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"Travelife" - das neue unviverselle Signet für verantwortlichen Tourismus?


(25.08.2009) Längst weht der Anspruch auf den Fahnen der Reiseveranstalter;  soziale Verantwortung und Umwelt- und Klimaschutz gewinnen auch im Tourismus immer mehr Beachtung.  Die "weiße Industrie" möchte auch "saubere" Reiseangebote verkaufen. Das von der EU unterstützte Signet «Travelife» soll Reisenden hohe Standards im Sozial- und Umweltverhalten garantieren.

Auch wenn deutsche Reiseveranstalter noch zurückhaltend sind, so scheint sich "Travelife" als Qualitätszeichen für Umwelt- und Sozialverantwortung am Markt zu etablieren. Die Ankündigung, dass die großen Veranstalter Kuoni und Hotelplan in der Schweiz das Signet einführen wollen, findet allerdings nicht nur ungeteilten Beifall. So stellt der Arbeitskreis für Tourismus und Entwicklung (akte) in Basel u.a. fest, dass zwar die Dienstleister, insbesondere Hotels, überprüft würden, nicht aber die gesamte Sozial- und Umweltperformance des Reiseveranstalters selbst. Die Verantwortung (und nicht zuletzt die Kosten) würden auschließlich den Zielgebieten aufgebürdet.

 

Will ein Hotel mit dem Travelife-Logo ausgezeichnet werden, so wird es regelmässig auf rund 100 ökologische und soziale Kriterien überprüft. Das Travelife-Logo verspricht zunächst nicht wenig, auch wenn vieles davon selbstverständlich sein sollte,  manches hinter Kernarbeitsnormen zurück bleibt und anderes über international verbrieftes Rechte nicht hinausgeht.

Zum Beispiel:

- Das Personal wird regelmässig auf umweltschonendes Verhalten trainiert.

- Anlagen für erneuerbare Energien, z.B. Bioreaktoren für die Herstellung von Gas oder Sonnenkollektoren für Warmwasser.

- Zum Einsatz kommen umweltschonende Reinigungsmittel und Geräte sowie Sparlampen.

- Technische Installationen verhindern die Verschwendung von Strom, z.B. durch automatische Abschaltung von Klimaanlagen.

- Im Garten überwachen Feuchtsensoren die Sprinkleranlagen.

- Teilgereinigtes Abwasser (Grauwasser) wird zur Bewässerung genutzt.

Soziale Kriterien sind u.a.:

- Nur schriftliche Arbeitsverträge sind erlaubt. Strafen dürfen nicht willkürlich ausfallen.

- Angestellte werden nicht mit illegalen Mitteln wie Ratenkrediten oder mit Pass-Entzug zur Arbeit gezwungen.

- Sie werden für Überstunden bezahlt.

- Sie erhalten Mutterschaftsgeld.

- Die Mitarbeiter dürfen sich gewerkschaftlich organisieren. Sie werden durch eine Personalkommission vertreten.

- Kinderarbeit unter 14 Jahren ist an spezielle Bedingungen gebunden.

- Ein aktiver Schutz vor Kinderprostitution ist zu garantieren.

- Das Hotel integriert sich in die lokale Gemeinschaft und ermöglicht dem lokalen Gewerbe, ihre Dienste anzubieten.

In seiner kritischen Kommentierung weist akte u.a. mit direktem Bezug zum CSR Reporting System von TourCert darauf hin, das andere Angebotslabels mit umfassenderen und griffigeren Standards für Travelife Zielvorgaben vorlegen würden. Denn viele der Anforderungen, wie etwa die sozialen Kriterien zu Zwangsverträgen oder Kinderarbeit, gingen kaum über das hinaus, was gesetzlich ohnehin vorgeschrieben ist. Vom Fairen Handel sei Travelife damit meilenweit entfernt. Dass die gesetzlichen Vorschriften im Tourismus - sei es im Umweltbereich oder bei den Arbeitsverhältnissen - so schlecht eingehalten werden, weise  auf  "abgrundtiefe  Missstände im Tourismus hin". Doch auch in dieser Branche könne ein Label ein Unternehmen ja nicht dafür auszeichnen, dass es die Gesetze einhält, sondern nur für das, was es darüber hinaus tue.

Zur Kommentierung von akte und mehr Infos

ITB 2009: Auszeichnung "csr certified" für 15 Veranstalter

Mehr über Fair Trade in Tourism Southafrica (FTTSA)