupten, dass sie unter Partizipation der Betroffenen planen, scheint es sich oft nur um pseudo-partizipative Prozesse zu handeln, da die Betroffenen oft keine Alternativen haben.

Das Gutachten stellt als Schlussfolgerung die Gleichung auf: Tourismus nach dem Tsunami ist gleich Tourismus vor dem Tsunami. Eine touristische Neuorientierung, bei der ökologische und soziale Standards Beachtung finden, ist bisher nicht sichtbar.

(2.831 Anschläge, 45 Zeilen, September 2005)