Blog

Vom Nachhaltigkeitsbericht zum Gütesiegel

Drei Fragen an Simone Probost, Geschäftsführerin von INTI Tours


Als eines von fünf Pilotunternehmen im europäischen Projekt „CSR- Reporting Intitiative for Tourism“ war der Lateinamerika-Spezialreiseveranstalter INTI Tours beteiligt, gemeinsam mit der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (KATE Stuttgart), EED Tourism Watch und anderen Partnern exemplarisch einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und die Erfahrungen auch für andere nachahmbar in einem Berichtsleitfaden zu dokumentieren. Wir befragten Geschäftsführerin Simone Probost zu ihren Erfahrungen, Empfehlungen und Nachhaltigkeitsplänen.

TW: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Einführung von Nachhaltigkeitsberichten in Ihrem Unternehmen gemacht?

Simone Probost: Am Anfang stand die gründliche Analyse unseres Unternehmens. Anhand von Checklisten, die auf dem Kriterienkatalog des Forum anders reisen, basieren, wurden Unternehmensführung, Reiseprodukte, Leistungsträger (Hotels, Transportwesen, Partneragenturen) systematisch auf Nachhaltigkeit überprüft. Die Überprüfung umfasste alle Dimensionen von Nachhaltigkeit, also die ökologische, ökonomische und soziale Dimension.

Diese Phase diente ebenfalls zur Reflektion über unser Unternehmen. Während der Datenerhebung wurde sehr rasch und klar ersichtlich, wo INTI Tours als Unternehmen steht und wo unerkannte Stärken oder eventuelle Schwächen versteckt liegen. Positive und negative Aspekte der täglichen Arbeit wurden sichtbar und messbar. Für uns war dies eine intensive Zeit der Standortbestimmung und Zielsetzung für die Zukunft.

TW: Würden Sie anderen Unternehmen die Nachhaltigkeitsberichterstattung ebenfalls empfehlen und worauf sollten sie besonders achten?

Simone Probost: Auf der Grundlage der Erfahrungen der letzten Monate würde ich jedem Unternehmen die Berichterstattung und die Investition der wertvollen Zeit über zwei bis drei Monate empfehlen. Es sollte in jedem Unternehmen ein Verantwortlicher gewählt werden, der die Daten aus allen Bereichen zusammenträgt. Es sollte darauf geachtet werden, alle Mitarbeitenden des Unternehmens in ihren jeweiligen Kompetenzbereichen an der Datenerhebung zu beteiligen. Wichtig ist, dass im Anschluss die Ergebnisse der Datenauswertung in die Zielsetzung einfließen. Die aufgestellten Maßnahmen zum Erreichen der jeweiligen Ziele können nur umgesetzt werden, wenn alle am Unternehmen Beteiligten aktiv mitarbeiten.

Falls im Betrieb noch kein Leitbild vorhanden ist, sollten alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, dies mit zu gestalten und ihre eigenen Ideen einzubringen, um sich mit dem Unternehmen zu identifizieren. Dies ist ein sehr gruppendynamischer Prozess und wird sich sicherlich positiv auf das Betriebsklima und die Mitarbeitenden auswirken. Unser Engagement hat sich bereits gelohnt. Wir sind mit unserem Unternehmen schon während der Datenerhebung ein großes Stück weitergekommen.

TW: Was ist das Ergebnis der Pilotphase und wie geht es nun weiter?

Simone Probost: Wir sind im Moment an der Umsetzung der Maßnahmen für die mittel- und langfristigen Ziele von INTI Tours. Dieser Prozess wurde durch die CSR-Berichterstattung angestoßen. Diese wird konstant überprüft und stetig verbessert.

INTI Tours ist bereit für den nächsten Schritt – die externe Zertifizierung der Berichterstattung. Für die Kunden und Verbraucher wünsche ich mir mehr Transparenz für ein Erkennen von wirklich nachhaltigen Reiseunternehmen. Es gibt genug Unternehmen, welche im Moment auf einer Klima-Trendwelle schwimmen und die Nachhaltigkeit im Unternehmen aus Gründen des besseren Marketings und des Profits gezielt als Werbemaßnahme einsetzen.

Sehr positiv sehe ich die Entwicklung der Reiseunternehmen im „Forum anders reisen“, die sich größtenteils sogar auf eine CSR-Berichterstattung verpflichten würden. Alle Mitglieder mussten sich bereits vor Eintritt in den Verband verpflichten, einen Kriterienkataloge einzuhalten. Man kann davon ausgehen, dass die Buchung einer Reise über einen Veranstalter des „Forum anders reisen“ bereits jetzt schon nachhaltig ist. Trotzdem plädiere ich für ein Erkennungsmerkmal in Form eines geeigneten Labels für messbar nachhaltige Tourismusunternehmen. Diesen Prozess mitzugestalten, sehe ich klar als Aufgabe des „Forum anders reisen“.

(3.638 Anschläge, 55 Zeilen, Dezember 2007