Auf Bali wurde am 11. Mai der Australier William Stuart Brown (52) zu 13 Jahren Gefängnis (Höchststrafe 14 Jahre) wegen sexuellen Missbrauchs an zwei Buben verurteilt. Zuvor verhängte Haftstrafen gegen Ausländer lagen stets unter einem Jahr, weshalb dieses Urteil als Präzedenzfall gilt. Brown, ein früherer Diplomat in Jakarta, lebte seit 1996 auf Bali. Er erhängte sich zwei Tage später in seiner Zelle.
Auf den Philippinen trug der bekannte irische Priester Shay Cullen wesentlich dazu bei, den britischen, mutmaßlichen Kinderschänder Barry Raymond Edwards (58) am 18. Juni zu stellen. Der pensionierte Lehrer war bereits vor einem Jahr auf frischer Tat geschnappt worden, als er nackt mit einem 14jährigen Mädchen in einem Hotelbett lag. Zimmernachbarn hatten sich beschwert. Edwards soll das Kind zuvor vergewaltigt haben, Zwei weitere minderjährige Mädchen warteten bereits in einem Nebenraum. Er konnte sich jedoch durch Bestechungsgelder freikaufen. Erst mit Hilfe einer internationalen Briefkampagne konnte Cullen, Direktor des Kinderhilfswerks PREDA, einen erneuten Haftbefehl erreichen. Bei der zweiten Festnahme in einem Urlaubsressort brachte er neben der Polizei ein Fernsehteam mit. Der Brite war mit einheimischen Kindern in seinem Versteck gesichtet worden. Die Polizei von Angeles City entdeckte über 200 Videobänder, die ihn bei sexuellen Handlungen mit Kindern zeigen sowie zahlreiche Kinderfotos, die vermutlich ins Internet gestellt wurden.
CNN interviewte am 22. Juni den Mexiko-Korrespondenten der "Dallas Morning News", Brendan Case. Dieser hatte gerade herausgefunden, dass rund 200 - überwiegend verurteilte - pädokriminelle US-Priester heimlich nach Übersee versetzt wurden. Die neuen, oft abgelegenen und kinderreichen Gemeinden in Lateinamerika, Asien und Europa habe man dabei nicht über die Neigungen der katholischen Gottesmänner informiert. In den USA waren in den vergangenen Jahren mindestens 3000 Priester des Kindesmissbrauchs überführt worden. CNN: Statt der versprochenen offiziellen Devise "Null Toleranz" müsse man von "Null Verantwortlichkeit" sprechen.
-tü-
(2.236 Anschläge, 26 Zeilen, Juni 2004)