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Spielball der NGOs

Dürfen Fernreiseziele boykottiert werden?


Nichtregierungsorganisationen (NGOs) rufen immer wieder zum Boykott von Ländern auf, in denen Menschenrechte verletzt werden, allen voran Burma. Dazu Regina Spöttl, Regionalbeauftragte Naher Osten von amnesty international (ai):

"Ich würde mich vorher genau nach der Situation der Menschenrechte erkundigen und dann mein Gewissen befragen. Meistens sind die Menschenrechtsverletzer nicht die BürgerInnen, sondern Regierungen oder militante Gruppen. Deshalb ruft ai nie zu einem Boykott solcher Länder auf. Es hilft keinem, wenn der 'kleine Mann auf der Straße' bestraft wird.

Nach der Rückkehr aus den Ferien kann man sich mit ai in Verbindung setzen und zum Beispiel Briefe an Regierungen schreiben. Man sollte die Schönheit des Landes betonen und dann seine Sorge um die spezifischen Menschenrechtsverletzungen zum Ausdruck bringen. Oder man beteiligt sich an Briefaktionen von ai, die ein wichtiges und sehr effizientes Mittel sind. Gerade im Nahen Osten ist man sehr auf sein Image bedacht.

Vor Ort würde ich als einfache Urlauberin allerdings auf keinen Fall etwas unternehmen. Nicht etwa aus Sorge um die eigene Sicherheit, sondern um meine Gesprächspartner nicht zu gefährden. In Tunesien beispielsweise ist der Geheimdienst allgegenwärtig. Auch in Ägypten läßt die Menschenrechtsbilanz sehr zu wünschen übrig. Die Religions- und Meinungsfreiheit sind heute wieder stark eingeschränkt. Wer davon zu großzügig Gebrauch macht, landet schnell hinter Gittern.

In Syrien gibt es zwar schlimme Menschenrechtsverletzungen, aber immerhin Religionsfreiheit. In Saudi-Arabien ist sie dagegen stark gefährdet. Trägt ein Christ dort bei der Einreise als Schmuck ein Kreuz oder hat er eine Bibel dabei, kann beides leicht konfiziert werden. Nicht einmal die Gastarbeiter dürfen ihre eigenen Religionen ausüben. Werden sie erwischt, laufen sie Gefahr, ins Gefängnis zu kommen.

Geradezu absurd sind Vorschläge einiger christlich-fundamentalistischer Organisationen, vor Ort Bibeln zu hinterlassen oder gezielt nach Kirchen zu fragen. Das ist der falsche Weg und wird gerade in diesen Zeiten als reine Provokation aufgefaßt. Wir haben nicht das Recht, anderen die christliche Religion oder westliche Regierungsformen als die einzig seligmachenden aufzudrängen. Wie würden beispielsweise Bayern in katholischen Feriengebieten reagieren, wenn arabische Touristen den Koran verteilten oder nach der nächsten Moschee fragten?"

(2.468 Anschläge, 34 Zeilen, Dezember 2001)