Heute gibt es weltweit mehr Sklavinnen und Sklaven als in den vergangenen Jahrhunderten aus Afrika verschleppt wurden. Darauf verweist die "Europäische Aktion zur Überwindung von Sklaverei und Zwangsarbeit", die ihre Arbeit Anfang Dezember in Berlin vorstellte. Mit mindestens 27 Millionen ist ihre Gesamtzahl so groß wie ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland.
Sklaven sind überall zu finden, in allen Ländern und allen Wirtschaftsbereichen. Die meisten arbeiten in der Landwirtschaft, andere in Haushalten, Ziegeleien, Steinbrüchen, Bergwerken, Fabriken und Bordellen. Hinzu kommen Millionen von Menschen, die in der einen oder anderen Weise unter Zwangsarbeit - auch im Tourismus - leiden.
Die häufigste Form heutiger Sklaverei ist Schuldknechtschaft (engl. bonded labour), bei der Menschen ohne bzw. fast ohne Entlohnung eine tatsächliche oder vermeintliche "Schuld" abarbeiten müssen. Allein in Südasien dürfte es zwischen 15 und 20 Millionen derartiger Leibeigener geben. Nepals Regierung befreite im Juli 2000 zwar rund 75.000 Leibeigene. Ohne unterstützende Hilfsprogramme kamen sie allerdings vom Regen in die Traufe. Denn nun sitzen sie auf der Straße.
Die "Europäische Aktion", die 1999 von der Londoner Organisation "Anti-Slavery International" angeregt wurde, fordert von den Regierungen entschiedene Schritte zur Überwindung der Sklaverei und Zwangsarbeit. Trotz der Unterzeichnung zahlreicher völkerrechtlicher Konventionen nehme die Sklaverei im Zuge der Globalisierung zu. Die Aktion ruft auch die Industriestaaten auf, aktiv zu werden, und unterbreitete dazu eine Reihe von Vorschlägen. So verlangt sie von den Vereinten Nationen, einen Sonderberichterstatter einzusetzen, und bei Entwicklungsprogrammen zur Armutsbekämpfung einen Schwerpunkt gegen Sklaverei. Besonderen Wert legt die "Europäische Aktion" auf vorbeugende Maßnahmen, die Rehabilitierung und die Entschädigung von Sklaven und Zwangsarbeitern. (Im Fall Nepal versprachen gerade die USA entsprechende Hilfe.) Opfer des internationalen Menschenhandels dürften auf keinen Fall kriminalisiert werden.
Die "Europäische Aktion" wird in Deutschland unterstützt von: DGB-Bildungswerk (Düsseldorf), Dienste in Übersee (Echterdingen), IG Metall (Frankfurt), Kindernothilfe (Duisburg), Sudan Forum (Alfeld bei Hildesheim), Terre des Femmes (Tübingen) und der Werkstatt Ökonomie (Heidelberg), die die deutsche Kampagne koordiniert. Dort gibt es für DM 1,60 in Briefmarken im voraus die kleine Broschüre "Globalisierung der Sklaverei" aus der Reihe "epd-Dritte Welt-Information", die eine Übersicht über verschiedene Formen der Sklaverei gibt.
Amnesty International (ai) startete Mitte Oktober eine weltweite Anti-Folter-Kampagne, die vor allem offizielle Folterknechte vor Augen hat: "Unter allen staatlichen Akteuren sind Polizisten und Geheimdienst-Mitarbeiter die häufigsten Folterer, nämlich in 153 Ländern. In über 40 Staaten waren Angehörige der Armee beteiligt und in über 20 Ländern Mitglieder paramilitärischer Gruppen."
Im Laufe der Kampagne wird ai verschiedene Aspekte der Folter thematisieren und die Aufmerksamkeit auf einzelne Opfergruppen wie Frauen und Kinder lenken.
"Europäische Aktion zur Überwindung von Sklaverei und Zwangsarbeit"
c/o Werkstatt Ökonomie e.V.
Obere Seegasse 18
D-69124 Heidelberg
Tel.: 06221/72 02 96
Fax: 78 11 83
E-mail: klaus.heidel@woek.de.
Websites:
www.woek.de
www.kindernothilfe.de
www.antislavery.org
www.tdh.de (Kindersklaven).
Anti-Folter-Kampagne
amnesty international
Heerstr. 178
53108 Bonn
Tel.: 0228/98 373-0
Fax: 63 00 36
E-mail: ai-de@amnesty.de
ww.amnesty.de
(3.643 Anschläge / 52 Zeilen, Dezember 2000)