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Toura D'Or für "Indian Dreams"

"Indian Dreams – Die erstaunliche Reise des Bhupinder Chauhan"


In dem Dokumentarfilm "Indian Dreams" begleiten die österreichischen Filmemacher Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer einen jungen Inder, der von Delhi aus mit der Bahn ins südindische Kerala fährt und unterwegs zahlreiche Reisebekanntschaften macht. Der Film wurde auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) im März in Berlin von Studienkreis für Tourismus und Entwicklung mit dem Toura D'Or Filmpreis für zukunftsfähigen Tourismus ausgezeichnet.

Bhupinder Chauhan will sich einen Traum erfüllen und in Kerala das Meer sehen. Mit einer Reihe an Zwischenstopps in Rajasthan, Ahmedabad, Mumbai und Goa ist er mehrere Wochen unterwegs. Im Zug und während seiner Fahrtunterbrechungen führt er Gespräche mit Menschen, die er trifft oder besucht. Taxifahrer und Tierschützer, Leichenwäscher und Laienschauspieler, Fischer und Fotografen gewähren ihm und damit den Zuschauern Einblick in ihren Alltag.

Wissbegierig lässt sich Bhupinder Chauhan auf Begegnungen ein und erfragt die Lebensbedingungen seiner Landsleute. "Mich interessiert das Leben und die Unterschiedlichkeit der Menschen", sagt er. Als Reisender, der hier auch (oder vor allem?) Reporter für ein westliches Filmpublikum ist, stellt er Fragen, die ein Inder so eher nicht stellen würde, in Gesprächen, die eher Befragungen ähneln als natürlich ablaufenden Gesprächssituationen.

Der Protagonist folgt damit nur allzu offensichtlich einem Drehbuch, das bestimmten Fragestellungen gezielt auf den Grund geht: Konflikte zwischen Hindus und Muslimen in Gujarat, die auch im Westen Schlagzeilen machten, dem Traum von einer Bollywoodkarriere, der Präferenz in indischen Familien für Jungen gegenüber Mädchen, der Frage der Mitgift oder der Rolle der Frau.

Dadurch wirkt der Film über weite Strecken konstruiert. Bhupinder Chauhan trifft auch Menschen, die ein Tourist (egal ob Inder oder Ausländer) in Indien kaum treffen würde, wenn er sich nicht sehr gezielt darum bemüht. Ein Leichenwäscher, der umgerechnet zehn Euro im Monat verdient, würde kaum in der klimatisierten Wagenklasse fahren, die der Protagonist im Film sich leistet.

In der Preisbegründung für den Toura D'Or heißt es: "Der Film ist kein Bericht über populäre touristische Ziele, er zeigt dem Betrachter allerdings Seiten von Indien, die auch ein Reisender würde erkunden können. Es ist auf der einen Seite die Dokumentation eines Zugreisenden und auf der anderen Seite zugleich eine Aufforderung, es doch einmal ebenso zu machen – vielleicht nicht über die gesamte Strecke, aber doch wenigstens auf einer Teilroute." Damit erfülle "Indian Dreams" die Kriterien des Toura D’Or mit dem Hinweis auf einen Tourismus, der für ein angemessenes, sensibles Verhalten gegenüber Land und Leuten eintritt.

Die Aufforderung zur Nachahmung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn es ginge auch sensibler – zum Beispiel, indem man Leichenverbrennungen in Indien besser nicht dokumentiert, weder als Tourist mit dem Fotoapparat noch als ausländisches Filmteam mit der Kamera. Auch die Untertitel zeugen nicht immer von der Sensibilität, die ein mit dem Toura D'Or ausgezeichneter Film an den Tag legen sollte. Respekt wird in Indien großgeschrieben. Ein junger Mann duzt einen älteren nicht und einen alten Mann schon gar nicht. Auch Bhupinder Chauhan tut das nicht – nicht in dem, was er sagt, aber leider in dem, was die österreichische Übersetzung daraus macht.

"Indian Dreams – Die erstaunliche Reise des Bhupinder Chauhan" von Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer, Fortuna-Media, Österreich. 90 Minuten, Englisch und Lokalsprachen, mit Untertiteln, 2012.

Weitere Informationen:Toura D'Or Preisbegründung
www.tourador-contest.org/preistraeger/pdf/indien-2013.pdf

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