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Pilgern auch ins Westjordanland

Das Internationale Begegnungszentrum in Palästina lädt zur Solidaritätsreise ein


Reisen ins Heilige Land können eine wichtige persönliche Erfahrung sein. Doch meistens fahren die Besucher an der Realität der Einheimischen vorbei. Der Alltag von Christen und Muslimen bleibt ihnen verborgen.

Das Internationale Begegnungszentrum in Bethlehem lädt ein, mit Solidarität ins Heilige Land zu reisen. Bereits Anfang der neunziger Jahre bot das Abu Dschubran Gästehaus eine Übernachtungsmöglichkeit in der Altstadt, um die Isolation Bethlehems zu verhindern. Seit mehreren Jahren können Pilger und andere Besucher Programme des "Authentischen Tourismus" von einem bis 14 Tagen buchen, die die vielen Gesichter des Landes zeigen. Im Mai 2002 wird das Konferenzzentrum der Dar Al-Kalima Akademie eröffnet werden. Für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet des sozialverantwortlichen Tourismus erhielt das Begegnungszentrum im März 1997 die TODO!-Auszeichnung, die alljährlich vom Ammerlander "Studienkreis für Tourismus und Entwicklung" verliehen wird.

Kürzlich starteten die Israelischen Verkehrsbüros im deutschsprachigen Europa eine Anzeigenkampagne, in der zu Reisen nach Israel eingeladen wird. Ausdrücklich werden das Westjordanland und Gaza, und damit auch Bethlehem und Jericho, von einer solchen Reise ausgeschlossen. Fast alle Aussagen des Direktors des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros über die Menschen in Israel treffen auch auf die Menschen in Palästina zu, mit dem Unterschied, dass letztere von ihm gar nicht erst erwähnt werden. Gastfreundschaft wird in Palästina immer, nicht nur in Zeiten der Isolation, groß geschrieben. Das Internationale Begegnungszentrum bietet weiterhin Besuchsprogramme entsprechend der Philosophie des "Authentischen Tourismus" an, auch wenn sie eingeschränkt werden müssen. Durch Kontakte vor Ort, beispielsweise auch in den Dörfern bei Bethlehem, werden Ausflüge nur in Situationen unternommen, die als sicher gelten können.

Bethlehem ist ein lästiges Muss bei den von Israel aus gestalteten Reisen gewesen, und wurde bei erstbester Gelegenheit "wegen der Sicherheit" gestrichen. Reiseerlebnisse, die Leben und Kultur Palästinas vermitteln, wurden erst gar nicht zugelassen. Diese Praxis gilt insbesondere für die sogenannten Promotionstouren, wie sie jetzt wieder von den Israelischen Verkehrsbüros angeboten werden. Viele Multiplikatoren, die sich umfassend über Reisemöglichkeiten informieren wollten, mussten nach der Reise feststellen, dass ihnen Entscheidendes vorenthalten worden war. Deshalb muss eine Promotionstour ganz anders aussehen: Sie muss Begegnungen mit Menschen in Galilaea und im Westjordanland enthalten. Sie muss Übernachtungen beispielsweise in Jericho und Bethlehem anbieten. Sie muss neue und gut erklärte Reiseerlebnisse in der arabischen Kultur vermitteln. Zu einer Reise des Programms "Authentischer Tourismus" des Begegnungszentrums gehören solche Komponenten dazu. Sich auf die entsprechenden Lernprozesse einzulassen, ist Aufgabe jedes Christen, der sich der weltweiten Ökumene bewusst ist. Deshalb: Reisen können stattfinden, und sie sollten Palästina in fairer Weise berücksichtigen. Interessierte Menschen sollten bewusst nach Bethlehem fahren, nachdem sie vorher Kontakt aufgenommen haben. Entgegen anderslautenden "Empfehlungen" sind das Westjordanland und Bethlehem für Besucher nicht abgesperrt. Je nach Maßnahmen der Israelischen Armee müssen aber vielleicht Umwege in Kauf genommen werden.

Andreas F. Kuntz, Koordinator Authentischer Tourismus, Internationales Begegnungszentrum, Bethlehem – Palästina, P.O.Box 162 - via Israel, Tel. 00972-2/27700–47, Fax –48, Handy 00972-52-674775, E-mail: akuntz@annadwa.org, www.annadwa.org

(3.757 Anschläge, 50 Zeilen, März 2002)