"Bewusst reisen – Urlaub und Menschenrechte" war Inhalt eines Pressehintergrundgesprächs am 14. August, zu dem der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Günter Nooke, eingeladen hatte.
Mitten in der Haupturlaubszeit war es Nooke ein Anliegen, dass Reisende sich über die Menschenrechtslage ihrer Feriendestination vorab informieren, sich über das eigene Benehmen bewusst sind und nicht die Menschenrechte der Gastgeber verletzen. Konkret verurteilte er die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern durch deutsche Touristen. Nooke empfahl Touristen, Missstände im bereisten Land anzusprechen. Man dürfe sich nicht vom schönen Schein einer Urlaubsdestination blenden lassen, sondern sollte auch kritisch die Menschenrechtssituation hinterfragen. Nooke warnte vor einer falschen Solidarisierung und davor, sich komplett auf eine fremde Kultur einzulassen, auch wenn diese die Menschenrechte mit Füßen tritt.
Nooke wünscht sich auch ein größeres Engagement der Reisebranche, um Touristen zu sensibilisieren. In Bordmagazinen oder Reisekatalogen würden Umwelt- und Klimathemen angesprochen, nicht aber die Menschenrechtssituation in den Zielgebieten. Bislang gibt es keine Kooperation mit der Reisebranche, um diese zu ermutigen, aktiver zu werden. Auch das Auswärtige Amt selbst unternehme keine Sensibilisierungsmaßnahmen, Reisende, die Reisebranche oder eigene Mitarbeiter z.B. zum Thema kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus aufzuklären.
Die Frage, ob man gewisse Länder boykottieren solle, verneinte Nooke. Das Auswärtige Amt werde Touristen keine Vorschriften machen, wo sie hinreisen sollten und wohin nicht. Er sieht gerade im Dialog zwischen Touristen und Bereisten eine große Chance, die Menschenrechtssituation zu verbessern. Ein Boykott wäre der falsche Ansatz, so Nooke, denn auch wenn die Einkünfte durch den Tourismus noch so niedrig seien, lebe jedes Land doch "besser mit als ohne Tourismus".
Das Anliegen der Veranstaltung ist deutlich: Das Auswärtige Amt wünscht sich gut informierte Reisende, die die Menschenrechte beachten und die auch Zivilcourage zeigen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Für ausgesprochen heikel sieht man bei TOURISM WATCH die Aufforderung, dass Touristen Menschenrechtsverletzungen mit Einheimischen besprechen sollten. „Damit bringen sie unter Umständen nicht nur sich selbst, sondern auch den Gesprächspartner in Gefahr. Wir halten es nicht für eine gute Empfehlung, ein Zimmermädchen in Myanmar nach den Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land zu fragen, oder in Thailand zu kritisieren, dass ein Tourist, der das Bild des Königs bemalt hat, verhaftet wird. Zivilcourage zu zeigen ist gut, aber ohne sich selbst oder andere zu gefährden“, so Heinz Fuchs, Leiter von TOURISM WATCH im Evangelischen Entwicklungsdienst.
Sabine Minninger ist Diplom-Geografin und arbeitet im Auftrag des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) und der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) zu Klimaschutz und Katastrophenvorsorge im Tourismus.
(2889 Zeichen, 41 Zeilen, September 2007)