Die Ferienindustrie in Kuba hat sich in den vergangenen Jahren zum dynamischsten Wirtschaftssektor und zur Haupteinnahmequelle von Devisen entwickelt. Während eines internationalen Erfahrungsaustausches in der Hauptstadt Havanna, der den "Tourismus in der regionalen und lokalen Entwicklung" beleuchtete, wiesen Tourismusexperten und Wissenschaftler jedoch ausdrücklich auf die bekannten Gefahren des Massentourismus hin. Es werde gebaut, ohne das ökologische Gleichgewicht zu beachten, Strände seien
verändert, Lebensraum zerstört und selbst archäologische Sehenswürdigkeiten vernichtet worden.
Zu den Umweltbelastungen an der Küste zählten auch Auswirkungen auf den sozio-ökonomischen Sektor. So habe im städtischen Bereich die Ungleichheit zugenommen, weil beispielsweise Hotels mit Wasser und Strom versorgt würden, die Anwohner dagegen nicht.
Diskutiert wurde ebenfalls, warum die ansässige Bevölkerung in Naturschutzgebieten nicht in den Tourismus miteinbezogen wird. Viele Menschen, die in der Nähe oder innerhalb von Nationalparks lebten, gehörten Randgruppen an. Sie unterlägen Beschränkungen und würden ausgegrenzt, weil ihre Lebensweise den Interessen des Tourismus zuwiderlaufe. Nationalparks seien trotz ihrer großen touristischen Bedeutung nicht dementsprechend entwickelt worden.
Die Teilnehmer betonten, daß nach neuen Wegen gesucht werden müsse. Die regionale und lokale Entwicklung des Tourismus dürfe nicht alleine Spezialisten und Wissenschaftlern überlassen werden. Der Einfluß der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen müsse verstärkt werden. Die Länder, Stadtverwaltungen, Gemeinden und Bewohner, die wesentlichen Pfeiler der Entwicklung, müßten gemeinsam nach Lösungen und Alternativen suchen. Unterbleibe dieser Austausch, könne es leicht zu negativen Auswirkungen kommen, wie auch Beispiele aus anderen Ländern Lateinamerikas zeigten. Eine Alternative sei der Gesundheitstourismus, insbesondere Kurhotels sollten stärker gefördert werden. Dabei könne man sich an Europa orientieren, wo man Kuren mit Hilfe von Heilquellen seit Jahrhunderten praktiziere. Kuba verfüge über ausreichende natürliche Ressourcen. Allerdings sei es nötig, gut ausgestattete Zentren zu schaffen und das Personal auf ein hohes professionelles Niveau zu bringen. Auch der Kongreß-Tourismus könne ausgebaut werden.
Erinnert wurde an die "Erklärung von Santo Domingo", die die Regierungschefs der karibischen Staaten 1998 verabschiedet hatten. In ihr erhielt der Tourismus ausdrücklich seine Anerkennung als "Industrie". Dieser Industriezweig ist auf eine intakte Umwelt und Kultur angewiesen. Deshalb traf man ein Abkommen zur Gründung einer "Zone des nachhaltigen Tourismus in der Karibik" und entwarf einen Handlungsplan zur Umsetzung. Kuba unterstützt den Plan.
(2462 Zeichen / 42 Zeilen, März 2000)