An die Bürger und Besucher von Goa wendet sich die "Plastic Free Goa"-Kampagne. Sie versucht seit über einem Jahr, den südindischen Bundesstaat und seine beliebten Strände von Plastikmüll zu befreien. Im Visier haben die Umweltschützer vor allem Plastiktüten und Trinkwasser-Plastikflaschen, die in großen Mengen von Touristen gekauft werden.
Gesetze zur Müllvermeidung waren bislang wenig hilfreich, da die Regierung nicht auf die Einhaltung der Vorschriften achtet. Indien verfügt zwar über Atomwaffen, aber eine Müllabfuhr gibt es entweder nur ungenügend oder gar nicht. Lediglich in Wohnsiedlungen der Reichen funktioniert die Abfallbeseitigung.
Insbesondere in Kleinstädten und Dörfern stellte die Müllbeseitigung früher kein großes Problem dar. Aber seitdem beim Einkauf jedes Produkt automatisch in Plastikbeutel gesteckt wird, werden sie des Abfalls ebenfalls nicht mehr Herr. Straßenkinder, die Müll nach wiederverwertbarem Material durchsuchen, lassen die dünnen Plastikbeutel liegen, da sie sich nicht zum Recycling eignen.
Seit einigen Jahren läßt sich daher in zahlreichen Entwicklungsländern ein sehr unangenehmes Phänomen beobachten bzw. erriechen. Am Spätnachmittag und in den frühen Abendstunden verbrennen vielen Bewohner Abfall am Straßenrand, den sie zuvor sorgfältig zusammengekehrt haben. Aus ungezählten Feuerchen entweichen dank der Plastiktüten gesundheitsschädliche Dämpfe, die sich süßlich riechend in der weiteren Umgebung verteilen.
Auch Touristen haben häufig darunter zu leiden. Sie können aber mit gutem Beispiel zur Müllvermeidung vorangehen. So sollten sie beim Einkaufen Plastiktüten mit einem freundlichen Hinweis verweigern - in Nepal beispielsweise sind deutschsprechende Touristen inzwischen dafür bekannt. (Diese Praxis empfiehlt sich natürlich genauso zu Hause!)
Alternativen für eine sichere Reise
Urlauber sollten ebenfalls auf - häufig nur vermeintliches - Mineral- oder Quellwasser in den berüchtigten Plastikflaschen verzichten. Zum einen ist die hygienische Qualität nicht garantiert, zum anderen wissen die Hotels, Restaurants, Städte, Dörfer und Ausflugsziele nicht wohin mit dem Plastikmüll. Wer beispielsweise bei einem Himalaya-Trek hinter die Kulissen häufig frequentierter Bergdörfer schaut, wird Tausende leerer Plastikflaschen entdecken, meist versteckt in Gräben und Gruben.
Anstatt unterwegs täglich neue Plastikflaschen mit "sicherem" Wasser zu kaufen, empfiehlt sich die eigene, unzerbrechliche Wasserflasche aus Leichtmetall. Federleichte Exemplare (von Sigg) sind heute in unterschiedlichen Größen in Kaufhäusern und Ausrüstungsläden preiswert erhältlich. Gefiltertes und abgekochtes Trinkwasser stellt heutzutage fast jedes Hotel kostenlos zur Verfügung. Für den Ausnahme- und Notfall eignen sich geschmacksfreie Wasser-Entkeimungstabletten (Micropur).
Reisen in tropische Länder erfordern eine körperliche und seelische Umstellung, die man sich ganz bewußt und entspannt gönnen sollte. Aus der Angst vor einem Durchfall, vornehm ausgedrückt Diarrhöe (engl. diarrhoea, sprich deiö'ria) entwickeln allerdings viele Urlauber eine regelrechte Paranoia - zu Lasten der Umwelt. Bei einer derartigen Umstellung von Klima, Luft, Wasser und Kultur ist es nicht verwunderlich, daß es jede/n einmal leicht erwischt. Umgekehrt ergeht es Besuchern aus dem Süden oder Landsleuten, die lange im Ausland waren, häufig ganz ähnlich.
"Peel it, boil it or forget it"
Wer unterwegs konsequent die Devise verfolgt "peel it, boil it or forget it" (schälen, abkochen oder vergessen) sowie auf Eiswürfel, Eiskrem, Mayonnaise und rohen Salat verzichtet, wird sich nichts einfangen, schon gar keine Amöben, vor denen die Furcht besondern groß scheint.
Und wenn es doch mal für ein bis drei Tage passiert: einfach weniger unternehmen oder ausruhen und extrem viel trinken. Am besten Reiswasser (von gekochtem Reis aus der Hotelküche) oder/und Wasser mit einer Elektrolyt-Lösung, um die verlorenen Mineralstoffe zu ersetzen. Das Elektrolyt-Pulver kann man hier oder vor Ort (für Pfennigbeträge) in Apotheken kaufen. Diese preiswerte Jahrhunderterfindung aus Asien ist jedem Medikament einschließlich der veralteten Kohletabletten vorzuziehen und - durch die Stärkung der eigenen Heilkräfte - sehr wirksam. Antibiotika dürfen nicht vorbeugend und ausschließlich in schweren Fällen (nach einer Laboruntersuchung) genommen werden! Sie richten sonst nur Schaden an.
Wer trotz "Montezumas Rache" eine Auto- oder Busreise (ohne rettende Toiletten) vor sich hat, wird sie mit dem "Stopper" Immodium (Apotheke) gut überstehen. Dieses Mittel legt den Darm vorübergehend still.
(4.664 Anschläge, 67 Zeilen, Dezember 2001)