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Versprechungen vom gelobten Land

Ernährungssicherheit umgesiedelter Gemeinschaften aus dem Limpopo-Nationalpark in Mosambik


Schild am Eingang des Limpopo National Parks, Mosambik

Drei Gemeinschaften wurden bis heute aus dem Limpopo-Nationalpark in Mosambik umgesiedelt. Die mit der Parkverwaltung ausgehandelte Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Lebensgrundlage lässt jedoch auf sich warten. Dadurch können sie nur sehr begrenzt Nahrungsmittel anbauen.

Der grenzüberschreitende Great Limpopo Transfrontier Park wurde 2001 ausgewiesen. Er soll die internationale Kooperation fördern und zur Tourismusentwicklung im Krüger-Nationalpark in Südafrika, im Gonarezhou-Nationalpark in Simbabwe und im Limpopo-Nationalpark im Süden Mosambiks beitragen. Nach einer Vereinbarung aus dem Jahr 2002 zwischen der Peace Park-Stiftung in Südafrika, die mit dem Management betraut ist, der deutschen KfW-Entwicklungsbank und dem Tourismusministerium, beschloss die Limpopo-Nationalparkverwaltung, neun Gemeinschaften – insgesamt 7.000 Familien – aus der Kernzone des Parks umzusiedeln. Traditionell bauen diese Familien Mais als Grundnahrungsmittel an, der ohne künstliche Bewässerung wächst.

Leere Versprechungen

Jede Gemeinschaft gründete ein Umsiedlungskomitee. In einem langen Konsultationsprozess mit der Parkverwaltung wurde jeweils ein eigener Aktionsplan für die Umsiedlung aufgestellt. Die Kompensationsvereinbarungen versprachen bessere Lebensgrundlagen und Infrastruktur und  überzeugten die Gemeinschaften, sich auf die Umsiedlung einzulassen. Inzwischen sind drei der neun kleinbäuerlichen Gemeinschaften in verschiedenen Gegenden des Massingir-Distrikts umgesiedelt. Als ich sie im März 2019 befragte, gaben die Dorfvorsteher jedoch an, dass viele der im Aktionsplan vereinbarten Punkte nicht erfüllt worden seien. Die Möglichkeiten, Mais anzubauen, seien gravierend beeinträchtigt – und damit die Ernährungssicherheit der Gemeinschaften.

Von den Wirbelstürmen Idai und Kenneth sowie den darauf folgenden Überschwemmungen Anfang des Jahres war diese Gegend nicht betroffen. Stattdessen leidet die Region derzeit unter Dürre. Die fehlenden Niederschläge verschärfen die Ernährungssituation in den Umsiedlungsgebieten.

Das Warten auf Bewässerungssysteme

Die aus 164 Familien bestehende Gemeinschaft Makavene verließ den Park bereits 2013. 52 Familien zogen in die Nähe der Distrikt-Hauptstadt Tihovene, während die anderen 112 Familien sich etwa 20 Kilometer entfernt im Hinterland von Banga niederließen. 2018 räumten Makavene-Tihovene und Makavene-Banga ihre gemeinsamen Anbauflächen. Die Parkverwaltung hatte ihnen im Gegenzug Bewässerungslandwirtschaft versprochen, mit der sie ihre Ernährung auch in der Trockenzeit sichern können. Doch die Installation von Wasserpumpen kommt nur schleppend voran.

Im Dorf Makavene-Banga sind die Wasserpumpen noch immer nicht installiert. Dorfvorsteher Fanuel Zita zeigt auf die Wasserpumpen, die sich in seinem Haus befinden, statt am vier Kilometer entfernt gelegenen Fluss. „Niemand kam, um sie zu installieren. Es hat geregnet, also bestellen wir jetzt unsere Felder ohne Bewässerung. Doch inzwischen hat der Regen schon wieder aufgehört und so ist der Mais, den wir gepflanzt haben, vertrocknet”. Als Überlebensstrategie ist die Produktion von Holzkohle weit verbreitet, führt aber zu Entwaldung und weiteren Dürren.

Der Dorfvorsteher von Makavene-Tihovene, Jaime Fenias Ringane, erzählt: „Endlich…[nachdem wir fünf Jahre gewartet haben]…, bekamen wir das Land und installierten zwei Wasserpumpen. Also werden wir etwas anbauen. Doch während wir auf die Maisernte warten, müssen wir irgendetwas verkaufen. In der Zwischenzeit müssen wir überleben, indem wir Soja und Tomaten anbauen, die sehr viel schneller Früchte tragen“. Es braucht Zeit, um sich an die neuen Bedingungen in den Umsiedlungsgebieten anzupassen. Die Bodenqualität ist schlechter als im Park. Beim Verkauf neuer Erzeugnisse wie Tomaten und Soja fürchtet der Dorfvorsteher harte Konkurrenz aus anderen Dörfern, die mit der Bewässerungslandwirtschaft mehr Erfahrung haben. Die Migration nach Südafrika zur Lohnarbeit auf den Plantagen wird in dieser umgesiedelten Gemeinschaft wahrscheinlich die wichtigste Bargeldquelle bleiben.

Das Warten auf Trinkwasser

Nanguene war das erste umgesiedelte Dorf, es wurde 2008 als Teil der Gemeinschaft von Chinangane aufgebaut. Laut Dorfvorsteher Alsão Moijmele ist hier der Mangel an Trinkwasser das größte Problem. Ein System zur Wasserversorgung sei zwar 2018 installiert worden, „doch das Wasser war nicht sauber und die Regierung demontierte die Wasserversorgung wieder, ohne das mit uns abzusprechen. Wir hätten das Wasser zum Waschen verwenden können, doch sie ließen uns einfach keinen Zugang dazu”.

Nun müssen die Frauen aus Nanguene lange zum Fluss laufen oder von den Bewohnerinnen und Bewohnern von Chinangane Wasser holen. „Doch die akzeptieren uns nicht. Als sie gebeten wurden, das Wasser mit uns zu teilen, sagten sie, wir müssten es von ihnen kaufen. Sie meinen wir würden ihr Wasser trinken!”, sagt Alsão. Die Wasserproblematik birgt Konfliktpotenzial zwischen der umgesiedelten und der sie aufnehmenden Gemeinschaft.

Das Warten auf Land

Die Gemeinschaft von Massingir Velho wurde 2015 umgesiedelt und hatte zunächst gravierende Probleme mit der Qualität ihrer Unterkünfte. Daher war in den vergangenen drei Jahren die Instandsetzung der Häuser ihre größte Sorge. „Derzeit besteht das Problem darin, dass wir die versprochenen 18 Hektar Anbaufläche und die Wasserpumpen zu Bewässerung noch nicht bekommen haben. Es ist schwierig, etwas zu essen zu bekommen. Die vor Ort tätige Nichtregierungsorganisation Cedes (Ecumenical Committee for Social Development) hilft uns […] Wenn es kein Land gibt, dann will ich Arbeitsplätze”, sagt Dorfvorsteher Andrea Ngovene.

Der Blick nach vorne

Die Aussagen der Dorfvorsteher machen deutlich, dass die Parkverwaltung ihre Zusagen vernachlässigt hat, die Lebensumstände der umgesiedelten Menschen zu verbessern. Die Parkverwaltung und alle Regierungsebenen müssen mit den Dorfvorstehern und den sie unterstützenden zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeiten, um die Umsetzung der zugesagten Maßnahmen zu beschleunigen und damit die Ernährungssicherheit zu verbessern.

Dr. Kei Otsuki ist Expertin für internationale Entwicklungszusammenarbeit an der Universität in Utrecht. Sie forscht zu Gemeinschaften in Südamerika und Afrika, die von großflächigen Landinvestitionen betroffen sind.

Weitere Informationen zu ihren Forschungsvorhaben: www.uu.nl/staff/KOtsuki.  

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp