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Wachstum im Flugverkehr gefährdet Klima-Ziele


„Der Luftverkehr weltweit ist nicht auf Zielkurs“, erklärte Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von Atmosfair bei der Vorstellung des Atmosfair-Airline Index 2017am Rande des Weltklimagipfels in Bonn. Rund 200 große Airlines hat die Umweltorganisation auf ihre Umweltbelastung untersucht. Das Ergebnis der Studie: Der weltweite Luftverkehr droht seine selbst gesetzten Klimaziele zu verfehlen. Statt einer Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen stiegen diese im vergangenen Jahr um rund vier Prozent, die Flugkilometer um knapp sieben Prozent.

Zu den Kriterien für die Index-Beurteilung der Klimafreundlichkeit zählt neben der Flottenerneuerung unter anderem auch die Zahl der bei einem Flug transportierten Passagiere. Flugzeuge mit enger Bestuhlung belasten die Umwelt deutlich weniger als Flieger mit Beinfreiheit. Bei enger Bestuhlung und voller Auslastung erscheint Fliegen auf den ersten Blick sogar klimafreundlicher als Autofahren. Wenn eine Person allein mit einem Mittelklassewagen unterwegs ist, verbraucht dieser etwa 6 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Im Flugzeug sind es nur 3,5 Kilometer. Allerdings ist Kohlendioxid, das in großen Höhen ausgestoßen wird, wesentlich schädlicher als die gleiche Menge aus einem Autoauspuff. Deshalb sollte man so wenig wie möglich fliegen; auf Kurzstreckenverbindungen sollte man ganz verzichten.

Noch radikaler formuliert es Paul Peeters: Tourismus und Flugverkehr machen die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens unerreichbar, sagt der Wissenschaftler von der Delft University of Technology in den Niederlanden in seiner im November 2017 veröffentlichten Doktorarbeit. Selbst wenn alle Maßnahmen der Internationale Zivilluftfahrtsorganisation (ICAO) wie hohe Steuern auf Flugtickets und CO2-Emissionen, subventionierter Agrotreibstoff und technologischer Fortschrift greifen, reichen die Bemühungen nicht aus, um das zukünftige Wachstum im Flugverkehr auszugleichen. Peeters fordert, dass jedes einzelne Land die Verantwortung für alle Emissionen übernimmt, die aus internationalen Flügen von ihren Flughäfen stammen.

Weitere Informationen

Atmosfair-Airline Index 2017: https://www.atmosfair.de/de/atmosfair_airline_index

spiegel.de: Studie zu weltweitem Luftverkehr. TUI Airways fliegt am klimafreundlichsten

ntv.de: Ranking der saubersten Airlines. Beinfreiheit schlecht fürs Klima

TU Delft:Tourism and travel make Paris targets unachievable

-udi-

(November 2017, TW 89)